Journal Freitag, 25. August 2023 – Sommerabschied mit RUMS, MarliesMelanie Raabe, Die Falle
Samstag, 26. August 2023 um 8:20
Mit einem freien Mittwoch lässt sich so eine Arbeitswoche deutlich leichter durchstehen. Merken. (Ich mach’s ja doch nicht. Aus purer Geldgier.)
Nach sehr gutem Nachtschlaf vom Wecker in die Orientierungslosigkeit geklingelt worden. Ich war nachts nur einmal aufgewacht, um Mitternacht und zu Regenrauschen, das heftige Gewitter davor, von dem Herr Kaltmamsell berichtete, hatte ich nicht gehört. Zu diesem Regen hatte ich Fenster und Balkontüren geöffnet, die Räume brauchten dringend Abkühlung.
Doch meinen Balkonkaffee trank ich wieder im Schwülen, auch auf dem Fußweg in die Arbeit schwitzte ich.
Die TGIF-Bronze auf meinem Weg in die Arbeit.
Was heute dahinter als medizinische Lesehalle genutzt wird, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts am Beethovenplatz als Brakls Kunsthaus erbaut.
Emsiger Vormittag im Büro, draußen braute sich immer wieder ein Unwetter zusammen, das sich dann doch nach wenigen Regentropfen auflöste.
Mittagscappuccino im Stray, sobald auch nur ein wenig Sonne herauskam, wollte man nicht in ihren Strahlen sein.
Zu Mittag gab’s eine nachgereifte Crowdfarming-Mango (hätte vielleicht noch den einen oder anderen Tag gebraucht) mit Sojajoghurt.
Nach ruhigem Arbeitsnachmittag über Einkäufe im Vollcorner nach Hause. Dort erste Handgriffe für das Auffrischbrot, das ich am Samstag zu meinen Eltern mitbringen wollte.
Dann turnte ich die derzeit tägliche Einheit Yoga-Gymnastik, die Hüfte (für meine Verhältnisse) weiterhin auffallend dehnbar. Gestern merkte ich das bei pigeon pose, in die ich mich fast vollständig entspannen konnte. Mag sein, dass die Täglichkeit meiner Beweglichkeit tatsächlich zuträglich ist, meinem Gemüt kommt Aussetzen an manchen Tagen dennoch mehr entgegen.
Jetzt aber: Wochenende! Ich machte Herrn Kaltmamsell und mir Negronis, auf dem Balkon saß es sich nach einem weiteren Gewitter mit ordentlichem Regenguss endlich angenehm, wir konnten Fenster und Türen öffnen.
Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell Onglet besorgt (das klassische Fleischstück für das französische Steak frites), also Nierenzapfen. Dazu gab es aus Ernteanteil Selleriegemüse mit weißen Bohnen, ich hatte eine Ernteanteil-Gurke zu Tsatsiki verarbeitet. Im Glas ein spanischer Verdejo Quietus aus Rueda. Nachtisch Schokolade.
§
Am Donnerstag hatte ich MarliesMelanie Raabe, Die Falle ausgelesen.
Wahrscheinlich ist mein Problem mit Thrillern nicht nur Brutalität und Grausamkeit (die hier nicht vorkommen): Ich kann eine bestimmte Art von Spannung nur schwer ertragen. Das scheint blöderweise schlimmer geworden zu sein: Bislang kenne ich dieses enorme Unbehagen seit Kindheit vom Filmgucken, litt aber nicht beim Romanlesen. Bei der Lektüre von Marlies Raabe, Die Falle, musste ich allerdings die hochspannenden Passagen (Interview, Showdown) ganz schnell lesen, wollte sie hinter mich bringen.
Dabei weiß ich die handwerklich saubere Sprache, vor allem aber die schönen Ideen der Konstruktion zu würdigen: Raabe baut ein Set-up mit einer Romanautorin, Linda, die sich nach einem traumatischen Erlebnis in ihr Haus zurückgezogen hat, seit elf Jahren keinen Schritt vor die Türe macht. Nun sieht diese Autorin eine Möglichkeit, die Ursache ihres Traumas aufzuklären, den Verursacher in eine Falle zu locken: Sie schreibt einen Roman um den Vorfall. Gekennzeichnet durch andere Schriftart werden Kapitel dieses Thrillers in den Thriller Die Falle eingebaut – das ist sehr gut gemacht.
Ich empfand das ganze Szenario als glaubwürdig, mochte die Personenführung. Hervorragend gerade für ein Spannungs-Genre auch der Kniff, in erster Person aus der Sicht einer Figur mit massiven psychischen Problemen zu schreiben: Romanautorin Linda ist sich ihrer Wahrnehmungen und Erinnerungen nie völlig sicher, lässt zudem ihrer Fantasie gerne freien Lauf, ganze Kapitel der Hauptgeschichte erweisen sich als reine Vorstellung – die Leserin balanciert bald auf ebenso unstabilem Realitätsboden wie die Hauptfigur. Dadurch wird auch die Einordnung von Nebenfiguren schwer: Sind die Polizei-Ermittler*innen stereotyp gezeichnet – oder lesen wir Lindas Wahrnehmungsfilter?
Insgesamt sehr gut gemacht, Lese-Empfehlung für Menschen mit größerer Spannungs-Toleranz.
§
Wo wir durch die neuen spanischen Fußballweltmeisterinnen eh gerade Ihre Aufmerksamkeit für Frauen im Leistungssport haben:
“Diskrimierung im Rudersport: Oben ohne in Yale”.
Schlechte Boote und kalte Duschen: So sah das Rudern in Yale aus – zumindest für Frauen. Um das zu ändern, griff ein Achter zu einer ungewöhnlichen Maßnahme.
(Das scheint ohnehin eine interessante taz-Kolumne zu sein.)
die Kaltmamsell1 Kommentar zu „Journal Freitag, 25. August 2023 – Sommerabschied mit RUMS, MarliesMelanie Raabe, Die Falle“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
26. August 2023 um 8:42
Ich freue mich gerade sehr über den Tipp mit der taz-Kolumne – danke dafür.