Essen & Trinken

Journal Montag, 17. Februar 2025 – Jahrezeitlich angemessene Kälte

Dienstag, 18. Februar 2025

Um vier von Schneeräumfahrzeuglärm geweckt worden. Der Zentimeter, der noch gefallen war, machte das nicht wirklich nötig – aber ich nehme an, das sind Fremdfirmen, die immer von der Stadt bezahlt werden, sobald sie ihr Ausrücken rechtfertigen können. Was wohl bei jedem sichtbaren Schnee irgendwo im Stadtgebiet zutrifft.

Beim Aufstehen schien der abnehmende Mond durchs Wohnzimmerfenster, für die nächsten Tage war klarer Himmel angekündigt.

Weite, schneebedeckte Fläche, darauf am Ende ein Säulengebäude mit Frauenfigur im Morgen-Rosa

Knackige Kälte, ich musste mit erhöhtem Schritttempo gegen die eine Kleidungsschicht zu wenig arbeiten.

Zu meinen Jobs gehörte gestern auch Korrekturlesen, darin: “Fakultät für Maschinenwesen” – und ich freute mich erstmal, dass zu Androiden geforscht wird.
Große Enttäuschung, als ich verstand.
Auf Mastodon wies jemand auf “Mensch-Maschine” von Kraftwerk hin – ich legte gleich mal das Album auf (jajaja, klickte auf die Datei bei Youtube) und blieb eine Weile hängen. Musik von Kraftwerk, eine sehr alte und tiefe Liebe.

Termine verhinderten Mittagscappuccino – ich bemühte nach Monaten mal wieder den grässlichen Büro-Automaten. Und bedauerte, dass ich den wolkenlosen Sonnenschein nur von drinnen sehen konnte. Und ich vermisste den Marsch durch frische Luft. ABER! Draußen deutliche Minusgrade, im Büro genau richtig warm. Nach den beiden durchschnatterten Wintern in der Arbeit weiß ich das bewusst zu schätzen.

Mittagessen war Karottensalat und der letzte Kanten selbstgebackenes Brot.

Etwas wirrer Arbeitsnachmittag, aber Herr Kaltmamsell meldete, dass die Kiste Orangen nun doch eingetroffen sei.

Nach dem Hinweg ging ich auch den Heimweg in deutlichem Tageslicht, das war schön. Zu Hause Orangen gecheckt: Keine einzige hatte matschige Stellen – hurra!

Yoga-Gymnastik überraschend anstrengend, Brotzeitvorbereitung um das Thema Orangen.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell die Hälfte des reichlichen Ernteanteil-Lauchs als Quiche.

Gedeckter Tisch mit grünen Sets, im Vordergrund ein Glasteller mit ein Stück Lauch-Quiche, dahinter die weiße Quiche-Form mit dem Rest der Quiche

Wieder ein Festessen mitten unter der Woche. Allerdings waren wir uns einig, dass der Deckel geschmolzener Käse ausnahmsweise keine gute Idee war, dass “mit Käse überbacken” nicht alles verbessert: Der Panzer erschwerte ein Zerteilen der Quiche-Stücke auf dem Teller.
Nachtisch Orange und Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

§

“Weniger Fehler, mehr Seiten: 11 Jahre Techniktagebuch”.

Die PDF-Ausgabe mit allen 8817 Beiträgen hat in diesem Jahr 16.178 Seiten. Eine EPUB-Gesamtausgabe (549 MB) gibt es auch, und auf manchen Geräten wird man sie vielleicht sogar öffnen und lesen können. Wer das zu unhandlich findet, kann die Best-of-Version lesen (211 Seiten PDF, 18 MB EPUB).

Journal Samstag, 15. Februar 2025 – Rinderherz, auch mit Foto

Sonntag, 16. Februar 2025

Eigentlich fast durchgeschlafen, aber mit so anstrengenden Träumen (lauter Dinge zu erledigen), dass ich ziemlich erledigt aufwachte.

Wie angekündigt startete der Tag strahlend sonnig. Ich machte mich erstmal ans Brotbacken. Schon am Vorabend hatte ich bemerkt, dass ich die Buttermilch für dieses Rezept vergessen hatte, doch niemand in diesem Haushalt wollte nochmal raus. Ich improvisierte mit verdünntem Joghurt (150 gr. mit 350 gr. Wasser).

Als Backtopf verwendete ich einen neuen, kleineren Gusseisentopf, den Herr Kaltmamsell vom Christkindl bekommen hatte. Und ich hatte wie beim Backen davor eingeweichten Leinsamenschrot untergeknetet, als moisture maker.

Augerissener Brotlaib auf Kuchengitter auf schwarzer Kochfläche, daneben links schwarzer Eisentopf, rechts Topfdeckel

Sehr gut geraten.

Schon angesichts der Wettervorhersage hatte ich meine Schwimmrunde fürs Dantebad im Freien geplant. Bei Kälte und möglicher Glätte nahm ich statt Radl die U-Bahn dorthin.

U-Bahn-Untergeschoß mit hellem, polierten Steinboden und gelben metallwänden, dazwischen Baustellen-Absperrungen mit Baumaterial und Bauarbeitern

Lassen Sie sich nichts einreden: U-Bahnhof Sendlinger Tor bleibt Baustelle.

Die erhoffte Wiederholung des Sonnenschwumms vor einer Woche war das dann nicht: Ab meiner Ankunft zogen immer mehr Wolken auf. Dafür schwammen aber auch nicht so viele Menschen auf meiner Bahn wie vor einer Woche (es war ja auch deutlich kälter, die 30 Meter barfuß und nassgeduscht vom Gebäude ins Becken fühlten sich diesmal wieder richtig lustig an: Bis beim Körper das “Hä, was soll das jetzt?!” so richtig angekommen war, kraulte ich bereits im warmen Wasser). 3.000 Meter Gleiten ohne Probleme, gerade genug Überholvorgänge, dass ich nicht allzu gemächlich wurde. Und die Umgebung war mit immer wieder wechselnden Wolkenszenen, Löchern mit blauem Himmel, vereinzelt Sonne auch interessant genug.

Nach Hause nahm ich die Tram, um am Stachus auszusteigen und italienischen Kochschinken zu kaufen: Beim Schwimmen hatte ich intensive Sehnhsucht nach einem mächtigen Butter-Schinken-Brot aus dem eben gebackenen entwickelt.

Daheim aber erstmal den Inhalt der eben durchgelaufenen Maschine Wäsche aufgehängt, dann ein Schüsselchen Coleslaw vom Vorabend gegessen, dann insgesamt drei dicke Scheiben Brot, zwei davon mit Butter und Schinken, eine mit Butter und Orangenmarmelade. Das war sehr schön.

