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Journal Montag, 15. November 2021 – Montag mit Schulung

Dienstag, 16. November 2021

Auf dem Weg in die Arbeit sah ich in der morgendlichen nebligen Novemberdüsternis auf der Theresienwiese, dass eine weitere Fläche an der Test-/Impfstation überdacht wird, ich nehme an für die Schlange an der Impfstelle.

Den größten Teil des Arbeitstages in einer Schulung verbracht, die mir viele Einsichten und Beruhigung zur anstehenden großen Umstellung brachte. In einer Pause holte ich mir einen Booster-Termin für nächsten Montag auf der Theresienwiese: Während aus anderen bayerischen Gegenden berichtet wird, dass Dritt-Impf-Willige an Impfzentren, auch mit Termin übers Impfportal, auch hochbetagt, trotz Aufforderung der Bayerischen Regierung an alle zum Drittimpfen, letztlich vor Ort abgewiesen werden, wenn ihnen auch nur wenige Tage zur Stiko-empfohlenen 6-Monats-Frist fehlen – habe ich aus München noch von keinem einzigen Fall gehört oder gelesen. Das macht mir Hoffnung.

Zu Mittag gab es Rote-Bete-Salat und Granatapfel. Sowie neue Corona-Rekordzahlen aus der Süddeutschen.

Hätten Sie sich das vor einem Jahr vorstellen können? Na gut, mir fehlte ja sogar die Vorstellungskraft, dass in dem Land, in dem der wirkungsvollste Covid-19-Impfstoff entwickelt wurde, mit Abstand nicht die nötige und locker mögliche Impfquote für eine Verhinderung dieser Zahlen erreicht würde.

Nach Mittag zunächst mehr Schulung, dann Abarbeiten von Listen und Besprechungen. Es wurde ziemlich spät, ich verwarf Einkaufs- und Yogapläne.

Kalter Heimweg, ich werde mich von meinem Ledermantel für die Saison verabschieden müssen und auf Wintermantel wechseln.

Daheim machte ich zum Nachtmahl Radicchio-Salat (Ernteanteil) mit Blauschimmelkäse und Walnüssen, vorher gab es zum Wärmen den Rest der Lammquitten vom Vorabend. Nachtisch Gewürzkuchen und Schokolade.

Herr Kaltmamsell fand beim Rumschalten im Fernsehen Das Mädchen mit dem Perlenohrring von 2004, und ich blieb hängen. Der Film hatte mich seinerzeit umgeworfen, hier hatte ich den Filmkomponisten Alexandre Desplat für mich entdeckt (der später für die Musik zu Grand Budapest Hotel und Shape of Water Oscars gewonnen hat, auch wenn die meiner Ansicht nicht an die von Girl with a pearl earring heranreicht), und Scarlett Johansson dominiert den Film derart, dass ich Colin ForthFirth darin bereits völlig vergessen hatte.

Journal Sonntag, 17. Oktober 2021 – Wie ein Fisch / Der neue Bond

Montag, 18. Oktober 2021

Zu früh aufgewacht, bis sieben angenehm gedöst.

Ab dann folgte mein Tag einer recht straffen Planung, denn ich wollte sowohl Schwimmen gehen als auch den neuen Bond-Film No Time to Die sehen.

Wetter wunderschön, ich freute mich aufs Schwimmen – denn ich hatte die Runde im Dantebad und somit im Freien geplant: Dort ist das Wasser wirklich warm, ich hoffte, dass ich endlich nicht frieren würde.

Nach Morgenkaffee über Bloggen machte ich mich mit Duschen und Packen Schwimm-fertig, brachte aber erst mal einen Karton mit Sommerschuhen in den Keller. Radeln ins Dantebad; ich muss künftig daran denken, dass die Einlassprozedur in Schwimmbädern derzeit lange dauert – der 3DG-Check hält auf, vor allem bei Gruppen.

Das Schwimmbecken war überraschend voll, noch dazu hatten praktisch alle Schwimmspielzeug dabei, doch es herrschte allgemeines Wohlwollen und man arrangierte sich gut. Mein Kalkül ging auf: Obwohl sich das warme Wasser zunächst anfühlte, als tauchte ich in Suppe, gewöhnte ich mich schnell daran – und fror nicht! Ich glitt durchs Wasser wie ein Fisch. Nicht nur konnte ich mir so 2600 Meter gönnen, ich schwamm sie auch noch besonders schnell. Zudem genoss ich den Sonnenschein. Bis auf Weiteres schwimme ich also im Dantebad.

