Filme

Journal Wochenende, 8./9. August 2015 – Gluthitze

Montag, 10. August 2015

Auch am Samstag gab’s den Morgenkaffee auf dem Balkon, doch eigentlich war es dort schon um 9 Uhr zu warm.

Herrn Kaltmamsell mit vorgehaltener Waffe gezwungen, einen Urlaub für sich zu buchen. Schon in den knapp fünf Wochen Sommerferien 2014 (Lehrer mit Nebenämtern arbeiten durchaus in der ersten und der letzten Ferienwoche, und dazwischen) war er nur daheim gewesen, dabei hätte ich zum einen die Wohnung durchaus auch gerne mal für mich, zum anderen wünsche ich mir, dass er hinausgeht, Abenteuer erlebt und mir dann davon erzählt. Er hatte für diese Sommerferien eine Reise angekündigt, doch bislang war sie nicht konkret geworden. Also drohte ich, dass ich bis Sonntagabend so lange quengeln würde, bis er etwas gebucht hatte – und warf ihm ein paar Tipps hin, was ihm gefallen könnte.

Ich radelte zum Schwimmen zum Schyrenbad, stellte dort fest, dass statt der sonst zwei nur eine Schwimmbahn abgeteilt war. In dieser wuselte es entsprechend vor Schwimmern und Schwimmerinnen, was viel Abstimmung beim Bahnenziehen erforderte. Doch schon nach meinen ersten tausend Metern waren wir nur noch zu fünft – diese professionellen Schwimmbadler wissen halt doch, was sie tun. Guter Schwumm, keinerlei Krampf in Sichtweite, gleich mal 200 Meter mehr geschwommen. (Selbstverständlich nicht am Ende, sondern dazwischen, also zweimal die Runde 17, weil’s mir da gerade einfiel, dass ich einfach ein bisschen mehr schwimmen könnte, und zweimal die Runde 28. Oh ja, das ist was ganz was Anderes, als zum Schluss zwei Runden anzuhängen.)

In der Sonne getrocknet und Musik gehört. Reste vom Abendessen gefrühstückt, dazu ein Dutzend Aprikosen, obwohl sie sich als mehlig herausstellten. In Gluthitze heimgeradelt, unterwegs noch im Supermarkt eingekehrt, Obst und Getränke gekauft. (Und Erdnuss-M&Ms, auf die ich am Vorabend so große Lust gehabt hatte.)

Zwetschgenkuchen mit Nussteig gebacken.

150808_Zwetschgenkuchen

Gazpacho zubereitet und kaltgestellt, den gab es zum Nachtmahl.

150808_Gazpacho_1

Zu Beginn der Nacht regnete es und kühlte wunderbar ab, ich schlief bei offenen Fenstern ein.

§

Beim sonntäglichen Morgenkaffee auf dem Balkon genoss ich die letzten Spuren der Regenkühle. Eigentlich war Wandern mit Herrn Kaltmamsell geplant gewesen, selbst als noch für Sonntag Regen angekündigt war – aber die jetzt voraussichtlichen 34 Grad hielten uns dann doch ab. Die richtige Entscheidung: Selbst meinen Isarlauf hätte ich lieber früh morgens angetreten. Aber ich wollte halt endlich den Text zu Auerhaus fertigschreiben.

Nach einer Woche steht fest: Die Mauersegler haben sich pünktlich zum 1. August verabschiedet. Am Samstag vor einer Woche hatte ich sie morgens noch schrill pfeifen gehört, seither weder gehört noch gesehen (anders als die Schwalben, die sind noch da).

Beim Laufen hatte ich zum Glück Wasser dabei. Zwar ging eine angenehme Brise, doch es war dann doch überraschend heiß. Allerdings kämpfte ich mit dem Gürtel und seinen vier Wasserfläschchen: Der Gummi ist völlig ausgeleiert, so dass ich nicht nur die Klettverschlüsse schon lang nicht mehr verwenden kann und statt dessen brutal knote. Doch auch die einzelnen Flaschenhalterungen aus Gummiband sind ausgeleiert, eine der vier kleinen Fläschchen fiel immer wieder heraus. Haben Sie gute Erfahrungen mit einem Trinkgürtelsystem gemacht, das Sie empfehlen können? In der Hand möchte ich nichts tragen, da ist schon der Fotoapparat.