Zur Hälfte aufgeschnittener Brotlaib auf weißem Schneidebrett auf schwarzer Kochfläche

Briefpost von Dr. Edmund Stoiber: Er bittet mich, den CSU-Kandidaten in meinem Wahlbezirk zu wählen. Und nicht nur habe ich seinen Brief gelesen, sondern dachte im Vergleich zur aktuellen CSU-Truppe wehmütig an seine Zeit hier in Bayern zurück. So weit sind wir schon.

Wochenend-Zeitung gelesen, ein wenig Roman. Fürs Abendessen war ich zuständig: Herz in Biersauce.

Handschriftliches Rezeot auf kariertem Papier, dahinter angeschnitten eine Bierflasche mit Aufschrift "Dunkel"

Aufsicht auf rechts ein weißes Schneidebrett, darauf ein Stück Fleisch mit chrakteristischen Fettadern außen, daneben ein großes Messer, links eine Schüssel mit bereits geschnittenen Fleischwürfeln

Ein Rinderherz ist eine spannende Sache, das Fleisch wunderschönes Muskelfleisch.

Schmorgerichte sind ja praktisch, sie kochen sich nach dem Anbraten und Ablöschen von selbst. Unter anderem turnte ich Yoga-Gymnastik, während Herr Kaltmamsell als Beilage Brezen-Serviettenknödel anfertigte.

Die Crowdfarming-Orangen wurden wieder nicht geliefert, DHL-Begründung: “Keine Zustellung, da Zustelladresse nicht angefahren werden kann” – WTF? (Hier ist nichts gesperrt.) Ich war verärgert, weil das auch bedeutet, dass die reifen Früchte noch ein paarmal durch die Gegend geworfen werden, noch ein paar Tage rumliegen (ohne dass ich sie checken kann, das erhöht das Risiko von faulen Stellen, die sich ausbreiten), dass Herr Kaltmamsell oder ich (wahrscheinlicher er) die 11-Kilo-Kiste an irgendeinem DHL-Shop abholen muss. Und dass ich dieses Wochenende und am Montag ohne Obst dastehe (selbstverständlich hatte ich mit Aussicht auf so viele Orangen nichts eingekauft).

Aperitif-Alternative wurde Brandy Alexander (Sahne musste weg).

Auf einem mit grünen Sets gedeckten Tisch vorne ein Flasteller mit Fleischwürfeln in viel dünner dunkler Sauce und einer Scheibe Knödel, rechts daneben Besteck auf einer schwarzen Stoffserviette, dahinter ein schwarzer Topf mit Deckel

Rinderherz in Biersauce mit Brezenserviettenknödel – vor allem das Fleisch schmeckte mir ganz hervorragend, diese Konsistenz liebe ich (werde mehr Herzrezepte ausprobieren). Gemüse dazu war nochmal Coleslaw. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, ich bin von Paula Fürstenberg, Weltalltage sehr angetan – inklusive neuem Twist zum Thema Autofiktion.

§

“Man wird sehr offen für Dinge, über die man sich freut.”

@herzbruch über einen Aspekt schlimmer Erkrankung.

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Screenshot eines Mastodon-Posts von @me ta phil, der:
"Grausam, aber notwendig – beim Protest gegen den Afternative-für-Deutschland-Wahlkampfstand griffen die #Antifa​schist*innen in #Bremen heute auch zu ihrer schärfsten Waffe:

Blockflötenkonzerte."

Ich sehe die Familie Kaltmamsell bei der nächsten Gegendemo bereits als siebenköpfige Terror-Truppe.

Journal Samstag, 8. Februar 2025 – Demokratie brauchte mich – und 250.000 andere

Sonntag, 9. Februar 2025

Es wurde wie angekündigt hell zu echter Sonne!

Weil ich nachmittags zur Demo “Demokratie braucht dich” auf der Theresienwiese wollte, davor aber noch Schwimmen gehen, bloggte ich unter ein bisschen Zeitdruck – und dann waren das auch noch so viele Bilder, die ich unbedingt von meinem Besuch der Archäologischen Staatssammlung zeigen wollte und die ich bearbeiten und be-alttexten musste!

Die Sonne schien aufs Herrlichste, also war klar, dass ich im Dantebad schwimmen würde. Schon das Radeln dorthinaus genoss ich. Gezielt sah ich bei einem der drei verrottetenden Autos des Kunstprojekts “Mash & Heal” vorbei, dem am Stiglmaierplatz.

Auf einem Platz im Freien vor sonniger Hauskulisse ein SUV, der aus dunkelbraunen Naturmaterialien nachgebaut ist, die Hülle aufgerissen, sodass das darunter liegende Holzgestell sichtbar wird

Das sieht mir ja weniger nach Verrottung aus, sondern eher nach Menschenhand (Smash & Heal?), aber diesen Faktor hat die Künstlerin sehr wahrscheinlich einkalkuliert.

Der Schwumm im Dantebad war genau so sonnenverglitzert, wie ich das erhofft hatte – und genauso menschenreich wie befürchtet. Aber wir kamen recht gut miteinander aus, ich schwamm meine 3.000 Meter ohne grobe Störung und genoss das warme Wasser. Gleichzeitig große Sehnsucht nach dem Nichtwinter, schmerzhaftes Bewusstsein, wie lange noch hin ist.

Sonniges Radeln nach Hause, zum Frühstück kurz nach eins gab es Apfel sowie zwei Scheiben Körnerbrot (das Finnenbrot vom Rischart, eher ein Verlegenheitskauf, schmeckt mir ausgezeichnet) mit Gänseschmalz.

Im sonnigen Wetter war ich lange unschlüssig über die angemessene Demo-Kleidung. Ich entschied mich für dicke Socken in Wanderstiefeln, über Jeans und dickem Pulli den Wintermantel; Mütze und dicke Handschuhe steckte ich mit einer Flasche Wasser in eine Umhängetasche.

Sonniger Stadtplatz mit Wiese und Ampel, viele Menschen gehen in dieselbe Richtung

Schon vor unserer Haustür reihten Herr Kaltmamsell und ich uns in einen dichten Strom von Menschen ein, der zur Demo auf der Theresienwiese spazierte. Dort stand die Bühne vor der Bavaria, doch schnell erwies sich, dass die Sound-Anlage nicht funktionierte: Das Geschehen wurde nicht sehr weit übertragen. Wir stießen zufällig auf Genossenschaftlerinnen vom Kartoffelkombinat, die ich ohnehin suchen wollte, erkennbar an einer Beach Flag. Hier blieben wir die nächste Zeit stehen, unterhielten uns über Parteiensystem, Wahlentscheidungen, parlamentarische Abläufe – das passte ja zum Thema der Demo, vom Bühnengeschehen bekamen wir aber nicht einmal mit, ob es überhaupt existierte. Andere Kartoffelkombinatler*innen kamen vorbei, wir wurden nach Details der Genossenschaft gefragt, ich sah mich unter den anderen Demonstrierenden um – in der herrlichen und wärmenden Sonne verging die Zeit schnell. Nach gut anderthalb Stunden und nach der Durchsage über fahrende Boxen mit Hinweisen für den Heimweg beendeten Herr Kaltmamsell und ich die Demo-Teilnahme.

