Journal Mittwoch, 1. Januar 2025 – Neujahrslauf in die Sonne, Nachdenken über Gammelgemüse

Donnerstag, 2. Januar 2025 um 7:57

Meine Güte, so viel wurde in München wirklich noch nie geböllert: Trotz Ohrstöpseln, geschlossenem Fenster, dicht herabgelassenem Rollladen wachte ich um Mitternacht auf, die Frequenz und Lautstärke der Explosionen kannte ich zuvor nur aus dem Kino von Kriegsfilmen.

Auch die hinterhergelesene nächtliche Timeline berichtete an allen Stellen Deutschlands über noch nie dagewesene Knallerei – oder wie tagesschau.de titelte:
“Meistens friedlich – aber auch Tote und Angriffe”.
Jaja, ich weiß, ist halt Brauchtum und unsere Kultur, die fünf Toten sind einfach der bissl Schwund, den’s immer gibt (oder Anwärter auf den Darwin Award).

In Wien war es offensichtlich so viel ruhiger, dass ich Ideen für den nächsten Jahresendurlaub bekam.

Dann aber sehr lang geschlafen, zu echtem Morgenhell aufgestanden. Der 1. Januar wurde ein herrlich sonniger Tag.

Auch wenn ich keinen großen Bewegungsdrang verspürte, setzte ich meinen Plan eines Neujahrslaufs an der Isar um: U-Bahn nach Thalkirchen.

Tunnelausgang ins Sonnige, draußen kahle Bäume

Ausgangsblick, hoffentlich Symbolbild fürs Jahr.

Der Boden glitzerte frostig, doch die Luft war mild – anfangs befürchtete ich schon, ich könnte mit Mütze, Halstuch und Handschuhen zu dick angezogen sein, doch es war dann doch (inklusive Sonnenbrille) genau richtig.

Gelbes Wehrgebäude mit rotem Dach an Wasser, darauf Schwäne in verschiedenen Verrenkungen

Weiß zugefrorener See, sonnenbeschienen und von kahlen Bäumen umgeben, links angeschnitten ein Baumstamm, im Hintergrund eine Holzhütte, die in den See ragt

Hinterbrühler See.

Sehr erhöhter Blick von Brücke in ein winterliches sonniges Flussbett mit zwei Strömen, Schatten der Brücke und einigen Spaziergänger*innen

Blick von der Großhesseloher Brücke nach Norden.

Vor der Metallbrüstung zu einem steilen Abhang zwei Menschen, die hinausschauen, sie blicken auf eine Flusslandschaft, vage im Hintergrund eine Bergkette

Pullach, Blick aufs Isartal nach Süden Richtung Alpenkette.

Ich fühlte mich nicht ganz fit und kam innerlich nicht recht zur Ruhe, genoss aber die schräge Wintersonne, in der ersten Hälfte meiner 100 Minuten Lauf auch die erstaunlich leeren Wege.

Bei aller Sonne: Die Böllerei-Nacht hatte mords Feinstaub zur Folge.

Screenshot der Handy-Wetter-App für Wetter, darauf u.a. "München 8 Grad sonnig, Luftqualität sehr schlecht" und eine farbige Karte davon

Daheim Frühstück um zwei im sonnendurchfluteten Wohnzimmer: Apfel, Walnussbrot mit Butter und Honig.

Fürs Abendessen durfte ich sorgen, es sollte Schupfnudeln (Kartoffeln aus Ernteanteil) mit Sauerkraut (Ernteanteil) geben. Das Garen der Kartoffeln brachte mich ins Nachdenken. Sie sind in dieser Ernte wirklich schlecht, nicht nur sehr klein (alles außer Kochen mit Schale verbietet sich, nur so bleibt überhaupt Kartoffel übrig), sondern haben auch viele zu beseitigende Stellen, die das Pellen nach Garen mühsam machen – fast können wir froh sein, dass auch noch deutlich weniger als im Durchschnitt geerntet werden konnten. Da lernt man von den Eltern oder aus Büchern Warenkunde, um Gemüse in möglichst hoher Qualität zu erkennen und zu kaufen – doch dann baut man selbst an (kenne ich vom elterlichen Gemüsegarten in meiner Kindheit) oder beteiligt sich an einem Anbau wie ich an der Genossenschaft Kartoffelkombinat, und plötzlich muss man halt mit dem zurechtkommen, was es gibt.

Das halte ich für sehr nützlich und eine Zukunft der Nahrungsmittelversorgung, doch ist die Kochlehre bislang nicht darauf ausgerichtet. Ganz alte Kochbücher enthalten noch den haushaltlichen Aspekt, bieten unter anderem Rezepte zur Resteverwertung an oder geben Tipps, wie aus nicht perfektem Fleisch (z.B. von einem älteren Tier) ein schmackhaftes Gericht wird. Aber gibt es das heute noch? Sind die erfolgreichen Gammelgemüse-Influencerinnen bislang einfach nur an mir vorbeigegangen?

