Filme

Journal Dienstag, 20. Juni 2017 – Beifang aus dem Internetz

Mittwoch, 21. Juni 2017

Morgens Langhanteltraining. Ich stellte mir vor, dass wir 15 Amazonen (Frauenstudio) gerade auf der Insel Themyscira ein wenig Frühsport machten. Und will jetzt dringend Sportkleidung im Amazonen-Look. An der Studiotheke entdeckte ich, dass ich eine Namensvetterin unter den Mitturnerinnen habe. Wir nervten die Umkleidenden, indem wir einander ständig mit Namen ansprachen.

Ein sehr warmer Tag, der immer heißer und schwüler wurde.

Abends war ich mit Herrn Kaltmamsell verabredet. Wir steuerten das nahe gelegene Griechischrestaurant Molos an, doch das war geschlossen – anscheinend dauerhaft. Nun gut, der Paulaner Biergarten lag ja ums Eck – in den wir nicht reinkamen wegen geschlossener Gesellschaft. Wir beschlossen, dass es draußen eh zu warm war und probierten das Olé Madrid aus, an dem ich regelmäßig vorbei radle: Sättigende Kleinigkeiten, am besten waren die frittierten Sardellen und Tintenfischringe, saftig und frisch.

Immer noch hadere ich ein wenig mit meinem neuen Telefon (iphone 6s): Die Stand-by-Taste ist seitlich rechts oben statt auf der Oberseite. Eine Folge: Ich verstellt ständig die Lautstärke des Klingeltons, weil ich beim Drücken der Stand-by-Taste irgendwo gegenhalten muss.

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Auch sonst geht mir der Film Wonder Woman weiter im Kopf herum. Kathleen Hildebrand schrieb in der Süddeutschen:
“Warum weinen Frauen bei ‘Wonder Woman’?”

Ein Dutzend attraktiver Frauen, das sich gekonnt bewegt, dabei einigermaßen knapp bekleidet ist – und trotzdem sieht keine nach Sex-Symbol aus. Diese Frauen sind Subjekte, nicht Objekte einer lüsternen Kamera. Und von nirgendwoher fällt ein Blick auf sie, der etwas anderes in ihnen sieht als edle Kämpferinnen für das Gute.

Jede Einstellung scheint diese Frauen zu bewundern. Aber nicht, weil sie erotisch sind. Sondern weil sie stark sind. Und weil sie gut sind in dem, was sie tun. Vor allem aber, und vielleicht ist das wirklich nur auf einer mythischen Insel ohne einen einzigen Mann möglich, weil sie die unangefochtenen Hauptrollen spielen. Nirgends ist da ein Batman in Sicht, oder ein Tony Stark, in dessen Team auch mal eine Frau mitkämpfen darf. Es geht um sie. Man muss darauf nicht bewusst gewartet haben, um zu fühlen, dass es gefehlt hat.

Geweint habe ich zwar nicht, war aber schwer ergriffen aus genau den angeführten Gründen. Ich weiß nicht, ob ein Superheldenfilm-affiner Mann nachvollziehen kann, wie bewegend es sein kann, wenn die weibliche Hauptfigur sagt: “I’m going in.” Und dann das Dorf rettet, unterstützt von ihren Kumpels (“Diana! Shield!”). Es gibt mir die Ahnung einer Ahnung, wie es sein muss, zu einer wirklich marginalisierten Bevölkerungsgruppe zu gehören und sich endlich mal im Zentrum einer Mainstream-Geschichte zu sehen.

Ich glaube, ich schau mir den Film nochmal an. (Und sei es, um Etta Candy noch Mal sagen zu hören: “Fight? I myself aren’t opposed to some fistycuffs, should the occasion arise.”) Im nächsten Teil lassen wir dann bitte auch die Keilabsätze von Dianas Sandalen weg, ja? Sind zum Rennen bescheuert, und Gal Gadot (die möglicherweise ziemlich cool ist) hat eh Beine bis zum Hals, die selbst für Hollywood nicht optisch verlängert werden müssen.