Große frei Fläche im Gegenlicht, man erahnt viele Menschen

Ich hatte ja befürchtet, dass sich auf der wirklich riesigen Theresienwiese (42 Hektar) ein paar Zehntausend Demonstrant*innen verlaufen und nach wenig aussehen. Stellt sich auf dem Foto heraus: Keineswegs (und es waren ja dann auch zwischen 250.000 und 300.000 Menschen, je nach Quelle). Hier noch ein Foto.

Erst daheim merkte ich, dass ich mich aufwärmen musste, erledigte das mit heißem Tee und Heizung. Vor dem Abendessen eine Einheit Yoga-Gymnastik mit viel Hinfallen, dann gab’s zum Aperitif einen neuen Cocktail:

Küchenarbeitsfläche, im Vordergrund zwei Tumbler mit heller Flüssigkeit unten, einem Streifen dunkelroter Flüssigkeit oben, dahinter Flaschen, eine Zitruspresse

New York Sour, der mit ein wenig Rotwein gefloatet wird – gut!

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell aus aktuellem Ernteanteil Süßkartoffeln und Rote Bete verwendet (Rezept über drei Ecken als Foto erhalten, deshalb kein Link):

Aufsicht auf einen Glasteller auf grünem Tischset, auf dem Teller eine halbierte Süßkartoffel, darüber gewürfelte Rote Bete und Feta

Auch gut!

Zum Nachtisch misslungenes Tirmaisu.1 Ich hatte es für eine gute Idee gehalten, in die Mascarpone-Creme den halben Becher Sahne zu kippen, der weg musste. Jetzt wissen wir: War es nicht. Die Creme wurde flüssig statt fest, es gab Löffelbiskuitsuppe.

Meine geplatzte Zeigefingerspitze, hier erwähnt, nahm noch eine unerwartete Entwicklung: Statt ganz abzuheilen, öffnete sich der Spalt nach dem nächsten Nägelschneiden erneut und schmerzte wieder enorm. Mittlerweile hatte ich zwar von einer Berufsgeigerin mit demselben Problem erfahren, dass es von der Blasenpflaster-Firma Compeed auch ein Fingerspitzenspalt-Pflaser gibt, das sogar ihr hilft, hatte es aber noch nicht besorgt – schließlich rechnete ich mit dem nächsten Einsatz erst in vielen Monaten. Das bereute ich jetzt und holte es sofort nach; weil ich diese Pflaster in keiner Drogerie fand, bemühte ich Amazon.

Und war gestern froh darum, als die besagte Zeigefingerspitze, einen Tag nach erneutem Nägelschneiden, sich schon wieder ans Platzen machte. Der Schmerz ließ tatsächlich umgehend nach.

  1. Nachtrag: Den Vertipper lasse ich so – danke für den Hinweis, aber er passt zu gut zum Misslingen. []

Journal Freitag, 7. Februar 2025 – Urlaubstag 5 mit Doppelportion Kultur: Museum und Kulinarik

Samstag, 8. Februar 2025

Über meinem Morgenkaffee saß ich mit Brummschädel und müde – so schlecht war die Nacht doch auch wieder nicht gewesen? Ich hatte gute Lust, nach dem Bloggen und Teetrinken zurück ins Bett zu gehen, doch gleichzeitig hatte ich ja Pläne für den Tag. Und wer in ihrem Zustand arbeitsfähig wäre, ist ja wohl auch vergnügungsfähig.

Plan war ein besonderer Museumsbesuch: Ein Wochentag für das Kennenlernen der 2024 wiedereröffneten Archäologischen Staatssammlung als besonderer Luxus.

Bewegung holte ich mir durch einen Fußmarsch unter trübem Himmel in klammer Kälte dorthin (eh nur eine halbe Stunde, ich wohne halt wirklich privilegiert zentral), Sporteinheit war ein bisschen Eisbachwellensurfer-Zugucken.

Auf einem schäumenden Bach ein Surfer in Neopren und mit Helm, hinter ihm Stufen zu kahlen Bäumen, ein Mensch in Nepren mit Surfboard unterm Arm

Bei Ankunft am Museum zur Öffnung um 10 Uhr hatte ich erstmal riesigen Gieper auf einen Cappuccino. Also besichtigte ich als Allererstes das Museumscafé gleich beim Eingang. Guter Cappuccino.

Im Vordergrund Café-Tischchen mit einer Tasse Cappuccino, im Hintergrund weitere Cafétischchen, Menschen

Jetzt aber los.

Diesmal bekam ich Online-Audio-Informationen vom Feinsten: Auf der Website – auch die in meinen Augen hervorragend, übersichtlich unter anderem durch eine altmodische Sitemap, wie ich sie bereits ausgestorben wähnte – hatte ich mich bereits orientiert, dass es eine Highlight-Tour gab und eine Schmankerl-Tour, auf der die Münchner Kabarettistin Luise Kinseher speziell Münchnerische Exponate erklärt. Diesmal hatte ich meine Hardware im Griff: Kopfhörer waren dabei, aufgeladen und rechtzeitig mit meinem Handy gekoppelt. Und die Software ließ mich über QR-Codes an Exponaten zwischen den beiden Touren und davon unabhängigen Informationen zu weiteren Exponaten springen, ein Traum!1 Als Verbesserungsmöglichkeit sehe ich die Lichtverhältnisse in den Räumen: Abseits von den Schaukästen war es oft so düster, dass ich das Kennzeichen für die Highlight-Exponate nur schwer fand.

ABER! In den Schließfächern gibt es USB-Steckdosen zum Gerätaufladen.

Die Ausstellung mit Exponaten ausschließlich aus Bayern (das warf mich immer wieder um – ich kannte praktisch jede Fundstelle) ist durchaus im weitesten Sinn chronologisch aufgebaut – aber das wirkt sich lediglich auf die grundsätzliche Reihenfolge aus. Denn viel wichtiger ist, dass jeder Raum ein Thema hat und dass mit den Exponaten archäologische Techniken und Gedankengänge dargelegt werden. Das gelingt hervorragend. Dazu kommt ein immer wieder überraschender und bereichernder Multimedia-Einsatz – der sich unter anderem den Umstand zunutze macht, dass die Räume eher dämmerlich sind.

