Filme

Journal Montag, 7. November 2022 – Montag mit Vollmond hinter fast kahlen Bäumen

Dienstag, 8. November 2022

Guter und tiefer Nachtschlaf dank ein wenig Nasenspray und einem Stamperl Erkältungslikör von Wick. Ich stand sehr munter und mit Energie auf, rotzte halt rum. Über den Tag hielt ich mich von Menschen fern, und wenn das nicht mit großem Abstand ging, trug ich Maske: Auch eine schlichte Erkältung möchte ich nicht weitergeben. Zudem teste ich mich noch ein paar Tage auf Corona, damit sich das nicht unbemerkt hinter Schnupfensymptomen einschleicht.

Sonniger Morgen: Ich brauchte weder Mütze noch Handschuhe, genoss den Fußmarsch ins Büro.

Der Vormittag war gefüllt mit emsiger Arbeit nahezu ohne Hässlichkeiten. Mittags ging ich auf einen Cappuccino ins Westend raus in die lockende Sonne.

Schöner Laden (die Einrichtung konnte man kaufen), an den meisten Tischen wurde gearbeitet. Der Cappuccino war mir aber zu stark.

Zurück im Büro gab’s am Schreibtisch ein großes Glas vorgeschnittene Mango/Orange/Mandarine sowie Hüttenkäse.

Emsiger Nachmittag ohne große Ereignisse, ich kam gut voran. Als ich nach Feierabend über den Heimeranplatz kam, strahlte mich ein enormer Vollmond durch die großen Bäume an, nur noch wenige verbliebene Blätter warfen Schatten. Mal wieder versuchte ich vergeblich, ihn zu fotografieren.

Unterwegs ein paar Einkäufe im Drogeriemarkt und im Vollcorner.

Daheim eine weitere Folge Yoga mit Adriene: wenig Bewegung, viel Geplapper – ich hoffe, dass das nicht so bleibt in diesem 30-Tage-Programm.

Zum Nachtmahl sevierte Herr Kaltmamsell den Rest vom Sonntagsessen: Kalbsrahmgulasch mit Spätzle. Danach Schokolade.

Es sind anscheinend Robin-Hood-Tage im Fernsehen: Samstagabend guckte ich in die Verfilmung von 2018, ein Computerspiel als Film, vor allem hinsichtlich des Anspruchs an Action und historische Genauigkeit, Herr Kaltmamsell wies auf die für Computerspiele typische Kameraeinstellung hin. Gestern Abend ließen wir die Verfilmung von 1938 mit Erol Flynn laufen, deutlich charmanter, halt ein Musical ohne Gesang (so bunt! und Robin Hood hat Glitzer am Hemdchen über den grünen Strumpfhosen!). Die Musik kannte ich gut, weil sie einen Oscar bekommen hat und auf den Sammelkassetten Oscar-gekrönter Filmmusik war, die mir Frank im Studium aufgenommen hat – aaaah, Erich Korngold.

Hatte ich vergessen am Wochenende festzuhalten: Sonntagmorgen habe ich die Heizung erstmals in dieser Saison aufgedreht.

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Neues zum kaputtgehenden Twitter.
1. Der Lacher: Elon Musk hat versehentlich zu viele Leute entlassen.
2. Die Bundesregierung hat eine Instanz bei Mastodon eingerichtet, genauer der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI), und zwar für Bundesbehören, hier die bereits vertretenen.

Journal Sonntag, 30. Oktober 2022 – Back in the Schwimmbecken und passiv-aggressives Radeln

Montag, 31. Oktober 2022

Wieder herrlich lang geschlafen und zu warmem Sonnenschein aufgewacht. In der letzten Phase geisterte ein Filmzitat in meinem Hirn herum: “I was born in peacetime.” Beim Aufwachsen ergänzte die Erinnerung, dass es weiterging mit “I haven’t seen what you’ve seen.”, wollte mich aber glauben machen, dass es von George Clooney in einem Film gesprochen wird. Auflösung hinter der Fußnote, an diesen Film hatte ich schon ewig nicht mehr gedacht.1

An diesem letzten Wochenende im Oktober waren wir zur Winterzeit, also MEZ zurückgekehrt. Erst mal die Uhren im Haushalt korrigiert (darunter eine, die sich nach Jahren mal wieder selbsttätig verstellt hatte, da hatte ich aber schon eingegriffen, das ruinierte meinen Flow). Nach gemütlichem Bloggen und Internetlesen zu Milchkaffee machte ich mich fertig für eine Schwimmrunde im Olympiabad – vielleicht war das Wasser ja derzeit warm genug für ausführliche Bahnen, sie Stadtwerke-Website nannte 26 Grad für Sportbecken.