Der Schupfnudelteig (erprobtes Rezept aus Nicky Stichs Sweets für Mohnnudeln) wurde auch noch zum allerersten Mal klebrig, ich plagte mich sehr beim Formen der Nudeln und beim Garen im Wasser, ohne dass sie zerfielen. Ich bereitete sie schon nachmittags vor, damit sie für das eigentliche Gericht gebraten werden konnten.

Den sonstigen sonnigen Nachmittag und frühen Abend verbrachte ich unter anderem mit Foto-Archivierung 2024 und einer Runde Yoga-Gymnastik, die letzte eingemerkte Folge mit Jessica Richburg – mal sehen, was ich danach turne.

Das finale Zusammenbauen des Nachtmahls schob ich Herrn Kaltmamsell zu (Kartoffelnudeln braten, mit Kraut vermischen). Ich hätte schon wieder Lust auf Alkohol gehabt, konkret auf Rotwein – doch der passte zum Glück überhaupt nicht zu Schupfnudeln mit Sauerkraut, so fiel mir der Verzicht nicht zu schwer.

Auf grünem Tischset großer Glasteller, darauf Sauerkraut vermischt mit Fingernudeln, rechts davon rote Stoffserviette mit Messer und Gabel

Schmeckte dann doch hervorragend. Nachtisch Hutzelbrot und Pralinen.

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 31. Dezember 2024 – Werbeprospekt-Bahnfahrt zurück nach München

Mittwoch, 1. Januar 2025 um 8:52

Noch vor Wecker aufgewacht, den ich mir vor der nicht allzu frühen Rückreise für Zeit zum Bloggen gestellt hatte. Trotz Ibu als Einschlaf-Zuckerl hatte mich immer wieder mein schmerzender Krallenzeh ein wenig geweckt. Berlin draußen düster und feucht, aber für Ende Dezember recht mild.

Wir waren dann mit viel Zeit am Berliner Hauptbahnhof, sahen uns ausgiebig nach Brotzeit für Herrn Kaltmamsell um. Es kam mir vor, als seien mittlerweile viele Geschäfte dieses Einkaufszentrums durch Eateries ersetzt worden, von Bäckereien über Cafés und Snack-Theken bis Schnellrestaurants.

Im pünktlich abgefahrenen ICE den Jahresrückblick finalisiert, jetzt war ich durch und konnte endlich lesen, von Internet bis Zeitung. Ohnehin: Eine Bahnreise wie aus dem Werbeprospekt. Pünktliche und unschlagbare viereinhalb Stunden von Berlin Hauptbahnhof nach München Hauptbahnhof, genau richtig geheizt, alles funktionierte (Internet, Klos, Speisewagen – ich bekam meinen Mittagscappuccino problemlos), Sitze nur zur knappen Hälfte besetzt, vor dem Fenster sonnige Landschaft in verschiedenen Formen von flach bis bergig, letztere (Harz/Frankenwald) sogar mit Schnee. Jenseits des Frankenwalds war es dann eisig-neblig, das sorgte für unwirkliches Licht. Weiter südlich übernahm wieder die Sonne.

Fotografiert durch schmutziges Zugfenster nach draußen: Weit entfernte Fabrikanlage in eisigem Dunst, davor ein paar Büsche mit Raureif, im Zugfenster spiegelt sich die Lichtleiste innen

Ingolstadt

Fotografiert durch schmutziges Zugfenster nach draußen: Leicht sonnige Landschaft mit entfernt ein paar Dorfhäusern, rechts einem kahlen Hopfengarten, links angeschnitten die dunkelblaue Lehne des Bahnsessels davor

Holledau

München empfing uns mit Sonne, allzu frostig war es auch nicht. Im Hauptbahnhofsfragment besorgte ich Frühstückssemmeln, die es im sonnigen Zuhause gegen halb drei gab. Haushaltsdinge und Reisenachbereitung. Die Gemütlichkeit des Nachmittags wurde gestört durch heftige Knallerei draußen schon bei Tageslicht, so laut war es sonst um Silvester-Mitternacht.

Ich hatte schon wieder Lust auf Alkohol und freute mich auf den bei Heimkehr kaltgestellten Champagner (Weihnachtsgeschenk). Zuvor turnte ich jetzt wieder in vertrauter Umgebung Yoga-Gymnastik mit einigen unumsetzbaren Verdrehungen.