Der Lauf selbst ging gut, immer wieder wunderbare Sommerlandschaftsanblicke.

150809_15_Isarlauf

Nach Duschen und kurzem Frühstück zum Kino geradelt (unter anderem weil mir eingefallen war, dass das Münchner Cinema mit seiner Klimaanlage mich schon vor mancher sommerlichen Gluthitze gerettet hat): Minions.
Nett, ich habe mich gut amüsiert. Allerdings wirkte der Film, als wäre das Drehbuch unterwegs dreimal umgeschrieben worden. Charaktereigenschaften tauchten überraschend auf, der Film wird immer wieder ein ganz anderer. Aber für alle Makel wurde ich gleich am Anfang entschädigt.

https://youtu.be/dNuoJh2cKIo

Zurück zuhause kochte ich spanischen Milchreis; kann man bei der Hitze gut als Snack herumstehen haben.

Mit Duolingo weiter Italienisch gelernt. Langsam beginnt sich der Wunsch nach einem Sprachurlaub in Italien zu formen, vielleicht sogar gleich nach meiner Probezeit im Januar. Haben Sie Tipps für organisierte Sprachreisen Italien? Oder eine Empfehlung für einen Sprachenschule/Sprachkurse vor Ort?

Zum eigentlichen Nachtmahl ging ich mit Herrn Kaltmamsell in den Schnitzelgarten (weil ja eigentlich eine Wanderung mit Einkehren geplant gewesen war, hatten wir nichts Substanzielles im Haus).

150809_24_Schnitzelgarten

§

Sehr gut beobachtet und ein interessanter Aspekt von Geschlechterstereotypen:
“Breathless: Why Can’t Straight Men Talk About Sex?”

Admittedly, I often find myself believing the double standard: Female sexuality is complicated, whereas men are Neanderthals who could have sex with a hole in the ground. But then you come across a sensitive guy, with complex desires, and you remember that navigating the labyrinth of sexuality is a hellish nightmare—for women and men both. Solidarity! For instance, last summer I was seeing this really sweet 24-year-old guy, and the first few times we got into bed he had trouble getting hard. It was sort of awkward because I could tell there was something he wanted from me that he couldn’t bring himself to articulate. It took multiple dates and extensive interrogation on my part for him to finally say that he wanted to be tied up and hit repeatedly in the face. I was like, “Dude, it would be my pleasure! I wish you’d felt comfortable enough to tell me earlier!”

When I talked to Hartley about this, she told me, “The other side of slut-shaming is man-shaming. We think, ‘Men only want one thing, they’ll fuck anything.’ Women think all we have to do is show up and he’ll get hard, so when he can’t, we say ‘What’s wrong with you?!’ rather than saying, ‘Hey sweetie, are you uncomfortable? Is it too hot? Are you worried about the test tomorrow?’ In reality, many men prefer or require intimate connection with their partner. We forget that the penis is a very reliable emotional barometer.”

(…)

Part of our cultural baggage is that women are supposed to be innocent while men are supposed to know everything about sex, but where are they supposed to get this knowledge from if no one’s talking about it openly? We have to stop gendering the emotional experience and start teaching boys that “real men” talk about their feelings too.

Journal Sonntag, 26. Juli 2015 – Spaß mit Sound of Music

Montag, 27. Juli 2015

Traumwetter für einen Isarlauf: Sonnig und frisch. Ich lief fast zwei Stunden und genoss es.

150726_02_Isarlauf

150726_12_Isarlauf

Nachmittags verstörte Herr Kaltmamsell vier seiner deutschen Kollegen und Kolleginnen mit Sound of Music. Bei “Climb every mountain” machte ich ihnen Mut: “Keine Angst, schlimmer wird’s nicht mehr.” Ich erinnere mich ja noch zu gut, wie ich den Film beim erste Sehen aufnahm. Unglaube war nur eine Nuance.

Zur Entschädigung hatte ich Chocolate Chip Cookies für zum Film gebacken, Herr Kaltmamsell Vichyssoise und Coca de Verdura für danach zubereitet.

Journal Mittwoch, 24. Juni 2015 – Giddiness

Donnerstag, 25. Juni 2015

Eigentlich habe ich mich damit abgefunden, dass ich intensive Momente fast immer erst mal wegpacke und die dazugehörigen Emotionen mit zeitlichem Abstand fühle. Deshalb war ich überrascht, wie direkt und live ich den gestrigen Tag erlebte.