Auf den Weg ins Olympiabad spielte ich mein passiv-aggressives Lieblingsspiel “Radeln gemäß Straßenverkehrsordnung”.2 Als Challenge suchte ich mir zwischen Ziemssenstraße am Nußbaumpark und Maxvorstadt eine östliche Umfahrung des Hauptbahnhofs raus. Ich scheiterte, denn ordnungsgemäß hätte ich ab Bayerstraße den Autos folgend eine riesige Zusatzschleife über die Sonnenstraße drehen müssen. Statt dessen schummelte ich, stieg ab und schob mein Fahrrad über Fußgängerampel-Überwege. Also zwar nicht gegen die StVO verstoßen, aber nicht wirklich geradelt.

Unterwegs stieg ich ab, um mal wieder Häuserkunst zu fotografieren. Auf dem Wandtatoo am Nordende der Hiltenspergerstraße steht: „Nur auf dem Boden der Eintracht gedeiht Schönheit und Ordnung“. Eine eigentlich schöne Sentenz, korrekt wäre aber „gedeihen“, früher war auch nicht mehr Rechtschreibung.

Heimkommen ins Olympiabad. Ich schaute kurz vorher auf die Auslastungsanzeige online, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was die Zahl bedeutete.

Sie bedeutet: gemütliches Schwimmen möglich. Und zu meiner riesigen Erleichterung fühlte sich das Wasser warm an. Ich schwamm gleich mal meine 3.000 Meter. Das war wahrscheinlich zu viel (das letzte Mal schwamm ich diese Strecke vor – *checkt die Moves-App ihres Smartphones* – mehr als vier Monaten), meine Schultern jammerten, ich war abschließend ziemlich erledigt, doch ich konnte es Bahn um Bahn nicht fassen, dass ich immer noch! nicht! fror!

Der Beweis: Schwimmen macht schön.

Beim Heimradeln (nach wenigen Metern hielt ich an und stopfte meine Jacke in den Fahrradkorb, viel zu warm) kamen mir wieder Menschen in Hochsommerkleidung entgegen.

Zu Hause erst mal den letzten Granatapfel entkernt, Schokopudding aus Haselnussmilch gekocht, eine Tasse Tee aufgebrüht (ich war noch nicht bereit für Frühstück). Haselnussmilch in Schwarztee (auf englische Art) geht übrigens gut.

Frühstück schießlich auf dem Balkon: Schinkenbrot, Brot mit Kürbismarmelade, Granatapfelkerne.

Das machte mich bettschwer. Ich hielt eine kleine Siesta mit diesem Ausblick.

Auf dem Balkon die Wochenendzeitung ausgelesen. Ein Stündchen gebügelt, belohnt durch das schöne Gefühl, das jetzt wieder alles weg ist.

Das Schwimmen hatte meine immer unangenehmeren Kreuzschmerzen gelindert, doch den Oberkörper spürte ich. Ich gönnte mir eine Runde Mady-Yoga mit Dehnen rundum.

Ich wunderte mich, warum ich schon um sieben so brutal Hunger hatte – bis mir die Zeitumstellung einfiel. Es gab aufgewärmtes Süßkartoffel-Curry vom Vortag, gestreckt mit Erbsen. Nachtisch Schokopudding. Und Schokolade.

Fürs Abendprogramm sah ich mal in Marnie rein – aber Hitchcock und ich kommen einfach nicht zusammen: Die visuellen Erzählmittel total plump, die Dialoge aufgesetzt, das Frauenbild zum Haareraufen. Ich halte Alfred Hitchcock vor allem für einen Meister im Selbstmarketing.

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Eine weitere schlaue Analyse der Folgen von Elon Musks Twitter-Kauf, zentrale Beobachtung: Das geschäftlich Wichtigste an Twitter ist die Zufriedenheit der Anzeigenkunden, nicht die der Twitterer.
“By Buying Twitter, Elon Musk Has Created His Own Hilarious Nightmare”.

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Pragmatismus abseits von Konventionen, ein Beispiel von novemberregen.

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Andrea Diener, selbst Straßenfotografin, hat über eine Vivian-Maier-Ausstellung geschrieben, mit der wichtigen Einleitung, dass ihr “Werk erst allmählich die spektakuläre Entdeckungsgeschichte zu überstrahlen beginnt”.
“Künstlerin, nicht Kindermädchen”.

  1. Es ist aus Hear My Song, zusammen mit Funny Bones vom selben Regisseur, Peter Chelsom, einer meiner Lieblingsfilme. []
  2. Ich kann das wirklich empfehlen für Leute, die halbwegs so gestrickt sind wie ich, die sich also gerne in Selbstgerechtigkeit sonnen, weil sie durch Befolgung der Regeln deren Absurdität belegen, also zum Glück für fast niemanden, denn ich könnte die Welt und das Leben noch schlechter ertragen als ohnehin, wenn ich von Leuten wie mir umgeben wäre. []

Journal Sonntag, 4. September 2022 – Letzter Freibadschwumm und Three Thousand Years of Longing

Montag, 5. September 2022

Ausgeschlafen bis sieben. Der Tag startete sonnig, aber kühl. Nach dem Bloggen las ich die Wochenendzeitung, bis es warm genug für meinen Freibadplan war: Nach gut sechs Wochen wollte ich endlich wieder schwimmen.

