Kandidat für „unser Inder“

Samstag, 2. Juli 2005 um 10:16

Gestern Abend mit meinem Mitbewohner bei einem Inder essen gewesen, den ich auserkoren habe, „unser Inder“ zu werden. Das liegt in erster Linie daran, dass die Gerichte dort ausgezeichnet schmecken: genau der Reichtum an Gewürzen und Geschmacksrichtungen, den ich an der indischen Küche so liebe und nur von dort kenne, deutliche Unterschiede in den verschiedenen Gerichten, Aroma-Explosionen, stundenlanger Nachhall im Mund. Dazu kommen die Nähe zu meiner Wohnung und der Geheimtipp-Charakter, weil das winzige Restaurant mitten in der scheußlichsten Touristengegend Münchens liegt, dort wiederum in einer unauffälligen Nebenstraße, weil es zudem wenig und das eher geschmacklos dekoriert ist, nicht wirklich gemütlich und ein wenig dilettantisch geführt.

Gestern ging es dort hektisch zu; ob eine ausführliche Empfehlung angebracht ist, entscheide ich also erst nach den nächsten Besuchen. Denn gestern gab es weder Cobra- noch Kingfisher-Bier (der Kellner entschuldigte sich unter Verbeugungen, es sei aus und man hätte vergessen, rechtzeitig nachzubestellen), der Beilagenreis war blank weiß und nicht wie bei vorherigen Bestellungen mit Kurkuma gegelbt und mit Kardamon sowie anderen Gewürzen aromatisiert.

Einer der Kellner (vielleicht ist es sogar der Wirt?) sieht entschieden chinesisch aus, hat auch einen Akzent, den ich sonst nur aus chinesischen Karikaturen kenne. Ebenfalls nur aus Karikaturen kannte ich bislang das Klischee, dass Chinesen vorstehende Schneidezähne haben (als erstes fallen mir die Chinesen bei Lucky Luke ein) – was ich mir nie erklären konnte. Doch dieser sehr freundlich und höfliche Herr hat sie tatsächlich. Ich musste mich sehr anstrengen, nicht ständig darauf zu starren.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Kandidat für „unser Inder““

  1. Arztgatte meint:

    Unser “Inder” liegt am Paseo Maritimo ist uns sehr an´s Herz gewachsen. Das Restaurant ist sehr indisch dekoriert, die Tische mit Blüten bestreut. Es gibt keine Karte, man kommt entweder um 20:00 oder 23:00 und schon geht es los, zur Begrüssung gibt es heisse Tücher, zum Abschied einen Spritzer Rosenwasser auf die Hände. Sehenswert sind auch die Restrooms, die Wände sind mit Darstellungen aus dem Kamasutra verziert, inspirierend.

    Der Chef und das Personal sind echte Inder. Hatte ich schon erwähnt, dass ich Ethnofood nur dann wirklich schätzen kann wenn es von selbiger Ethnie aufgetragen wird?

  2. die Kaltmamsell meint:

    Der Chinese hat mich sogar ganz besonders inspiriert. Ich stellte mir sofort vor, dass er als Sohn chinesischer Einwanderer in Bayern aufgewachsen ist, aber schon in frühen Jugendjahren seine Faszination für Indien entdeckte. Daraufhin für zehn Jahre nach Indien ging und nur zurück kam, um die Münchner mit indischem Essen zu missionieren.
    Vielleicht bin ich geprägt davon, dass meine spanischen Verwandten so schlecht spanisch kochen – ethnische Kochkunst scheint nicht genetisch bedingt zu sein.

  3. .meike meint:

    ich finde unsere fleißigen gäste dürfen, den marktgesetzen gemäß, einfach machen was sie wollen. es lebe adam schmidt. die berliner vietnamesen finanzierten auch mit zigarettenhandel ihre ersten gemüseläden, um dann in die gastro einzusteigen. sie sind äußerst erfolgreich, weil sie sich immer den trends anpassen. verkauften sie mitte der neunziger noch chinapfanne, wurden sie kurz darauf zu thais und wechselten zur jahrtausendwende zum sushi. keine ahnung, was sie derzeit machen. vielleicht ist gerade vietnamesisch in? oder gar indisch? ich war schon lange nicht mehr in berlin.

  4. Arztgatte meint:

    Liebe Kaltmamsell, bei Deinem Chinesen mag ich der Vorstellung ja noch folgen, wenn der schwitzende Klaus in der Pommesbude Bochumer Ecke Recklinghauser mit dem Messer am Döner runterschneidet mag ich nicht in Stimmung kommen.
    Ich gehöre zu den Glücklichen, die nicht des Hungers wegen in´s Restaurant gehen (müssen), kochen kann ich sowieso selbst am besten, wenn ich aus gehe dann wegen des Gesamterlebnisses und da stört mich dann schon ein koreanischer Sushimeister, ein chinesischer Inder, ein bosnischer Grieche oder palästinensischer Libanese.

    Nimm die Sache mit Deinen spanischen Verwandten nicht so schwer, es liegt nicht an deren Kochkunst, es ist das Essen selbst. Rezepte die mit “toma un litro de aceite vegetal” beginnen sind sicherlich sättigend und führen zu einem intensiven aber sicher nicht ausgewogenen Geschmackserlebniss.

  5. Megaelch meint:

    Vielleicht solltest Du mal das Restaurant Kandy ausprobieren, Gerichte, Köche, Inhaber aus Sri Lanka, die Gerichte pendeln zwischen Indisch und Thai !
    War am letzten Freitag da und es war mmmmmmmmmmmh ! Ist ein wenig vom Schuß aber der Weg lohnt sich !!
    Grüße aus Trudering und guten Appetit … http://www.kandyrestaurant.de

  6. die Kaltmamsell meint:

    Das sieht wirklich gut aus, äh “Megaelch” (das ist fast so schlimm wie beim Müller “Powerlaiberl” sagen zu müssen). Aber “unser Inder” wird das eher nicht, wenn wir erst mal mit einer U-Bahn bis zur Endhaltestelle fahren und dann eine Viertelstunde laufen müssen.
    (Habe die Srilankeser auch sicher nichts dagegen, als Inder bezeichnet zu werden?)

  7. Megaelch meint:

    Die haben mit Sicherheit was dagegen als Inder bezeichnet zu werden, wobei der Inhaber vom Kandy alle Inhaber der indischen Restaurants in München zu kennen scheint .. ( übrigens alle Restaurants die mit “S” anfangen gehören einem Inhaber , alle mit “R” einem anderen … ) wenn Du mir noch sagst in welcher Ecke Du einen Inder suchst kann ich vielleicht noch einen Tip geben, ich hab schon eine Menge durch :-) Kann notfalls auch mit Rezepten aushelfen ….
    Der Megaelch ist übrigens einem 1,50 m hohen Plüschelch zu verdanken, der sich in mein Sichtfeld geschmissen hat, als es darum ging vor einigen Jahren eine Mailadresse zu wählen ….. kannst auch einfach Stephan sagen ;-)
    Wenn schon nicht der “ich gah da immer hin” Inder dann ist das auf jeden Fall einen Ausflug wert um den Gaumen zu kitzeln .. ich sag nur Tamarindensuppe … hmmmmmmmmmmmm liebe Grüße

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