An meinem letzten halben Arbeitstag (die andere Hälfte hatte ich für eine Beerdigung im April genommen) hatte ich durchaus noch zu arbeiten, allerdings in erster Linie Aufräumarbeiten. Abschiedmails an die Geschäftspartner, von denen ich das Bedürfnis hatte mich zu verabschieden. Ob und wie meine Kündigung den Kunden berichtet worden war (Chefsache), wusste ich nicht, deshalb verschickte ich hier nichts. Übergabe und Erklärung von Aufgaben, letzte digitale Ablage, Finalisierung des Übergabedokuments. Mittags Abschied von den drei anwesenden Kollegen/Kolleginnen, Schlüssel zum Büro abgegeben, Müll mit runter genommen.

Und diesmal stelle sich sofort das Gefühl von NEU! VORWÄRTS! HURRA! ein, inklusive giddiness. Ich schlenderte im milden Sonnenschein die Bayerstraße zum Stachus, besorgte im Kaufhaus Socken, schlenderte die Sonnenstraße weiter – noch ein paar Einkäufe im Drogeriemarkt. Daheim stillte ich meinen Hunger mit Resten der vorabendlichen Einladung. Zur Feier des Urlaubsnachmittags Siesta, dann Küche geräumt, Ernteanteil abgeholt.

Mittlerweile war das ein richtiger Frühsommertag geworden. Ich ging zu Fuß das halbe Stündchen zu den Museumslichtspielen, um Spy zu sehen – in München war es ziemlich schwierig, den Film unsynchronisiert zu erwischen. Ich bekam ausgezeichnete Unterhaltung: Schönes Drehbuch (viel Gaudi auch im Hintergrund) von Melissa McCarthy bin ich eh schwer begeistert, und sie macht das großartig – darf neben superbescheuert auch richtig toll aussehen (ich will dieses schwarze Abendkleid!). Eine Entdeckung war für mich Miranda Hart als McCarthys side kick, und bei Jude Law habe ich schon länger den Verdacht, dass man ihn mal ihn einer richtig komischen Rolle besetzen sollte.

Auch zurück nach Hause spazierte ich, superentspannt und mit leichtem Herzen.

150624_06_Isar

150624_09_Isar

150624_11_Isar

Daheim war Herr Kaltmamsell, frugales Nachtmahl.

Journal Freitag, 29. Mai 2015 – Robinienblüte

Samstag, 30. Mai 2015

150529_Robinie

Es ist gerade heftigste Robinienblüte (diese Bäume hatte man mir als Akazien beigebracht, das sind sie aber gar nicht, und jetzt frage ich mich, ob dann Akazienhonig in Wirklichkeit Robinienhonig ist). Und so duftete es an diesem zweiten Sonnentag in Folge durch ganz München.

In der Arbeit so wenig zu tun, dass es einer Freistellung gleichkommt. Internet leergelesen.

Zum Nachtmahl in den Schnitzelgarten. Mit genügte ein wenig Wurstsalat, nachdem ich in einer nachmittäglichen Fressattacke (habe ich ausgesprochen selten) über die Konferenzkekse hergefallen war.

Einen weiteren Edgar Wright-Film angesehen, Shaun of the Dead. Ich fand ihn ganz amüsant, allerdings bei Weitem nicht so brillant wie Hot Fuzz. Das heißt: Soweit ich sah, denn diese Art Spannung ist einfach nichts für mich, ich stieg nach der Hälfte wegen Gehtnicht aus. Und ließ mir den Rest am nächsten Tag erzählen. Ja, klingt witzig.

§

Peter Glaser über uns “digitale Amphibien”:
“Die helle, anstrengende neue Welt”.

§

Immer wieder gut:

2014-02-19-090211_willpowerwish

Journal Dienstag, 26. Mai 2015 – Hot Fuzz

Mittwoch, 27. Mai 2015

Ein weiterer düsterer und kühler Maientag, morgens beim Radeln zum Langhanteltraining wurde ich wieder angeregnet.

Zum Abendessen hatte Herr Kaltmamsell Linseneintopf aus Stevan Pauls Schlaraffenland gekocht – genau das richtige für so kalte Tage, sehr edel und köstlich.

