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Journal Montag, 25. November 2024 – Das Risiko der Geräuschlosigkeit

Dienstag, 26. November 2024

Halbe Stunde zu früh aufgewacht, aber nochmal eingeschlafen.

Kirchturn vor Morgenhilmen in knalligen Pastelltönen

Es wurde hell zu Almodóvar-Farben.

Ein klarer, frostiger Wintermorgen, aber weiterhin nicht böse beißend: Schöner Marsch ins Büro. Auf den letzten hundert Metern klimperte es im Saum meines langen Mantels: Der Hausschlüssel war durch ein Loch in der Manteltasche gerutscht. Ging leichter zurückzuprokeln als befürchtet, Loch sollte dennoch schnellstmöglich verschlossen werden.

Emsiger Vormittag mit viel flexiblem Einspringen rechts und links. Zu meinen Zielen als Assistenz gehört ja Geräuschlosigkeit im Maschinenraum (ich unterstelle mir dabei durchaus Hochmut) – nur dass mir hin und wieder einfällt: Wenn ich niemanden mitkriegen lasse, wie viel Erfahrung, Schnelligkeit, Einsatz und Detailswissen hinter diesem Funktionieren vornerum steckt, gebe ich ja niemandem eine Chance, für den Fall vorzusorgen, dass ich mal ausfalle. Und dann sind alle überrascht, dass plötzlich an allen Ecken Chaos ausbricht und sich niemand auskennt. (Sie erinnern sich vielleicht: Eigentlich möchte ich mich ja so wenig unersetzlich machen wie möglich.)

Für meinen Mittagscappuccino wollte ich unbedingt weit durch die herrliche Sonne und wie angekündigt unpassend milde Luft marschieren. Ich steuerte ein italienisches Café an, das ich beim Einkaufen aus dem Augenwinkel gesehen hatte – doch es stellte sich als Pizza-Laden heraus, der noch nicht mal geöffnet hatte. Also statt dessen Cappuccino von einer Bäckerei-Theke. Wie immer bei Bäckerei-Cappuccino für meinen Geschmack zu Milch-lastig, doch erst kürzlich las ich, dass das steuerliche Gründe hat: Auf Milch ist als Grundnahrungsmittel nur 7 Prozent Mehrwertsteuer abzuführen, enthält der Cappuccino ordnungsgemäßen höheren Espresso-Anteil, werden 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig. Ich erfinde nichts.

Rückweg ins Büro unter blauem Himmel. Mittagessen einige Jobs später: Äpfelchen, eingeweichtes Müsli mit Joghurt.

Nachmittag mit Arbeit, die aber gut zu bewältigen, nur viel. Draußen blieb es wolkenlos sonnig, ich genoss jeden Blick durchs Fenster. UND ich musste weiterhin nicht frieren! Große Hoffnung, dass wir zu normalen Heizungs-Verhältnissen zurückgekehrt sind.

Herr Kaltmamsell diente mir wieder als Test-Gast für eine Online-Veranstaltung, die ich im Hintergrund organisiere und bei der sich Technik-Überraschungen aufgetan hatten. Die konnte ich wahrscheinlich lösen, aber Herr Kaltmamsell fragte durchaus, ob das wirklich meine Aufgabe sei. Schon waren wir wieder bei möglichen negativen Folgen meiner Geräuschlosigkeit von oben.

Am Wochenende hatte ich die Klavierstücke von zwei Wochen davor zum zweiten Mal gehört – und schon verwendete mein Gehirn ein paar Akkorde als Ohrwurm (gerechterweise genau die, über die ich mich ob ihrer Melodramatik innerlich lustig gemacht hatte). Musikhören wird immer schwieriger.

Heimweg in milder Luft über die Theresienwiese und am Tollwood vorbei.