Gedeckter Tisch mit dunkelgrünen Sets und roten Stoffservietten, darauf tiefe Glasteller mit je einer Artischocke, dazwischen eine helle Schüssel mit heller Sauce, zwei gefüllte Sektflöten

Zum Nachtmahl bereitete ich die Artischocken aus Berlin zu, wie immer bei uns im Ganzen mit Knoblauchmajo. Der Champagner passte sehr gut dazu. Herr Kaltmamsell servierte dann Linguine mit Anchovis und gerösteten Semmelbröseln. Nachtisch reichlich edle Pralinen, die wir zu Weihnachten geschenkt bekommen hatten.

Nur wenig später als sonst ins Bett, vorm Lärm geschützt mit Ohrstöpseln, geschlossenen Fenstern, dicht herbgelassenem Rollladen.

§

Vergangenes Wochenende war das “Buch zwei” der Süddeutschen besonders spannend:

Vor neun Jahren schickt eine Leserin eine Kiste an die SZ, die sie in ihrem Keller gefunden hat.
Sie vermutet eine “große Liebe”.
Und tatsächlich steckt darin eine außergewöhnliche Geschichte, die von Deutschland bis nach China reicht, in die dunkelsten Zeiten beider Länder.

Die aufwändige Recherche der SZ-Redaktion führte um die halbe Welt und eröffnete mir einen neuen Blick in die 1930er Jahre (€):
“Das Geheimnis von Magda und Keon”.

die Kaltmamsell

Lieblings-Microbloggingpost Dezember 2024

Dienstag, 31. Dezember 2024 um 17:06

Jetzt wird auch noch der letzte Monat des Jahrs aufgeräumt, und dann (wirft sich über die Ziellinie) isses rum!

Ich beginne mit meinen Mastodon-Lieblingen:

Dann Bluesky:

Diesmal auch ein bisschen Threads, ich hatte Ferien.

die Kaltmamsell

Jahresrückblick 2024

Dienstag, 31. Dezember 2024 um 10:29

Statt am häufigsten geherzte Fotos auf instagram (durchs Posten als Album inzwischen ohnehin nicht mehr recht herauszufinden) gibt’s dieses Jahr Schabernack: Ich nutze immer wieder die Kamera meines Handys, um den Sitz meines Lidstrichs zu checken. Dieses Jahr habe ich so oft wie möglich bei dieser Gelegenheit ein Foto gemacht. Hier die Reihe Makeup-Checks (mit einmal Mohncheck) mittels Handy.

Was mir auffiel: Ich muss bei immer mehr dieser Jahresendfragebogen-Fragen passen. Vielleicht bin ich rausgewachsen.

Zugenommen oder abgenommen?
Meine Kleidung sagt: Gleich geblieben. Und das trotz zweier mehrwöchiger Phasen mit 90 Prozent Appetitlosigkeit – eigentlich beruhigend.

Haare länger oder kürzer?
Gleich lang.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Anders fehlsichtig, ich muss das mit der Bildschirmbrille endlich in Angriff nehmen.

Mehr bewegt oder weniger?
Laut Schrittzähler ein wenig mehr, Schwimmen musste ich manuell durchzählen (mein Bewegungstracker zählt das auch manuell eingegeben nicht als Bewegung): Fast 25 Prozent öfter.

Mehr Kohle oder weniger.
Etwas mehr, weil Tariferhöhung.

Mehr ausgegeben oder weniger?
Etwas weniger, die zweite Charge Rentenpunkte war geringer.

Der hirnrissigste Plan?
Im März bei kaltem, strömendem Regen meine Wandervorsätze durchzuziehen. Merken für die nächste solche Situation: Es macht KEINEN Spaß. Nicht mal ein bisschen.

Die gefährlichste Unternehmung?
Jede Radfahrt durch Münchner Autoverkehr.

Die teuerste Anschaffung?
Auch diesmal Rentenpunkte.

Das leckerste Essen?
Die vielen feinen Kleinigkeiten bei der Weinverkostung der Golser Pannobile-Winzer*innen im April im Bambule.

Der interessanteste Wein?
Gsellmann Andreas Traminer unfiltriert aus genau dieser Verkostung.

Das beeindruckenste Buch?
Ulrike Draesner, Die Verwandelten

Das enttäuschendste Buch?
Miranda July, All Fours

Der ergreifendste Film?
The Room Next Door

Die beste Musik?
Viel lieber festhalten möchte ich, dass ich dieses Jahr dank Spotify-Playlists aus dem Freundes- und Bekanntenkreis so viel neue Musik gehört habe wie seit vielen Jahren nicht mehr.

Das beste Theater?
Dankbarkeiten im winzigen Mathilde Westend.

Die meiste Zeit verbracht mit…?
Arbeit. Blöderweise.

Die schönste Zeit verbracht mit…?
Wandern.

Vorherrschendes Gefühl 2024?
Geht noch.

2024 zum ersten Mal getan?
In eine Partei eingetreten.

