Journal Samstag, 11. Februar 2023 – Kahler Spaziergang entlang dem Auer Mühlbach
Sonntag, 12. Februar 2023 um 9:06Für eine einsetzende Erkältung war die Nacht ordentlich, ich benötigte lediglich eine Ladung Nasenspray in ein Nasenloch.
Nach dem Bloggen buk ich erst mal Buchweizentorte (ich finde Buchweizen derzeit besonders interessant) nach dem Rezept in Katharina Seisers Österreich vegetarisch, hier steht es auch. Die Angabe Springform 26 cm wunderte mich, auf dem Foto sah der Kuchen höher aus.
Beim Kuvertüre-Raspeln verfluchte ich mal wieder meine Handreibe (diese hier). Gibt es überhaupt eine komfortable Handreibe? Für kleinere Mengen will ich nicht jedesmal die an den Tisch anzuschraubenden montieren. Oder liegt die Unbequemlichkeit ohnehin nur an den Schmerzen in meinen Fingergelenken bei Anstrengung? Die leider – ebenso wie schmerzende Großzehengelenke – auf Arthrose hinweisen.
Unsere Kränklichkeiten verschoben meine Bewegungspläne fürs Wochenend von Cardio (Schwimmen, Joggen) Richtung Spazieren (bitteschön: ich kann auch vernünftig). Nachdem ich den Kuchen aus dem Backofen holte, fuhr ich mit Herrn Kaltmamsell nach Thalkirchen, um mal im Winter den Auer Mühlbach entlang zu spazieren.
Am Thalkircher U-Bahnhof trank ich im Kiosk 1917 zur Stärkung erst mal noch einen Cappuccino, dann zogen wir los.
Herr Kaltmamsell brach angesichts der Schwäne auf der Isar ins Hölderlin-Gedicht “Hälfte des Lebens” aus:
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
Mit meiner schweren Lyrik-Dyslexie traue ich mir ja ganz selten ein Urteil zu, aber hier brach dann doch “So ein Schmarrn!” aus mir heraus. Küssende Schwäne? Heilignüchternes Wasser? Meckern Sie mir bloß nicht nochmal über albernen Management-Sprech.
Der Düker (mit dem der Auer Mühlbach vom Isarwerkkanal unter der Isar durch abgezweigt wird) – hier habe ich das Wort gelernt, daran denke ich jedesmal.
Kapelle Maria Einsiedel.
An der Hochleite.
Kapelle St. Anna, links unter uns der Tierpark.
Siebenbrunn.
Schneeglöckchen – hier noch in den Startlöchern, nebenan aber bereits aufgeblüht. Außerdem sahen wir Winterlinge und Krokanten.
Da kommt der Auer Mühlbach aus Thalkirchen.
Da fließt er weiter zur Krämer’schen Kunstmühle und zum Sitz des Templerordens.
Bei meinem letzten Besuch hatte das Caffé Fausto, das zur gleichnamigen Rösterei gehörte, aufgegeben und dicht gemacht. Jetzt stellte ich fest, dass es nicht nur die Rösterei weiterhin in der ehemaligen Mühle gibt, sondern dass das Café an anderer Stelle im Gebäude wiedereröffnet wurde.
An der Mondstraße gleich nebeneinander zwei Extreme der Hausnummernschildtypografie.
Beim Landratsamt (die Paulanerbrauerei, die wir 2012 ein paar hundert Meter davor noch sahen, steht ja schon Jahre nicht mehr).
Ehemalige Zentralimpfanstalt (hier wurde Anfang des 19. Jahrhunderts der Impfstoff für die Pockenimpfung gewonnen).
In der Au, kurz bevor wir vom Auer Mühlbach weg zur Ludwigsbrücke abbogen – die immer noch eine Baustelle ist: Die Arbeiten sollten Ende 2022 abgeschlossen werden, dauern jetzt aber doch noch bis mindestens 2024. Die zwei Stunden Spaziergang mitten durch München, doch auf der nahezu autofreien Rückseite, hatte ich sehr genossen.
Wir spazierten in mittlerweile Plusgraden über den ausgesprochen belebten Viktualienmarkt und den Jakobsplatz nach Hause.
Frühstück um halb drei: Buchweizentorte mit Preiselbeer-Sahne. Kompott und/oder Sahne braucht es schon dazu, der Kuchen war sehr trocken – trotz der Apfelschicht darin. Dann noch Orange und Mandarine.