Gegenüber vom Dantebad.

Von dort radelte ich direkt zum Kino (Cinema). Ich hatte mir als Frühstück zwei Stück Apfelkuchen eingepackt, die ich gemütlich auf einer Bank vor dem Kino löffelte. Im Kino selbst (zweites Mal nicht nur Check meines Impf-Zertifikats, sondern auch Scan; das erste Mal war Freitagabend im Dantler gewesen) holte ich mir noch einen Cappuccino. Und konnte einer anderen Kinobesucherin helfen: Sie suchte jemand, der ihr Fahrrad mitabsperren konnte; sie hatte ihren Schlossschlüssel vergessen.

No Time to Die war ein schöner Bond, wenn auch zu lang – knapp drei Stunden ist keine 007-Geschichte wert. Aber ich genoss die vielen Anspielungen auf die gesamte Bond-Filmgeschichte, ob in Bild, Text oder Musik (UND Q macht nicht nochmal den Fehler, einen unbekannten Datenträger in einen Netzwerkrechner zu schieben, sondern nimmt explizit die “Sandbox”). Mehrere tragende Frauenrollen, ganz unterschiedlich. Die Story war sogar übersichtlich, es gab ja schon Bonds, bei denen ich ab der Hälfte aufhörte mitzudenken, weil die Story so kompliziert war, und mich statt dessen darauf konzentrierte, welches Weltkulturerbe als nächstes kaputtgemacht wurde. Das Drehbuch räumte ordentlich Handlungsstränge aus mehreren Folgen und alle Bösewichte auf.

Sehr spannend wird jetzt, wie es wohl weitergeht im nächsten Bond – wo es erstmals keinen James Bond mehr gibt. Vielleicht fangen sie wieder vorn an und wir bekommen einen Young James Bond, der in den 1940ern spielt? Und einen nächsten Bond wird es geben: Wie man mir früh beigebracht hat, blieb ich bis durch den Abspann im Kino, bis zur allerletzten Zeile auf der Leinwand – “James Bond will return”.

Zu Hause winterte ich die Balkone fertig und entfernte die Bohnenranken. Nächster Tagesordnungspunkt: Fertigbügeln. Check. Für die Montagsbrotzeit kochte ich die Ernteanteil-RoteBete, die Blätter briet ich, aus allem machte ich mit den Kernen eines Granatapfels und Joghurt einen Salat.

Nachtmahl war der Klassiker im Hause Kaltmamsell, wenn Chinakohl im Ernteanteil ist: Chinakohl-Lachs-Nudeln. Nachtisch Scholokade.

Ein sehr schönes Wochenende, doch ich war weder zum Zeitung- noch zum Romanlesen gekommen, hatte es auch nicht auf die Auer Dult geschafft. Muss also eindeutig zu wenige Stunden an diesen Tagen anprangern.

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Am Samstag hatten wir beim Wandern auch nach den Gemeinde-Aushängen der Dörfer geschaut und dabei die Veröffentlichung eines Volksbegehrens “Landtag abberufen” entdeckt. Nachdem ich gestern unterwegs dazu Plakate gesehen hatte, unterzeichnet von der Querdenker-Partei Die Basis, ging ich dem doch mal nach.
“Volksbegehren ‘Bündnis Landtag abberufen’ startet”.

Eine interessante Eskalationsstufe der Haltung, die demokratisch durch Mehrheit gewählten Volksvertreter nicht zu akzeptieren, wenn sie anders entscheiden, als man selbst das gerne hätte. Und dann einfach den Spieß umzudrehen und ihnen die Legitimiertheit abzusprechen – lustigerweise durch das Instrument Volksbegehren, das diese Volksvertreter eingerichtet haben.

Die bayerische Verfassung sei sehr großzügig gegenüber Elementen der direkten Demokratie, sagt der Verfassungsrechtler Martin Burgi von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Dem Professor zufolge wird mit dem Volksbegehren ab heute Neuland betreten, das habe es in Bayern bisher noch nie gegeben. Burgi stellt eine “besonders verdichtete Form des Protests” fest: Anders als bisherige Volksbegehren richte sich dieses nicht gegen einen bestimmten Sachinhalt.

Journal Samstag, 16. Oktober 2021 – Wanderspaziergang bei Fürstenfeldbruck

Sonntag, 17. Oktober 2021

Eher unruhige Nacht, das war halt viel Alkohol gewesen.