Auch wenn er seinerzeit nicht so viel Lärm gemacht hat: Spy liebte ich aus denselben Gründen. Gute Frauen, böse Frauen, starke Frauen, lustige Frauen, doofe Frauen. Und halt nicht nur die eine weibliche Figur, die man problemlos durch eine Stehlampe ersetzen könnte. Oder durch einen Muskelmann.

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Vox nimmt sich die Computer Generated Imagery (CGI) in Wonder Woman vor – ich lernte daraus eine Menge:
“Wonder Woman’s battle scenes show how to use — and not use — CGI in super-movies”.

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In seinem Notizblog fasst Torsten zusammen, was auch mir zum Bedingungslosen Grundeinkommen durch den Kopf geht:

“Missverständnisse zum Bedingungslosen Grundeinkommen — ein Rant”.

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Im Philosophie Magazin unterhalten sich Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston und der Investigativjournalist Georg Mascolo über:
“Welchen Fakten können wir trauen?”

Daston: Besonders das deutsche Wort macht deutlich, dass es sich bei Tatsachen um Taten handelt. Wie wir an Redewendungen wie ex post facto oder an der Unterscheidung von de facto und de jure bis heute ablesen können, waren Fakten ursprünglich eine juridische Kategorie. Descartes’ Zeitgenosse Francis Bacon forderte im frühen 17. Jahrhundert eine Reform der Naturphilosophie. Wenn er von Fakten redet, klingt das meistens, als ob er von Verbrechen spricht. Bei einem Juristen wie Bacon sollte einen das nicht wundern. Das matter of fact, wie man auf Englisch sagt, verwandelte sich damals von einem juridischen in einen wissenschaftlichen Begriff. Zum Beispiel behauptete Isaac Newton in „The New Theory of Light and Colours“ von 1672, dass sich das weiße Licht aus einem farbigen Spektrum zusammensetzt. Die Wissenschaftler stritten über seine Theorie – und sogar über die Ergebnisse seiner Experimente. Ähnlich wie ein Gericht beschränkte sich die Royal Society of London, die 1660 gegründete englische Akademie der Wissenschaften, in dieser Situation darauf, die Tatsachen festzustellen und von den theoretischen Spekulationen und Deutungen zu trennen, um einen Konsens herzustellen. Das gelingt nie hundertprozentig. Das ist ein Ideal. In einem jahrhundertelangen Prozess haben sich seither Verfahren wie das Laborexperiment und Institutionen wie die wissenschaftlichen Akademien herausgebildet, die diesem Ideal verpflichtet sind.

(…)

Für das, was wir als post truth bezeichnen, halte ich weniger das Klima an amerikanischen Universitäten als eine Veränderung im Stil der Berichterstattung verantwortlich, die man selbst bei so respektablen Medien wie der New York Times und in Deutschland genauso wie in den USA beobachten kann: Ich meine den Trend, immer weniger von Gründen und immer mehr von Gefühlen zu sprechen. Soweit ich sehe, ging das im Sportjournalismus los. Die Idee, dass Emotionen die verlässlichste Wahrheit, nämlich Authentizität, darstellen, kann man bis Rousseau zurückverfolgen. Weil Gefühle dazu geeignet sind, Geschichten farbiger und anschaulicher zu machen, hat sich dieses Muster auch in der politischen Berichterstattung durchgesetzt.

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Die Viel- und auch beruflich Fotografiererin Andrea Diener denkt darüber nach, welche Sorte selbst aufgenommene Fotos wir auch viele Jahre später noch mit Interesse ansehen, weil sie Erinnerungen und Gefühle evozieren:
“Wir Urlaubsknipser”.

Journal Sonntag, 18. Juni 2017 – Arbeitssonntag und Wonder Woman

Montag, 19. Juni 2017

Wecker gestellt, da ich einiges vorhatte.
Beim Morgenkaffee rechnete ich durch, wie viel Zeit ich in der kommenden Arbeitswoche für Nicht-Arbeitsdinge haben würde – und blies dann doch die geplante Schwimmrunde ab: Wenn ich ein paar Dinge nicht an diesem Sonntag erledigte, würde ich bis zum nächsten Wochenende nicht dazu kommen. Zumal ich nachmittags Wonder Women sehen wollte.