Lob und Preis dem Nasenspray, es rückte gestern auf meiner Liste “beste Erfindungen der Menschheit” einige Plätze nach oben. (Jajaja, die höchstens eine Woche, die man es nutzen soll, brauche ich eh nie, außerdem spraye ich immer nur eine Seite abwechselnd frei. Aber ich finde Atmen wirklich sehr super und verhindere durch das Ermöglichen von Nasenatmung zu starken Übergriff des Infekts auf meine Bronchien, vor allem nachts.)
Ich las Wochenend-Süddeutsche (wenn Sie Zugriff auf hinter die Bezahlschranke haben, empfehle ich Nele Pollatscheks Besprechung vom neuen Roman Monde vor der Landung von Clemens Setz: “Wenn Clemens Setz Chuck Norris verprügelt, entschuldigt sich Norris danach bei ihm.”), turnte ein wenig Yoga.
Das Nachtmahl bereitete ich diesmal zusammen mit Herrn Kaltmamsell zu: Er ist eigentlich konsequenter Alleinkocher, doch ich wünschte mir, ihm zumindest mal assistieren zu dürfen. Rindsrouladen müssten doch dafür geeignet sein, also versuchten wir das zumindest bis zum Schritt Anbraten. Ich durfte Ernteanteil-Kartoffel schälen und für Kartoffelpü aufsetzen, Zwiebeln schneiden, Cornichons streifeln, Zutaten anreichen, zwischenspülen.
Gegart wurden die Rouladen im Schnellkochtopf – und gelangen darin ganz ausgezeichnet.
Dazu Kartoffelpü und Erbsen. Nachtisch war Vanillepudding mit Rumtopf.
Früh ins Bett (während ich erst noch rotze, hustet Herr Kaltmamsell immer noch), ausgerüstet mit reichlich Taschentüchern und mit Nasenspray.
(Übrigens tauchen die Folgen des entsetzlichen Erbebens in der Türkei und in Syrien hier nicht etwa deswegen nicht auf, weil ich sie für uninteressant halte. Ich bin lediglich komplett überfordert von apokalyptischen Bildern sowie steil steigenden Todeszahlen, gestern Abend bei offiziell 25.000, spende hilflos Geld an Ärzte ohne Grenzen – wie immer ohne Zweckbindung, um Einsatz dort zu ermöglichen, wo eben nötig – und verlege mich sonst auf Verdrängen.)
20 Kommentare zu „Journal Samstag, 11. Februar 2023 – Kahler Spaziergang entlang dem Auer Mühlbach“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
12. Februar 2023 um 9:20
Ich erinnere mich dunkel, im Deutschunterricht mal an ein Gedicht geraten zu sein, das sich ebenso über Hölderlin lustig macht. “Das gräßliche tunkt verwandelt das heilignüchterne Wasser in Milchkaffee” oder so ähnlich – leider lässt mich Google da auch im Stich.
12. Februar 2023 um 9:23
Spenden ist gut. Ansonsten können wir nichts tun, außer apokalyptische Bilder überblättern.
Hartkäse reibe ich mit einem einfachen Gemüsehobel, der feine Raspeln hat. Der kostet bei Kustermann ab 7,50.-.
12. Februar 2023 um 9:27
Danke für Teilhabe an schönem Spaziergang – gehe immer parallel oben von der Oberen Au die Hochstraße längs bis zur Menterschweige-!!!
Und gute Besserung! Allen!
12. Februar 2023 um 9:28
Zum reiben verwende ich für alles die feine Microplane Reibe- diese hier
https://www.microplane-brandshop.com/kuechenreiben/gourmet-serie/3665/microplane-fein-schwarz-gourmet-serie?c=375
Schon mehrfach bei Kustermann gekauft
Zitronenschale , Käse, Ingwer, Muskat etc. Auch Knoblauch statt einer Knoblauchpresse. Nehme ich auch mit in Urlaub
12. Februar 2023 um 9:48
Ja, Sigrid, so eine habe ich für den aufgelisteten Einsatz (außer Knoblauch) ebenfalls. Doch Schokolade schmilzt in meiner Hand, und für Nüsse oder Mandeln wüsste ich ebenfalls nicht, wie das geht.
12. Februar 2023 um 10:09
War neulich auch überrascht, als ich Kaffeebohnen von „Fausto“ im Regal bei „denns“ sah
12. Februar 2023 um 10:28
Lieben Dank für die Krokanten, ich WUSSTE doch, das IST der einzig mögliche Plural.
12. Februar 2023 um 10:59
Nüsse, Mandeln und auch zuvor in Stücke gebrochene Schokolade kommen in den Mixbecher zu meinem Stabmixer (Braun Multiquick). Ist dann zwar recht laut, funktioniert aber recht gut, ist nur nicht ganz so fein wie bei gemahlen gekauften Mandeln.
