Journal Freitag, 11. August 2023 – Wochenabschluss im Broeding / Barbie und ich

Samstag, 12. August 2023 um 9:26

Ich hatte den Wecker ein wenig vorgestellt, nachdem es am Vorabend für meine Verhältnisse spät geworden war.

Draußen versprach der Morgen den angekündigten Sommertag: Ich ging in Sonnenschein in die Arbeit, braucht aber noch eine Jacke.

Mittags raus auf einen Cappuccino, jetzt roch es tatsächlich nach Sommer und Sommerferien, auch das Licht und die Farben passten dazu.

Als Mittagessen gab es Tomaten, Pumpernickel mit Butter, Mirabellen (von letzteren möglicherweise zu viel, aber bei Happen-großem Obst kriege ich den Teller-Leeressen-Mechanismus nie weg, siehe Kirschen, Erdbeeren).

Kaum wurde es wieder Sommer, fiel mir bei meinen Wegen über die Büro-Gänge auf: Ich hätte gerne Sandalen mit Schmatzschutz.

Nach pünktlichem Feierabend ging ich über Vollcorner (Zutaten fürs geplante Brot) nach Hause. Dort Yoga-Gymnastik und Vorabend-Handgriffe fürs 7-Pfünder Hausbrot.

Für den Abend waren Herr Kaltmamsell und ich verabredet: Wir trafen uns mit zwei Freunden im Broeding zu großem Menü mit Weinbegleitung.

Eigentlich hatte ich den angekündigten Temperaturen nicht getraut, doch im Hinterhof des Broeding war es gestern Abend und bis in die Nacht tatsächlich warm genug für Jackenfreiheit. Wir genossen also den lang vermissten Sommerabend (ich hatte ja die Hitzewochen Ende Juni / Anfang Juli im kühlen England verbracht). Nachtrag: UND wir sahen nochmal einen eindeutigen Mauersegler am Himmel.

Eigenmächtig vom Smartphone aufgenommen.

Beim Aperitif brauchte ich die letzte Reserve Besonnenheit auf und bestellte den alkoholfreien (und köstlichen) Rhabarber-Ingwer-Drink, aber dann ging ich mit den anderen drei all in.

Als Gruß aus der Küche gab es Melonen-Gelee mit Kalb, Estragon, Pumpernickel – ein köstlicher Happen.

Der erste Gang war mein Favorit: Starnberger Seerenke wie Matjes eingelegt (die würde ich gerne nachbauen) mit wundervollem, leicht scharfen Weißkraut, gegrillter Papaya und Stangensellerie. Weinbegleitung: Ebner-Ebenauer Riesling Alte Reben, der sehr wenig nach Riesling schmeckte und sich ausgezeichnet mit dem Kraut unterhielt.

Kalte Gurkensuppe (die, wie alle kalten Gemüsesuppen derzeit, “Gazpacho” genannt wurde) mit hervorragender geräucherter Lachsforelle und Tagetes-Öl. Dazu im Glas ein Tement Sauvignon Blanc, aber vom Schiefergestein (Kitzeck-Sausal), sehr untypischer, rasser Sauvignon-Blanc-Geschmack.

Mit Couscous gefüllte Zucchiniblüte, dabei gegrillte Aubergine und roter Mojo. Das Dunkelgoldene dazu, das besonders schön mit dem Mojo harmonierte, war ein ungarischer Wein: Mad Bomboly Dulo 2007, ein sehr trockener Furmint aus der Weinregion Tokaj.

Den Hauptgang vergaß ich zu fotografieren (oder ich hatte den Auslöser nicht energisch genug gedrückt: es kommt regelmäßig vor, dass ich Aufnahmen später nicht auf dem Handy habe): Sous-vide-gegartes Rind mit Semmel-Stoppelpilz, roten Zwiebeln, Sommertrüffel und Kartoffelpüree. Der Rotwein dazu war mein Liebling des Abends: Ein ungewohnt frischer Grassl Bärnreiser aus dem österreichischen Carnutum.

Zum Käsegang gab es den laut Sommelier einzigen Rotwein aus der Wachau: Den Pinot noir Knoll Blauer Burgunder.

Dazwischen ein Eiserl: Basilikum-Sorbet, Geschmacksbombe.