Ich radelte durch milde Luft ins Dantebad, dort hoffte ich auf etwas wärmeres Wasser als in anderen energiesparend kühlen Münchner Freibädern. Die Aushänge an den Eingängen informierten lediglich über gesenkte “Mindesttemperatur” in den Becken.

Doch beim Gleiten ins Becken war sofort klar: Das Wasser war sehr kalt, genauso kalt wie im Schyrenbad. Ich kraulte extra schnell los, doch schon nach 500 Metern begann ich zu frieren. Ich biss mich noch durch bis zu 1500 Metern – dann gab ich schlotternd auf. Unter der heißen Innendusche brauchte ich lange, bis ich Finger und Zehen wieder spürte.

Zwar spielte ich mit dem Gedanken, nach gründlichem Aufwärmen in der Sonne für weitere 1000 Meter auf die Schwimmbahn zurückzukehren – aber so macht mir Schwimmen überhaupt keinen Spaß, und warum sollte ich Sport treiben, der mir keinen Spaß bereitet? Ich hatte zwei Menschen im Becken in Neopren gesehen, doch noch ist mir das zu teuer und umständlich. Verzichte ich halt auf Schwimmen bis nach dem Sommer; ich hoffe, dass das Dantebad sein Wasser dann wieder heizt (kostet im Winter ja auch deutlich mehr Eintritt). Und wenn nicht geheizt wird, weil Energiesparen, setze ich mich für Oberkörpertraining halt ans Rudergerät, seufzend.

Dennoch genoss ich die Sonne, vor die sich immer wieder Wolken schoben und in der es dadurch nicht zu heiß wurde. Ich hörte Musik und döste.

Auf dem Rückweg Semmelstopp am Bäcker Wimmer beim Josephsplatz.

Zu Hause Duschen, dann Frühstück um drei mit zwei frischen Körnersemmeln, eine mit Frischkäse und Tomate, eine mit Hühnerlebercreme vom Vorabend. Internetlesen, dann bügelte ich eine Stunde Kleidung weg. Lesen auf dem Balkon, bis Herr Kaltmamsell Abendessen servierte: Aus Ernteanteil gebratene Auberginenscheiben, außerdem Corned Beef (selbst gepökelt und gestern stundenlang gedämpft) mit Pommes aus dem Speisefön. Nachtisch Apfelkuchen.

Zur Abendunterhaltung gingen wir ins Kino.

Der Trailer hatte mich sofort begeistert: Die heutige Geschichte einer älteren Frau und eines Flaschengeists, gespielt von Tilda SWINTON und Idris Elba – das konnte nur großartig werden. Und dann schwärmte auch noch Joël davon: Ich besorgte für gestern Abend Karten für Three Thousand Years of Longing im City-Kino bei uns ums Eck.

Wir sahen einen sehr schönen Film. Er steht in der langen Tradition der Geschichten mit Geist aus der Flasche und drei Wünschen, doch hier haben wir charmanterweise im Mittelpunkt und als Erzählerin eine Expertin für Geschichten, eine akademische narratologist, die sich dieser ihrer Geschichte bewusst ist. Und die in den Verhandlungen mit ihrem Flaschengeist, Dschinn, immer wieder auf die typischen Bestandteile dieser Geschichten hinweist, unter anderem, dass sie immer schlecht ausgehen, dass dem Dschinn nicht zu trauen ist, aber auch, dass er sich vor ihr als Wünscherin mehr in Acht nehmen sollte. Der Dschinn erzählt ihr, wie er in die Flasche geraten ist, die sie in Istanbul gefunden hat, wohin sie zu einer Konferenz gereist ist – und der Wunsch, den sie dann tatsächlich äußert, ist wundervoll daraus hergeleitet. Wie alle solche Geschichten hatte auch diese eine tiefe Bedeutung.

Ich war allein schon deshalb über den Originalton froh, weil Tilda Swinton (immer großartig) diesmal mit verstreutem, aber deutlichem nordenglischen Akzent spielt – vielleicht mochte sie endlich mal eine andere Herkunft spielen als ihre eigene aus der britischen Oberschicht.

Im letzten Teil des Films lachte ich laut auf, als man ihre Figur Alithea auf einer Laptop-Tastatur tippen sieht: Nur mit dem rechten Zeigefinger. Ich hatte vor über 20 Jahren eine promovierte Kollegin, die genau so tippte, für Großbuchstaben nahm sie den linken Zeigefinger zu Hilfe (als ich sie entgeistert fragte, wie sie ihre Doktorarbeit geschrieben habe, erklärte sie: “Auch so.”). Große Pluspunkte: Ich fand die Geschichte zufriedenstellend zu Ende gebracht. Und endlich mal wieder ein Film mit unter zwei Stunden Laufzeit, er dauert nur 100 Minuten. Ich hatte schon befürchtet, das sei Vergangenheit.