12. Februar 2023 um 11:05
Wenn es fein geschreddert sein darf (statt gerieben): Ich nehme dafür den Fissler Finecut.
Dekorative (Schoko)Raspel mache ich mit Microplane.
12. Februar 2023 um 11:38
Moment, der Plural von Krokus ist Kroküsse.
Schönen Sonntag!
12. Februar 2023 um 12:13
Schöner Spaziergang!
Und gute Besserung Ihnen beiden!
Aber: Plural Krokus ist definitiv Krokusse – siehe hier: https://de.m.wiktionary.org/wiki/Krokus und ich staune über die offenbar regional-mundartlichen Varianten
12. Februar 2023 um 13:02
Ich sags ungern und gern: Seit wir bei Übernahme unserer Betriebsküche einen Thermomix im Gerätepark haben, raspeln, reiben und mahlen wir fast alles mit ihm, treu den Angaben des Monopolisten folgend. Nüsse werden zu Mehl statt Batz (nur mit Ohrschutz!) und Kuvertüre zu Raspeln statt Brei. Geht vielleicht auch mit anderen Kraftgeräten.
Und der Tipp, die Kuvertüre vor dem Reiben zu gefrieren, ist vielleicht auch was für Handbetrieb? Aber wohl nix für Arthrose…
12. Februar 2023 um 13:29
Mir schmilzt die Schokolade auch immer beim Reiben in der Hand. Bei Marzipan hilft ja vorher tiefkühlen, aber mit Schokolade hab ich das noch nicht versucht. Ich bin lieber dazu übergegangen, einfach mein scharfes Wiegemesser zu benutzen auf einem dicken Holzbrett. Ich bin aber auch nicht perfektionistisch, es ist hier und da halt auch etwas gröber.
12. Februar 2023 um 14:16
An handgetriebenen Geräten empfinde ich diejenigen kraft- und nervenzehrend, bei denen eine von mir als ungünstig empfundene Relation zwischen Gehäuse- und Kurbelproportionen besteht – sprich, die Länge der Kurbel beim betätigen derselben den Gerätekörper in eine kraftzehrende Pendelbewegung versetzt.
Meine mechanische Kaffeemühle ist so ein Fall …
Als wesentlich angenehmer betrachte ich zylindrische Formen ohne Kurbel, die das Zermahlen durch Gegeneinanderbewegung zweier Gehäusehälften bewerkstelligen.
Von der Idee her also eher solche, die wie die Grinder der Cannabiskonsumenten funktionieren.
Noch’n Elektro(nik)dings stell’ ich mir jedenfalls nicht hin, ich bin froh, dass ich davon nur drei habe (Mixer, Pürierstab und elektrische Kaffeemühle).
12. Februar 2023 um 17:01
Ich faule Nuss kaufe mittlerweile die Schokolade geraspelt.
Meine Mutter saß noch am Küchentisch und schabte von eingewickelten Schokoladetafeln mit einem scharfen Messer Raspel ab für die Schwarzwälder.
12. Februar 2023 um 20:56
Zum Raspeln von Schokolade und Nüssen finde ich den Zerkleinereraufsatz des Zauberstabs perfekt. Er nimmt wenig Platz in Anspruch, ist leicht zu reinigen und ich empfinde es als großen Vorteil, dass man sich Stück für Stück an feinere Konsistenz heranschreddern kann. Für manche Rezepte sind mir fertig geriebene Nüsse zu fein…daher freue ich mich, dass ich den Mahlgrad hier selbst bestimmen kann.
13. Februar 2023 um 8:33
Zum Reiben von Schokolade, Nüssen, Hartkäse und ähnlichen verwende ich den Mahl-Chef von Tupperware. Ich bin wirklich kein Tupper-Fan und bin extrem froh, dass man das Zeug mittlerweile auch online kaufen kann und nicht zu diesen unsäglichen Parties muss. Aber manche Dinge sind da wirklich ziemlich gut und ausgeklügelt.
13. Februar 2023 um 19:00
Die Mehrzahl von Krokus ist Kroketten! Außer es sind sehr kleine, dann heißen die Kroküsschen.
13. Februar 2023 um 19:05
Müssten die Kleinen nicht Kroküken heißen?
23. Februar 2023 um 12:27
“Lyrik-Dyslexie” :-)
Danke dafür. Ist immer gut, wenn man eigenen Befindlichkeiten einen Namen geben kann.