Journal Donnerstag, 4. April 2024 – Nachgelesen, was ohne formale Hierarchien passiert

Freitag, 5. April 2024 um 6:25

Eine gute Nacht, fast durchgeschlafen.

Angenehmer Marsch in die Arbeit, die angekündigten steigenden Temperaturen zeichneten sich ab.

Mittelemsiger Vormittag, Mittagscappuccino bei Nachbars war drin. Dann unerwartet eine Phase körperlicher Arbeit – die ich vernünftigerweise abbrach, weil ich gestern mit schmalem Rock und Feinstrumpfhosen wirklich nicht dafür gekleidet war. Weitermachen würde ich in passenderer Kleidung am Freitag (die gleichzeitig formell sein musste, weil zudem ein Termin im obersten Stockwerk hereinschneite – mein hartes Leben).

Zu Mittag gab es einen Apfel sowie Pumpernickel mit Butter. Der Himmel wurde langsam düster.

Seltsamer Nachmittag, nicht zu später Feierabend. Ich marschierte unter dunkel drohenden Wolken heim.

Zu Hause erstmal Wäsche aus der programmierten Maschine aufgehängt (dieser Haushalt musste sich damit abfinden, dass ich beim Wäscheaufhängen so idiosynkratische Neigungen habe wie in anderen Haushalten Menschen beim Einräumen der Geschirrspülmaschine, und dass ich diese Tätigkeit einfach niemandem sonst überlassen kann), dann Yoga-Gymnastik, ohne wirklich zur Ruhe zu kommen.

Jetzt endlich Fingernägelschneiden, sie hatten seit Mittwoch die Länge, mit der sie mich wahnsinnig machen (zumindest bröseln sie nicht mehr, ich danke der Hormonersatztherapie).

Zum Abendessen gab es den ersten Ernteanteil-Salat der Saison (Kopfsalat mit Orangesaft-Vinaigrette) und Käse, dann Osterschokolade.

Mit der Papierpost kam gestern die Berufung zur Wahlhelferin bei der Europawahl am 9. Juni: Zum ersten Mal wurde mir das Amt der Stellvertretenden Wahlvorsteherin zugewiesen.

Das Wochenende soll sommerlich werden (bis zu 26 Grad – wtf?), ich vereinbarte die erste Biergarten-Verabredung.

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Bislang hatte ich nur Artikel über diesen Aufsatz gelesen, meist im Zusammenhang mit der Hinterfragung von “flachen Hierarchien” oder der kompletten Abschaffung (formaler) Hierarchien in Organisationen. Es ist nämlich belegbar, dass sich immer Hierarchien herausbilden, sie lediglich bei propagierter Hierarchielosigkeit tabu sind und nicht besprochen werden. (Brutal grob zusammengefasst.)

Jetzt nahm ich ihn mir endlich mal primär vor:
Jo Freeman, “The Tyranny of Structurlessness”
Erstveröffentlicht 1972, Aufhänger ist der Wunsch im damaligen US-amerikanischen Second Wave-Feminismus (Women’s Liberation) nach Überwindung von entmündigenden Hierarchien und Befehlsketten.

Sehr klar strukturiert und argumentiert, viel Zitierbares drin. Freeman spielt ihre Argumente anhand des damaligen Status des US-amerikanischen Feminismus durch, doch sie lassen sich auf fast alle Gruppen und Organisationen übertragen. Ich empfehle die Lektüre.
Hier eine deutsche Übersetzung:
“Die Tyrannei der unstrukturierten Gruppen”

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Wenn Sie mal gucken möchten, wie es derzeit in unsere Kartoffelkombinat-Gärtnerei aussieht.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 4. April 2024 – Nachgelesen, was ohne formale Hierarchien passiert“

  1. N. Aunyn meint:

    Nix neues unter der Sonne: Wenn in Gruppen Vorgehen bei Entscheidungsprozessen nicht geklärt und Machtfragen ein Tabu sind, dann gilt meist – erfahrungsgemäß – das Recht des Stärkeren.

  2. Neli meint:

    Die Wäsche mache ich auch am liebsten alleine. Es gibt ein System zum Sortieren, das ist einfach und kann theoretisch jeder in der Familie. Das Aufhängen ist eigentlich auch einfach, aber ich habe auch dafür gewisse Regeln, die es für mich effizient gestalten. Ich mag meine speziellen Routinen im Alltag, damit ist es für mich einfacher. Ich hasse nämlich Putzen und Aufräumen, wenn es mich länger als eine Stunde am Tag beschäftigt. Außer große Wäsche das ist Meditation für mich.

  3. Sonni meint:

    Dieser Text ist für mich als absoluter Fan von Regeln und Hierarchien eine solchen Genugtuung! Schon oft habe ich beruflich und privat die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die Regeln und Hierarchien ablehnen, eine solche sich bietende Freiheit zu ihrem Vorteil und notfalls zu aller anderer Nachteil ohne Scham ausnutzen und sich dabei noch als besonders super darstellen. Danke für den Artikel!

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