Eine solche Multimedia-Station spielte ich durch, weil mich eine der Aufsichts-Angestellten begeistert hingeschickt hatte: Das sei super, man bekomme zwar Hunger, ich solle aber unbedingt alles bis zu Ende anschauen. Begeisterte Museums-Angestellte? Viel vertrauenswürdiger wird eine Empfehlung in meinen Augen nicht.

Abgedunkelter Museumsraum mit hochformatigen Vitrinen, rechts steht eine Aufseherin

Der erste Ausstellungsraum “Der Mensch” (ich wartete, bis ich auch einen aktuellen Menschen mit auf dem Foto hatte).

Kleine angeleuchtete Exponate in Museumsvitrine, links daneben in einer Wand ein Bildschirm, auf dem eines als Simulation gezeigt wird

Neben dem Schaukasten erklärt eine durchklickbare Animation die verschiedenen Sichtweisen auf das nur 7 Zentimenter große Exponat links im Kasten.

Der Bildschirm von eben mit einer anderen Ansicht des Objekts

Hochformatige Museumsvitrine rechts mit zwei grünspanigen Bronzemaseken, links neben der Vitrine an einer Wand ein glänzendes Duplikat der Maske, das man sich aufsetzen kann

Neben dem Schaukasten mit Masken hängt eine, die man selbst aufsetzen kann – wie auch sonst über die ganze Ausstellung Objekte verteilt sind mit der Aufforderung “Fass mich an!”, z.B. ein Axtblatt, ein Faustkeil, verschiedene Lederarten eines Stiefels.

Museumsvitrinen in abgedunkeltem Raum,im Vordergrund zeigte eine eine weiße Steintrommel mit Keilschrift

Abgedunkelter Museumsraum, im Boden Schaukästen mit Exponaten

Ausgrabungsfunde verschiedenster Art in Boden-Schaukästen zu präsentieren und damit inklusive der Bodenart, in der sie gefunden wurden, fand ich genial.

Glasplatten im Boden, durch die man Kies sieht, links ein altes Bronzeschwert, rechts ein schlichter Bronzehelm

Das Bronzeschwert hier links wurde zum Beispiel in der Isar in der Nähe der Weideninsel gefunden und ist 3.200 Jahre alt.

Im nächsten Raum leuchtete neben dem Erklärtext eines Boden-Exponats ein Knopf mit roten Licht auf – da muss man doch draufdrücken, oder?

Ebenerdige Vitrinen an der Wand, dahinter hochformatige Bildschirme. In der Vitrine im Vordergrund Schädel, auf dem Bildschirm dahinter leuchtet ein Comic-Panel einer Grab-Situation

Die Fläche hinter dem Exponat im Boden stellte sich als Bildschirm heraus, auf dem ein Bild des Comic-Künstlers Frank Schmolke erschien – der hinter den gesamten, vielen Illustrationen in der Ausstellung steht, eine ausgezeichnete Idee.

Weißer Rand eines Comics mit Signatur

Blick von oben in eine Museumsvitrine,darin viel Tongeschirr, Gefäße aus Bronze, ein großes aus Glas

Grabbeigaben einer reichen Dame Römischer Zeit um 200 n. Chr., gefunden in Wehringen (Landkreis Augsburg). Der Audio-Guide informierte mich, dass auch ein umfangreiches Glas-Service zu diesen Beigaben gehört habe, aber auf dem Scheiterhaufen geschmolzen sei – nehmt dies, Feinde meiner traditionellen Glasteller!

In der Mitte unter Glas eine wunderbar konservierte Moorleiche mit Kleidung, im Vordergrund ein Bildschirm mit "Welche Person verbrigt sich hinter der Moorleiche?", im Hintergrund ein Bildschirm, das als Zeichnung eine Figur in Kapuzenmantel zeigt

Zu dieser Mooreleiche bot der Bildschirm unten interaktive Zusatzinfos.

In einem Museumsraum ein großer, runder Tisch, auf den ein offenes Feuer projiziert wird, am Rand Schrift und Knöpfe zum Draufdrücken; im Hintergrund beleuchtete Wand-Vitrinen, vor einer zwei Personen

Das hier war die Station, zu der mich die Museums-Angestellte energisch geschickt hatte: “Bis zum Ende anschaun!” Hier wurden die Zutaten und Zubereitung von Speisen vorgeführt, die man bei Ausgrabungen identifizieren konnte. Ich klickte sie Anweisungs-gemäß alle durch – tatsächlich interessant, ich lernte unter anderem die Zubereitung der Brotzeit, die Ötzi dabei hatte.

Aufsicht auf die Tischfläche, projiziert sind gegrillte Fleischstücke und Wurzeln

Eine Zeichnung mit römischem Wandbrunnen, drumherum Personen, die Wasser daraus holen, in der Mitte eingelassen eine kleine Vitrine mit dem bronzenen Wasserspeier

Fundstücke aus der Römerzeit: Die Vitrine ist in eine Zeichung mit ihrem Gebrauch eingebettet.

Nahaufnahme des Wasserspenders, ein flaches Gesicht mit offenem Mund und sehr wildem Haupt- sowie Barthaar

Museumsraum, rechts eine Reihe rämischer Grabsteine und Figuren

Museumsvitrine mit Exponaten und einem großen Foto eines Glasgefäßes, davor ein Schild "Objekt zur Bearbeitung entnommen"

404-Meldung, Exponat ist gerade in der Werkstatt und wurde durch ein gutes Foto ersetzt.

Abgedunkelter Museumsraum mit wenigen, frei stehenden Exponaten, auf dem Boden die Schatten eines Blätterdachs

Liebevolle Details überall – hier zum Beispiel Lichtprojektionen auf dem Boden.

Und schließlich war die Highlight-Tour (inklusive side quests zur Schmankerl-Tour und zu weiteren Exponaten) genau richtig für meine Aufmerksamkeitsspanne: Exakt als ich nach gut zwei Stunden begann zu hadern, weil alles so spannend war, ich aber eigentlich nicht mehr konnte – prangte das Schild “Ausgang”.

Treppenhaus von der obersten Stufe aus: Weiße Wände, dunkles Holz, eingelassenes Lichtband

Als ich später Herrn Kaltmamsell von dem Ausstellungsbesuch erzählte, wurde mir schnell klar: Ich muss bald nochmal hin, allein schon um alle Multimedia-Stationen durchzuklicken.

Nächster Programmpunkt: Auf Mastodon hatte ich gelesen, dass ganz in der Nähe im Lehel eine Pumuckl-Fußgängerampel eingerichtet worden war. Also legte ich meinen Rückweg darüber.

