Journal Sonntag, 30. Juni 2024 – Rückreise von Klagenfurt, keine Entspannung

Montag, 1. Juli 2024 um 7:01

Trotz spätem Einschlafen wachte ich vor Weckerklingeln auf, draußen nochmal Sommer.

Fertigbloggen, Fertigmachen für die Abreise. Ich fotografierte die Unterkunftsituation als Belege, die sachliche Bewertung mit allen Abweichungen von der Annonce formulierte ich ohnehin bereits seit Tagen im Kopf.

Blick von schräg oben auf einen sonnenbeschienenen Kanal mit vielen Bäumen gesäumt, im Vordergrund Sandboden mit Tischen und Stühlen, leer

Leerer Lendhafen

Zeitig rollkofferte ich durch die früh deutliche Sommerhitze vorbei am bereits regen ORF-Gebäude zum Klagenfurter Bahnhof. Der Railjet der ÖBB stand schon parat, ich setzte mich auf meinen schön klimatisierten Platz in offensichtlich betagter Ausstattung – und hatte damit zweifach Glück: 1. Meine Reservierung existierte in diesem Zug, dem zwei Wagen fehlten (an jedem Bahnhof herumirrende Passagiere, die vergeblich ihre Platznummer suchten), 2. Die Klimaanlage funktionierte – anders als in den Wagen, von denen in der ersten Stunde Passagiere aufgefordert wurden, sich lieber woanders Plätze zu suchen. Solche Erlebnisse haben für mich DB-Kundin ja immer eine leise Note der Erleichterung: Andere Bahngesellschaften sind auch nicht perfekt. Wieder andere Wagen wurden von alkoholisierten Fußballfans belärmt – auch dem entging ich.

Während ich auf meinem Handy Zeitung las (WLAN gab es keines auf der gesamten Fahrt, ich verschob das Zusammenstellen von Lieblings-Microblog-Posts Juni), verfolgte ich auf Bluesky und Mastodon die Bachmannpreisverleihung, zusätzlich informiert von einer Mit-Schlachtenbummlerin, die den Stream hörte. Ich konnte die Bepreisungen nachvollziehen außer dem Hauptpreis: Bei aller Gratulation an Tijan Sila – weder der Text “Der Tag, an dem meine Mutter verrückt wurde” noch die Jury-Diskussion hatten auf etwas Überragendes hingewiesen. Dass Henrik Szántó mit seinem “Eine Treppe aus Papier” komplett leer ausging, sah ich ebenfalls von Textqualität und Jurybesprechung entkoppelt.

Der Zug wurde immer voller, ab Salzburg standen die Leute in den Gängen. Ich war froh um meinen Sitzplatz, war darauf allerdings so in meinem Gepäck eingeklemmt, dass mein Kreuz immer heftiger protestierte und bis ins ganze rechte Bein unangenehm schmerzte. Ankunft in München mit großer Erleichterung.

Hier war das Wetter kühler, wenn auch schwül. Zuhause traf auch bald eine Mit-Schlachtenbummlerin ein, die auf Montag bei uns übernachten und dann weiterreisen würde. Unterhaltungen zu dritt, Herr Kaltmamsell hatte als Nachtmahl überbackene Enchiladas vorbereitet, die gab es nach einem heftigen Regen draußen und erwarteten und dennoch schlimmen Wahlergebnissen aus Frankreich: Es steht die erste faschistische Regierung einer Alliierten-Nation bevor. Ich hatte große Lust auf Alkohol gehabt und gehofft, mir damit ein wenig Entspannung nach diesen angespannten Tagen zu holen: Der spanische Rotwein zum Essen schaffte das leider nicht.

Als gute Idee erwies sich wieder, dass ich auch den Montag Urlaub genommen hatte: Ich würde diesen Tag dringend zum Runterkommen brauchen.

die Kaltmamsell

1 Kommentar zu „Journal Sonntag, 30. Juni 2024 – Rückreise von Klagenfurt, keine Entspannung“

  1. Hauptschulblues meint:

    Bezüglich der Preisverleihungen stimme ich zu.
    Mochmals Dankeschön für drei Tage Berichterstattung.

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