2024 nach langer Zeit wieder getan?
Fähre übers Meer gefahren, mich an eine neue Chefin gewöhnt.

3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Sorgen um Familie, Sorgen um Freundinnen, die Mieterhöhung.

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Zu meinen Entwicklungen gehört, anderen Menschen immer weniger in ihre Überzeugungen dreinzureden.

Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Ich hatte erbärmlich wenige Geschenkideen und -gelegenheiten. Das muss anders werden.

Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Eine Playlist.

2024 war mit 1 Wort…?
Ermüdend.

Worauf ich mich 2025 freue
Den sehr wahrscheinlichen Oktoberfestflucht-Wanderurlaub in England.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 30. Dezember 2024 – Berlin Tag 4 mit Nazi-Terror und Peking-Ente

Dienstag, 31. Dezember 2024 um 7:50

Gut und wieder mehr als neun Stunden lang geschlafen, nur wenig gestört von Böllerei draußen. Allerdings ein paarmal geweckt von Fuß- und Zehenschmerzen links.

Der gestrige Tag strengte sich erst gar nicht groß an mit Hellwerden und beließ es beim Berliner Wintergrau. Das aber, wie wir beim Verlassen des Hauses am späteren Vormittag feststellten, ausgesprochen nasskalt war.

Unser gestriger Plan: Gezieltes Launeverderben im Dokumentationszentrum Topographie des Terrors, über das ich im Gespräch am Samstagabend einiges erfahren hatte und das ich nun doch endlich mal sehen wollte.

Damit ich ein wenig Bewegung bekam, marschierten wir zu Fuß dorthin. Bei diesem Berlin-Aufenthalt sind wir zufällig ständig in Ost-West-Richtung unterwegs; um die Strecke wenigstens ein bisschen abzuwandeln, nahmen wir diesmal einen Weg den Landwehrkanal entlang.

Das Dokumentationszentrum war überraschend gut besucht (womöglich waren wir nicht die einzigen, die den museumsgeschlossenen Montag dafür nutzten, außerdem ist der Eintritt kostenlos). Ich bekam erstmal Mittagscappuccino, dann holte ich mir per QR-Code den Audio-Guide (einerseits wundere ich mich, dass Museen ihre Audio-Guides nicht schon seit Jahren online stellen, ein Handy haben doch mittlerweile alle bei sich; andererseits hatte ich schon wieder nicht daran gedacht, Kopfhörer dafür einzustecken und musste ständig 10-Minuten-weise das Handy an mein Ohr heben).

Das erwies sich als gute Mischung: Sorgfältiger Audio-Guide, der als roten Faden Ausschnitte der Dauerausstellung erklärte (die Kapitel: 1) Nationalistische Machtübernahme/-übertragung 2) Institutionen des Terrors 3) Terror, Verfolgung und Vernichtung im Reichsgebiet 4) SS und Reichssicherheitshauptamt in den besetzten Gebieten 5) Kriegsende und Nachkriegszeit) – und zwischen den Kapiteln oder einfach so gestoppt befasste ich mich mit weitere Fotos, Texten, Dokumenten.

Moderner Ausstellungsraum mit Glaswand links, Menschen, die zum Teil vor einer hängenden Infotafel stehen, darauf ein Schwarz-weiß-Foto mit Menschen in Uniform, Überschrift "Die nationalsozialistische Machtübernahme"

Moderner Ausstellungsraum mit Glaswand gegenüber, durch die man moderne Gebäude sieht, im Raum Silhouetten von Menschen vor Infotafeln

Nach zwei Stunden waren wir gut durch, auch emotional, die Sonderausstellung zu Reinhard Heydrich durchliefen wir nur kursorisch für einen Überblick über das Konzept.

Auch zurück mit Bewegung.

Im Vordergrund Schotterplatz mit wenigen kahlen Bäumen, darunter Tauben, im Hintergrund ein riesiges modernes Gebäude mit markanten Winkeln und viel Glas

Potsdamer Platz mit vielen Tauben.

Wir steuerten das KaDeWe an für Silvester-Lebensmitteleinkäufe: In München würden wir am Dienstag zu spät dafür ankommen. Dass es dort in der Feinkostabteilung sehr voll war, wunderte mich nicht. Mit genug Zeit kamen wir dennoch an Artischocken, Zitrone, Knoblauch sowie Sandwiches, außerdem verlor ich am Sawade-Stand ein wenig die Contenance.

Zurück im Hotelzimmer war es selbst für meine Verhältnisse mit halb vier spät für die erste Mahlzeit am Tag: Das Körner-Nuss-Brot mit verschiedenem Gemüse, scharfer Creme und veganem Käse schmeckte ganz ausgezeichnet.