Rote Fußgängerampel mit den Straßennamen "Triftstraße" und "Liebigstraße", Silhouette eines stehenden Pumuckl mit ausgebreiteten Armen

Grüne Fußgängerampel an Altstadtkreuzung mit kahlen Bäumen; sie wird gerade von einem Passanten mit dem Handy fotografiert. Die Silhiuette der grünen Ampel ist ein gehender Pumuckl

Sehen Sie: Solche Ideen setzt ein Bezirksausschuss um – falls Sie sich fragen, was der genau macht.

Außerdem legte ich meinen Rückweg über Einkäufe: Cocktailkirschen im Untergeschoß des Kaufhofs am Marienplatz (dort gibt es sie zuverlässig), weitere Lebensmittel im Alnatura, außerdem Semmeln.

Ich kam mit großem Frühstückshunger heim, um halb zwei gab es Apfel und zwei Semmeln (die dritte, die mir der große Hunger aufgeschwatzt hatte, schaffte ich dann doch nicht).

Nochmal raus auf Erledigungen: Süpermarket Verdi (weil Za’tar auf der Einkaufsliste stand), Drogeriemarkt, Schusterin.

Nachmittag mit Zeitunglesen (besonders schöne “Gute Frage” im SZ-Magazin), Tiramisu-Herstellung, Yoga-Gymnastik – für die ich mich eh ausziehen musste, an zog ich mich dann ein wenig feiner, denn zum Abendessen war ich mit Herrn Kaltmamsell in der Brasserie Colette verabredet.

Die Reservierung hatte ich zweimal bestätigen müssen seit Buchung, eine Woche vor Termin und am Tag selbst des Essens. Aber hey – zumindest bekam ich sie ohne Anzahlung oder Hinterlegung von Kreditkartendaten. Und für den ganzen Abend, nicht nur für zwei Stunden. (Mein Fluch möge die rücksichtslosen Leute verfolgen, deren No-shows sowas überhaupt erst hervorgebracht haben. Und mein Unverständnis die Wirtsleute, die ihre Gäste nicht in Ruhe fertigessen und -trinken lassen.)

Wir verbrachten einen schönen Abend mit gutem bis sehr gutem Essen. Aufs Wochenende angestoßen wurde mit einem Glas Cremant.

Für zwei Personen gedeckter Restauranttisch mit unter anderem Artischocken, Schälchen mit Dips, gefüllten Weißweingläsern

Unsere Lieblingsvorspeise Artischocke war diesmal allerdings nicht so umwerfend wie sonst, sie schien uns nicht frisch gekocht, sondern schon lang warmgehalten und angetrocknet. Dazu Sauvignon Blanc.

Gedeckter Restauranttisch für zwei, zu sehen sind die unten beschriebenen Speisen und Getränke

Mein Hauptgang war der Knaller: Lammkaree mit Ratatouille (auch wenn so gar nicht jahreszeitlich, schmeckte sie sehr aromatisch) und Polenta (links schaumig gebacken über einer Fleischsauce). Herr Kaltmamsell hatte das Rinderfilet »Café de Paris« mit Entenlebercroissant. Dazu hatte ich mich auf ein Glas Côtes du Rhône gefreut, der mir wieder sehr gut schmeckte.

Gedeckter Restauranttisch, darauf die beiden unten beschriebenen Desserts

Nachtisch war auf meiner Seite etwas, das als “Pflaumentarte” auf der Karte stand, sich als köstliches Pflaumenkompott mit Streuseln und Ziegenmilcheis herausstellte, Herr Kaltmamsel hatte eine keksige Schokoladentarte. Wir waren beide sehr zufrieden.

  1. Gerade nach dem ausgesprochen unerfreulichen Erlebnis in der Alten Pinakothek frage ich mich, ob sich die jeweiligen Kurator*innen/Digital-Leute vielleicht mal treffen könnten? Auch wenn wahrscheinlich unterschiedlichen Ministerien/Behörden unterstellt? []

Journal Dienstag, 4. Februar 2025 – Urlaubstag 2 mit Mutter und Münchner Jugendstil

Mittwoch, 5. Februar 2025

Ich hoffte sehr auf den angekündigten strahlenden Sonnenschein für München mit meiner Mutter, doch sowas wie hell wurde es zum bleiernen Hochnebel vom Montag.

Medikament-Rezept geholt und eingelöst – wie ungemein praktisch, dass ich beim drohenden Ende eines meiner Dauer-Medikamente frei hatte und morgens einfach zur Praxis marschieren konnte, ohne Herumplanen und minutengenaues Arbeitspausen-Jonglieren.

Als ich aus dem Haus ging, sah ich wieder den Brief an der Tür, der heftige und laute Sanierungsarbeiten in einer Wohnung im Haus ankündigte. Er hängt da seit einigen Wochen, mir war sofort klar geworden, dass der Lärm exakt in meiner Urlaubswoche beginnen würde. Ungute Erinnerungen an mein Auszeitjahr, in das die Mauern-erschütternde Sanierung von zwei Nachbarwohnung gefallen war, sehr ungemütlich.

Und als ich über Lektüre der gestrigen Süddeutschen auf das Klingeln meiner Mutter wartete, setzte es auch ein: das Bohren, das man bis ins Knochenmark spürt.

Verabredet waren wir unter anderem zum Besuch der Kunsthallen-Ausstellung “Jugendstil. Made in Munich”. Als wir uns dorthin auf den Weg machten, in weiterhin klamm frostiger Luft, wurde der Himmel heller: Ich sah erstes Blau.

Meine Mutter schwärmt von Jugenstil, seit ich denken kann, blieb in Urlauben verzückt an Fassaden und Gegenständen stehen, die danach aussahen. Auf eigenen Reisen lernte ich später die vielen Varianten von Jugenstil weltweit, darunter Art déco, Modernisme. In der Kunsthalle wird derzeit die Münchner Variante ausgestellt, schließlich hat die Münchner Wochenzeitschrift Jugend dem Stil seinen Namen gegeben.

Der Andrang war groß: Dienstag, stellte sich heraus, kostete der Eintritt nur die Hälfte.

Neben Erklärungstafeln auf Deutsch und Englisch zu den Themen der einzelnen Säle gab es wieder einen Audioguide über Web und WLAN zu manchen Exponaten und Kapiteln mit Zusatzinformationen – und schon wieder hatte ich nicht an Kopfhörer gedacht. Ohnehin tauschte ich mich lieber mit meiner Mutter über die Eindrücke aus, nur hin und wieder holte ich mir über den Guide Zusatzinfos.

Großer Ausstellungsraum mit Parkettboden und Besucher*innen, gegenüber eine grüne Wand an der Meeresgischt-artige Verzierungen in Lila-Tönen angebracht sind, durch ein Glas in der Wand sieht man ausgestellte Kleider

Die Fassadendekoration des schwabinger Hofateliers Elvira von Anita Augspurg und Sophia Goudstikker nachgebildet.