Nachmittags war ich mit Herr Kaltmamsell zum Wandern/Spazierengehen verabredet (wir haben irgendwann festgelegt, dass der Unterschied im Rucksack mit u.a. Brotzeit besteht, und gestern hatten wir nur Wasserflaschen dabei, keinen Rucksack), den Vormittag nutzte ich zum Backen und Einkaufen.

Sonntagskuchen sollte dieser Italienische Apfelkuchen mit Ricotta und Olivenöl werden, die Äpfel dafür aus Ernteanteil.

Er ließ sich einfach zubereiten – fiel aber nach dem Backen zusammen und wurde sulzig.

Ich vermute als Ursache, dass der Teig zu dünnflüssig war: Das Rezept hatte den “Saft einer Zitrone” verlangt, und das ist eine ähnlich unpräzise Angabe wie der berüchtigte Bund Petersilie; meine Zitrone war sehr groß gewesen, doch ich hatte angenommen, dass das Rezept schon darauf hinweisen würde, wenn die Saftmenge relevant wäre.

Einkaufen: Bereits in Wanderkleidung ging ich in Sonne und milder Luft in den Gärtnereiladen am Viktualienmarkt, um einen Untersetzer für eine der vom Balkon geholten Pflanzenkübel zu besorgen. Der Markt und die Fußgängerzone waren sehr belebt, vor allem mit Touristen – vorm Alten Peter stand eine 30 Meter lange Schlange an. Unterwegs besorgte ich Frühstückssemmeln, die gab es dann auch zum Frühstück plus ein Stück warmen Kuchen (schmeckte gut!).

Für unseren Wanderspaziergang hatte Herr Kaltmamsell eine Strecke ausgesucht, die er zum Teil beim kürzlichen Wandertag mit einer Schulklasse gegangen war: S-Bahnhof Fürstenfeldbruck Richtung Osten. Da wir uns beide eher müde und unfit fühlten, schlug er eine kleine Runde vor, doch ich bat darum, im herrlichen Sonnenschein in noch vorwiegend grüner Landschaft Bilder für den anstehenden Winter zu sammeln. Wir gingen also eine größere Runde über Emmering, Eichenau, Biburg.

In der Sonne war es schön warm, doch auf den Anhöhen ging ein scharfer Wind.

Nach gut drei Stunden und etwa 14 Kilometern nahmen wir die S-Bahn zurück.

Während Herr Kaltmamsell daheim das Abendessen zubereitete (Spaghettikürbis aus Ernteanteil als Auflauf – ich fürchte, Spaghettikürbis hat nichts zu bieten außer der lustigen Textur und schmeckt einfach nur wässrig), baute ich für einen angenehmen Sonntag vor: Ich packte schon mal den gewaltigen Berg Bügelwäsche an, der noch hauptsächlich aus Sommerkleidung bestand. Nach einer Stunde war fast die Hälfte weggeschafft, bleibt nur noch etwa eine weitere Stunde für Sonntag.

Der Kürbisauflauf mit Hackfleischsauce und viel Käse war dann ok, der Kürbis verschwand. Etwas interessanter schmeckte die zweite Variante (links), die Herr Kaltmamsell nur mit Ei und Käse zubereitet hatte, weil darin der Kürbis noch erlebbar war.

Dazu im Glas eine Traminer Spätlese aus Sachsen von Steffen Loose, Teil eines Probierpakets, das uns die Empfängerin eines Großteils unserer ausgemusterten Bücher zugeschickt hatte.

Blumig in der Nase, Geschmack dann auch rass, die Süße brauchte zum Einbinden ein wenig Luft.

Eingeschlafen im Mondlicht, das durchs Fenster auf mein Bett schien.

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Jamie Lee Curtis kommt nochmal als queen of scream ins Kino, mit Halloween Kills. Obwohl ich eigentlich alles mit dieser wundervollen Schauspielerin angucke, kann ich halt Horrofilme gar nicht. Zumindest profitiere ich von der Vermarktung des Films, die den wundervollen Menschen zeigt. Zum Beispiel mit diesem Interview/Portrait im Guardian:
“Jamie Lee Curtis: ‘My biggest roles were to do with my body, my physicality, my sexuality’”.

Über ihre Unterstützung der #Metoo-Frauen:

“I think others will be empowered to speak up because of those brave women putting themselves on the line. See, I don’t risk anything by supporting them. I really don’t. What, they’re gonna fire me from Halloween? I’m an old lady. What are they gonna do to me? But those women did have something to lose. That is courage. They have existed throughout history – and, obviously, this is way too little, way too late – but things are changing, for sure.”