Zu Hause schloss ich erstmal mit Nadel und Faden1 das Loch in meiner Manteltasche, turnte dann Yoga-Gymnastik. Der Ernteanteil ist so gut wie weggegessen (die Kartoffeln gibt es Dienstagabend), Nachtmahl wurde Essen, das Herr Kaltmamsell beim Vietnamesen Chi Thu holte: Reisnudeln mit viel Gemüse und Kräutern, für Herrn Kaltmamsell mit Tofu, für mich mit Frühlingsrollen. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

Untere linke Ecke eines nächtlichen Fensters von innen, vage spiegelt sich ein Gesicht mit Brille, darunter zwei kleine Lichtquellen; rechts auf der Fensterbank eine schmale, hohe Vase

Die Leselampe um den Hals erwies mir wieder gute Dienste.

  1. Ich schreibe das dazu, weil ich in eine Familie eingeheiratet habe, in der Klebstoff als ernsthafte Alternative diskutiert wird. []

Journal Sonntag, 24. November 2024 – The Room Next Door

Montag, 25. November 2024

Ausgeschlafen, gemütlicher Sonntagmorgen.

Sehr gemischter Himmel, aus dem auch mal ein Regenschauer kam, doch wie angekündigt stiegen die Temperaturen.

Erst nach zehn und nach dem Puderzuckern und Einpacken der beiden ersten Weihnachtsstollen machte ich mich fertig für meinen Isarlauf.

U-Bahn nach Thalkirchen, von dort lief ich nach Süden über Hinterbrühler See, hoch zur Großhesseloher Brücke, Waldwirtschaft nach Pullach und zurück. Das Wetter war in fahler Wintersonne eher grau, es lag noch ein wenig Schnee, die Wege hatten Matschflecken. Der Körper spielte ganz gut mit, doch die Lauffröhlichkeit wollte sich in den gut anderthalb Stunden nicht recht einstellen.

Aus weit erhöhter Perspektive durch ein sichtbares Gitter fotografiert: Fluslandschaft mit Schneeflecken

Blick von der Großhesseloher Brücke.

Blick von hinten auf eine Parkbank, auf der zwei Menschen sitzen. Sie steht über einem tiefen Abhang, man sieht über eine Flusslandschaft

Blick kurz vor Pullach ins Isartal.

Sonniger, kahler Laubwald, der Weg ist mit braunem Laub bedeckt

Isarhochufer

Gegenlicht-Aufnahme: Im Vordergrund sitzen zwei Menschen auf einer Bank, hinter ihnen erstreckt sich ein Kanal, Ufer gesäumt von kahlen Bäumen und Büschen
Isarwerk

Wegen meiner frühabendlichen Verabredung kochte Herr Kaltmamsell statt abends bereits zu Mittag: Es gab um zwei Rosenkohl-Zitronen-Pasta u.a. aus Ernteanteil-Rosenkohl, allerdings mit landwirtschaftlichen Zutaten statt dem veganen Ersatz im Rezept.

Den eher sonnigen Nachmittag verbrachte ich mit Zeitunglesen, Internetlesen, unter anderem ausführlich Bluesky (für Sie zusammengefasst: Es ging in den vergangenen zehn Tagen sehr viel um Bluesky).

Die Verabredung war eine fürs Kino: The Room next Door – endlich kam ich mal wieder in einen Film, den ich sehen wollte, seit ich den Trailer gesehen hatte, herzlichen Dank meiner Begleitung für den Anstupser.

Die beiden Freundinnen Martha und Ingrid treffen sich nach langjähriger Pause in New York wieder: Kriegskorrespondentin Martha hat Krebs und bittet die Romanautorin Ingrid, sie bei ihrem Suizid zu begleiten, mit dem sie den sicher diagnostizierten baldigen Tod vorwegnehmen will – im Zimmer nebenan. Obwohl sie sich vor nichts so sehr ängstigt wie vor dem Tod, willigt Ingrid ein.