Titelblatt der Wochenzeitschrift "Jugend" mit dem Gemälde des Profils eines dunkellockigen Jünglings mit goldenem Kranz

So manches Gemälde erinnerte mich an die Präraffaeliten.

In einem Ausstellungsraum mit dunklem Holzboden steht auf einer hellgrünen Säule eine mitelgroße Bronzefigur einer menschlich-förmigen gestalt mit plumen Beinen, riesigen Huffüßen, in schlurfender Bewegung

Das aber war mein Liebling: Thomas Theodor Heines Bronze “Teufel”.

An der dunkelgrünen Wand in einerm Ausstellungsraum mit Holzparkett hängt ein großes, sehr querformatiges Gemülse in Rosa- und Blautönen, nur die rechte Hälfte mit menschlichen Figuren

Nahaufnahme von zwei Krügen mit Zinndeckel, links ein hoher brauner mit Ausguss, rechts ein niedriger kugeliger mit blauem Netzmuster. Dahinter Besucher der Ausstellung

In der Abteilung zu ländlicher Handwerkskunst als Einfluss. Den Bierkrug rechts haben auch meine Eltern im Schrank stehen. (Mein Vater trinkt aber nicht gerne daraus: Wenn der Deckel hochgeklappt ist, neigt der Krug zum Umkippen. Da hätte das Funktionalitätsstreben des späteren Bauhaus gut getan.)

Wie ich schon vermutet hatte: Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Münchner Stadtmuseum, in dem ich schon einigen Münchner Jugenstil gesehen hatte. Und wo das Stadtmuseum eh die nächsten Jahre geschlossen ist wegen Renovierung, kann man ja den Bestand für eine eigene Ausstellung woanders kuratieren. Schöne Ausstellung!

Blick nach oben in einen Altbau-Innenhof, blauer Himmel

Als wir durchwaren, schien endlich die Sonne von blauem Himmel.

Es war schon nach zwei und wir beiden Nicht-Frühstückerinnen hatten Hunger: Meine Mutter lud mich ins Café des Dallmayr ein. Wir speisten Salat (ich, ein besonders feiner Teller mit u.a. Frischkäse, Pinienkernen, Physalis, konfierten roten Zwiebeln) und Tartar, wurden freundlich und herzlich umsorgt.

Dann gingen wir auf Einkaufstour durch Münchner Läden (in Ingolstadt gibt’s ja nicht mehr viel). Zwar spazierten wir schon auch aus reinem Interesse in ein paar Bekleidungsgeschäfte, doch die Suche meiner Mutter galt einer neuen schwarzen Handtasche, und dafür steuerte sie gezielt den Kaufhof am Marienplatz an – mit Recht, denn zu meiner Überraschung war die Auswahl dort riesig in verschiedenen Preisklassen.

Blick eine schmale Altstadtstraße entlang, durch die das Sonnenlicht entgegenscheint und das Glas der Laternen ausleuchtet

Die schräge Wintersonne hatte gerade ihren großen Auftritt in der Sendlinger Straße. Bei uns daheim nur kurzer Austausch von Dingen, dann machte sich meine Mutter auf den Weg zurück zum Hauptbahnhof.

Ich verließ das Haus nochmal, um ein Paket in einem bislang unbekannten Paketshop abzuholen – und geriet in eine Parallelwelt, die ich hier wirklich nicht vermutet hatte: Die Adresse führte mich in den Hinterhof eines Hauses im feinen Hackenviertel, dort aber in einen überaus schraddligen Getränkeladen. Estrich-Boden, Getränkekastenstapel, an der Wand bei der Kasse auf der einen Seite Regalbretter mit Spirituosen, auf der anderen Plastikdosen mit einzeln zu erwerbenden Gummisüßigkeiten, die Theke abgeschirmt durch eine übrig gebliebene pandemische Plexiglasfläche, die an einer Kette von der Decke hing. Eben bestellte jemand für den hippen Friseurladen ums Eck eine Getränkelieferung, ich wartete gern und sah mich um.

Nachdem ich schließlich nach meinem Paket fragen konnte, dauerte es sehr sehr lang, bis Herr Getränkehändler aus dem Hinterzimmer wiederkam, erstmal mit der Nachricht, es sei nicht da. Ich brachte ihn dazu, anhand der Versandnummer nochmal zu suchen, und nach einer wieder so langen Länge, hinter mir hatte sich bereits eine deutliche Schlange formiert, brachte er es auch: Das Kochbuch von Schmock-Wirt Florian Gleibs. Daheim eine Abschlussfolge Yoga-Gymnastik, das 30-Tage Programm “Center” werde ich gleich nochmal von vorne turnen.

Das Rezept fürs gestrige Abendessen entlehnte Herr Kaltmamsell Jamie Oliver:

Blick von oben in einen weiten, runden Topf, darin strahlenförmig angeordnet kleine Krautwickel in roter Sauce, hinter dem Topf ein großer Glasteller auf einem grünen Platzset

Der Wirsing aus Ernteanteil wurde zu Rouladen mit Tomatensauce und Camembert. Hervorragend, die Füllung mit Reis und Hackfleisch (im Original “sausage meat”) ist genau das Meine. Aus dem zweiten Wirsingkopf briet er Pflanzerl u.a. mit Haferflocken und gehacktem Tofu, die schmeckten mir ebenfalls sehr gut. Nachtisch Schokolade aus bedrohlich lichter Süßigkeitenkiste.

§

Johnny Häusler fasst in seinem Newsletter nachvollziehbar zusammen, was er über Hoffnung gelernt hat.
“What Are We Gonna Do Now?”
Das möchte ich nicht durch einen zitierten Ausschnitt bis zu Nicht-Nachvollziehbarkeit verkürzen, bitte lesen Sie bei ihm.

§

Wirbelsäule selbst entklemmen? Diese Übung eines Physiotherapeuten im Münsterland probierte ich gleich mal aus – auch ich hörte es wohltuend rumpeln.

via Bingereader

Journal Montag, 3. Februar 2025 – Urlaubstag 1 mit schönen Wiederbegegnungen

Dienstag, 4. Februar 2025

Wecker nur wenig weniger früh als sonst, wegen Morgenkaffee für Herrn Kaltmamsell und mich.

Die weitere Tagesplanung orientierte sich daran, dass montags immer einer der beiden Herren Putzprofis kommt und ich ihn in Ruhe die Wohnung reinigen lassen wollte. Wie praktisch, dass ich meine Schwimmrunde auf diesen Montag geschoben hatte! Ich wäre nach gemütlichem Bloggen und Timeline-Nachlesen schon vor neun startklar gewesen, doch das hätte mich zu früh zurück nach Hause gebracht, trotz der zusätzlichen Einkaufs- und Frühstückspläne. Also las ich noch eine Weile im Internet rum, flickte die linke Spitze meiner grauen Wollstrumpfhose (bereits zum dritten Mal, hier wirkt mein linker großer Zeh besonders zerstörerisch), brachte Müll zur Wertstoffinsel.