Über ihre Karriere heißt es:

The problem is that Curtis started out playing the clever girl in a genre that was considered dumb, so when she starred in genuinely stupid pictures, the disparity between her and the material was startling.

Journal Montag, 13. September 2021 – Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings, 18 Jahre Bloggen

Dienstag, 14. September 2021

Seit Sonntagabend litt ich unter meiner Vergesslichkeit, die mich am Samstag beim Wandern wieder den Moskitos ausgeliefert hatte: Die Dutzende Stiche im Nacken, hinter den Ohren und an den Händen meldeten sich schmerzhaft. Aber sie waren nicht so schlimm, dass sie meinen Nachtschlaf gestört hätten (Fenistil FTW!), ich schlief nochmal gut (gegen den Partylärm mit Live-Band aus dem Nußbaumpark hatte ich allerdings die Fenster schließen müssen).

Das Gucken einer Show, in der die Kanzlerkandidat*innen in einem Fernseh-Studio von TV-Moderator*innen befragt miteinander reden sollen, gehört auch weiterhin nicht zu meiner politischen Meinungsbildung. Ich komme ja schon schwer damit zurecht, wie sich auf Twitter Zuschauer*innen über Fragmente daraus ereifern (und dass dafür das Wort “Triell” erfunden wurde – obwohl ich selbst ja selbst gerne mal Wörter erfinde, die mir praktischer erscheinen als der Bestand) – manchmal träume ich von einem ausschließlich schriftlich durchzuführenden Wahlkampf.

Milde Temperaturen, am Himmel Sonne und Wolken bei meinem frühen Fußmarsch in die Arbeit.

Mittags Quark mit Pfirsichen und Birne.

Fast pünktlicher Feierabend, denn ich war mit Herr Kaltmamsell fürs Kino verabredet. Auf dem Heimweg Einkäufe im Drogeriemarkt, zu Hause servierte der Herr zum frühen Abendessen ein Blumenkohl-Curry Alu Gobi, nach einem neuen, tomatigeren Rezept, aber auch sehr gut. Zum Nachtisch bestrich ich mir schnell eine Scheibe frisches Weißbrot mit Quittengelee.

Wir radelten durch den Spätsommerabend zum Cinema: Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings. Ich amüsierte mich ausgesprochen gut, endlich mal ein fast durchgehend Asien-stämmiger Cast in einem Marvel-Superheldenfilm. Und ich mochte die Überraschungen gegen die erwarteten Topoi: Der Schurkenvater schaut gut aus und guckt freundlich, der komische Sidekick des Helden, gespielt von der großartigen Awkwafina, ist weiblich – und keine Liebesgeschichte, sondern Freundin. Der selbstreflektive Humor. Die Musikmischung aus asiatischen Versatzstücken und Gangster-Rap. Außerdem freue ich mich immer wieder über Michelle Yeoh, seit sie mich vor 20 Jahren in Crouching Tiger, Hidden Dragon zum ersten Mal verzauberte. Schauspielerisch stiehlt allerdings Ben Kingsley als britischer Schauspieler Trevor allen die Show, meine Güte ist der gut (das hatte er ja schon bei seinem ersten Auftauchen im Marvel-Universum in Iron Man 3 getan). Nach dem gelungenen Black Widow also noch ein guter Superheldenfilm der Phase 4 (wie Fanboy Herr Kaltmamsell die nennt). Ich empfehle die Rezension in der Süddeutschen von Doris Kuhn: “Prügelei im Märchenwald”.

Heimradeln durch eine sternenklare Spätsommernacht.

Ende August wurde dieses Blog 18 Jahre alt, ich erspare Ihnen alle Scherze über Volljährigkeit (ob Sie mir vielleicht sogar die Behauptung glauben würden, dass ich alt genug für Erinnerung an Volljährigkeit mit 21 bin?).

We’ve come a long way. Von den Anfangszeiten mit Besucherzählern und Gästebüchern (nicht bei mir, aber grundsätzlich), mit Runterrechnen aller Bilder, weil die Seite sonst so lange geladen hätte, und Internetzugangszeit doch teuer war. Über all die Jahre, in denen eigentlich nur andere Bloggerinnen und Blogger hier lasen und kommentierten. Der Übergang zu ausschließlich längeren Texten, weil kurze Bemerkungen und reine Link- oder Foto-Posts zu Twitter gewandert waren. Die Veränderung der Bloglandschaft: Erst durch die Professionalierung Einzelner mit PR-Sponsoring (lange vor Erfindung des Begriffs “Influencer”) und durch Unternehmensblogs, dann weil die früheren persönlichen Blogtexte allmählich zu Facebook umzogen, auch weil man dort die Sichtbarkeit für ausgewählte Leser*innen regulieren konnte.