Seit Tagen schwatzt der Herr mir den Film Hot Fuzz auf, den er sich auf einer Dreier-DVD zusammen mit Shaun of the Dead und World’s End gekauft hat. Jaja, man ist ja auch Partner, aber Sie müssen wissen, dass Herr Kaltmamsell einen Filmgeschmack hat, der viel alte taiwanesische Von-Dach-zu-Dach-Springerei sowie erwachsene Männer in Spandexanzügen enthält. Und der ihn bei den allermeisten handelsüblichen Filmen, die gerne auch mal mit Preisen ausgezeichnet werden, “ach, schon wieder Drama…” augenrollen lässt. Wir treffen uns bei MGM Musicals, Preston Sturges und gut gemachten Superheldenfilmen.1

So war ich davon ausgegangen, dass Hot Fuzz irgendein Untergrund-Trash aus den 70ern sei. Völliger Irrtum: Es handelte sich um eine herrlich schnelle und ausgeklügelte britische Polizeikomödie von 2007 – ich habe schon lange nicht mehr so sehr über einen Film gelacht (“… N…arp?”).

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/ayTnvVpj9t4

Gleich am Anfang war ich irritiert über die Hochkarätigkeit der Besetzung bis in die Nebenrollen (vor allem die Nebenrollen!), ab dann freute ich mich an den vielen liebevollen Kleinigkeiten bis zum immer weiter eskalierenden Wahnsinn.

  1. Letzthin unterstellte mir eine Freundin: “Du könntest doch auch nicht mit jemandem zusammenleben, der nur Thomas-Clancy-Romane liest.” Ich hatte widersprochen: Es kommt darauf an, auf welchem Niveau er mir davon erzählt. Daran musste ich denken, als Herr Kaltmamsell letztem Samstagabend neben mir im Bett lag: Ich las den postmodernen Ulverton von Adam Thorpe, er balancierte den Sammelband The Essential Howard the Duck vor seiner Brille. Oh doch, ich schätze sehr, dass er mir von Büchern erzählt, die ich selbst nie lesen werde. Zumal dazu auch altnordische Sagen, Don Quijote sowie 150 Jahre alte Abhandlungen über Typhus gehören. []

Journal Sonntag, 17. Mai 2015 – Croissants und Kino

Montag, 18. Mai 2015

Croissants gebacken. Resultat schmackhaft, aber an der Blättrigkeit werde ich noch arbeiten müssen, sie könnten stärker aufgehen (vielleicht weniger straff aufrollen?). Außerdem blieb ganz schön viel Butter auf dem Blech – ich erinnere mich dunkel, dass das ein Symptom für einen ganz bestimmten Herstellungsfehler ist, muss ich noch recherchieren.

150517_Croissant_1

150517_Croissant_2

§

Vormittags in die Matinee im Cinema geradelt (Regenumhang in der Tasche, in der Nacht und am Morgen hatte es kräftig geregnet): Ex Machina. Gefiel mir sehr gut, kleiner und schöner Film, auch wenn große Fragen darin vorkommen. Alicia Vikander und Domnhall Gleeson spielen ihre Hauptrollen ganz hervorragend, Oscar Issac als genialischer CEO der weltgrößten Suchmaschine muss sich wegen Riesenbarts ganz auf seine Augen und Körpersprache verlassen. (Nettes Detail der Filmwebsite: Eine Session mit Ava.)

§

Feedreader mal wieder ausführlich gelesen. Bei dieser Gelegenheit bereinigt und wieder einige Foodblogs gelöscht, die mir zu sehr zu PR-Blogs geworden sind. Jede soll bitte gerne die Chance nutzen, kostenlos an Reisen, Events, Mahlzeiten und Produkte ranzukommen – ich weiß, dass das für einige ein wichtiger Teil ihres Lebensunterhalts ist. Aber ich mag’s halt nicht lesen weil langweilig. (Mulmig wird mir allerdings, wenn einstmals qualitätsbewusste Foodbloggerinnen dabei völlig unkritisch die Nahrungsmittelindustrie bejubeln.)

§

Zeitungen weggelesen, kleine Siesta, Ossobuco zum Abendbrot gemacht. Neuen Frankfurt-Tatort angesehen – mehr als erträglich, ich mag ja nicht-realistisch gebrochenes Erzählen, außerdem war ich so erleichtert, mal keine psychisch zerrissenen Exzentriker als Ermittlerpaar zu bekommen.

