Journal Dienstag, 31. Januar 2023 – Spaß mit Lindy Hop, Nachdenken über Erzähltechnik

Mittwoch, 1. Februar 2023 um 6:21

Krähendeko im Bavariapark.

Ein Vormittag mit echtem, unbestreitbaren, Büro-wärmenden Sonnenschein.

Viel Arbeit in der Arbeit, viel Unerwartetes, viel Unangenehmes. Aber dafür kriege ich halt Geld: fürs Aushalten, fürs Trotzdem.

Mittags ein weiterer letzter Cappuccino-Ausflug zum Emlio. Nun ist das Café doch bis Ende dieser Woche offen, die Regale werden immer leerer, die Ware wird abverkauft. Aber es gab frische Nussecken.

Ab Mittag geschlossene Wolkendecke, aber der Schnee schmolz weiter.
Mittagessen am Schreibtisch: Birchermuesli mit Joghurt, Birne.

Gestern war auch das Getränk des Bürotags interessant: Ich hatte frischen Ingwer dabei und trank nach meinem Morgen-Roibusch über den Tag viele Tassen heißes und besonders wärmendes Ingwerwasser.

Nach Feierabend kam ich so zeitig nach Hause, dass ich vor dem eigentlichen Abendprogramm noch Zeit für die Wiederholung der Yoga-Runde vom Montagabend fand.

Das eigentliche Abendprogramm: Die letzte von vier Tanzkursstunden Lindy Hop (Block A des Anfängerkurses). Wir waren so rechtzeitig auf der Tanzfläche, dass wir vor dem Unterricht noch ein wenig üben konnten – die neuen Schritte/Figuren der Vorwoche hatten wir aber bereits daheim rekapituliert, Unklarheiten durch Nachdenken geklärt, bis alles funktionierte (nichts davon stellte sich als Irrtum heraus, den ich durchaus einkalkuliert hatte).

Die Tanzstunde enthielt wieder zahlreiche Partnerwechsel, mittlerweile gab es aber fast ein Drittel Paare, das sich nicht am Tauschen beteiligte. Gleichzeitig hatte die Gruppe gestern einen deutlichen Frauenüberhang, von denen fast alle Follower tanzten – als Follower musste ich also mehrfach nach dem Wechseln aussetzen. Doch ich freute mich einmal an einem besonders geschickten Leader, der offensichtlich eine Gaudi hatte und souverän auch außerhalb des Gelernten variierte. Geriet aber auch an einen Leader, der überhaupt nichts vom Gezeigten der Vorstunden behalten hatte – ich versuchte ihn dazu zu überreden einfach mal zu machen, ich würde dann mitmachen, aber er blieb stehen. Gleichzeitig kostete es mich gestern besonders viel Energie, mich mit fremden Menschen zu beschäftigten, innerlich hatte ich durchgehend die Schultern hochgezogen. Geht mir weg mit dem angeblich so viel Energie und persönliche Entwicklung freisetzenden Verlassen der comfort zone – das muss ich täglich für schlichtes Funktionieren. Allerdings habe ich das Glück, dass ich mal anders war und aus dieser Zeit Einblick in Vergnügen habe, für die sich dieses Unbehagen lohnt.

Zum ersten Mal kam ich am Ende der Stunde wieder bei Herrn Kaltmamsell an, mit dem ich begonnen hatte. Diesen Kurs machen wir weiter.

Herr Kaltmamsell hatte das Nachtmahl bereits vorbereitet: Den Kartoffelauflauf wärmte er in der Mikrowelle auf, dazu gab es einen Avocado-Eier-Gurkensalat (der mir gut schmeckte, noch besser allerdings mit Zitronensaft abgeschmeckt).

Zum Nachtisch Pralinen.

§

Erzählperspektive finde ich wie alle Erzähltechniken sehr spannend: Welche sprachlichen Mittel erreichen welche Wirkung beim Lesen? Und gestern fragte ich mich, ob die mittlerweile regelmäßig auftretende Du-Erzählhaltung, die ich eben erst wieder in einem Kapitel von Tomorrow, and tomorrow, and tomorrwo erlebt hatte, nicht überhaupt aus dem Computerspiel kommt? Zum ersten Mal begegnete sie mir in Ian Banks, The Wasp Factory von 1984: Sie erfüllt dort eine wichtige Funktion, denn nur damit kann die Geschichte zentrale Seiten der Hauptfigur offen lassen. Und der viel zu früh verstorbene Ian Banks war tief verwurzelt in Computerspielen, er erfand auch Computerspiele für die Handlung seiner Romane (u.a. in Complicity), mindestens eines davon mit technischen Voraussetzungen, die es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gab.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Dienstag, 31. Januar 2023 – Spaß mit Lindy Hop, Nachdenken über Erzähltechnik“

  1. Herr Kaltmamsell meint:

    Zur Erzählperspektive in Spielen gibt es einen berühmten ersten Satz: “You are standing at the end of a road before a small brick building. Around you is a forest.” Das war der Stammvater aller Text Adventures, die bis heute vor allem in der Du-Form erzählen. Auch in weniger textbasierten Spielen ist das oft so.

    Davor gab es eine Radio-Krimiserie, Plot ähnlich Columbo, ohne einen Detektiv, dafür Ironie des Schicksals und einen außerhalb der Handlugn stehenden Erzähler, den Whistler. Der erzählte an spannenden Stellen auch in der Du-Form: “Yes, Roy, you have it all figured out, haven’t you,” und so weiter. Eine weitere Radioserie, “You Are There” mit Quasi-Live-Radioberichterstattung von historischen Ereignissen, hat das Du nur im Titel.

    Diese Stackexchange-Seite hat einen Link zu einer Magisterarbeit zum Du-Erzähler und etliche weitere Informationen:
    https://literature.stackexchange.com/questions/18375/earliest-second-person-novel

  2. die Kaltmamsell meint:

    Danke, Herr Kaltmamsell, großartig!

  3. Sebastian meint:

    You. Are. Family.
    You got all your answers with you.

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