Journal Samstag, 20. Juli 2024 – Drei-Städte-Tag Augsburg, Ingolstadt, München

Sonntag, 21. Juli 2024 um 8:45

Eine schlechte Nacht: Im Zimmer war es zu warm, die Fenster mussten gegen Weckendes von der Straße geschlossen bleiben, ich hatte meine Ohrstöpsel vergessen, im Zimmer war Schnarchen, und dann hatte das zweite Glas Rotwein so schlimmes Kopfweh enthalten, dass es morgens einige Migräne-Symptome mitbrachte.

Der Cappuccino des Hotelfrühstücks machte mich ein wenig munterer, doch es ging mir wirklich nicht gut. In bereits deutlicher Hitze spazierten wir zu den Schwiegers, bei denen wir auch auf Übernachtungsbesuch aus Berlin trafen. Herr Kaltmamsell fand in Alt-Haunstetten wieder Auslöser von Kindheitserinnerungen, ich entdeckte aber auch selbst Bemerkenswertes.

Altes, eingeschoßiges Haus mit hellbaluer Fassade, über dem ebenerdigen Ladenfenster steht "Konditorei Bäckerei G.Gesswein"

Das ist laut Schwieger noch eine echte kleine Bäckerei mit eigener Backstube, das Angebot sah überzeugend aus.

Zweigeschoßiges Haus mit Spitzgiebel von der Seite, in der hellgelben Fassade mittig mit Steinen die Silhouette eines Minaretts

Die türkisch-islamische Gemeinde Haunstettens hat sich ihr Minarett einfach in die Fassade gemauert.

Bei Schwiegers angenehmes Plaudern, ich bekam auch eine Kopfweh-Tablette. Herr Schwieger fuhr mich zum Bahnhof: Ich wollte in Ingolstadt nach meinen Eltern sehen.

Während meines Studiums in Augsburg war ich diese Strecke regelmäßig gefahren, doch jetzt rief sie keinerlei Erinnerungen hervor. Dennoch freute ich mich über die Bussarde vorm Fenster, die die Thermiken des heißen Sommertags nutzten. Und über das friedlich und herzlich verbundene Gespann kleiner Sohn / Vater neben mir, die beide auf ihren Smartphones Dinge taten und einander immer wieder vergnügt den Bildschirm zeigten, dazwischen väterlich fürsorgliche Handgriffe an Kleidung und Ausrüstung des Sohns.

Selbst wollte ich unterwegs eigentlich nur schlafen (siehe Migräne-Symptome – es wäre sehr sehr Scheiße, wenn die zurückkommt, ich hatte die zwei Jahre ohne genossen). In Ingolstadt musste ich diesmal am Hauptbahnhof aussteigen, gelangte von dort mit einmal Umsteigen per Bus zu meinen Eltern.

Auf einem Grünstreifen eine schwarze Dampflokomotive im Sonnenschein, links davon ein alter, schön restaurierter mehrgeschoßiger Backsteinbau

Beim Warten auf den Bus (von einer Seite Ingolstadts auf die andere zu kommen, dauert so lange wie von einer Seite Münchens auf die andere) Blick auf die historische Lokomotive, die mich schon als Kind fasziniert hatte.

Große Freude über das Wiedersehen mit meinen Eltern, Gesundheitszustände aber nicht so wirklich beruhigend. Wir blieben im kühlen Haus (im Toskana-Stil gebaut, der hier in den 1980ern gerade angesagt war – und sich jetzt mit seinen kleinen Fenstern und dicken Mauern als sehr nützlicher Vorgriff auf den Klimawandel erweist), draußen war es unangenehm heiß geworden. Ich ließ mir von ihrer kürzlichen Baltikum-Gruppenreise erzählen und Fotos zeigen, alles klang und wirkte sehr attraktiv.

Mittagessen bekam ich auch: Meine Mutter hatte eine Zucchini aus dem Garten für spanisches Pisto verwendet.

Glasteller auf Stroh-Set, darauf links zwei Spiegeleier, rechts ein rot-grünes Gemüse-Ragout, oben eine Scheibe Weißbrot

Bald darauf spazierte ich zum Bahnhof Ingolstadt Nord und setzte mich in einen Zug nach München. Auf der Fahrt wurde es immer düsterer, und in München regnete es. Auf dem Weg nach Hause wurde ich so zwar ein wenig feucht, doch jetzt konnte ich draußen auf dem Balkon sitzen: Es hatte deutlich abgekühlt.