Dem Abspann des Films entnahm ich, dass er auf einer Kurzgeschichte von A.S. Byatt basiert – die werde ich suchen, von ihr habe ich eh schon zu lange nichts mehr gelesen (veröffentlichte zu meinen Studienzeiten Possession: A Romance, das viel Wirbel machte).

Mein erster Kinofilm, in dem Corona-Masken getragen wurde, in der U-Bahn, in Hörsälen, ohne dass es Thema war. Und im Abspann wurden die Verantwortlichen für die Corona-Maßnahmen der Dreharbeiten genannt.

Nachtrag: Sehr gut gefällt mir die Rezension des Films von Peter Bradshaw im Guardian (auch wenn er zu meiner Überraschung David Lodge einen “forgotten influence” nennt – ich bin alt): “Three Thousand Years of Longing review – heartfelt Aladdinesque adventure for grownups”. Ebenfalls interessant aber der Verriss des Films von Wendy Ide im selben Blatt: “Three Thousand Years of Longing review – djinn in need of a tonic”.

Auch auf dem kurzen Rückweg war es noch warm genug für Jackenlosigkeit. Nach elf ins Bett, huiuiui!

Journal Samstag, 16. Juli 2022 – Hochsommersamstag mit Lauf, Freibad, Balkon

Sonntag, 17. Juli 2022

Das war ein sehr voller und schöner Sommersamstag.

Die Nacht mit leichtem Schlaf und Kopfweh – und der Befürchtung, dass Alkohol gar nicht mehr geht.

Ich beendete diese Nacht dann halt früh. Trotz wundervoller Sonne war es für Balkonkaffee im Schatten zu kühl.

Der Walnussbrot-Teigling hatte die Nacht im Gärkörbchen im Kühlschrank verbracht, nach einer Stunde Temperierung wurde er gebacken.

Ich muss lernen, tiefer einzuschneiden. Und der Anschnitt nach Auskühlen zeigt: Längere Garen wären besser gewesen (ich war immer an der unteren Zeitgrenze geblieben), das hätte eigentlich ein großporiges Weizensauerteigbrot werden sollen. Ich hätte außerdem besser zwei Laibe formen sollen. Aber es schmeckte gut.

Luxusgemaule: Ich muss meine Sportpläne darauf einrichten, dass Schwimmen vorerst ausfällt. Nämlich bis ich eine Lösung finde, wie es ohne Biopren bei der neuen, energiesparend gesenkten Wassertemperatur von 22 Grad in den Münchner Freibädern einrichtbar ist, die mich ab 700 Metern erbärmlich frieren lassen. Neopren-Schwimmanzüge, so habe ich festgestellt, sind nicht nur scheißteuer (300 Euro aufwärts), sondern auch Riesentrümmer, die ich nicht unbedingt lagern müssen will. Als Alternative ist mir bislang nur die Aufteilung meiner üblichen 3.000 Meter in dreimal 1.000 Meter mit dazwischen Aufwärmen in der Sonne eingefallen, die dafür allerdings auch heiß genug scheinen muss. Und selbst an diesen Gedanken muss ich mich erst mal gewöhnen, bis dahin also erst mal kein Kachelzählen mehr.

Gestern wich ich auf eine weitere Laufrunde aus.

Laufkleidung mal von hinten. Vorderansicht nur wegen des charmanten Moiré-Effekts der Vorschau.

(Kurzes Innehalten: Dass ICH je wieder so richtig Joggen können würde! Das hatte ich mir vor zwei Jahren, vor drei Jahren mit der kaputten rechten Hüfte wirklich nicht vorstellen können.)

Um beim Isarjoggen mal was Neues zu erleben, radelte ich im nördlichen Englischen Garten zwei Brücken weiter als sonst. Statt mit Blick auf den Friedensengel stellte ich mein Rad an der Kennedybrücke ab. Mein Ziel war, nach vielen Jahren auf der Ostseite hinter der Leinthalerbrücke, die ich meist zum Queren verwende, wieder bis zum Isarsteg Unterföhring zu laufen, auf der anderen Seite über Poschinger Weiher am Mittleren Isarkanal zurück. Sollte das sehr weit sein, würde ich den restlichen Rückweg halt spazieren statt zu joggen.

Start unter der Kennedybrücke.

Hier bereits jenseits der Leinthalerbrücke.

Seit Jahren nicht mehr gesehen: Den Kanal zum Klärwerk Gut Großlappen.

Der Isarsteg Unterföhring (es gibt einen München-Tatort, der hier beginnt). Mittlerweile war ich durstig und suchte mir eine Stelle am Fluss, an der ich gut ans Wasser kam.