Ich mochte das Kammerspiel sehr, diesen ersten englischsprachigen Film von Pedro Almodóvar (Korrektur: in Spielfilmlänge). Mich interessierte jedes Detail dieser Freundschaft, der Menschen, des Austauschs zwischen den beiden Frauen – auch wenn fast nichts davon durch Handlung vorgeführt wurde, sondern alles in Dialogen erzählt (fast, denn eine Erinnerung Marthas an den Irakkrieg wird als Rückblende gezeigt, das irritierte mich sehr), nahegehend gespielt von Tilda Swinton und Julianne Moore. Dazu gab es die Almodóvar-typischen Kamera-Einstellungen (z.B. Dialoge: Leinwand-füllendes Gesicht / Leinwand-füllendes Gesicht) und Quietschfarben, diesmal auch thematisiert (rosa Schnee – weil er im Sonnenuntergang fällt).

Doch meine Begleitung hatte einen ganz anderen Film gesehen, in dem ihr viel unangenehm aufgestoßen war. Im anschließenden Gespräch wies sie auf die Doppelung jeder Film-Aussage durch Dialoge und/oder Bilder hin, bezeichnete ihn als plakativ, fühlte sich als Zuschauerin nicht ernst genommen (ich gebe das hoffentlich richtig wieder). Das fand ich hochspannend, denn ich konnte ihre Wahrnehmung durchwegs nachvollziehen, nur dass sie für mich nicht im Vordergrund gestanden hatte.

Doch unterm Strich sind das Thema des Films und Almodóvar wohl wirklich keine gute Kombination: Dem Regisseur, der auch das Drehbuch geschrieben hatte, waren keine filmischen Erzählmittel dazu eingefallen – die gefilmte Rückblende bekam fast etwas Entschuldigendes.

Julianne Moore und Tilda Swinton gut anderthalb Stunden zuzusehen, empfehle ich aber so oder so.

Zurück daheim hatte ich zu meiner Überraschung keinen echten Abendbrot-Hunger, aß also nur Äpfelchen – und die allabendlichen Süßigkeiten.

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Wie ich richtig Respekt für Hugh Grant bekam, den ich eigentlich immer als Airhead einsortiert hatte.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/s5s06x7nrdk?si=WBttFWuG0-4z3pyv

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Instagram-Tipp: Die britischen Illustratorin Angelica Hicks stellt Mode- und Roter-Teppich-Stylings nach, und sie postet Filmchen vom Ablauf (zu dem immer, IMMER mindestens ein Happen zu essen gehört). Das ist ungeheuer kreativ und großartig.

via @kid37

(Na gut, ihre Reels auf instagem haben ein paar Millionen Aufrufe – wahrscheinlich kennt sie mal wieder jede außer mir.)

Journal Samstag, 23. November 2024 – Wintersonne, Winterbäckerei

Sonntag, 24. November 2024

Gut und ausreichend geschlafen, nach dem Hellwerden verschwanden schnell die Wolken und machten Platz für Wintersonnenschein. Meine Schwimmpläne würde ich also im Dantebad umsetzen und die Sonne genießen. Check auf der Website (einmal zu oft vor verschlossenem Schwimmbad gestanden): “Aufgrund eines technischen Defekts kann es im Sportbecken und Attraktionsbecken zu Temperaturschwankungen kommen.” Jetzt war ich gespannt.

Nach dem Bloggen war die Maschine mit meiner Bettwäsche durchgelaufen, ich bestückte die Wohnung, die gerade von der Sonne zusätzlich beheizt wurde.

Trotz Sonnenschein bestand keine Versuchung, das Rad zum Schwimmbad zu nehmen: Draußen sah es glatt aus. Ich war auch am Freitagmorgen froh gewesen, dass Herr Kaltmamsell vernünftigerweise die Tram statt sein Radl in die Arbeit genommen hatte. (Bei mir in der Arbeit hatten selbst die beiden Hardcore-Radler*innen eine Alternative gewählt, einer erzählte von der Testrunde, die ihn überzeugt hatte.) Der schmale Grat zwischen Robustheit/Unkompliziertheit und Leichtsinn.