Basteln an Jahresabschluss-Posts, bis es Zeit für unsere abendliche Restaurantreservierung war: Peking-Ente im Orania, die hatte ich schon seit Jahren auf meiner Berlin-Liste. Wir nahmen dorthin einen Bus, um vom Oberdeck noch ein wenig Berlin zu sehen.

Das Gebäude des Hotels/Restaurants war mir bei früheren Berlin-Besuchen auf Wegen durch Kreuzberg aufgefallen, es ist besonders schön. Und jetzt kehrten wir dort ein und ließen uns einen Abend lang rundum in dem prachtvollen Raum verwöhnen. Ich saß mit Blick auf die offene Küche und konnte immer wieder beobachten, wie Enten in einen riesigen (Dampf-?)Kessel gehängt wurden oder ihm entnommen.

Wir begannen mit zwei aufregenden Cocktails, einer kombinierte Birnengeist und Yuzu – das werden wir nachbasteln. Außerdem bekamen wir ein wenig frisches italienisches Brot mit Haselnuss-aromatisierter Butter.

Aufsicht auf warm beleuchteten Holztisch, im Vordergrund eine Schale mit dunkler Brühe, darin eine Teigtasche

Die X-berg-Ente, als die sie inzwischen verkauft wird, startete mit einer intensiven Brühe, in der ein mit Schenkelfleisch gefüllter Wan-Tan schwamm. Als Wein zur Ente (darauf war ich gespannt gewesen, die Weinkarte markiert sogar einige Posten als besonders passend) hatten wir uns einen besonderen Gemischten Satz empfehlen lassen: “Nussberg” vom Mayer am Pfarrplatz in Wien – der sich als match made in heaven erwies und bei jedem Gang neue Noten zeigte.

Aufsicht auf reich gedeckten Tisch mit zwei leeren Tellern mit blauen Drachen, sonst in Schalen die Zutaten, die unten beschrieben werden

Die Haut der Ente war am Tisch in Streifen entfernt worden, wurde mit Pfannküchlein, Frühlingszwiebeln, Ingwer, Rettich, Hoisin-Sauce serviert, eingelegte Gurke für dazwischen.

Aufsicht auf Tisch mit zwei Tellern mit blauem Drachenmuster,einer Schüssel mit Entenbrustscheiben in dunkler Sauce, eine Platte mit Packchoi-Blättern

Dann gab es die Entenbrust: Sehr gut, aber der Knaller war die Beilage, sauer eingelegter Pakchoi mit Apfel.

Auf einer Holztischplatte ein Glas mit Sorbet, rechts daneben ein Dessertlöffel

Ein wunderbares Zitrus-Sorbet dazwischen.

Auf einer Holzplatte eine weiße Schale mit verschiedenen kleinen Zutaten, rechts daneben ein Suppenlöffel

Abschließend: Entenfleisch mit Knusper, Sprossen, Eigelb und anderem – wunderbar.

Stehende Entenfigur, die ein Schild hält: „Good _uck“ davor zwei Glückskekse

Zwei Glückskeks-Zellen, auf einem steht: "Wenn man sowieso denkt, sollte man gleich positiv denken". Auf dem anderen: "Warte nicht, bis der Sturm vorrüber (sic!) zieht, sondern lerne im Regen zu tanzen!"

Nach den selbstgebackenen Glückskeksen (alles sollte korrekturgelesen werden) hatten wir sogar noch Platz für Nachtisch – zum Glück, denn auch der war sensationell.

Auf einer Holzplatte zwei Teller mit Desserts: Im Vordergrund ein helles Küchlein in heller Sauce, im Hintergrund ein flacher Teller mit dunkler Kugel, hellen Tropfen, hellem Eisklops

Ich hatte Baba au rhum mit Zimt und Mandarine, Herr Kaltmamsell “Steinwurf” (Kreuzberger Humor?): Nougat, Yuzu und Dulce de leche.

Dazwischen hatte ich bei einem Klogang das herrliche Treppenhaus bewundert:

Blick nach oben in ein altes, helles und vielstöckiges Treppenhaus mit Eisen-Holz-Gitter

Zurück nach Charlottenburg nahmen wir die U-Bahn vom Kottbusser Tor, mit etwas Verzögerung beim Umsteigen am Wittenberplatz.

die Kaltmamsell

Bücher 2024

Montag, 30. Dezember 2024 um 16:58

Erst mal ein bisschen Statistik zu den gelesenen Büchern 2024:

Hinter den Titeln habe ich die Medienform/Herkunft vermerkt: P = Papier, E = E-Book, B = Bibliotheksausleihe.

Außerdem hier die Aufschlüsselung nach Gender.