Einige Hände voll klares, süßes Isarwasser taten gut.


Bei erster Gelegenheit lief ich hoch zum Kanal.

Von dort neue Aussichten auf die Isar.

Und auf Unterföhring.

Die Streckenlänge stellte sich als fast ideal heraus, in meinem (weiterhin sehr langsamen) Tempo ca. eindreiviertel Stunden. Nach 90 Minuten war ich noch nicht zurück am Fahrrad, und meine Waden begannen etwas zu zwicken. Ich hätte problemlos weiterlaufen können, doch da ich auch für Sonntag Sportpläne hatte, musste ich ein wenig streng mit mir werden und mich zum Aufhören ermahnen. Ich nahm Vernunft an und spazierte die letzte Viertelstunde.

Auf dem Rückweg mit dem Fahrrad kreuzte ich den gestrigen CSD auf der Wittelsbacherbrücke (wirklich gute Musik!). Im Glockenbachviertel kam mir eine wunderschöne Drag Queen entgegen – auf einem DB-Leihradl und mit bewundernswerten Akkrobatik-Versuchen, Pedaletreten und 15 cm hohe Plateausohlen zu verbinden.

Frühstück: Walnussbrot, Käse, Selleriesalat.

Plan war gewesen, den Nachmittag im Einzelbad zu verbringen (Naturbad Maria Einsiedel), zum Glück hatte ich noch rechtzeit erfahren, dass es wegen erhöhter Keimbelastung vorübergehend geschlossen worden war.

Also spazierte ich statt dessen ins Schyrenbad, um durch Sonnenbaden meine Hautalterung zu beschleunigen. Die Wiesen waren für einen Sommersamstag nur mittelvoll, die Schwimmbahnen meiner Ansicht nach auffallend leer. Nach einem ersten Schläfchen schwamm ich sogar ein paar Bahnen, wurde allerdings noch vor Einsetzen von echtem Frieren gestoppt: Wadenkrampf. Außerdem zeigte sich wieder, dass mir auch zwei Stunden nach einer Mahlzeit jedes Essen vor sportlicher Bewegung ungut schwer im Magen liegt.

Nach knapp drei Stunden Dösen und Musikhören hatte ich genug und spazierte heim.

Auf dem angenehm temperierten Balkon las ich die Wochenend-Süddeutsche, verschreckte durch meine Anwesenheit die Vögelchen, die gestern im Minutenabstand Tränke/Bad aufsuchten. (Tut mir ja leid, aber ich will auch mal was vom Balkon haben.)

Herr Kaltmamsell servierte nochmal Erdbeer-GinTonic, wenig später als Nachtmahl Brathähnchen und Zucchinigemüse – ein großer Genuss. Nachtisch Schokolade.

Im Fernsehen stolperten wir über den Film Wild Target von 2010 und blieben hängen (Bill Nighy UND Emily Blunt – jederzeit alles): Eine wundervolle Komödie, oder wie Herr Kaltmamsell nach wenigen Minuten umschrieb – “Loriot als Auftragskiller”! In diesem Fall eben gespielt von Bill Nighy.

Nachdem der Tag ohnehin nicht wirklich heiß gewesen war, kühlte die Luft abends schön ab, wir konnten bei offenen Fenstern zu Bett gehen.

Journal Donnerstag, 28. April 2022, Everything Everywhere All at Once

Freitag, 29. April 2022

Tja, dann halt wieder eine Nacht, die kurz nach drei endete, mir dann nur noch ein paar Phasen Dösen erlaubte. Ich stand vollverkatert auf.

Frostiger Gang in die Arbeit, in strahlender Sonne unter wolkenlosem Himmel.

Diesmal drehte ich mich an meiner sonstigen Fotostelle Richtung Bavaria mal um zur Beethovenstraße.

Im Büro führte die schlafgestörte Benommenheit unter anderem dazu, dass ich vor jeder Passworteingabe gründlich nachdenken musste, mein Hirn bewegte sich wie durch Wasserwiderstand.

Highlight des Morgens: Meine erste ärztliche Video-Sprechstunde, ich habe sie fürs Techniktagebuch aufgeschrieben. (Alle Blutwerte tippitoppi, auch Schilddrüse, selbst Eisen – aber zu der Zeit nahm ich ja auch Eisenkapseln.)

Zum Glück wurde ich über den Vormittag wacher und musste weniger kämpfen.

Mittagessen: Hüttenkäse, Orangen, Banane.

Überraschende Begleiterscheinungen des Alterns, Teil ganz viele: Dass Haarwuchs sich deutlich verändert (Art und Ort), ist ja durchaus Gegenstand von Witzeleien. Nicht gefasst war ich darauf, dass die Wimpern meiner Oberlider nach unten wachsen würden und damit ins Sichtfeld, mit einer Vehemenz, gegen die auch die Wimpernzange nichts ausrichtet. Noch ist die Zahl gering genug zum Ausreißen.