§

Das war lustig letzte Woche, als mein Friseur Chemtrails erwähnte, ich losprustete, mich gleich wieder fing und darauf hinwies, man sollte sich eigentlich nicht lustig machen, schließlich gebe es Leute, die das wirklich glauben, und dann seinen Gesichtsausdruck im Spiegel sah.

https://youtu.be/zMidf3JYFls

§

Der Postillon: “Baukräne der Elbphilharmonie werden unter Denkmalschutz gestellt”.

§

Daniel Miller ist Anthropologe und forscht über die Nutzung des Web und seiner Interaktionsmöglichkeiten weltweit. Wenig überraschendes vorläufiges Ergebnis: Es kommt ganz auf die Kultur an.
“Das Netz bist du!
Amerikanische Collegeschüler nutzen Facebook anders als japanische Hausfrauen. Der Anthropologe Daniel Miller erforscht in seiner weltweit größten Studie zu Sozialen Netzwerken deshalb vor allem den Einzelfall.”

Technik entfremdet, macht einsam, verstört, steht zwischen Individuen. Miller hasst diese Sätze. “Menschen sind durch digitale Technologien nicht einen Deut stärker mediatisiert”, sagt er. Ein koreanischer Computerspieler sei nicht mehr und nicht weniger authentisch als ein Stammespriester in Ostafrika. “Kultur ist doch immer vermittelt!”

(…)

Die Evolution der Webcam bleibt aber nicht beim Gespräch stehen. Technik mutiert, indem ihr ursprünglicher Zweck umgedeutet wird. Jahrelang haben Chelsea und Avi, ein Paar aus Trinidad, das Miller begleitete, in einer Fernbeziehung gelebt. Avi war in den USA, an der Universität. Irgendwann haben sie die Webcam nicht mehr ausgestellt, sie wurde zum Fenster in die Lebenswelt des anderen. Sie kochten zur selben Zeit, aßen zur selben Zeit, sie ließen die Kamera laufen, wenn sie sich umzogen, wenn sie einschliefen. Die Kamera blieb immer an. Intensive Gespräche empfinden sie als intim, die intimsten Momente aber sind die, in denen sie den anderen nicht mehr bewusst wahrnehmen, seine Präsenz als völlige Normalität empfinden.

(…)

Erste Ergebnisse gibt es schon. Posten Jugendliche in England und auf Trinidad ähnliche Dinge? Bis auf Fotos von Babys, die Mütter nach der Geburt ins Netz stellen, gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Engländer machen sich über sich selbst lustig. Der typisch britische Post: “Was für ein verdammter Idiot ich bin! Ich treff mich gleich mit meinem Chef und habe mir Ketchup übers weiße Hemd gekippt.” Auf Trinidad unmöglich. Posts sind häufig religiöse Sinnsprüche. “Soziale Medien sind eben immer eine lokale Erfindung”, sagt Miller.

Meine Rede: Es handelt sich bei Computern und beim Web um Medien, nicht um Inhalte. Doch erst letzte Woche hörte ich wieder jemanden seine Internetferne damit begründen, er sitze den ganzen Arbeitstag schon vor einem Computer, da wolle er ihn am Feierabend nicht auch noch anschalten. Ich wunderte mich wie immer bei dieser Aussage, ob er wohl beruflich dieselbe Art Inhalte auf dem Bildschirm hat wie am Feierabend und ob der Unterschied zum Fernsehbildschirm existenziell ist.

Journal Freitag/Samstag, 24./25. April 2015 – Avengers 2 und erste Wanderung

Sonntag, 26. April 2015

Am Freitag nach der Arbeit schnell heimgeradelt, von Herrn Kaltmamsell bereitetes Abendbrot gegessen (Tortellini in Brodo und Asiasalate aus Ernteanteil), mit ihm ins Kino geradelt: Avengers 2: Age of Ultron.