Interessant: Nachdem 2023 sich als Jahr der Autofiktion erwiesen hatte (unbeabsichtigt), wurde 2024 das Jahr der literarischen Verarbeitung deutscher Geschichte: Zum einen eine neue Welle mit dem Dritten Reich als Hintergrund, zum anderen DDR und Wende.

Auch dieses Jahr bezeichnet * eine Lese-Empfehlung.

1 – Granta 165, Deutschland– P

2 – Eva Menasse, Dunkelblum* – B
Hier unten beschrieben.

3 – Friedrich Torberg, Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten* – P
Hier die ausführliche Erklärung, warum dieses Buch für mich so wichtig ist und warum ich es so häufig empfehle.

4 – Sina Pousset, Schwimmen – E

5 – Alasdair Gray, Poor Things* – P
Nach dem Wiederlesen hier ausführlich besprochen.

6 – Gabriele Conrath-Scholl (Hrsg.), August Sander, Meisterwerke – P

7 – Katharina Adler, Iglhaut – B

8 – Katharina Seiser, Österreich express* – P
Ein sehr schönes Kochbuch in verlässlicher Qualität mit handfesten Alltagsrezepten von Katha (die zu meiner Verwunderung von der Qualität- und Genussküche gerade zu Gesundheitsratgeber umschwenkt).

9 – Ewald Arenz, Der große Sommer – B

10 – Jeff Noon, Vurt* – P
Mehr dazu hier.

11 – Ursula Krechel, Landgericht* – B
Hier unten ausführlich besprochen – eine neue Perspektive in der Aufarbeitung des Dritten Reichs und der Jahre direkt danach. Das scheint mit ohnehin ein roter Faden dieses neuen Blicks zu sein: Dass die Nachkriegszeit als gesellschaftsgeschichtlicher Teil des Dritten Reichs behandelt wird.

12 – Naomi Alderman, The Future* – B
Hier unten besprochen.

13 – Wolf Haas, Eigentum* – B
Hier meine Begründung fürs Gefallen.

Und hier meine Spende eines Titelbilds für die nächste Auflage (Friedhof in Alcúdia, Mallorca).

Grabstein auf wenig grünem Friedhof, beschriftet mit "Propiedad D. Catalina Garcías Serra 1917"

14 – Granta 166, Generations* – P
Ausführliche Empfehlung hier.

15 – Larissa Kikol, Signed* – P
Eines meiner Bücher des Jahres, hier steht warum.

16 – Max Porter, Grief is the thing with feathers – E

17 – Robert Menasse, Die Vertreibung aus der Hölle* – E
Begründete Empfehlung hier.

18 – Caroline Wahl, 22 Bahnen – B

19 – Reinhard Kaiser-Mühlecker, Wilderer* – B
Hier ausführlich besprochen.

20 – Ruth Klüger, Katastrophen. Über deutsche Literatur* – P

21 – Louise Erdrich, The Night Watchman* – E
Mehr dazu hier.

22 – Zoë Beck, Memoria – B

23 – Nele Pollatschek, Dear Oxbridge: Liebesbrief an England – E

24 – Didier Eribon, Sonja Finck (Übers.), Eine Arbeiterin – B

25 – Joseph Roth, Hiob* – E
Ich mochte diesen kleinen Roman von 1930 sehr, den Hintergrund des bitterarmen Shtetl-Alltags, die realistische Schilderung einer Auswanderung, und ich mochte die Titelfigur, Hiob, der nach einer Enttäuschung zu viel bockig mit seinem Herrgott bricht. Nahaufnahme eines liebevollen Blicks auf eine mittlerweile vergangene Welt.

26 – Gabriele Tergit, Käsebier erobert den Kurfürstendamm – E

27 – Ulrike Draesner, Die Verwandelten* – B
Ein weiteres Highlight meines Lesejahrs und eine unerwartete Verarbeitung von Flucht und Vertreibung im Dritten Reich – auch hier inklusive deren Fortsetzung nach dem Krieg. Hier ausführlich besprochen.

28 – Dana von Suffrin, Otto – E

29 – Fang Fang, Michael Kahn-Ackermann (Übers.), Glänzende Aussicht – B

30 – Vicki Baum, Es war alles ganz anders. Erinnerungen – E

31 – Scott Alexander Howard, The other valley* – B
Ausführliche Empfehlung hier.

32 – Granta 168, Significant Other – P

33 – (Meg Rosoff, The Great Godden) – E

34 – Helena Adler, Die Infantin trägt den Scheitel links* – B
Aus Österreich kommt mit lieb gewonnener Regelmäßigkeit immer wieder ein Roman, der mich umhaut, diesmal dieser. Adler macht Wunderdinge mit Sprache, in fast lyrischer Dichte.

35 – Colm Tóibín, Brooklyn – B

36 – Granta 167, Extraction – P

(Miranda July, All Fours – B)

37 – Anja Reich, Simone* – E
Hier unten besprochen – eine DDR- und Wende-Verarbeitung.