Also las ich bis zum Nachmittag Korrektur, unterbrochen von einmal Semmelholen für Frühstück und vom Hobeln von Krautsalat fürs Abendessen.

Wonder Woman im Cinema: Weil es sich um eine DC-Figur handelt, konnte der Fanboy an meiner Seite deutlich weniger Hintergrundinfo und Publikationsgeschichte als bei Marvel-Verfilmungen liefern. Ich mochte den eigentlich konventionell strukturierten und aufgenommenen Film: Wie einfach es ist, durch Aufheben der gewohnten Gender-Verteilung und von ein paar erwarteten Gender-Stereotypen originell zu sein. Allein schon, dass die Amazonen wie richtige Haudegen aussehen durften, mit den Falten und Versehrungen von nicht mehr jungen Frauen (Robin Wright!). Gal Gadot in der Hauptrolle war ein Glücksfall (die Stimme!), eine überraschende Freude Lucy Davis als lustiger Sidekick Sekretärin Edda. Enttäuschung allerdings, als nach dem Abspann nichts mehr kam, kein Outtake, kein Verweis auf den Fortgang der Handlung. Wie meinte der Kinobegleiter: “Damit machen sie sich keine Freunde.”

Daheim die nächste Erledigung: Eine Runde Bügeln, dabei hörte ich von BBC Radio 3 ein schon älteres Interview mit Margaret Atwood und Naomi Alderman.

Zum Abendbrot gab es Kraut- und Wurstsalat, auf Arte lief Mamma mia – immer wieder herzerfrischend.

Abends vor dem Zu-Bett-Gehen merkte ich, dass ich ein wenig beleidigt war: Ich fühlte mich um das lange Wochenende betrogen, vor allem durch die körperlichen Unpässlichkeiten.

Journal Sonntag, 11. Juni 2017 – Freibad und Balkon, Elektronikgefummel

Montag, 12. Juni 2017

Den gestrigen Sonntag empfand ich als wirklich frei. Als hätte ich sonst jeden Tag fremdbestimmtes Programm, was nun wirklich überhaupt nicht so ist.

Morgenkaffee auf dem Balkon (wenn auch mit Socken an den Füßen, so warm war’s dann doch nicht), Bettwäsche gewaschen, zu Fuß in den Hochsommertag und zum Schwimmen ins Schyrenbad.

Das Becken war schon vormittags gut besucht, doch die meisten Schwimmerinnen und Schwimmer machten nur ein paar Bahnen.

Umgezogen und gut sonnengemilcht wärmte ich mich in der Sonne mit Musik auf den Ohren auf, Blick auf den unbelebten Teil der Liegewiese. Das sonstige Schyrenbad war knackenvoll, als ich am frühen Nachmittag nach Hause aufbrach.

Ungefähr hier hielt sich der Rest Münchens auf.

Auf dem Heimweg kämpfte ich mit dem Wackelkontakt meiner iPhone-Knöpfe, der über die vergangenen Wochen immer schlimmer geworden war und jetzt ständig Apps schloss – unterwegs zum Beispiel PokénomGo.

Zu Hause bereitete ich das Abendessen vor: Zitronen-Thymian-Huhn. Inzwischen habe ich es so oft gemacht, dass ich nicht mehr von der Anweisung überrascht werde, es zum Marinieren ein paar Stunden in den Kühlschrank zu stellen.

Unser Wäschetrockner scheint sich nach nicht mal 25 Jahren Nutzung zu verabschieden. Was die Bettwäschelogistik komplizierte.

Auf dem Balkon Internet und Wochenend-SZ gelesen, den Vögeln am Meisenknödel zugesehen. Die Buntspechte vertreibe ich inzwischen: Zum einen zerhacken sie innerhalb weniger Stunden den ganzen Knödel und lassen den anderen Vögeln nichts, zum anderen sollen sie gefälligst Schädlinge aus Baumborken popeln. Die Meisenkinder (Kohl- und Blau-) haben inzwischen gelernt, selbst vom Knödel zu fressen, fiepen dabei aber weiterhin ihr durchdringendes FÜTTERE MICH!