Dantebad-Schwimmen in herrlicher, winterlich niedriger Sonne (unter vielen Menschen, die allermeisten zum Glück freundlich), zwar zum Teil mit bösen Kreuzschmerzen, aber immer nur momentan. Kondition und sonstiger Körper 1a. Auf die Wassertemperatur hätte ich ohne Online-Hinweis gar nicht geachtet, sie erschien mir allerhöchstens minimal geringer als sonst im Winter.

Nettes Geplänkel in der belebten Gruppenumkleide (man lebt hier Community, beim Umziehen vor dem Schwimmen hatte eine bodenreinigende Dame vom Personal eine Schwimmgästin mit “Schatz” angeredet <3), alles entspannt.

Den Heimweg legte ich über Einkäufe: Tram und Bus zum Kurfürstenplatz, von dort mäanderte ich durch das poshe Jugenstil-Schwabing (viele Menschen an Außentischen mit Tassen und Gläsern – schön!) zum Café Carl in der Clemensstraße, füllte Espresso-Vorräte auf – und lernte endlich ein neutrales Wort für Cafetera/Bialetti, mit dem ich bislang den gewünschtem Mahlgrad beschrieb: Herdkanne.

Innen. Im Vordergrund eine hellblaue Tasse mit Capuccino, im Hintergrund Hocker, eine Theke mit Gebäck

Diesmal bestellte ich auch einen Mittagscappuccino, war in Ordnung.

Ausschnitt einer hellen Altbaufassade, unter einem Doppelfenster ein Halbrelief einer Fledermaus, unter dem nächsten Doppelfenster eine Schlange mit Raubkatzenkopf

Fassadenentdeckung am östlichen Ende der Clemensstraße.

Im U-Bahnhof Münchner Freiheit besorgte ich meine Frühstückssemmeln – nach langem Schlangestehen, das mich überhaupt nicht störte, denn ich fand sehr interessant, was und wie die Kundschaft vor mir einkaufte.

Kleines Abenteuer auf der Heimfahrt: Den Wunsch, sich in öffentlichen Verkehrsmitteln mit großen, dichten Kopfhörern abzuschotten, kann ich gut verstehen. Aber wenn man dann beim Aussteigen die Bankkarte verliert, hat die Mitpassagierin wirklich große Mühe, von hinten mit „Verzeihung!“, „Hallo!“ darauf aufmerksam zu machen. (Ging gut aus, ich konnte die Frau antippen und ihr die Karte geben, schaffte es vor Türenschließen zurück in die U-Bahn.)

Frühstück kurz nach zwei: Äpfelchen von Schwägerins Baum, zwei Körnersemmeln mit Butter und Marmelade.

Tüchtigkeitsnachmittag: Erste Runde Stollenbacken, Küchenbalkon von der vielfältig gekletterten Bohnenpflanze befreit, Küche und Balkon von deren Resten gereinigt, Bett überzogen.

Der Sonnenschein hielt sich, ich genoss ihn bis zur Dämmerung um vier.

Zwei Laibe Stollen auf Backpapier auf Backblech, das Gebäck bezuckert

Hier ist der Stollen gebacken, gebuttert, gezuckert. Die Puderzuckerschicht gibt es erst nach völligem Abkühlen am nächsten Tag.

Eine Einheit Yoga-Gymnastik mit viel Dehnen, gestern fühlte ich mich besonders verkürzt und geballt.

Aperitiv: Immer noch nicht verschwundener grässlicher Trockenfrüchte-Rumtopf (nein, man sollte nicht 80-prozentigen Strohrum verwenden) mit viel verdünntem Orangensaft. Zum Nachtmahl verwendete Herr Kaltmamsell die Karotten aus Ernteanteil für ein Linsengericht, stückelte auch ein übriges gebratenes Schweinekotelett hinein (er war mittags bei seinen Eltern gewesen und hatte für sie gekocht). Schmeckte gut!

