Journal Sonntag, 16. Juli 2023 – Ämterdigitalisierung in Sonntagsruhe

Montag, 17. Juli 2023 um 6:21

Über Nacht hatte es wunderbar abgekühlt: Schon kurz nach Mitternacht hatte ich bei einem Klogang Fenster geöffnet (allerdings nicht auf Durchzug, sondern mit geschlossenen Türen, denn draußen wehte Wind), ich wachte zu sanftem Regen auf. Beim Morgenkaffee auf dem Balkon fröstelte ich sogar und holte irgendwann eine Jacke.

Mein neuer Führerschein ist endlich fertig, ich vereinbarte online einen Abholtermin. Doch es war wieder ein ganz schöner Kampf, bis ich an die Info und die Möglichkeit zur Terminvereinbarung kam: Die Anmeldung zur BayernID war nicht erreichbar (“Verbindung fehlgeschlagen”), ein anderer Zugang meldete Wartungsarbeiten, Herr Kaltmamsell probierte so lange rum, bis er mir den Link/Pfad zu einem funktionierenden Anmeldeformular schicken konnte, dort wurden mir zwei parallele Profile unterstellt und ich sollte bitte erstmal eines löschen (unterschieden sich nur darin, dass das als gültig markierte durchgehend in Großbuchstaben geschrieben war). Bevor Sie mir wieder erzählen, wie einfach Ihr Führerscheintausch rein analog vor Ort funktionierte: Ich möchte sehr, dass es künftig wirklich Nutzer-freundliche Online-Amtsgänge gibt. Doch wenn niemand die jetzigen Angebote annimmt, können die Ämter weiterhin argumentieren, es gebe ja keinen Bedarf. Die sollen sich gefälligst anstrengen.

An Sport hatte ich gestern eigentlich eine weitere Schwimmrunde geplant, diese im Schyrenbad, um die Wassertemperatur zu testen (vergangenen Sommer ungeheizt, ich schlotterte wie noch nie zuvor beim Schwimmen). Doch der kühle, graue Morgen nahm mir die Lust darauf, ich plante um auf ein seltenes Hanteltraining mit Fitnessblender. Diese Rundum-Kräftigung, in den vergangenen Jahren oft geturnt, strengte mich in fast beunruhigendem Maß an – andererseits habe ich vielleicht genau diese Folge noch nie mit den 3-Kilo-Hanteln absolviert, die mir das Christkind gebracht hat, auch das könnte die Anstrengung erklären.
Fast vergessene Nebenwirkung: Ich hatte beim anschließenden Duschen Mühe, die Arme zum Haarewaschen zu heben.

Umfassende Fußpflege bis fast so schöne Füße wie nach professioneller Pediküre.

Raus zum Semmelholen. Noch fahl war die Sonne zurückgekehrt und mit ihr sofort Hitze. Beim Heimkommen schloss ich die Außenfenster und ließ Rollläden herab. Beim Bäcker zahlte ich mit Smartphone – ich bin übrigens durch die drei Wochen England komplett ohne Bargeld gekommen, zahlte kleine Beträge mit Smartphone-App, größere mit Visa-Karte. In zahlreichen Läden/Cafés/Restaurants informierten sogar Schilder, dass Barzahlung gar nicht möglich war.

Nächster Tagesordnungspunkt: Ermöglichung guten Nachtschlafs vor erstem Arbeitstag nach Urlaub. Ich startete meinen Arbeitsrechner und las mich durch die E-Mails, sortierte sie, ließ die erwartbaren Software-Updates durchlaufen, stellte fest, dass in meiner Abwesenheit nichts Schlimmes passiert war. (Wäre ich auf Mittelschlimmes gestoßen, hätte ich schonmal gewusst, was meinen ersten Arbeitstag dominieren würde. Wäre sehr Schlimmes dabei gewesen – hätte ich halt trotzdem auf den ersten Arbeitstag nicht schlafen können.) Gut investierte anderthalb Arbeitsstunden.

Kurz vor drei dann Frühstück: Rest Okroschka, Körnersemmel mit Butter und Rübensirup, außerdem Aprikosen, Pfirsich, Pflaumen, Kirschen mit Dickmilch. War zu viel, musste aber weg. Da ich beim Obstschnippeln unangenehm umschwirrt wurde, stellte ich die erste Fruchtfliegenfalle des Jahres auf, nach bewährtem Rezept.

Auf dem Balkon Zeitungen aufgelesen, zum vorerst letzten Mal digital.

Mehr Tüchtigkeit: Wohnungräumen, Arbeitszeugs vorbereiten, Kleid für Montag aufbügeln.

Nochmal die entspannende Yoga-Einheit vom Vortag, dann servierte Herr Kaltmamsell Abendessen.

Chicken tikka masala, aber nur mit der Hälfte Hühnchen, weil es eh in erster Linie um die Sauce geht. Sehr gut. Nachtisch Schokolade.

die Kaltmamsell

12 Kommentare zu „Journal Sonntag, 16. Juli 2023 – Ämterdigitalisierung in Sonntagsruhe“

  1. Karin meint:

    Bezüglich Bargeld scheint es ausgerechnet im Hipsterviertel Prenzlauer Berg in Berlin einen gegenläufigen Trend zu geben – so oft wie dort kürzlich habe ich noch nie die Ankündigung „Cash only“ gesehen… super nervig, finde ich. Bin ausnahmsweise für britische Verhältnisse!
    Ihnen wünsche ich einen stressfreien Start in die Arbeitswoche!