Jetzt endlich schrieb ich den Blogpost über den Vortag. Zeitung war wieder gar keine gekommen (oder unauffindbar abgelegt), ich reklamierte und bekam wieder Zugriff auf die Online-Version. Langsam verschwanden die Migräne-Symptome und ich fühlte mich wiederhergestellt. Und bekam mords Hunger: Ausgesprochen ungewöhnlich schmierte ich mir eine Scheibe Pumpernickel, weil ich ihn nicht bis zum Nachtmahl aushielt.

Nach Langem turnte ich mal wieder Yoga: Ich bemerkte die Pause an geringerer Dehnbarkeit allein schon im Schneidersitz. Vermutlich sollte ich Pilates und Yoga abwechseln, ich versuche das mal wochenweise.

Zum Abendessen mochte ich zu meinem großen Bedauern wirklich keinen Alkohol, dabei war zum Abendessen Rosé geplant. So werden unsere Weinbestände ja nie kleiner (und ich erlaube mir keine Neu-Anschaffungen). Herr Kaltmamsell hatte auf meinen Wunsch (und weil der Ernteanteil Gurke, Dill und Kartoffeln enthalten hatte) Okroschka gemacht, wieder aufgegossen mit Kwas.

Gedeckter Tisch, im Vordergrund ein weißer Teller mit einer hellen Suppe, dahinter ein Edelstahl-Topf, rechts davon eine Flasche aus braunem Glas

Schmeckte hervorragend – und wir haben vermutlich die (für unseren Geschmack) perfekte Einlage gefunden: Lyoner war völlig verschwunden, Kochschinken ebenso, ohne alles fehlte uns aber etwas, diesmal hatten wir Räuchertofu verwendet. Hat eine eigene Note, bringt eine weitere Textur mit, das behalten wir bei. Nachtisch Schokolade.

Ich setzte mich mit Buch auf den Balkon, recht früh ging ich damit ins Bett.

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Ich hatte ja keine Ahnung! Die taz berichtet, dass Juli in der spanischsprachigen Welt ist, wenn Julio Iglesias das Internet übernimmt – in Form von Memes (weil Julio nicht nur sein Vorname ist, sondern auch der Monat so heißt).
“Alle Jahre wieder Julio”.

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Mehr Vergnügliches: Dieser Dressurreit-Wettbewerb würde nicht mal von @aurelmertz kritisiert.

die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Journal Samstag, 20. Juli 2024 – Drei-Städte-Tag Augsburg, Ingolstadt, München“

  1. Christine meint:

    Apropos Eisenbahnnostalgie: https://bnn.de/karlsruhe/ettlingen/kurios-dampflok-58-311-aus-ettlingen-zieht-wieder-regulaere-gueterzuege
    Das finde ich so bemerkenswert, dass ich nicht fasse, dass darüber nicht weitreichender berichtet wird. Ohne Paywall https://archive.ph/pQFrj)
    ~
    Ich drüke die Daumen, dass es keine Migräne, sondern nur fieser Kopfschmerz war und wünsche den Eltern baldige Genesung!

  2. Trulla meint:

    Mitgefühl:
    Aus Migräne – Hervorruf – Gründen habe ich etwa in Ihrem Alter Rotwein ganz aus meinem Konsum gestrichen und trinke ausschließlich guten, trockenen Weißwein. Egal, zu welchen Speisen. Ich kenne die Beschwerden nur zu gut und auch das Hungergefühl, nachdem die Tabletten segensreich gewirkt haben. Dann muss was in den Magen.
    Die Zeit der verlorenen Lebenszeit durch Migräne, bis ich gelernt habe, meine Auslöser (auch Schokolade und Käse) zu erkennen und zu meiden, lässt mich im Nachhinein schaudern.
    Und ich fürchte, dass durch die jahrelange Einnahme starker Medikamente bei diesen Anfällen meine gelegentlichen Magenprobleme entstanden sind.

    Die Migräne ist zwar nach den Wechseljahren weg, aber Migräneanfälligkeit ist geblieben.

  3. Ilka meint:

    Migräne ist Mist. Gute Besserung (bzw. Gutes Durchhalten, bis der Schub durch ist).

  4. Barbara meint:

    Doofes Histamin! Deshalb musste ich auch auf Weißwein umsatteln.

  5. Nina meint:

    Hier wegen Migräne mittlerweile kompletter Alkoholverzicht und dennoch zweimal im Monat Attacken (früher zweimal im Jahr, buhu), eindeutig hormonell bedingt, begleitet von Schmerzen in allen Gelenken. Ich schiebs auf die Perimenopause und hoffe auf Besserung nach Postmenopause. Nach jedem Anfall riesiger Hunger und Durst.

  6. Lisa meint:

    Vielen Dank für den Artikel “Alle Jahre wieder Julio” mein Mann aus Argentinien und ich haben uns sehr darüber amüsiert!

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