Mein Blog ist ein komplett überholtes Modell, das es noch nie brauchte, das deshalb auch nie Schule machte, ein Relikt aus den Aufbruchzeiten des Web, als es noch Verheißung war und nicht Bedrohung. Ich genieße seine Irrelevanz immer noch als Freiheit und tippe hartnäckig in diese völlig egale Ecke des Internets, damit es wenigstens einen kleinen Garten in den unendlichen Weiten des Webs gibt, in dem die Utopie des “Everybody has a voice” weiterlebt. Auch wenn die tägliche Bloggerei leicht zwanghafte Züge hat. Dank allen, die hier mitlesen, die sich beteiligen.

Journal Sonntag, 29. August 2021 – Zwischen den Reisen

Montag, 30. August 2021

Bessere Nacht, aber viel zu früh wach geworden.

Nach so viel Menschenkontakt in geschlossenen Räumen machte ich doch mal wieder einen Schnelltest. Ja, auch geimpft kann man sich infizieren, wenn auch mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit. So wie man auch mit Empfängnisverhütung schwanger werden kann, aber deutlich weniger wahrscheinlich. Die Inzidenz ist bei Ungeimpften zehn Mal höher, und 94 Prozent der Corona-Erkrankten, die in Deutschland derzeit auf Intensivstationen behandelt werden müssen, sind nicht geimpft.

Briefwahlunterlagen beantragt. Wahlhelferin bin ich in einem Wahllokal, da muss ich nicht ein zweites mit Präsenz belasten. Und da meine Wahlentscheidung auf Partei- sowie Wahlprogramm basiert, zudem auf dem Profil der Kandidat*innen meines Wahlbezirks und nicht auf aktuellen öffentlichen Auftritten von Partei-Repräsentant*innen, wird sich an ihr nichts mehr ändern. (Kann es sein, dass die tatsächliche Bedeutung des Kanzleramts, unabhängig von den in der Verfassung festgelegten Befugnissen, überschätzt wird? Und diese für die Bundespolitik überschaubar ist, weil stark durch Partei und Koalitionspartner beschränkt? Auf EU-Ebene ist sie wohl groß, auf sonstiger internationaler Ebene mittelgroß.)

Der Plan, am frühen Nachmittag In the Heights in den Museumslichtspielen anzusehen, scheierte an ausgebuchter Vorstellung. Also erweiterte ich meine geplante Sportrunde (Krafttraining Rumpf und Oberkörper) um ein paar lange vernachlässigte Hüftreha-Übungen (jep, sollte ich öfter machen) und legte mich anschließend in ein Vollbad. Ausgiebige Körperpflege mit einmal alles.

Frühstück um zwei: Nektarinen mit Sahnequark und Weizenkleie.

Mit einer Siesta Schlaf nachgeholt.

Wer viel Wäsche wäscht, hat auch Bügelwäsche. Doch in einer guten Stunde war sie erledigt.

Es zog mich doch noch an die frische Luft, man soll ja nach einer Wanderwoche nicht abrupt mit dem Draußen aufhören. Als es gerade mal nicht regnete, spazierte ich an die Isar, als Talisman hatte ich einen Schirm dabei.

Ende August, und die Spazierenden waren in Wollpulli, Anorak, Parka unterwegs. Aber ich sah noch viele, viele Schwalben über der Isar.

Unterwegs hatte ich viel an die bevorstehende Berlin-Reise gedacht, ich legte schon mal die Kleidung dafür raus.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Nudeln aus Kichererbsenmehl (gut! leicht süßlich und nussig) mit frischen Steinpilzen (Samstag am Viktualienmarkt gekauft), Zucchini und Belugalinsen in Sahnesauce, dazu gab es grünen Salat. So gut! Ich aß gleich zwei Portionen. Nachtisch Schokolade.