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Triggerwarnung: Essstörungen.
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Einige Tage lang schwankte ich, ob ich mir diesen Krautreporter-Artikel über einen Fall von Anorexie antun wollte.

Seit meinem 17. Lebensjahr habe ich mit dieser furchtbaren Krankheit zu tun, zum Glück (!) nie als selbst Erkrankte, aber als Co-Betroffene im Freundinnen- und Verwandtenkreis. Bis hin zu lebenslangen Folgen selbst nach Genesung, bis hin zu Todesfällen. Derzeit stehen in Schweinfurt eine Mutter und ein Vater vor Gericht, weil ihre 16jährige Tochter zu Hause an Anorexie zu Tode kam: “‘Wir haben uns bis zuletzt nicht vorstellen können, dass Pauline stirbt'”.
Nachtrag der Vollständigkeit halber: Die Eltern wurden wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen.

Unter anderem weiß ich aus jahrzehntelangen verzweifelten Recherchen und vom Mitverfolgen der Forschung genug über die Krankheit, dass ich die Vielfalt der Erscheinungsformen kenne – und mir zudem klar bin: Was sich wie Selbstbestimmung und Kontrolle anfühlt, ist in Wirklichkeit Kontrollverlust.

Letztlich mutete ich mir den Artikel zu – und kenne nun eine weitere Anorektikerin. Diese scheint es geschafft zu haben.
“Wenn die Tochter nichts mehr isst”.

Journal Freitag, 22. November 2024 – Losgestapft

Samstag, 23. November 2024

Nachts einmal von Straßengeräuschen geweckt worden, darunter Schneeräumlärm.

Es dämmerte zu einem klaren, frostigen Wintertag. Das erste Mal in dieser Saison also Stapf-Aussattung.

Ganzkörper-Spiegelselie vor weoßer Wand von jemandem in schwarzer Hose, dunkelsilbernen Schneestiefeln, dunkler Schneejack mit hochgezogener Kapuze, rechts neben der Person ein niedriger Holzschrank, auf dem eine große Vase aus dunkelgrünem Glas steht

Diesmal hatte ich mich vergewissert, dass die Ost-West-Passage über die Theresienwiese frei war: Endlich wieder Arbeitsweg in Luftlinie, der diesmal zusammefiel mit dem ersten Mal Theresienwiese im Schnee. Hier die gestrige Stapf-Strecke:

Blick durch Haustor auf Straße mit parkenden Autos un Park dahinter, alles verschneit; rechts eine gelb leuchtende Laterne

Vor einer alten, verschneiten Mauer mit vergittertem Durchbruch: Ein eingeschneites Fahrrad

Auf einer verschneiten Straßenkreuzung mit Bäuemn, alten Häusern und einer roten Ampel: ein großes oranges Räumfahrzeug

Beethovenplatz

Nasse Straßenkreuzung, im Hintergrund ein gelber verschneiter Altbau mit Türmchen, links eine Radlerin

Kaiser-Ludwig-Platz. Der Wind pustete mir hier beim Fotografieren Schneebrocken vom Baum auf die Brille.

Weiter, leerer verschneiter Platz, rechts Ruhmeshalle mit Bavaria

Kollegin Bavaria bei der Arbeit

Frostiger Boden, auf dem der Schnee sich an den Rändern der dunklen Pflastersteine sammelt

Vor verschneitem Park eine große verschneite Schneckenskulptur, daneben Menschen in Winterkleidung

Bavariapark

Blick eine Straße entlang mit verschneiten kahlen Bäumen und verschneiten Autos, im Hintergrund auf einem Hausdach rosiges Licht der Morgensonne

Anglerstraße

Verschneiter U-Bahn-Abgang, davor ein paar Schulkinder, im Hintergrund in Morgensonne eine großer Betonbau

Heimeranplatz

U-Bahnhof-Ausgang von unten, Blick hoch zu Schildern U-Bahn, S-Bahn, Unterführung, Uhr (es ist fünf vor acht), links die Silhouette einer Person vor hellblauem Himmel, am linken Rand angeschnitten ein modernes Bürogebäude

Angekommen an der Arbeit.