Wundervolles Dessert (auch für mich Restaurant-Dessert-Skeptikerin): Weißes Schokoladen-Kurkuma-Mousse mit dunkler Ganache und Beeren – Kurkuma und weiße Schokolade erwiesen sich als ausgezeichnete Kombi. Dazu gab es eine Kracher Trockenbeeren-Auslese – wieder ungewöhnlich, nämlich in Rot (laut Sommelier eignen sich rote Trauben dafür eigentlich nicht so gut, denn ihre Schale ist dicker, mit dem Risiko, dass nicht nur die erwünschten Edel-Schimmelpilze durchdringen).

Die Herren genossen abschließend Espresso, ich war ein zweites Mal am Abend vernünftig und erhöhte durch Verzicht die Aussicht auf eine ruhige Nacht. Durch eine weiterhin milde solche spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell zurück zur U-Bahn vom Rot-Kreuz-Platz, kam knapp vor Mitternacht ins Bett.

§

Meine Barbie-Vergangenheit nachgereicht:

Mit klassischen Puppen konnte ich nie etwas anfangen. Möglicherweise fehlten mir schlicht von Geburt an Fortpflanzungswunsch-Hormone, doch es gab immer Spiele, die mich mehr interessierten, als Mutti zu spielen – am liebsten spielte ich mit den vielen anderen Kindern im Wohnblock Rollenspiele: Zauberwelten (selten – aber ich redete zwei Nachbarsmädchen erfolgreich über Tage ein, in einem bestimmten Baum lebe eine Fee, mit der nur ich mich unterhalten könne – die doofe Mutter von einem der Mädchen ließ mich auffliegen), Cowboy-und-Indianer, aus dem Stockbett von Manuela und Alexandra wurde ein Schiff. Wir spielten durchaus auch Vater-Mutter-Kind – ich erinnere mich zum Beispiel, wie wir mit frisch gemähtem Rasen Grundrisse von Wohnungen legten. Als Requisiten nutzten wir dafür auch Spielzeug, doch ich kann mich an keine Puppen erinnern, denn die Babys in diesen Familienspielen spielten wir selbst.

Doch mit elf, zwölf, mittlerweile wohnte ich nicht mehr in dem Haus mit den vielen Kindern, traten Barbies in mein Leben. Ich erinnere mich an Nachmittage im Gerolfinger Eigenheim-Spielkeller einer Mitschülerin, an denen wir uns ausschließlich mit Barbies beschäftigten. Und dabei war tatsächlich zentral, dass diese Figur ein autarkes Leben hatte: Ein Barbie-Haus besaß zwar keine von uns, aber meiner Erinnerung nach hatte die Mitschülerin ein Barbie-Wohnmobil, das fungierte im Spiel halt als Haus. An weitere Details unserer Barbie-Spiele erinnere ich mich nicht, nur an meine Zuckerfee-Barbie in entsprechender Ballett-Kleidung (das könnte sie gewesen sein, vielleicht auch diese hier), die ich ziemlich sicher zu Weihnachten bekommen hatte – meine erste Begegnung mit diesem Ballett (die Musik, stellte sich später heraus, kannte ich allerdings bereits als Zwischenmusik von Märchen-Schallplatten). Zudem erinnere ich mich, dass diese Kleidung sehr unpraktisch fürs Spielen war, sie passte überhaupt nicht zu den Rollen, die ich der Figur zuschrieb. Wodurch ich herausfand, wie scheißteuer original Barbie-Kleidung war (ich guckte im Spielzeugladen danach), und wie aufwändig und fiselig, sie selbst zu schneidern (ich glaube, meine Hobby-schneidernde Mutter weigerte sich).

§

Anderer Leut’ Lebenserinnerungen:
“als ich Torwächter in einem niederländischen Schloss war”.

Die Macht der Buttermöhren.
(Erwähnte ich, dass ich Blogs toll finde?)

die Kaltmamsell

1 Kommentar zu „Journal Freitag, 11. August 2023 – Wochenabschluss im Broeding / Barbie und ich“

  1. Grittlerin meint:

    Ganz herzlichen Dank für den Torwächter-Link. Wir haben Kasteel de Haar vor 4 Wochen besichtigt. Ja, Blogs sind wirklich toll!

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