38 – Zora del Buono, Seinetwegen – B

39 – Jenny Erpenbeck, Kairos.* – B
Literatur darf eine Zumutung sein, hier genauer erläutert.

40 – Ted Chiang, Exhalation – E

41 – David Schalko, Schwere Knochen* – E
Eine Wucht von einem Roman, in vielerelei Hinsicht, hier ausführlich besprochen. Und Anlass, dass ich endlich mal den Filmklassiker The Third Man ansah.

42 – Roxane Gay, Hunger: A Memoir of (My) Body – E

43 – Elif Shafak, Michaela Grabinger (Übers.), Ehre – E

44 – Dörte Hansen, Altes Land – E

45 – Colm Tóibín, Long Island – B

46 – Karsten Dusse, Das Kind in mir will achtsam morden – B

47 – Raphaela Edelbauer, Die Inkommensurablen – B

48 – Percival Everett, James – E

49 – Ian McEwan, Nutshell* – P
Hihihi, welch meschuggene Idee. Dass sie funktioniert, erkläre ich hier.

50 – Granta 169, China* – P
Große Freude über eine wirklich gelungene und bereichernde Ausgabe des Literatur-Magazins. Hier unten nenne ich Details.

51 – Jonathan Lethem You don’t love me yet – E

52 – Matt Haig, The Midnight Library – B

53 – Annette Hess, Deutsches Haus* – E
Letztendlich doch eine Empfehlung, allein weil mir so Vieles an diesem Roman nachging. Hier habe ich über ihn geschrieben.

54 – Edna O’Brien, The Little Red Chairs – E

55 – Samantha Harvey, Orbital – E

die Kaltmamsell

Fotorückblick 2024

Montag, 30. Dezember 2024 um 16:34

Angeregt von Joël: Rückblick auf das vergangene Jahr mit Fotos, pro Monat zwei Bilder. Ungefähr.

Januar

Abschied von einer verstorbenen Freundin der Familie auf dem Ingolstädter Westfriedhof.

Schöner Schnappschuss auf der Theresienwiese unterwegs in die Arbeit.

Februar

Ich leiste mir goldene Ohrringe der Künstlerin Alessandra Pizzini.

Mal wieder ist der Umbau des U-Bahnhofs Sendlinger Tor angeblich beendet.

März

Spaziergang mit Besuch aus Oldenburg.

Besuch bei Eltern in Ingolstadt mit Spaziergang.

Erstes Mal im neuen Volkstheater, ich bin sehr beeindruckt von der Ästhetik und der Qualität des Baus.

April

Osterfrühstück mit Eltern- und Bruderfamilie.

Frau fotografiert sich im Ganzkörperspiegel eines Wohnungsflurs, kurze weiße Haare, Brille, dunkelblaues Shirt, dunkle, enge Jeans, an den Füßen glitzernde rote Schuhe.

Neue rote Glitzerschuhe (Team Wicked Witch!).

Große freie Fläche im grauen Regen, im Hintergrund Bäume und die Ruhmeshalle, im Vordergrund ein Stockenetenpaar schlafend auf einer Pfütze

Ungewohnter Besuch auf der verregneten Theresienwiese.

Mai

Frau mit Brille und Kappe vor Voralpenlandschaft

Neue Wanderstrecke zwischen Ammersee und Starnberger See.

Schild an Lanyard mit Aufschrift „re:publica 24 Inés Gutiérrez“ und handgeschrieben „die Kaltmamsell"

Bereichernde Teilnahme an der re:publica in Berlin.

Juni

Hochwasser in München, sichtbar an der Isar und leider auch im seltenen zweiten Untergeschoß, das ausgerechnet zum Hotel gehört, das ein Freund führt. Doch viel schlimmer erwischt es das Umland: Eine Kollegin konnte bis heute nicht zurück in ihre überflutete Wohnung zurückziehen.

Neklassizistisches Gebäude, dafür demonstrierende Menschen

Ich demonstriere ein weiteres Mal gegen antidemokratische Kräfte – wie Hundertausende weitere Bürgerinnen und Bürger in Deutschland in der ersten Hälfte des Jahres. Was deutlich weniger auslöst als jeder einzelne geifernde Wutbürger, als jeder Hass-Terror.

Turnhallenwand mit Tür, links davon ein Basketball-Korb, darüber eine Uhr mit Zeigern auf 19:46 Uhr, rechts davon eine gelbe Tonne mit dem Wappen von München

Zum Beispiel bei den Europawahlen, die ich als Wahlhelferin unterstütze.