Auf arte lief Der mit dem Wolf tanzt, den guckten wir noch eine Weile. Möglicherweise geht der Film vor allem deshalb in den Geschichte ein, weil er einen nie abreißenden Strom an Anspielungen in Zeitungsüberschriften begründet hat. Doch er war 1990 in vielerlei Hinsicht eine echte Sensation, vor allem durch die differenzierte Darstellung der Lakota und ihrer Sprache – auch wenn gerade Letzteres von manchen Lakota wegen Fehlern kritisiert wurde. Den Soundtrack habe ich so viel gehört, dass mir der Film bis heute präsent ist.

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Lesenswerte nüchterne Gedanken von Bloggerin Herzbruch zur Forderung nach Übernahme politischer Verantwortung für aktuelle Missstände in und um Deutschland. (Aber mit Nüchternheit lassen sich schlecht Pointen setzen und Retweets generieren, das mag erklären, warum man sie so selten im Internet findet.)
“The State that I am in”.

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Morgens blieb ich an der Website von Martin Moser hängen, der Schuhe und andere Gegenstände aus archäologischen Funden nachbaut.

Vielleich mögen Sie mit dieser Pharaonen-Sandale anfangen, deren Vorbild etwa 4000 Jahre alt ist.

via @Hystri_cidae

Hier der Vergleich, wie die nachgebauten Schuhe mit Vorbild aus dem 3. Jahrhundert nach Christuns nach sieben Jahren Tragen aussehen.

Diese Schuhe könnte ich mir heute noch an meinen Füßen vorstellen:
Aus dem Grab von Tutenchamun.
Römische Schuhe aus dem 2. Jahrhundert nach.
Niederländische Schuhe aus dem 4. Jahrhundert nach.
Aus York, 9. Jahrhundert.
Männerschuhe von 1750.

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Apropos Wahl.

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https://youtu.be/USoiJgmW4Aw

Journal Sonntag, 22. August 2021 – Bayerischer Wald 1: Reise in den Regen

Montag, 23. August 2021

Ganz wunderbar geschlafen, und das bis halb acht, so schön.

Dadurch wurde allerdings das Kofferpacken etwas konfus, denn meine Eltern wollten vormittags vorbeikommen, meine Mutter würde für ein paar Tage Münchenurlaub bleiben.

Als es klingelte, war ich noch nicht mit Morgentoilette fertig, und der Koffer war noch nicht zu Ende gepackt. Mit Begrüßen, Erzählen, Wohnungzeigen und meiner ohnehin derzeit sehr schlechten Reizverarbeitung stand ich dann nach Verabschiedung mit den Koffern vorm Haus und war nicht sicher, ob wir alles eingepackt hatten. Zum Glück ging Herr Kaltmamsell nochmal hoch: Ich hatte meinen gesamten Kulturbeutel im Bad vergessen. Wetter grau, aber warm.

Der Zug Richtung Bayerischer Wald fuhr pünktlich los, mit Rausschauen (vier Falken innerhalb der ersten Stunde Fahrt!) und Zeitunglesen wurde ich ruhiger. Umsteigen in Plattling und Zwiesel (jeder Zug mit Durchsagen von Frauenstimmen in tiefstem Niederbayerisch, “Mia kemmon jetz noch Plottling”), um halb drei waren wir in Bodenmais. Auf den letzten Kilometern sah ich ein großbuchstabiges Brücken-Graffiti: “Proletarier aller Länder vereinigt euch”, man ist hier nicht von gestern (höchstens von vorvorgestern. In meiner Jugend wurde noch gescherzt, die letzten Missionare seien im Bayerischen Wald erst vor 50 Jahren abgezogen.).

Der überraschend große Ort liegt zwischen Bergen, der Spaziergang zur Unterkunft führte uns bereits ordentlich hoch und runter – und praktisch ausschließlich an Hotels, Pensionen, Restaurants, Ferienwohnungen, Cafés vorbei. Unsere ist eine sehr schicke Pension, der Wirt (ausgesprochen unbayerisch, es fiel die Formulierung, etwas gehe “über die Wupper”) erzählte unter anderem, dass sie erst im Frühjahr vergangenen Jahres geöffnet hatte. Vorgreifend auf die Corona-Regeln, die ab Montag für Beherbergungsbetriebe in Kraft treten, mussten wir unsere Impfzertifikate vorzeigen, das Datum der zweiten Impfung wurde in einem Formular festgehalten.

Wir checkten das Funktionieren des WLANs, packten aus, ich legte mich ein wenig hin. Draußen begann es zu regnen, bald verstärkt durch Donner.

