Journal Donnerstag, 5. Dezember 2024 – Dementor Erwerbsarbeit
Freitag, 6. Dezember 2024Gut geschlafen, hätte mehr sein dürfen. In der letzten Stunde vor Weckerklingeln ließ mich die Erinnerung an zwei Dinge, die ich nicht vergessen durfte, nicht mehr ganz einschlafen (Plastikkiste für Ernteanteil mitnehmen / Maschine helle Wäsche programmieren – meine Probleme möchten Sie haben).
Zu meiner Überraschung wurde es zu klarem Himmel hell, ich genoss den Marsch in die Arbeit.
Am Schreibtisch legte ich umgehend los – mit einem nahezu fröhlichen Chopchop. Doch dann musste ich schon wieder schöne Spontanjobs ablehnen, weil ich bis Freitagabend durchgebucht war.
Am späten Vormittag war ich noch so gut im Plan, dass ich für Markteinkäufe (Äpfel) und Mittagscappucino ausstempelte.
Doch zurück im Büro erwischte mich ein massiver Querschuss, der mich ungeplante anderthalb Stunden beschäftigte. Das war’s mit Mittagspause, kurz vor zwei zwang ich mich zumindest, den mitgebrachten Linsen-Bete-Salat zu essen.
Der Nachmittag war brutal, und ich leide derzeit unter Schwierigkeiten, für die ich nichts kann, die ich auch nicht beseitigen kann, die aber mittelfristig desaströs verlaufen. Mir dämmerte immer mehr (nicht erst seit gestern), dass das so auf Dauer nicht weitergehen kann. Wenn die Erwerbsarbeit wie so ein Dementor wirkt, der allen (ohnehin eher spärlichen) Lebenswillen, alle Kreativität und Energie absaugt, stimmt doch was nicht? Wobei mir ja inzwischen klar ist, dass auf mich jede Erwerbsarbeit ein wenig diese Wirkung hat – was es schwierig macht zu erkennen, ab wann ich Alarm schlagen muss.
Zu spät durfte es gestern nicht werden, ich war dran mit Ernteanteilabholung. Und davor musste ich Milchnachschub besorgen.
Auf dem Heimweg war ich so erledigt, dass ich eigentlich nur “So kann das nicht weitergehen” in Variationen dachte. Milch und Ernteanteil heimgebracht, Herrn Kaltmamsell angeschnaubt, dass ich möglicherweise unfreundlich zu ihm sein würde. Dabei gibt es bei ultra-grottiger Laune doch nur einen Menschen, an dem man sie auslassen kann, der keine Chance hat davor wegzulaufen: Man selbst.
Eine halbe Stunde Yoga-Gymnastik wirkte schon mal besänftigend – obwohl einige Übungen dabei waren, die mein Körpervermögen weit überschritten (so weit, dass ich es lustig fand).
Für die Brotzeizvorbereitung hatte ich zwei Sorten Sojajoghurt in der Hand (ich musste einmal umständhalber von meiner üblichen Marke abweichen).
Zutatenliste der Ausweichmarke (10 Posten).
Zutatenliste von Sojade, das ich am liebsten kaufe (2 Posten). Einer von diesen beiden Herstellern scheint handwerkliche Probleme zu haben. Preis übrigens identisch.
Herr Kaltmamsell hatte bereits Spannung aufs Nachtmahl aufgebaut: Es werde etwas ganz Besonderes um den Ernteanteil-Lauch geben.
Eine Ottolenghi-Rezept: Leek nut roast tatin. Sehr gut, lauchig-nussig-pilzig-fruchtig – über die letzte Geschmackskomponente rätselten wir, tippten als Ursache auf Granatapfel-Melasse sowie die Pastinake, die Herr Kaltmamsell aus Ernteanteil zusätzlich reingeraspelt hatte.
Nachtisch Schokolade.
Mit neuem Buch ins Bett: Matt Haig, The Midnight Library, fing einladend an. Doch dann fiel mir ein, dass ich Nikolaus vergessen hatte und Herr Kaltmamsell am nächsten Morgen mit bebender Lippe vor keinem Schokoladennikolaus stehen würde – ach Männo.