Die linke Seite des Bilds wird gefüllt von einer hellen Tasche mit skizziertem Frauenkipf und Aufschrift „‚24 48. Tage der deutschen Literatur“, rechts Rasen, auf dem Bierbänke stehen, im Hintergrund ein riesiger Bildschirm, darauf die Übertragung eines Fernsehstudios mit Tischen und Bänken

Ich gucke Bachmannpreislesen in Klagenfurt – und falle mit meiner AirBnB-Unterkunft so richtig rein, in ungeahnte Tiefen.

Juli

Dunstiger Blick ins Tal, im Vordergrund eine nasse Sitzbank, umgeben von Bäumen, im Hintergrund Hügel

Einer der vielen Regenläufe des Jahres.

Blick durch eine alte gemauerte Brücke auf Fluss und Flussauen, im Hintergrund Kirchtürme

Aber ich komme auch zu besonders vielen Morgenläufen vor der Arbeit.

August

Renovierte Backstein- und Glasgebäude einer alten Zeche

Jahrhunderthochzeit in Essen, Kaltmamsell lernt Ruhrgebiet.

Restauranttisch ohne Tischdecke mit den unten aufgeführten Speisen und Getränken

Endlich abgehakt: Essen im Münchner Centro Español.

Zwei Menschen auf dem Balkon nebeneinander auf einer Bank sitzend, vor sich ein Tisch mit zwei gefüllten Gläsern und zwei Schälchen, Abendsonne

Pärchenfoto des Jahres.

Füße mit gestrickten Wollsocken in hellen Sandalen auf grauem Büroteppich

Am meisten Bürofrieren ist an den heißesten Tagen.

September

Markanter Graffiti-Kopf auf einem grünen Metallkasten im Park

Eine Baustellen-Sperrung am Föhringer Ring bringt mich zu einer neuen Laufroute.

Blick von oben auf die Großstadt Barcelona, umgeben von Hügeln, links dunkle Wolken am Himmel

Auf dem Weg in den Wanderurlaub auf Mallorca lerne ich Barcelona kennen.

Blick von einem erhöhten Fenster auf ein mallorquiner Örtchen aus Sandstein, umgeben von felsigen Bergen

Entzückender Ausblick aus meiner Unterkunft im mallorquinischen Valldemosa.

Blick von weit oben einen Berg hinunter, der ins Meer ausläuft, darauf Yachten

Blick von weit oben auf ein grünes Tal zwischen Bergen, ganz klein ein Sandstein-Kloster im Sonnenlicht, im Vordergrund die Knie der Fotografin

Rückblickend weiß ich: Das war ein wirklich schöner Urlaub (währenddessen konnte ich das noch nicht beurteilen).

Oktober

Blick von unten auf Wohnblockbalkone, auf einem Sims sitzt ein Falke

Eine Falke auf unserem Balkon.

Nebelmorgen-düstere Wohnstraße mit alten Gebäuden, im Vordergrund eine beleuchtete Bäckerei, von der zwei Radler ihre Räder aufschließen

In morgendunklem Nebel: Vordergrund die Silhouetten der Figuren, mit denen der Anschlag aufs Oktoberfest 1983 dokumentiert wird, Hintrgrund ein Oktoberfestzelt

Düsternovember begann dieses Jahr als Düsteroktober – und zog sich durch mit wenigen Ausnahmen bis Jahresende.

November

Feldweg, rechts von riesigen alten Bäumen gesäumt, im Hintergrund sonnenbeschienene Wiesen

Einer der Ausnahmetage von der Winterdüsternis: Allerheiligenwanderung an den Egglburger See.

Auf einem Holztisch eine helle Hortensienblüte und eine flaschenförmige Vase mit sehr schmaler Öffnung, schlicht dunkelrot und golden auf Creme glasiert

Schönheit gekauft gegen Wahlsieg von Trump und übles Zerbrechen der deutschen Regierungskoalition.

Prächtig verzierter Eingang zu einem Konzertsaal, aus dem Foyer mit klassizistischer Malerei in Blau- und Grautönen durch einen Rundbogen fotografiert

Mein erstes jüdisches Neujahrskonzert im Prinzregentheater.

Dezember

Erhöhter Blick auf einen Raureif-weißen bewaldeten Abhang, durch den eine grobe Treppe nach unten führt

Raureif ist das Mit-Käse-überbacken der Winterfotografie.

Werbeplakat mit Bild eines flachen Burgers mit viel Käse und Schrift „Look who‘s back. Der McRaclette“

Party-Ausflug in die Schweiz.

Vor einer Mauer steht die grüngespante Bronze-Statue eines Kriegers mit Schwert und Schild, umgeben von Baustellen-Müll, fotografiert durch ein sichbares Baustellen-Gitter

Zwischen-den-Jahren-Ausflug nach Berlin. Mit toter Ratte am unteren Bildrand.

die Kaltmamsell