Trotzdem nochmal raus, irgendwann musste ich ja doch was essen – das ist schlecht eingerichtet. Unterm Regenschirm (ich) und in Regenjacke (Herr Kaltmamsell) gingen wir zu einem riesigen Wirtshaus an der örtlichen Adam-Brauerei.

Highlight auf dem Weg: Ein Denkmal der örtlichen Weißwurstkönigin, im Hintergrund ein Video über Wurstherstellung in Dauerschleife. Fleisch wird hier schon sehr gefeiert.

Zum Abendessen gab es eine Halbe dunkles Bier (gut! aber wirklich gut war das Pils des Herrn Kaltmamsell, es schmeckte geradezu blumig) und ein mit Käse überbackenes Schnitzel – wenn ich in den nächsten Tagen auf meine Gemüsekosten kommen möchte, werde ich mich anstrengen müssen. Die zwei fleischlosen Gerichte auf der Karte waren Kässpatzen und Nudeln mit Gorgonzola-Sauce, der einzige Salat war ein Backhendl-Salat – dass man Gemüse in Speisen verwandeln kann, ist hier möglicherweise noch nicht angekommen.

Zurück in die Pension kamen wir in einer Regenpause. Abendunterhaltung war ein Film im Fernsehen, auf den sich der Fanboy an meiner Seite schon lange gefreut hatte: Der Oscar-prämierte Spider-Man: A New Universe, ein Zeichentrick-Spider-Man-Film, der nicht nur die gesamte Comic-Geschichte um diese Figur verarbeitete, sondern sehr kreativ mit Comic-Elementen spielte, ganz ausgezeichnet.

Journal Sonntag, 15. August 2021 – Fauler Sonntag, Beifang aus dem Internetz

Montag, 16. August 2021

In Bayern sehen wir vor lauter extra kirchlichen Feiertagen ja praktisch nie den Arbeitsplatz, ichweißichweißichweiß. Aber gestern fiel der 15. August, Mariä Himmelfahrt, auf einen Sonntag und wurde uns damit geklaut, ich war verstimmt in diesem Jahr voller Samstags-/Sonntagsfeiertagen.

Das mit dem besseren Schlaf klappte, denn nach einigen Malen Aufwachen und einer Episode mit seitlichem Wadenkrampf schlief ich bis halb acht aus.

Über den Vormittag buk ich das 7-Pfünder Hausbrot, das ich am Vorabend angesetzt hatte. Morgenkaffee auf dem Balkon (Wetter: Hochsommer in Dunstig) mit Bloggen. Der Brotteig hatte deutlich mehr Trieb als gewohnt, wahrscheinlich wegen der sommerlichen Wärme, und ich stellte mich nicht rechtzeitig darauf ein.

Der Backstein bekam eine kleine Umarmung. Das Brot wurde insgesamt aber ok.

Ich beschloss einen faulen Sonntag und ließ die Gelegenheiten Hochsommertag sowie Zeit für ausführlichen Sport ungenutzt.

Bei doch recht großer Hitze spazierte ich für Frühstückssemmeln zum Bäcker, mit Rückweg über den Alten Südfriedhof.

Jemand hatte einen alten Grabstein mit Nelken geschmückt, ein Zettel mit einem zusätzlichen Namen und dem Jahr 1854 war angeklebt. Auf dem älteren, anscheinend fremdsprachigen Grabstein (es muss nicht unbedingt der ursprüngliche sein, nach der Zerstörung durch Bombenangriffe im Oktober 1943 wurde einige durch neue ersetzt) kann ich nur “Marie Farischkin” und das Jahr 1759 entziffern. Ich sollte mal wieder eine Führung mit Florian Scheungraber machen und mich auf neueren Stand bringen (meine letzte ist ja schon wieder vier Jahre her).
Nachtrag: Kommentatorin Kathrin weist auf diesen Wikipedia-Eintrag zu Marija Antonowna Naryschkina hin, die hier wohl begraben liegt. Wilde Geschichte!

Daheim Frühstück mit Tomaten und Semmeln. Die satte Bettschwere nutzte ich für eine kleine Siesta.

Auf dem Balkon las ich die Wochenend-Süddeutsche, wurde durch Rascheln auf Eichhörnchen auf den alten Kastanien aufmerksam und sah zweien beim Klettern und Spielen zu. Ich machte uns Eiskaffee, mangels Sahne nur mit Vanilleeis, war auch so sehr gut. Währenddessen zog der Himmel dunkelgrau zu, ein Gewitter mit Sturm und Regen entlud sich.