Hühnchen in den Ofen geschoben, Fotos und Text für ein Interview fertig gebastelt, um das ich gebeten worden bin.

Beim Einstecken des iPhones zum Laden entdeckte ich, dass auch das Ladekabel einen Wackler hat, es bricht Steckdosen-seitig. Mit viel Gefummel brachte ich es noch einmal zum Vollladen, die Fotos musste ich mir allerdings auf den Rechner schicken, statt sie runterzuladen.

Zum Abendbrot gab es den wunderbaren Film Spy auf Deutsch und mit Werbeunterbrechung. Die Synchronübersetzungsmannschaft hatte offensichtlich Spaß – aber die Stimme von Miranda Hart als Nancy hätte besser eine Komikerin übernommen, im Original stiehlt sie in fast jeder Szene die Schau, übersetzt geht sie unter. Ich blieb extra bis zum Schluss des Films auf, weil ich die überraschende allerletzte Szene nochmal sehen wollte. Nur um daran erinnert zu werden, dass die in den Abspann eingebaut ist – und im Fernsehen wird schon seit vielen Jahren der Abspann weggelassen.

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Manche Aspekte der Elternschaft finde sogar ich interessant. Zum Beispiel, was Menschen ihren Kindern aktiv beibringen wollen (und was offensichtlich nicht, oder nicht können, aber das ist ein ganz anderes Kapitel). So ist Herr Buddenbohm entschlossen, seinen Kindern Einkaufen beizubringen. Das liest sich sehr vernünftig, aber unerwartet anstrengend.1
“Der Mensch braucht achtzehn Sorten Milch”.

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Die Zeit erkennt:
“Wir sind Konsumnation”.

Heute, 45 Jahre nachdem der Club of Rome seine wegweisende Studie Die Grenzen des Wachstums veröffentlichte, sind die sozialen und ökologischen Folgeschäden des Massenkonsums selbst von Verfechtern des deregulierten Marktes nicht mehr zu leugnen. Angesichts von Klimawandel, Naturzerstörung oder den Arbeitsbedingungen in pakistanischen Sweatshops und chinesischen Fabriken ist im öffentlichen Bewusstsein mittlerweile verankert, dass der in Konsumgesellschaften produzierte Wohlstand nur durch die Zerstörung seiner eigenen Grundlagen, allen voran der Natur, zu haben ist. Wird heute deshalb von Konsumgesellschaft gesprochen, so meist in gesellschaftskritischen Kontexten. Dann, wenn nachhaltiger Verbrauch oder gar Post-Wachstum, also eine Art wirtschaftliches “Gesundschrumpfen”, gefordert wird.

An dieser Stelle wird es kompliziert. Denn so unzweifelhaft die Erkenntnis ist, dass die Konsumsteigerung zu irreversiblen Folgeschäden führt, und so klar die Einsicht, dass insbesondere westliche Gesellschaften ihr Verbrauchsniveau signifikant senken müssten – die Konsumkritik umfasst in der Praxis dennoch eine Reihe fundamentaler Widersprüche, von denen viele sich kaum auflösen lassen.

(…)

Das erste Problem einer wirksamen Konsumkritik liegt nicht darin, dass sie es mit mangelndem Bewusstsein zu tun hätte. Falls doch, dann bräuchte es “nur” Aufklärung. Das Problem ist eher, dass Hochkonsumkulturen auf einer Art kollektiven Akt der Verdrängung beruhen, auf der schlichten Tatsache, dass das Lustprinzip in der Regel das Realitätsprinzip aussticht.