Trotz später ambulanter Querschüsse machte ich recht pünktlich Feierabend, denn ich hatte Kinokarten.

Herr Kaltmamsell servierte aus frisch geholtem Ernteanteil Spinat und Salzkartoffeln mit Spiegeleiern, dann radelten wir durch die schräge Frühlingsabendsonne zum Cinema und sahen Everything Everywhere All at Once zum Deutschlandstart.

Ein großartiger Film, endlich mal wieder was ganz was anderes im Kino, so erfrischend. Gerade im Gegensatz zum Trailer für Doctor Strange in the Multiverse of Madness, der davor lief, bewies Everything Everywhere All at Once, dass es für ein Multiverse-Szenario keinen Bombast braucht, kein Riesenbudget, keine Superhelden-Riege. Atemberaubend fand ich die Schauspielkunst der drei zentralen Darstellenden:
– Michelle Yeoh als chinesische Einwanderin Evelyn Wang, der ihr Waschsalon, die Versorgung ihres alten Vaters, die widerspenstige Tochter komplett über den Kopf wachsen.
– Ke Huy Quan als ihr Mann Waymond Wang, der auch aus anderen Universen zu ihr kommt und sie überzeugt, dass sie die Welt retten muss. (Dass Quan, Kinderdarsteller in Indiana Jones and the Temple of Doom, viele Jahre keine Rollen bekam und deshalb hinter die Kamera wechselte, ist ein enormer Verlust für die Kinogeschichte.)
– Stephanie Hsu als die Tochter der beiden, Joy Wang, die mit Fingerschnippen zwischen ihren Rollen in den verschiedenen Multiversen springt, auch ohne Kostümwechsel.
Das Drehbuch der Daniels (Daniel Kwan, Daniel Scheinert), die auch Regie führten, ist ein Meisterwerk, durchkreuzt Zuschauererwartungen, nickt freundlich in die Richtung ihrer Vorgänger der britischen SciFi-Komödie (Douglas Adams’ Idee vom Improbability Drive entfaltet sich aufs Schönste), birst vor Ideen – ich habe viel gelacht.

Auch Jamie Lee Curtis ist in dem Film eine Wonne und lässt so richtig die Sau raus.

Ja, mit zwei Stunden 20 Minuten zu lang (seit einiger Zeit sind alle Kinofilme zu lang), im letzten Viertel hätte ich gerne etwas weniger Botschaft gehabt. Aber ein echtes Ereignis. Dass die Süddeutsche den Film auf der gestrigen Kino-Seite mit einem kurzen Absatz in der Randspalte abfrühstückte, wunderte mich sehr. Im großen Münchner Cinema bekam ich schon vor einer Woche nur noch die vorletzten Karten für die gestrige Premierenvorstellung im Original.

Sehr zu empfehlen: Kurz vor der Weltpremiere im März unterhalten sich Ke Huy Quan, Daniel Scheinert, Jamie Lee Curtis, Michelle Yeoh, Stephanie Hsu und Daniel Kwan eine halbe Stunde über die Dreharbeiten – ich habe eine Menge gelernt.

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https://youtu.be/3trFt71LXGE

§

Wie sich das private Kochen in den vergangenen 60 Jahren weiterentwickelt hat, in denen die Küchentechnik mehr oder weniger gleich geblieben ist, was der große Unterschied zum Vorher war – und warum es noch nie einen solch enormen Fortschritt in der Kochkunst gab.
“Better eats”.

via @ankegroener

Journal Donnerstag, 21. April 2022 – Yoga-Wirkung

Freitag, 22. April 2022

Der Wecker klingelte zu früh fürs Ausgeschlafensein, aber die Nacht davor war gut gewesen.

Weiterhin sonnig und kühl, ich musste mich immer wieder daran erinnern, dass das die richtige Temperatur für April in unseren Breiten ist. Auf der Theresienwiese sah ich aufgesprühte Bodenmarkierungen: Der Flohmarkt am Samstag findet nach zwei Jahren Pause wirklich statt.

Arbeit sehr kleinteilig, aber große Brocken wären eh nicht zu schaffen gewesen: Ich betreue turnusmäßig eine Hotline, deren Telefonnummer wohl in diverse britische Callcenter-Datenbanken geraten ist; täglich rufen dort mehrere Dutzend Menschen an und wollen irgendwelche random Namen sprechen, gerne nur Vornamen, “May I speak to Sarah?”. (Gibt es DDos per Telefon?)

Mittags gab es Kürbiskernbrot mit Butter und eine große Orange.

Nachmittags Abstimmungen, Schulung (ich parallel, sagen Sie’s nicht weiter, bis über beide Ellenbogen in einer Datenbank), manuelles Basteln.

Ich beendete den Arbeitstag mit dem Gefühl, dass ich nie mehr im Leben entspannt sein werde. Der sonnige Tag hatte sich nur wenig erwärmt, ich brauchte neben der Jacke auch mein Halstuch.