Der Film gefiel mir sehr gut (im Rahmen des Genres): Er schaffte es, die große Zahl von Protagonisten in einer dichten Handlung beisammen zu halten (Drehbuch, Schnitt), jeder und jede bekam durch Details eine schöne back story, die Charaktere rundeten sich trotz des genre-typischen regelmäßigen Krawumm mit Materialschlacht, Thor bekam sogar ein wenig Humor auf den Leib geschrieben (halleluja), die Interaktion der Figuren machte sie zum glaubwürdigen Team. Vorbildlich auch die Erzählökonomie, die mit kurzen Informationen per Bild oder Text weitreichenden Hintergrund erklärte (einmal sehen wir kurz, wie Hawkeye in sein Pfeilspitzenarsenal greift – und schon ist klar, warum das Ziel seiner Pfeile manchmal explodiert, manchmal nach hinten fliegt etc.). Der Film schaffte es auch, gleichzeitig ganz klar im Genre Superheldenfilm zu bleiben und doch überraschend links und rechts aus dem Erwartbaren auszuscheren. Viele bezaubernde Kleinigkeiten am Rand: Wie Agent Hill nach dem Party-Krawumm im Hintergrund mit den anderen zusammensitzt und sich einen Splitter aus der Fußsohle prokelt, wie die Nexus-Angestellten heimlich schnell ein Selfie mit Tony Stark schießen, Bügelbrett und Bügeleisen bei Hawkeye daheim im Schlafzimmer – und natürlich Stan Lee als großmäuliger Veteran auf der Avengersparty.
Fall Sie nicht grundsätzlich ein Problem mit Superheldenfilmen haben: Empfehlung.

Danach Heimradeln in milder Nacht – ich bin SO froh, dass der Winter vorbei ist.

§

Samstagvormittag in fast sommerlicher Wärme Einkäufe getätigt, mittags eine S-Bahn nach Kirchseeon genommen, um diese Wanderung zu wandern. Die Sohlen blieben dran (sind ja fast neu), doch ich hatte mich schon daheim gewundert, dass die Wanderschuhe über Winter ziemlich klein geworden waren: Ich war doch früher nie mit der großen Zehe vorne angestoßen! Nach zwei Stunden bat ich um Unterbrechung, damit ich die Schuhe neu schnüren konnte; inzwischen rieben nämlich weitere Zehen unangenehm an der Innenseite. Das Neuschnüren half nicht. Da hatte ich plötzlich einen Verdacht und stieg nochmal aus den Stiefeln: Richtig, ich hatte zwei Paar Einlagen eingesteckt. Ich hatte vergessen, dass ich vor dem Einwintern die Stiefel mit Einlagen ausgestattet hatte und vorm Loswandern meine üblichen Einlagen hineingesteckt. Nachdem ich ein Paar entfernt hatte, waren die Wanderschuhe schlagartig bequem wie bisher.

Auch hier wie schon in den Isarauen: Erschreckend große Sturmschäden im Baumbestand, auch hier waren die Wanderwege aber bereits freigeräumt.

150425_02_Schlacht

150425_03_Schlacht

150425_04_Sturmschaden

150425_06_Sturmschaden

Für die erste Wanderung der Saison hatten wir uns mit 24 Kilometern möglicherweise ein wenig übernommen, das Waldstück am Ende wollte gar nicht mehr aufhören. Wenn die Maßgabe dieselbe wie beim Bergsteigen ist, nämlich dass man am Ende noch genug Energie für locker eine weitere Stunde Wandern haben sollte, dann war’s zu viel. Aber! Ich habe meine ersten Schwalben der Saison gesehen, nämlich in Lindach.

Das Wetter hielt bis auf die letzte Stunde, als es ein wenig tröpfelte. Doch brotzeiten konnten wir im Bräustüberl der Brauerei Aying bereits wieder draußen.

§

Habe übrigens noch am Osterwochenende wieder mit dem Nagelhautfieseln angefangen. Muss ich mir halt für Anlässe, an denen das Resultat unangenehm auffallen könnte, edle Handschuhe angewöhnen.

§

“The wonderful, terrible Gone With The Wind
Revisiting the complicated legacy of the Civil War’s most famous story”

Gone With The Wind, Margaret Mitchell’s sweeping tale of the South between the antebellum and Reconstruction eras, is a work divided against itself. Its treatment of race is nauseating, a dismaying reminder of how recently blacks could be presented as inferior with essentially no controversy. At the same time, in Scarlett O’Hara’s vicious maturation from pre-war naivety to a ruthless titan of industry, it features the strongest and most complex woman in American entertainment, along with a view of gender politics without many equals today.

via @DonnerBella