(…)

Gleichwohl wird Konsumkritik auch heute oft als moralistischer Diskurs der Besserverdienenden empfunden, als Nachhaltigkeitsmantra jenes ökologisch sensibilisierten Bürgertums, das sich punktuellen Verzicht eben nicht nur leisten kann, sondern diesen dann auch noch zum Mittel sozialer Distinktion macht: Der Aldi-Wurst mampfende Billigurlauber wird dann nicht nur mehr als ästhetische, sondern auch als ökologische Zumutung empfunden.

(…)

Bedürfnisse sind an einem bestimmen Punkt befriedigt. Begehrnisse sind letztlich unstillbar, da es sich bei ihnen um Mittel handelt, das eigene Leben auszustaffieren und zu inszenieren. Die Möglichkeiten dafür ragen ins Unendliche. Ein Deutscher besitzt heute im Durchschnitt rund 10.000 Dinge.

(…)

[Zum Beispiel dass] der alles beherrschende Leistungsgedanke nun in die Freizeit verlängert wird, also auch die ästhetische Ausstattung des Lebens einem Zwang des “immer mehr” gehorcht. Körperliche Schönheit oder die Pflege einer Erlebniskultur, sei es als Fußballfan oder Operngänger, offenbaren sich eben zunehmend als biografische Projekte, an denen man “arbeiten” muss.

(Mir fällt sofort die immer heißere Ausstattungsschlacht des so ziemlich Ausstattungs-ärmsten Sports überhaupt ein: des Schwimmens.)

§

Spannender Forschungbericht der Max-Planck-Gesellschaft:
“Aug in Aug mit dem Neandertaler
Wissenschaftler rekonstruieren das Verhältnis zwischen modernem Menschen und Neandertaler”.

Proteine überdauern in uraltem Knochenmaterial zehnmal länger als DNA. Die Untersuchung des Erbguts galt bisher als Königsweg, um einen Knochen einem bestimmten Lebewesen zuzuordnen. Die Paläoproteomik könnte der DNA-Analyse diesen Ruf streitig machen.

  1. Nur als Fußnote: Selbst wurde ich schon vor der Schulzeit Einkaufen geschickt, zum Beispiel Samstagmorgen zum Bäcker zum Semmelnholen oder zur Metzgertheke im benachbarten Supermarkt des Wohnblockviertels, in dem wir wohnten – eine Metzgerei lag zu weit weg. Die Semmelbestellung konnte ich auswendig, die zu erledigenden Metzgereieinkäufe schrieb meine Mutter auf einen Zettel, den ich über die Theke reichte. Umstehende Einkäuferinnen passten ein bisschen auf, dass mir keine schlechte Ware angedreht wurde, das Geld hatte meine Mutter mir ungefähr abgezählt mitgegeben. Ganz wichtig war: IMMER den Kassenzettel mitbringen, denn meine Mutter führte Haushaltsbuch. []

Journal Samstag, 6. Mai 2017 – Berlin Tierpark

Sonntag, 7. Mai 2017

Gestern war ich mit zwei Berlinerinnen aus dem Internet im Tierpark Friedrichsfelde verabredet. Den hatte ich vor fünf Jahren schon mal mit Herrn Kaltmamsell angesehen und in ausgezeichneter Erinnerung.

Nachdem ich morgens gebloggt, im Café des Hotels Morgenkaffee getrunken und mir ein wenig Proviant für die nächsten Tage eingekauft hatte (Äpfel, Mandeln, Trockenpflaumen), fuhr ich mit der U-Bahn zum Tierpark.

Tierpark-U-Bahnhof-Deko ist sicher ein eigenes Genre der Kunstgeschichte.

Der Eingang an der U-Bahn sah so gar nicht aus wie ich ihn Erinnerung hatte, also spazierte ich mit meinem Frühstück (Streuselschnecke!) zum Eingang Schloss. Die Verabredung wartete aber am anderen Eingang. Wir fanden natürlich zusammen und verbrachten ein paar Stunden in Parklandschaft, mit lustigen Tieren und mit Austausch von aktuellem Lebensstatus.

Zurück in die Unterkunft, ein wenig Ausruhen mit Romanlektüre. Abends war ich in Neukölln zum Essen verabredet: Winziges Bistro, gutes Essen, besonders gutes Brot.