Daheim meine fast tägliche Runde Yoga, mittelanstrengend.

Jetzt, nach über zwei Jahren Yoga, kann ich nicht umhin zu gestehen: Doch, ich merke eine Wirkung. Schnaufen und Besinnlichkeit sind zwar immer noch nicht angekommen – andererseits hatte ich Schnaufen bereits als Teenager im Chor gelernt, inklusive Hecheln und anderen Zwerchfell-Übungen; ich vergesse gerne, dass viele Menschen erst in spätem Erwachsenenalter Bauchatmung kennenlernen. Doch als ich mich vergangenen Samstag auf der Rückfahrt vom Wandern im überfüllten Zug einfach im Schneidersitz auf dem Boden niederließ und in dieser Haltung gemütlich las, als ich auf den Boden und wieder ins Stehen schnell und nahezu elegant kam – da war mir klar, dass ich das mit 55 Jahren und meiner Hüft-Vorbelastung ziemlich sicher ohne Yoga nicht könnte. Zumal ich von Natur aus wirklich nicht gelenkig bin. Ebenso wenig könnte ich mein halb spaßig gemeintes Trainingsziel “Socken im Stehen anziehen” nicht so weit übertreffen: Ich kann auch Hosen und sogar Strumpfhosen im Stehen anziehen, langsam und sorgfältig. Der kindliche Stolz, etwas “schon” zu können, wiederholt sich halt seit einigen Jahren rückwärts: etwas “noch” können. Gleichzeitig ist mir sehr bewusst, dass das meiste davon Veranlagung und Glück ist, keineswegs eigene Leistung.

Zum Nachtmahl kombinierte Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch aus Ernteanteil Sauerkraut, Kartoffel, Äpfel mit zugekauften Leber- und Blutwürsten (mit Speckwürfeln) zu einer Art Himmel und Äd. Nachtisch sehr viel Osterschokolade.

§

Über Soziologie von Nahrungsmittel-Hierarchien und warum auch die Unterscheidung von “gesundem” und “ungesundem” Essen in den vergangenen Jahrzehnten Moden unterworfen war:
“There Is No Such Thing as ‘Junk’ Food”.

Many people’s reaction to this confusion is to refine the category of “healthy” until it’s full of foods essentially available only to people who live on a farm, as well as close to other farms, with the ability to spend every day prepping fresh farm-sourced food for themselves. They also boast no limits on expenditures, no health conditions that would limit what they can consume, and no picky eaters on the premises. The number of people who can live this way is vanishingly small, which means that actually adhering to the Platonic healthy diet becomes entirely aspirational.

(…)

Whatever the reason you eat what you eat—and no reason is more valid than any other, including and especially deliciousness—it has no correlation with your value as a person. It does not make you a worse person to eat “junk food,” and it certainly doesn’t make you a better person to eat whole grains. Contrary to what those worksheets might tell us, food does not have moral character, and consuming it does not influence or infect our own character. Food is delightful, and food is fuel, and food is culture.

§

@miriam_vollmer war im Zug langweilig.

Die Ergebnisse will ich praktisch durchgehend nachkochen (zumindest nachessen, Augenzwinkern Richtung Herrn Kaltmamsell), alles unkomplizierte, traditionelle Gerichte aus der Generation deutscher großbürgerlicher Großmütter.

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Michelle Yeoh, in die ich mich 2000 in Crouching Tiger, Hidden Dragon verliebte (dabei hatte ich sie vorher schon als völlig anderes Bond-Girl in Tomorrow never dies bewundert), ist eine der wenigen weiblichen Action-Weltstars und möglicherweise die einzige mit einer gleichzeitigen ernsthaften Schauspiel-Karriere in Drama und Komödie. Hier erzählt sie aus ihrem Berufsleben.

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https://youtu.be/DHOSiFzcHJ8

Superspannende Einblicke, unter anderem wie ein (Hongkong) Stunt-Team denkt und arbeitet, wie eine gute Kampfszene funktioniert. Ich bin sehr beeindruckt von ihrem Selbstbewusstsein – und ihrer Schönheit. Allein schon auf Basis des Trailers erkenne ich, dass ihre Rolle im anstehenden Everything Everywhere All At Once niemand andere auch nur spielen könnte als Michelle Yeoh.

Journal Mittwoch, 20. April 2022 – Seltener Kinobesuch: The Lost City

Donnerstag, 21. April 2022

Wieder eine Nacht genug Schlaf bekommen, beim Aufwachen lachte mich schief der Dreiviertel-Mond an.

Auch gestern war ein zackiges Tempo beim Fußweg in die Arbeit nötig, um nicht zu frieren.

Frühlingsfest auf der Theresienwiese so gut wie startklar, am Freitag geht’s los.

Arbeit in der Arbeit, viel Gezicke von außen.