Einziger unfauler Programmpunkt gestern: ausführliches Bügeln, in drei Wochen hatte sich ein Zweieinhalb-Stunden-Stapel angesammelt. Dazu hörte ich zwei Podcasts:

1. Im Berufsleben wird heute erwartet, dass Angestellte nicht nur ihre Arbeit sehr gut und zuverlässig erledigen, sondern dass sie sich leidenschaftlich damit und mit dem Arbeitgeber identifizieren, dass sie ihr persönliches mit dem beruflichen Fortkommen gleichsetzen. Wie sich das im 20. Jahrhundert dorthin entwickelt hat und was das impliziert, zeichnet dieser Podcast aus historischer und soziologischer Sicht nach:
“Seit wann wir für die Arbeit brennen – Geschichte der Arbeitsfreude”.

2. Holger Klein hat für einen Podcast des Baumarkts Hornbach den Dudelsackbauer Florian Ganslmeier besucht. Zwar wusste ich einiges davon schon über ein Dudelsack-spielendes Familienmitglied, erfuhr dennoch sehr viel Neues. Highlight: Holgi imitiert eine Bourdunpfeife: “ÜÄÄÄÄÄH!”

Zum Abendessen gab es frisches Brot, Tsatsiki mit Ernteanteilgurke von mir, hochoffizielles Käse-Omelette von Herrn Kaltmamsell, der großen Omelette-Ehrgeiz hat. Nachtisch eine weitere direkt gekaufte Honigmelone – auch diese nach zwei Wochen Nachreifen weitgehend geschmacksfrei.

Die Nachrichten dominierte gestern der Zusammenbruch Afghanistans durch die Übernahme der Taliban. Auffallend in meinem Internet: Keine reflexartige Besserwisserei “man müsste doch nur” – über die Jahrzehnte hat sich wohl die Erkenntnis verbreitet, dass das hier extrem kompliziert und nicht einfach zu lösen ist.

Abendunterhaltung: Blues Brothers auf arte (Erstens: Blues Brothers ist inzwischen arte-Material!). Dass einer der Zitat-Hauptlieferanten meiner Jugend (u.a. “Du magst den Wagen nicht?” “Nein, ich mag den Wagen nicht.” / “We’re on a misson from God” – Deutsch und Englisch gehen in meinem Kopf wild durcheinander) zudem filmisch richtig, richtig klasse ist, sieht man schon an den ersten fünf Minuten.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/MW5WUejMZHU

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Nina Jäger nutzt ihr Blog, um vergangene Reisen zu erzählen, zum Beispiel:
“Alaska Airlines Milk Run (2019)”.

Mit vielen Passagierflugzeug-Nerd-Details, Fisch und Bären als Flugzeugunfallgefahren und atemberaubenden Fotos: Vieles habe ich noch nie gesehen. Manches davon gibt es möglicherweise schon jetzt nicht mehr, weil Klimakatastrophe.

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Der Spiegel provozierte mit einem Titel zu maternal gatekeeping (bedeutet: Väter würden ja gerne die Hälfte der Elternarbeit übernehmen, aber die Mütter lassen sie nicht), mein Internet sprang bereitwillig darauf an. Es ist mal wieder Patricia Cammarata, die das Thema sachlich einordnet und die eigentlichen Probleme dahinter aufdeckt:
“Offene Wunden”.

(Meine Erfahrung aus dem Berufsleben ist ja, dass diejenigen Väter, die tatsächlich Elternarbeit übernehmen – von Kita-Eingewöhnung über Teilzeit bis Hinweis auf nicht verhandelbaren Feierabend -, kein Gewese drum machen.)

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Der Journalist Günter Hack twittert über seine Balkonvögel, vom Psychospatz bis Madame Amsel: Folgeempfehlung @guenterhack. In einem Interview mit der taz erklärt er, warum er das macht.
Twittern über Vögel: „‚Didü‘ ist ein Stimmfühlungslaut“.

Würden Sie auch zu dem Menschen zurückkehren, der Ihnen Rosinen hinlegt?

So funktioniert Kapitalismus: Man muss jeden Tag zur Arbeit gehen. Ich denke aber, dass der Hausamslerich kein größeres Entfremdungsproblem hat, wenn er meine Rosine nimmt. Er mag ja lieber Würmer und nimmt die Rosine nur, wenn er grad nichts anderes findet.

Und warum kriegt er von Ihnen keine Würmer?

Weil er die selber findet.

Warum überhaupt Rosinen?

Weil Amseln Wein mögen.