Spätnachts im Bett noch Le Guins Left Hand of Darkness ausgelesen, ich war bis zuletzt sehr angetan.

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Witziger Vorbericht zur re:publica im Tagesspiegel:
“Mit den Trollen tanzen”.

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https://youtu.be/GocPFyyPGLQ

Na gut, La La Land hat ein Gutes: Massenhaft Hintergrundmaterial. Es ist wirklich spannend, wie die Choreografin Mandy Moore die Anfangsszene aufschlüsselt.

via @alexmatzkeit

Journal Sonntag, 30. April 2017 – Sonnentag und Guardians of the Galaxy, Vol.2

Montag, 1. Mai 2017

Aufwachen zu einem strahlenden Sonnentag. Als ich um 9 Uhr zu Fuß zum Sportstudio am Ostbahnhof aufbrach, war es allerdings noch empfindlich kalt – ich vermisste Handschuhe.

Nach Crosstrainer, Step- und Krafttraining war der Rückweg deutlich wärmer: Ich ließ meinen Janker offen und sah Menschen in kurzen Ärmeln. An der Isar viele, viele, viele Menschen.

Ja, das ist der Schauplatz des Mordes, der im gestrigen Tatort eine zentrale Rolle spielte.

Das da, meine Damen und Herren, ist der korrekte Farbhintergrund für eine blühende Kastanie.

Auch zur Kinovorstellung am Nachmittag spazierten ich zu Fuß: Ich sah mir mit Superhelden-Fanboy Herr Kaltmamsell Guardians of the Galaxy Vol. 2 an. Der erste hatte mir deutlich besser gefallen als meinem Begleiter, der aus Sicht eines Experten für Superhelden- und Science Fiction der vergangenen 80 Jahre in allen Medienformen einiges auszusetzen hatte. Gestern fühlte ich mich wieder sehr gut unterhalten. Die Eingangsszene setzte schon mal die Stimmung: Klassisches Weltraumgeprügel lediglich im Hintergrund, während im Vordergrund der kleine Groot zu “Mr. Blue Sky” vom Electric Light Orchestra tanzt. Mir gefiel, wie viele Frauen in einer großen Bandbreite von Rollen auftauchten – und fast alle sind in die Grund-Albernheit des Films eingebunden; selbst die abgeklärte, schöne Hohepriesterin der Sovereign bekommt eine Slapstick-Szene und muss einmal losprusten. (Nur die Schwestern Gamora und Nebula bleiben bis ins Mark humorlos, aber das passt schon.) Ich freute mich über das (zum Glück) unvermeidliche Cameo von Stan Lee – auch wenn ich bis nach dem Film warten musste, bis mir Herr Kaltmamsell sein besonders intensives Kichern über die Szene erklären konnte. Kurt Russel sah aus wie Jeff Bridges und spielte wie Robin Williams in seinen ernsten Filmen – nichts an dieser Mischung ist schlecht. Wenn Sie grundsätzlich kein Problem mit Weltraum-Gealbere haben, empfehle ich Ihnen diesen Film. Auch wenn Sie leider, leider auf die 30 Minuten Vorträge des Herrn Kaltmamsell über den Marvel-Hintergrund verzichten müssen, den ich auf dem Rückweg durch die Abendsonne genoss (eingeleitet durch: “Also: Was willst du wissen?”).

Schöne Besprechung in der Süddeutschen von Tobias Kniebe:
“Geniale Spaßvögel unterwandern das streng geführte Marvel-Imperium”.