Mittags gab es Hüttenkäse mit Dickmilch, viel Orange.

Nachmittags musste ich mich noch ein paar Mal von Fremden anblaffen lassen. Ich weiß ja, dass die nicht mich meinten, es war trotzdem unangenehm.

Nach Feierabend erledigte ich im Vollcorner die dringendsten Einkäufe, dann holte ich endlich beim Schneider vier geänderte Sommerröcke ab.

Daheim nahm ich mir nicht mal die Zeit zum Aufhängen der Röcke, denn wir hatten Abendpläne: Kino. Davor passte noch eine Runde Yoga, zum Abendessen hatte Herr Kaltmamsell eine wunderbare Tomatensoße gekocht, die es mit apulischen Cicatelli gab. Nach dem letzten Bissen schnelles Anziehen, U-Bahn zum Stiglmaierplatz.

Im nicht sehr vollen Kino sahen wir The Lost City. Nette Komödie, Erinnerungen an all die Indiana-Jones-Abklatsche der 1980er. Sehr abgelenkt war ich allerdings durchgehend vom tot-operierten Gesicht der so geschätzten Sandra Bullock. Ich hatte mich für vorbereitet gehalten, weil ich es vor ein paar Monaten schon mal in einer Talk-Show gesehen hatte. Doch der Schaden geht weit darüber hinaus, dass ich mich um die Erfahrung gebracht fühle, sie altern zu sehen: Komikerin Sandy kann dieses einst so effektvoll eingesetzte Gesicht nicht mehr bewegen als Mundöffnen und -schließen (mit starr breitgezogenen Lippen), sie kann nicht mal mehr eine Augenbraue heben. Das muss ich erst einmal verarbeiten.

Lustig eingesetzt: Brad Pitt. Und wie schrieben die Fugly-Damen:

Channing is very good in the movie; he is excellent at the Hot Doofus With a Heart of Gold — and of course he is excellent at physical comedy; they also briefly let him dance because when you have Channing Tatum, you let him dance.

Vor dem Film ein paar interessante Trailer:

Everything Everywhere All At Once sieht aus, als machte endlich mal jemand was Gutes aus dem Multiverse-Konzept (Michelle Yeoh! Jamie Lee Curtis!)

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https://youtu.be/wxN1T1uxQ2g

Und beim Trailer von The Unbearable Weight of Massive Talent musste ich laut auflachen: Nicolas Cage spielt sein eigenes Image:

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https://youtu.be/x2YHPZMj8r4

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Seit Tagen ein offener Tab, jetzt endlich gelesen. Constantin Seibt schreibt in republik.ch sehr lang und ausführlich:
“Russisches Kriegsschiff, fick dich!”

Der russische Präsident Wladimir Putin hat zumindest ein Ziel erreicht: eine neue Weltordnung. Der Kampf der Systeme ist zurück. Und es ist Zeit, das Lager zu wählen.

Detail- und faktenreiche Analyse der russischen Autokratie Putins, sehr spannend zu lesen.

Auch deshalb ist Putin der Held: Er hat die autoritäre Propaganda perfektioniert und weltweit finanziert.

Die neue Propaganda funktioniert sehr anders als im 20. Jahrhundert, als es vor allem darum ging, den Gegner von seinem System zu überzeugen. Sie ist weitgehend von jeder Substanz abgekoppelt: eine Mutation, die sie extrem automatisierbar, extrem anpassungs­fähig, kurz: extrem viral macht.

Ihre Rezepte sind im Groben:
– Sie ist laut. Sie läuft auf möglichst vielen Kanälen – von Social Media bis zum eigenen News­sender bis hin zu Studien und Kongressen. Was zählt, ist die Quantität. Je öfter jemand dieselbe Aussage hört, desto plausibler wird sie.
– Sie ist schnell. Menschen tendieren dazu, an der ersten Information festzuhalten, die sie zum Thema gehört haben.
– Sie ist unabhängig von Fakten. Der Verzicht auf Recherche, sogar auf Plausibilität, ist ein entscheidender Vorteil, wenn es um Quantität und Tempo geht. (Und nie ist man schneller, als wenn man das Ereignis selbst erfunden hat.) Wobei auch Fakten nicht verschmäht werden. Wichtig ist nur, im Publikum permanent Zweifel zu säen. Und seine Feinde andauernd mit den eigenen Dingen zu beschäftigen.
– Sie pfeift auf Konsistenz. Was heisst, dass man unbelastet von den eigenen Argumenten losschlagen kann. (Etwa die Weltverschwörung der Juden beklagen und zehn Minuten später jemandem Antisemitismus vorwerfen.) Sodass man jede Beliebige mit jedem beliebigen Vorwurf vor sich hertreiben kann.

Steve Bannon, der ehemalige Trump-Wahlkampfleiter, fasste seine Strategie so zusammen: «To flood the zone with shit.»