Das Wetter vorhersagengemäß düster und feuchteisig (ein Bildschirm zeigte 2 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit für München an).

Dann zog ich gepackt los, ging aber erstmal zur Schusterin: Ein paar Halbschuhe brauchte urplötzlich eine neue Sohle. War eben noch pfenniggut gewesen, doch als ich sie zuletzt anziehen wollte, sahen die unteren Spitzen verheerend aus. Smalltalk mit der Schusterin, ich freute mich sehr, sie mal wieder zu sehen.

U-Bahn zum Olympiabad.

In düstergrauem Nebel die Schemen von Olympiaturm un Olympiaschwimmhalle

Die Bahnen waren erwartungsgemäß wenig beschwommen, ich konnte gelassen und ungestört meine 3.000 Meter wegkraulen.

Auf dem Rückweg stieg ich schon an der Münchner Freiheit aus: In der Lebensmittelabteilung des dortigen Kaufhauses hatte ich das Angebot an Spirituosen als besonders vielfältig in Erinnerung, und ich wollte mal wieder Kahlua – für Tiramisu jetzt im Urlaub und für potenzielle White Russians. Auch hier eine erfreuliche Wiederbegegnung: Eine der Kassierinnen kannte ich aus der (schmerzlich vermissten) Lebensmittelabteilung des verblichenen Hertie am Hauptbahnhof. Sie war mir wiederholt wegen ihrer freundlichen Aufmerksamkeit aufgefallen und ich freute mich, dass sie trotz der Schließung am Hauptbahnhof weiterhin einen Job hatte.

Zu Fuß ging ich die Leopoldstraße Richtung Siegestor und Maxvorstadt, frühstücken wollte ich nämlich im Café Puck. Es begrüßte mich die Bedienung von schon immer, wie schön.

Tisch in Café, darauf ein Teller mit French Toast, Pancake, Rührei, Joghurt, außerdem auf dem Tisch Cappuccino, Apfelschorle, eine Flasche Ahornsirup. Im Hintergrund der Gastraum mit dunklen Möbeln

Ich genoss French Toast aus Brioche und Pancake mit Ahornsirup, Rühreier, griechischen Joghurt, las die Süddeutsche des Tages.

Blick nach draußen durch ein doppeltes Altbau-Sprossenfenster, davor eine Bautafel vor einem bereits fertiggestellten Luxuswohnungsbau, auf der Tafel "Wohnungen
Townhouses
Maisonetten
Penthouses"

Münchner Ausblicke.

Nach dem Zahlen verabschiedete mich die vertraute Bedienung mit: “Schön, dass Sie wieder mal hier waren.” Ich weiß nichts über die Dame, außer dass sie schon seit mindestens 14 Jahren hier arbeitet, und doch wärmte die Begegnung wie immer mein Herz.

Nächster TOP: Ich wollte eine neue Jeans. Die blaue Skinny Jeans, die ich seit vier Jahren oft trage, ist nicht nur aus der Mode geraten (sowas kann mir ja ungeheuer egal sein) und abgetragen: Sie gefällt mir schlagartig nicht mehr an mir. Aber – neue Jeans? Wo anfangen? Da fiel mir ein, dass mir in den vergangenen Jahren die Kleidung des Herstellers COS meist sehr gut gefallen hat, und siehe da: Laut Website bietet er auch Jeans an, einige Modelle gefielen mir. Gesten steuerte ich also den Laden beim Marienplatz an und probierte mich durch ein paar Schnitte und Größen. Mit Erfolg: Eine der Jeans kaufte ich in Grau. Der Plan: Wenn ich mich darin rundum wohlfühle, bestelle ich sie im Web-Shop auch in Dunkelblau (gestern im Laden nicht in meiner Größe vorrätig).

Neue Erkenntnis: Mit den Spiegeln in Bekleidungsgeschäft-Umkleidekabinen habe ich eigentlich selten Beef; vielmehr verstört mich immer wieder, dass die fürs Anprobieren abgelegte Tageskleidung hier immer schlagartig gammlig und abgetragen aussieht. Inklusive Schuhe.

Letzter Unterwegs-Programmpunkt: Lebensmitteleinkäufe im Alnatura in Wohnungsnähe (Standort nach einer Pause, in der das Gebäude an der Sonnenstraße abgerissen und neu gebaut wurde, jetzt wieder an selber Stelle).

Zu Hause knetete ich erstmal Teig für Roggenschrotbrot, dann Auspacken, Häuslichkeiten, familiäres Geburtstagstelefonat, Abstimmung mit meiner Mutter, die am Dienstag für einen gemeinsamen Tag nach München kommt.

Abendessen machte ich. Der jüngste Ernteanteil hatte rote Zwiebeln enthalten, das heißt bei uns automatisch: Flammkuchen nach Delicious Days. Allerdings nahm ich eine Abkürzung, die ich bei Frau Brüllens Geburtstag gelernt hatte: Flammkuchenböden aus dem Kühlregal. Gelang sehr gut, dazu gab es restlichen Gelbe-Bete-Salat. Nachtisch Schokolade.

Parallel kümmerte ich mich ums Brotbacken.

Auf Backpapier auf Backblech auf schwarzer Herdplatte zwei ordnungsgemäß aufgerissene Laube Brot, rechts davon eine weiße Tasse mit Wasser

Auch hier Erfolgsmeldung: So soll das.

Auf einem weißen Kunststoff-Schneidebrett ein halbierter Laub Brot, Anschnitt gleichmäßig geport mit Schrot

Anschnitt vom nächsten Morgen.

Journal Sonntag, 2. Februar 2025 – Fahle Isarauen, schräge Web-Entwicklung

Montag, 3. Februar 2025

Gut und lang geschlafen – die 7-Uhr-Kirchenglocken hörte ich zwar, schlief aber weiter.

Beim Aufstehen sah ich einen Falken vom Haus weg in den Park fliegen, bei einem weiteren Blick aus dem Fenster saß er kurz vorm Wohnzimmer auf der Straßenlaterne.

Für den Tag waren graue Düsternis und Kälte angekündigt, dennoch freute ich mich auf meinen Isarlauf. Ich trat ihn nach Bloggen und Wäscheaufhängen noch später als sonst an, stellte ohnehin über den Tag hinweg fest, dass so langes Schlafen den Tag spürbar verkürzt.