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Nachmittags Begeisterung über die Vögelchen auf unserem Balkon. Die beiden Buchfinken (ein Männchen, ein Weibchen – ich möchte ihnen nicht leichtfertig eine Beziehung unterstellen) sind sehr oft da – und können dabei nie die Klappe halten, die geschwätzigen Viecher. Zum Verstummen bringt sie aber die Anwesenheit des einen oder anderen Rotkehlchens – auch dieses unablässig piepsend. Das Gute daran: Mittlerweile kenne ich Meisen, Amseln, Buchfinken, Rotkehlchen nicht nur am arttypischen Ruf/Gesang, sondern auch am Zwischenpiepsen (hat vielleicht nur die Funktion eines “Ahäm”?).
Und: Kann es sein, dass Buntspechte schwerhörig sind? Vielleicht vom vielen Hämmern ohne Gehörschutz? Die, die sich hin und wieder an unseren Meisenknödel machen, scheinen uns auch bei geöffneter Balkontüre nicht zu hören, doch wenn sie auf kurzen Abstand ein Geräusch wahrnehmen, erschrecken sie ganz fürchterlich.
Das, was ich auf dem Rückweg vom Kino für Rotkehlchengesang hielt, entpuppte sich allerdings als Samtkopfgrasmücke.

Journal Freitag, 7. April 2017 – Gesichtsmalerei

Samstag, 8. April 2017

Wieder gerädert und zu früh aufgewacht.
Das Wetter erholte sich von Düsternis, doch es blieb sehr kalt.

Beim morgendlichen Kreuzen der Theresienwiese gesehen, dass der Aufbau des Frühlingsfests begonnen hat. Als Einmerker: Theresienwiesenflohmarkt ist am 22. April – die ersten Bodenmarkierungen als Reservierungen hatte ich schon vor einer Woche gesehen.

Als ich nach frühem Feierabend heim kam, wurden gerade die beiden riesigen Kastanien vorm Balkon gepflegt: Auf einer Hebebühne ließ sich ein Herr zu trockenen, lauflosen Ästen fahren und sägte diese ab.

Immer noch beschäftigten mich die Verkäuferinnen in den Schminkabteilungen von Drogerien und Kaufhäusern. Nicht dass hier ein zu guter Eindruck entsteht: Mein erster Affekt angesichts millimeterdicken Makeups außerhalb von Theater oder Fernsehstudio ist Gehässigkeit. Das sollen die nicht, das sieht doch furchtbar aus, wie kann man sich bloß so z’sammricht’n.
Aber dann meldet sich mein Großhirn und erinnert mich daran, dass
1. mich das nichts angeht.
2. mich das sowas von nichts angeht.
3. das ganz allein Sache der geschminkten Dame ist.
Am Ende dieser Schleife ist dann Platz für Neugier und Interesse. Im Grunde handelt es sich doch um eine Kunstform – von der ich schlicht nichts wusste (bis auf die Beobachtung von Manga-Augenbrauen an Zivilistinnen seit einigen Jahren). Nach einer Weile wünschte ich, ich hätte mehr zwischenmenschlichen Mut: Ich träumte nämlich von einer Porträtserie dieser elaborierten Gesichtsgemälde (Hintergrund: die Verkaufsregale; zwei Ausleuchtungen: einmal so, dass die Schminkkunst sichtbar wird, einmal so, dass man nur das gewünschte Ergebnis sieht).
Die Daten, die ich dazu erheben würde:
– Seit wann verkaufen Sie schon Schminke?
– Wie lange brauchen sie für dieses Gemälde?
– Welches ist Ihr Lieblingsdetail?

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Ich liebe Menstruationswitze:
“21 brilliante Fähigkeiten, die alle erworben haben, die schonmal ihre Periode hatten”.

via @claudine

Allerdings weist “19. Verstohlen Binden und Tampons in einer stillen öffentlichen Toilette öffnen.” auf eine amerikanische Herkunft hin (der Tweet dazu ist aber sehr lustig). Zu unterdrückende Mordgelüste kenne ich nicht, dafür hätte ich als Starkbluterin “Genaue Kenntnis der Klogeografie vieler Gegenden der Welt” ergänzt.

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ANC-Mitglied Nkululeko Nkosi weist den Apartheidvorwurf gegen Israel aus einer südafrikanischen Perspektive zurück:
“Wir fordern das Wort »Apartheid« zurück!”

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Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/fqcZtz8VXXE

OMG, ich will diesen Film sowas von sehen! 1. Anne Hathaway! 2. WHAT?! 3. Warum finde ich nirgends ein Datum für den Deutschlandstart?

