Journal Sonntag, 16. April 2023 – Mehr graue Kälte, Abschied vom Urlaub
Montag, 17. April 2023 um 6:19Geweckt vom Wecker, damit ich vor Isarlauf noch Brotbacken unterbrachte. Es wurde dieses Dunkle Bauernbrot, allerdings mit Kneten (Eigennotiz von vorherigem Backen), und da ich meinem Sauerteig-Ansatz trotz Auffrischens nicht ganz traute, mit einer Prise Trockenhefe im Endteig.
Beim Falten mal wieder Kampf mit Klebrigkeit – vielleicht sollte ich wirklich mal einen Kurs zu Stretch&Fold machen.
Draußen war es grau und regnerisch. Ich bin froh um die zwölf Tage Frühlings-Vorschuss in Spanien, hier hätten meine drei Wochen Urlaub nur aus Schnee, Regen und Grau bestanden.
Damit ich noch vor zwölf zu meinem Isarlauf kam, übernahm Herr Kaltmamsell die Beaufsichtigung des eigentlichen Brotbackens, ich sprang hinaus über den Alten Südfriedhof an die Wittelsbacherbrücke, der Regen hatte aufgehört.
In Thalkirchen sah ich die ersten Schwalben der Saison, an der Holzbrücke sogar in großen Mengen.
Paradies für Bärlauchfreundinnen (zu denen ich nicht gehöre, ich finde den Nachgeschmack und -atem grässlich).
Der Körper machte gut mit, mein Hirn überraschte mich mal wieder: Statt wie erwartet die Unmengen Urlaubseindrücke zu verarbeiten, plante es den ersten Arbeitstag vor und strukturierte den Vormittag kleinschrittig (es sind zwei startende Menschen zu organisieren). Holte dann aber auch Bilder aus dem Harz hervor, die Tage dort sind auch noch nicht ganz verarbeitet.
Das frische Brot wurde mein Frühstück nach einem Apfel. Es war ein wohlschmeckendes Brot geworden, nur mit seiner wilden Porung und der dicken Kruste nicht das vom Rezept angepeilte Ergebnis. Ich fasste den Vorsatz, wieder öfter Brot zu backen und den Sauerteig öfter aufzufrischen, um mehr Routine und Kontrolle übers Ergebnis zu bekommen.
Ein Stündchen Bügeln, um möglichst wenig Lasten in die Arbeitswoche mitzunehmen.
Dabei dieser Ausblick auf den Park.
Herr Kaltmamsell isolierte sich weiter in seinem Zimmer, weiterhin mit nur etwas Husten.
Und dann halt doch: Arbeitsrechner hochfahren, E-Mails sichten und sortieren. Ich wusste sehr genau, was am Montag ohnehin auf mich zukommen würde, für das Sichten von drei Wochen E-Mails würde keine Zeit sein. (Und für die Software-Updates samt mehreren Neustarts, die der Rechner mir gestern auch gleich aufzwang.) Nach zwei Stunden war ich durch. Beim letzten Urlaub konnte ich mir so guten Nachtschlaf vor erstem Arbeitstag verschaffen und die Stunden Anfangspanik umgehen – TFU TFU TFU.
Zur Erholung turnte ich Yoga, nochmal die erste Folge von Adrienes “Move” (minus die ersten vier Minuten Besinnlichkeit, ahem).
Das Nachtmahl bestand aus Resten: Empanada, Brot mit Majo und eingelegten roten Paprika, spanische Kekse, Osterschokolade.
Zettel an den Briefkasten geklebt: “Süddeutsche Zeitung JA!” Mit Smiley. Vielleicht hilft auch diesmal die direkte Kommunikation mit dem Austräger.
§
Lea Scholz hat für Krautreporter recherchiert (unter anderem bei den Bettelnden selbst):
“Geld oder Brot: Wie helfe ich bettelnden Menschen am besten?”
Westerholt [leitet den Bereich Integration und Beratung der Caritas in Köln] warnt aber davor, organisiertes Betteln mit Einwanderung zu verwechseln: „Auf unseren Straßen betteln viele Menschen, die aus anderen EU-Ländern kommen. Sie gehören deshalb nicht gleich zu einer Betrugsmafia – auch nicht, wenn sie untereinander vernetzt sind.“ Wer in einem fremden Land ist, nicht arbeitet, keine Unterbringung hat und wenig Deutsch spricht, tut sich mit seinen Landsleuten zusammen – etwa um aufeinander aufzupassen. „Auf der Straße kann das überlebenswichtig sein.“
die Kaltmamsell
4 Kommentare zu „Journal Sonntag, 16. April 2023 – Mehr graue Kälte, Abschied vom Urlaub“
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17. April 2023 um 7:30
Den KR-Artikel fand ich sehr interessant, weil er ein -für mich- Reizthema auf unerwartet vorbehaltlose Weise behandelt. Ich mag es z. B. überhaupt nicht, offensiv angebettelt zu werden, vor allem nicht im Außenbereich von Restaurants oder Geschäften, wo man schlecht ausweichen kann. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass die paar Mal, die ich nen Euro abgegeben habe, tw. penetrant nach mehr gefragt wurde. Ich wunderte mich zunächst ein wenig, dass diese unangenehme Seite in dem Bericht nicht zur Sprache kommt, verstehe aber, dass dort das Für und Wider offensiven Bettelns bewusst nicht thematisiert wurde. Straßenmusik kann mMn nicht mit Betteln gleichgesetzt werden, man wird von den Musikern idR auch nicht angesprochen, und da gebe ich (daher?) auch gern.
17. April 2023 um 12:10
Die Einblicke in die Arbeitsweise Ihres Hirns finde ich völlig faszinierend. Man geht ja allzu leicht davon aus, dass alle Menschen ungefähr ähnlich (nämlich im Wesentlichen wie man selbst) funktionieren.
In meinem Betriebssystem ist das Machen von Plänen nur als Akt größter Willensanstrengung vorgesehen (und entsprechend verhasst).
17. April 2023 um 13:52
Danke für den Artikel über bettelnde Menschen.
In der kleinen Stadt hier bettelt niemand, es gibt aber eine Tafel, die Spenden sammelt. Da geben wir Geld und manchmal Nikolaustüten. Eine Dame von dort sagt, dass es schön wäre, wenn man Markenartikel reinpackt. Für die Kinder wäre es ein Zeichen der Achtung, wenn es nicht nur Ja! Schokolade wäre.
18. April 2023 um 8:30
Danke für den Artikel!
Das Betteln und der Umgang mit bettelnden Menschen ist ein Herzensthema von mir. Hier in Frankfurt ist es ein großes Problem.
Als ich hergezogen bin, war mir klar, dass ich nicht zu den Menschen gehören möchte, die gar nichts geben “weil sie ja nicht allen helfen können”. Also habe ich zu der Methode gegriffen, die erwähnt wurde. Passendes Geld – in meinem Fall Zwei-Euro-Stücke – einstecken und wenn das Geld aufgebraucht ist, kann ich leider nichts mehr geben.
Geld gebe ich genau aus den erwähnten Gründen: Ich möchte keine Bedingungen stellen und mit dem Geld auch die freie Entscheidung weitergeben.
Allerdings ist mir auch Sicherheit wichtig. Deswegen reagiere ich in bestimmten Situationen nicht. Zum Beispiel, wenn ich am Fahrkartenautomaten beschäftigt bin oder andere Situationen, die mir unsicher erscheinen.