Tram zur Paradiesstraße kurz vor Tucherpark, Lauf nach Norden durch die Isarauen des Englischen Gartens.

Dicht bedeckter Himmel und Winterkahlheit führten zu fahl entsättigten Farben, ich lief fast blicklos in mich gekehrt und ließ meine Gedanken fließen, verarbeitete die vorhergehenden Tage. Ohne Foto-Stopps kam ich in meinen eindreiviertel Stunden weiter als schon lang nicht mehr hinter Unterföhring.

Flusslandschaft mut hohen hellbraunen Gräsern im Vordergrund, kahlen Bäumen, Kiesbänken im Wasser

Flussbett mit wenig Wasser und großen Steinen, auf diesem Ufer kahle Bäume, am gegenüberliegenden ein Zwiebel-Kirchturm

Der Körper spielte problemlos mit. Die Schmerzfreiheit in Waden und Kreuz führe ich auf die neuen Laufschuhe zurück, wunderte mich dennoch (durchaus erfreut), dass ich die derzeitige LWS-/Hüftbefindlichkeit hier nicht spürte.

Städtische Altbaustraße mit Zeitungskästen, rechts eine Ladenfront mit der Schrift "Schuhwerk Lehel"

Graues Februar-Lehel.

Zurück daheim kochte ich erstmal Frühstück: Ich wollte nach der Kälte draußen warmen Porridge. Dann erst Duschen, damit der Brei auf Esswärme abkühlen konnte.

Aufsicht auf eine weiße Schüssel, darin Joghurt, Orangenmarmelade, darunter sieht man einen Ausschnitt Haferbrei, neben der Schüssel ein roter Apfel

Frühstück um halb drei also Porridge mit Joghurt und Orangenmarmelade, dazu ein Apfel.

Internet- und Zeitunglesen. Fürs Abendessen war ich zuständig: Rinderbeinscheiben nach Kaltmamsell-Familienart. Da es sich um ein Schmorgericht handelte, fielen die ersten Handgriffe bereits um halb fünf an, dazwischen hatte ich außerdem die Gelben Bete aus Ernteanteil gekocht, die ich jetzt zu Salat verarbeitete.

In der Schmorphase war Zeit für Yoga-Gymnastik: eine kurze, sportliche Folge. Und schon war der Tag rum, Herr Kaltmamsell rührte uns Manhattans als Aperitif.

Die Beinscheiben gerieten wohl, für die Sauce wendete ich die Methode Zerstören-statt-Binden an – und stellte überrascht fest, dass Herr Kaltmamsell sie nicht kannte. Der neue Zerstörer erreicht ein besonders sämiges Resultat.

Längs-Sicht auf gedeckten Tisch für zwei Persinen, von vorne offener Topf mit Schneckennudeln, weiter Schmortopf mit Glasdecken, daneben zwei Glasteller auf grünen Sets mit Fleisch, Sauce, Nudeln, dahinter Weinglas mit Rotwein, Rotweinflasche, Pfeffermühle, geschlossener Laptop, Bücherstapel

Bitte beachten Sie die Nudeln im Vordergrund: Das ist die einzig zulässige Form als Beilage zu diesem Gericht, weil daheim bei Mutter so gewohnt (die das wahrscheinlich deutlich weniger eng sieht) – heutzutage gar nicht so einfach zu finden.

Im Glas der restliche Lemberger-Merlot vom Freitagabend, echtes Sonntagsessen. Nachtisch Schokolade.

§

Mama-Blogs gibt es ungefähr so lang, wie es Bloggen gibt – klar, wer über ihr Leben blogt, deckt damit auch Mutterschaft ab. Doch das nahm irgendwann eine eher gruslige Entwicklung, als die Eigenfamilien-Berichterstatttung auf YouTube Reality TV wurde mit Kindern vor der Kamera, die sich das nicht wirklich ausgesucht hatten. Der Guardian interviewt eine dieser Töchter, die heute 21 ist und deren Mutter in den USA mittlerweile wegen Kindesmisshandlung verurteilt eine Haftstrafe absitzt: Hinter der Vorbildwelt auf YouTube hatte blanke Gewalt gesteckt.1 Wobei diese christlichistisch geprägte Sonderform der Familienbelehrung sicher spezifisch US-amerikanisch ist.

“‘The nice version of her was manufactured for YouTube’: my mum, the family vlogger who became a child abuser”.

Mal wieder wird mir bewusst, welch komplett anderer Planet mein Internet war und ist.
Das prägende Erlebnis war die Blogmich 2005, also nach den ersten Jahren des Mitmach-Webs. Wir Blogger*innen standen komplett star struck umeinander herum: Das waren die Leute, die wir im Internet lasen – IN ECHT! Mein Eindruck war: Jeder und jede hielt alle anderen für Berühmtheiten. Was wir selbst ins Internet schrieben, war ja bloß…
Sehen Sie sich nur mal meinen damaligen Blogpost über das Treffen an!
Es war eine Online-Welt auf Augenhöhe. Beleg: Nicht wenige Blogger*innen kamen betont nicht, weil sie diese anderen Leute im Web, die sich offensichtlich für so wichtig hielten, doof fanden. (Und das natürlich in ihr Blog schrieben.)

Schon bald gab es Leute, die mit dem Ins-Internet-Schreiben Geld verdienten und sich nach meinem Gefühl von dieser Blogger*innen-Generation lösten. Immer mehr Menschen hatten Zugang zum Web, doch die wenigsten hatten das Bedürfnis, es für eigene Inhalte zu nutzen – die Gruppe der reinen Leser*innen/Gucker*innen wurde immer größer. Ich beobachtete die Ära der YouTube-Stars, geriet in Berlin mal versehentlich in eine Veranstaltung, auf der Fans ihre YouTube-Idole persönlich treffen konnten – hier war das star struck längst einseitig geworden. Und viel später gab es “Influencer*innen” die mit dieser Einseitigkeit ihren Lebensunterhalt bestritten, Unternehmen darauf gründeten und immer noch gründen. Jetzt war die Trennung Star-Fan endgültig abgeschlossen.

§

Die CSU wirbt Wahl (wahlwirbt?) in Oberbayern mit dem Slogan „Zeit, dass sich was ändert“ – das sollte niemanden wundern, denn das ist schon immer das Selbstbild der (seit 70 Jahren an der bayerischen Landesregierung befindlichen) CSU, siehe “Der Revolutionär” von Gerhard Polt, hier eine Aufnahme von 1987.

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https://www.youtube.com/watch?v=lQjxmbf2bsE

  1. Was um Himmels Willen nicht umgekehrt bedeutet, wieder mal zur Sicherheit, dass alle Mütter, die ihre Kinder auf YouTube für sich arbeiten lassen, sie schlagen und hungern lassen! []