Journal Sonntag, 26. März 2017 – Kränkliche Muße

Montag, 27. März 2017

Nachts war ich von Halsschmerzen aufgewacht und brauchte mehr Medizin dagegen. Das kenne ich ja gar nicht: Eine Rachenmandel, die nicht nur beim Schlucken schmerzt, sondern einfach so tobt.

Also erklärte ich mich für krank und verbot mir Sport, auch wenn ich mich außer den brutalen Halsschmerzen nicht krank fühlte. Umso egaler war mir die Zeitumstellung – aber würde ich zu einer Meinung gezwungen, verwiese ich darauf, dass ich die längere Feierabendhelligkeit sehr genieße (Balkon! Biergarten!). Beim Umstellen der Ofenuhr in der Küche musste ich gar nicht mehr in die Gebrauchsanweisung gucken.

Ab 10 Uhr hörte ich Radio: Bei Johnny Häusler und Spreeblick waren Sarah Kuttner und Stefan Niggemeier zu Gast, die einen neuen Podcast “Das kleine Fernsehballett” machen.

Stefan Niggemeier kenne ich durch sein Blog ungefähr so lange wie das Internet, deshalb war ich verwundert, als Sarah Kuttner sein öffentliches Image mit “strenger, ernster Medienjournalist” beschrieb – wir sprechen hier schließlich vom Erfinder des “Flausch am Sonntag”. Sarah Kuttner kannte ich nur vom Namen – theoretisch bin ich zwar die erste Generation Kabelfernseherin (in Ingolstadt als Pilotregion ab 1984), kenne MTV, seit ich 16 bin, Viva seit Gründung, und bei Altersgenossinnen lief der Fernseher wie davor das Radio. Nur dass ich nicht fernsehe, weil ich ohne Fernseher 1986 von daheim auszog und erst 1997 wieder einen ins Haus bekam – in dieser Zeit hatte ich diese Kulturtechnik verlernt. (Die ich durch die strenge Fernsehrationierung meiner Kindheit und Jugend eh nie richtig lernte.) Zu schätzen lernte ich Sarah Kuttner auf Twitter. Der Podcast ist leider nichts für mich, weil ich ja keine der besprochenen TV-Serien kenne. (Und weil ich mich immer wieder frage, woher die Leute die Zeit zum Fernsehen nehmen, weiß ich, dass ich offensichtlich völlig andere Prioritäten habe.)

Zum Radiohören verlegte ich das Bügeln auf vormittags und ließ mich von Niggis mitgebrachter Musik zum Quietschen bringen. Allerdings wunderte ich mich, weil ich ihn für 10 Jahre jünger als mich hielt: Wieso kennt der “Es war einmal der Mensch”? Das ist so alt, damals habe ich noch gefernseht. (Stellte sich heraus, dass er bloß zwei Jahre jünger ist.) War eine sehr nette Sendung.

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Kleiner Spaziergang in wundervoller Sonne – warm war’s aber nicht.

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Nachmittags Zeitung ausgelesen, dann Erebos von Ursula Poznanski. Die Grundidee und -struktur des Romans gefielen mir sehr gut, ansonsten ist er schlicht gemacht, wenn auch ohne größere Klischee-Unfälle.

Abends sah ich mir auf 3sat “Wie angelt man sich einen Millionär” an, den ich tatsächlich noch nie ganz gesehen hatte. Hinreißende Dialoge, wunderschöne Kleider, drei Frauen wirklich im Mittelpunkt: Davon die verehrte Lauren Bacall völlig fehlbesetzt – sie wirkt wie jemand auf der Suche nach einem CEO-Job, nicht nach einem Ehemann. Marilyn Monroe konnte zwar nie für fünf Pfennig schauspielern, doch war sie eine wundervolle Komödiantin. Und Betty Grable (für die Rolle vielleicht das eine oder andere Jahrzehnt zu alt) lieben wir ja seit “Let’s Knock Knees”.