Journal Freitag, 27. Januar 2023 – Glatteisabenteuer

Samstag, 28. Januar 2023 um 8:24

Obwohl ich extra früh eingeschlafen war, schubste mich das Weckerklingeln in schläfrige Benommenheit.

Beim Eincremen nach Duschen Freude über die haarlosen Beine (Enthaarerin nach getaner Arbeit: “Wie Delphin!”).

Zackig wach werden musste ich auf dem Weg in die Arbeit: Das Helle auf Straßen und Wegen, das ich vom Fenster aus für eine dünne Schicht Neuschnee gehalten hatte (willkommen, weil erhöhte Griffigkeit), erwies sich als Eisglätte. Und so früh am Morgen waren noch große Abschnitte ungestreut.

Ich trippelte und rutschelte mit maximaler Körperspannung und tiefem Schwerpunkt in die Arbeit, brauchte 50 Prozent länger als sonst. Eine Charlie-Chaplin-Einlage auf der Schräge am Ende der Theresienwiese rauf zur Theresienhöhe: Ich musste mich am Eis-überzogenen Geländer hochziehen, doch im oberen Drittel hing am selben Geländer ein Herr mit viel Gepäck und Tüten. Um den balancierte ich lachend herum; er war stehengeblieben, lehnte sich an und streckte die Arme aus, damit ich mich notfalls festhalten konnte. (Schon klar, dass ich mich in der Rolle von Paulette Goddard in Modern Times sah?)

Ich erreichte das Büro mit dem Gefühl, Morgensport getrieben zu haben, und zwar Kraftsport.

Über den Vormittag reichlich Arbeit. Was sich als Irrtum herausstellte: Dass mir mit Langarm-Shirt plus Rollkragenpulli unterm Cord-Kleid warm genug sein könnte. Mit zusätzlichem Wolltuch über den Schultern ging’s aber. Kleiner Glücksmoment: Ich glaubte die Feder eines Ohrsteckers verloren, entdeckte ihn dann aber unzertreten auf dem Büroboden.

Weiter sehr müde. Mittags sah ich am namibischen Wasserloch, wie sich ein Strauß mit dem Fuß am Kopf kratzte (Kopf sehr weit runtergebeugt). Vielleicht richtete er sich ja auch die sensationellen Wimpern.

Und dann nahmen einige Strauße ein Schlammbad.

Draußen sah es immer noch scheißglatt aus, also war ich brav drinnen geblieben. Zu essen gab es ein Äpfelchen, Texasmix aus Bohnen und Mais im Glas, eine Körnerbreze aus der Cafeteria.

Nach Feierabend waren die Wege durchgehend gestreut, mit ein wenig Temperaturanstieg war das meiste Eis geschmolzen. Ich ging dennoch vorsichtig, kaufte unterwegs beim Aldi Billigschokolade, beim Vollcorner Obst ein (ausgewogene Ernährung: so wichtig).

Zu Hause nahm ich erst die Vorteige fürs Brotbacken am Samstag in Angriff: Es sollte das bereits einmal erprobte Schokoladenbrot Sechzig Prozent geben, allerdings die doppelte Menge für zwei Laibe, damit sich das Hochheizen des Ofens lohnte.

Dann gab es eine Runde Yoga. Bereits beim ersten vollen Atemzug krachten meine Rippen. Ich fühlte mich alt.

Herr Kaltmamsell sorgte für Nachtmahl. Ich hatte mir einen Drink zum Aperitiv gewünscht, Herr Kaltmamsell probierte einen Kurkuma-Martini mit frisch geriebener Wurzel aus, die er eine Stunde im zu verwendenden Gin eingelegt hatte. Statt Olive ein Gürkchen dazu.

Optisch so wenig attraktiv, dass Herr Kaltmamsell seine Entwicklung “Abomination” nannte, schmeckte aber gut. Dazu gemischte Antipasti in Öl aus dem Glas.

Wir teilten uns ein Flat-Iron-Steak, dazu gab es Pommes aus dem Speisefön und Ernteanteil-Zuckerhut als Salat mit Orangen-Dressing. Der Rotwein dazu, ein kastilischer Prometus 2020, braucht wohl noch ein wenig Lagerung, er schmeckte recht unrund. Nachtisch Pralinen und nur wenig Schokolade.

§

Ich guckte auf YouTube nach Filmausschnitten mit Paulette Goddard (die, wie ich lernte, bis zu ihrem Lebensende mit dem Schriftsteller Erich Maria Remarque verheiratet war). Ikonisch natürlich mit Charlie Chaplin in Modern Times:

https://youtu.be/2FIt4g9fgcg

Und sie tanzte auch mit dem Mann, der jeder Frau steht:

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https://youtu.be/MCe9DPLr3lM

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Freitag, 27. Januar 2023 – Glatteisabenteuer“

  1. Anke meint:

    Vielen Dank, weil es hier mal passt, für den damaligen Link zum Wasserloch.
    Der Gatte und ich haben in der “wir liegen krank mit Corona herum” Phase viel Zeit vor diesem Wasserloch verbracht, und uns über Tiere und anstrengungsfreie Abwechslung gefreut.
    Es war eine dringend benötigte Aufmunterung.

  2. Croco meint:

    Das Wasserloch war Unterhaltung für zwei Klassen am Zeugnisfreitag. Und wir haben tatsächlich beim Rückspulen die einzige Stelle gefunden, die man ein bißchen als Tierporno bezeichnen könnte.

  3. Susann meint:

    “Wie Delphin!” – wunderbar! Ich wäre auch gerne wie Delphin, nicht nur an den Beinen. Schwerelos durchs Wasser gleiten statt die x. Oberstufenklausur korrigieren, das wäre was…

  4. Sandra meint:

    Also ich sehe am Wasserloch immer nur diese grauen Böcke, obwohl ich immer mal reinschaue. Neulich waren mal Pferde im Hintergrund. Ich finde auch die Böcke gut, aber wenn da auch mal Giraffe oder Strauß vorbeischauen würden, würde ich mich sehr freuen!

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