  2. Anke meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

    *******************************************************

  3. Uschi aus Aachen meint:

    Erneuere “derzeit” meinen Personalausweis. Bedeutet: Ende März für die reine Beantragung desselben online einen Termin bekommen für Anfang Juli, jetzt warte ich auf die Nachricht, daß er fertig ist (ob die als Mail oder als Brief kommt, weiß ich noch nicht), um dann erneut online einen Termin für die Abholung zu vereinbaren. Ich dachte, ich hätte den Prozess früh genug angeschubst, aber bis Mitte August wird’s wahrscheinlich nicht klappen – wenn der aktuelle PA abläuft. Seufz.

  4. FrauC meint:

    Führerschein: könnte ich an meinem Wohnort bequem online beantragen. Da ich ihn aber woanders gemacht habe, wird eine “Karteikartenabschrift” (schon das Wort verursacht Zahnschmerzen!) des Ausstellungsorts benötigt. Auf der Website des dortigen Landratsamts ergibt die Suche nach diesem Stichwort 0 Treffer. Ich schiebe den Versuch, das per Anruf zu klären, derzeit noch vor mir her…

  5. Poupou meint:

    @FrauC die Karteikartenabschrift brauchte ich auch. Ich habe es so gelöst: Zweizeiler per Brief a das Landratsamt, mit der Bitte, die Abschrift an die zuständige Berliner Behörde zu senden. Wenige Tage später bekam ich eine Email des Landratsamts (meine Emailadresse war im Briefkopf), die Abschrift sei unterwegs nach Berlin, eine Woche später nochmal dasselbe als Brief. Jetzt muss ich nur noch die Berliner Terminlotterie gewinnen…

    Dabei gelernt: Führerscheinregister werden dezentral geführt. Sicherlich könnte Berlin das auch qua Amtshilfe in der badischen Provinz erfragen, vermutlich geht es aber tatsächlich schneller, wenn die Daten dort schon vorliegen, wenn ich da dann irgendwann vorspreche.

  6. engl meint:

    arme menschen sind auf die möglichkeit von barzahlung angewiesen. das erleichtert die nötige selbstdisziplin, nur so gibt es eine punktgenaue übersicht. kartenzahlzwang in finanzieller enge ist die hölle.

  7. Nathalie meint:

    Ich forsche zum Thema Dienstleistungsgestaltung in der öffentlichen Verwaltung und es ist… kompliziert.

    Es gibt das berühmt-berüchtigte “OZG-Wimmelbild”, das nur die Zuständigkeiten der Verwaltungsdigitalisierung darstellt und wunderbar zutreffend den Kern des Problems beschreibt: https://www.oeffentliche-it.de/documents/10181/181462/abbildung1_large.jpg

  8. dyke meint:

    “Chicken tikka masala, aber nur mit der Hälfte Hühnchen, weil es eh in erster Linie um die Sauce geht.” – made my day, großartig!

  9. Sandra meint:

    @Karin: Cash only eröffnet den Läden ja auch bestimmte Möglichkeiten ;) Kenne auch einige Läden in meiner Heimatstadt, bei denen schon länger das EC-Gerät kaputt sein soll.

  10. Croco meint:

    Es bleibt das Problem der offenen Kasse. Erlaubt ist es, doch Schmu gibt es eben auch. Die Registerkassen dagegen lassen sich kaum überlisten.
    Bargeld ist halt offizielles Zahlungsmittel bei uns, jeder muss es nehmen. Die Einzahlung von Bargeld bei der Bank kostet mittlerweile Gebühren.
    Bei der Kartenzahlung muss der Geschäftsinhaber Provision zahlen an des Kreditkartenunternehmen zwischen 0,3 bis ca. 2% des Rechnungsbetrages. Und die Mietkosten für das Terminal kommen auch dazu.
    Für kleine Geschäfte ist das dann schon ein Betrag.

  11. FrauC meint:

    Ah, danke! Das probiere ich aus, ebenfalls in der badischen Provinz. :-)

  12. Frau K. meint:

    Danke, genau das! Ist ja alles so schön bequem mit der Digitalisierung. Dass das aber in einer Welt, die stets nach Inklusion und Diversität und Individualität und Nachhaltigkeit schreit, genau zum Gegenteil führt, fällt privilegierten Menschen nicht auf. Pariser Metrotickets nur noch via Smartphone? Nice, so hält man bei Wetter auch gleich mal die Clochards fern, die sich sonst mit geschenktem Carnetticket eine Weile unterstellen konnten. Alles „einfach mit der XYZ App“? Geht nur, solange das Gerät up-to-Date bei der Software ist. Altes nicht kompatibles Gerät? Tja, neues kaufen. Überall bargeldlos bezahlen bitte? Menschen, die aus vielfältigen Gründen kein Konto haben, müssen sich ggf noch beschämen lassen, dass sie Aufwand verursachen. Klar ist das alles praktisch, aber eben nur, so lange es funktioniert und man teilhaben kann und darf.

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