Im Büro unter anderem letzter Versuch, meinen Fehler wieder gut zu machen: Vergeblich, keine Kulanz auf der anderen Seite. Das bedrückte mich.

Eine andere Angelegenheit stellte sich als unerwartet kompliziert heraus, hier habe ich zum Glück Fach-Unterstützung, die mich mit “Wir finden eine Lösung” beruhigt.

Draußen schien die Sonne. Die Minusgrade erkannte ich daran, dass der Wind immer wieder Pulverschnee von Dächern an meinem Fenster vorbei blies.

Moderner Büroturm vor hellgrauem Himmel, von einem darunter liegenden Querbau weht Schnee

Mittagscappuccino bei Nachbars, Mittagessen am Schreibtisch Äpfel, Mango mit Sojajoghurt.

Während ich nachmittags weiter emisg Dinge abarbeitete, wurde es mal düster und schneite, dann gab es wieder klassischen Winterhimmel mit verschieden grauen Wolken, dazwischen blauen Flecken. Ein Nebeneffekt: Mir wurde dezemberlich, und das ist bei mir mit unkontrollierbaren Erinnerungs-Flashs inklusive starken Emotionen nichts Gutes.

Fast pünktlicher Feierabend, auf dem Heimweg (winterlich kalt, aber warm eingepackt nicht unangenehm) Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner.

Zu Hause genoss ich eine Folge Yoga-Gymnastik (derzeit turne ich alle Folgen Mady Morrison ab, die ich mir eingemerkt habe, gestern war die mit der Notiz “DIE Rücken” dran), dann war aber Wochenende.

Bunter Blumenstrauß von oben, man sieht unter anderem dicke helle Rosen

Herr Kaltmamsell überraschte mich mit einem besonders fröhlichen Blumenstrauß.

Auf einer schwarzen, spielnden Glasfläche stehen eine Flasche Noilly Prat, eine Flasche Büffelgras-Wodka, zwei gefüllte Martini-Gläser und ein leerer Glas-Rührbecher mit Strainer

Er machte uns Wodka-Martinis aus edlem polnischen Büffelgras-Wodka: Eine sehr gute Idee.

Gedeckter Tisch mit Glastellern, darauf ein Stück gebratenes Fleisch und ein halber kleiner Kürbis, dazwischen gefüllte Rotweingläser und eine Flasche Wein

Und er servierte das Nachtmahl: Den letzten Kürbis aus Erntenteil für die Saison (ich werde nachkaufen müssen, fühle mich noch stark unterkürbisiert) nach USA vegetarisch aus dem Ofen, dazu teilten wir uns ein Stück Entrecôte (mit viel gebratenem Knoblauch), im Glas ein kastilischer Rotwein. Nachtisch Vanille-Eis mit Meyer-Lemon-Curd, außerdem Schokolade.

Herr Kaltmamsell hatte bereits am Vorabend angemerkt, dass er möglicherweise schon wieder eine Erkältung bekomme. Dass er nach jahrzehntelanger Extremrobustheit plötzlich ständig krank wird, bin ich bereit, auf seinen Arbeitsplatz-, also Schulwechsel zurückzuführen: Völlig neues Infekt-Biotop, sein Immunsystem war auf das vorherige geeicht.

Zu Abendunterhaltung waren wir auf einem Weihnachtsfilmsender in den Film The Holiday von 2006 gestolpert, deutsch Liebe braucht keine Ferien – örks. Hatte ich seinerzeit im Kino gesehen (warum gehe ich eigentlich nicht mehr ins Kino?) und wegen seines Filmindustrie-Hintergrunds gemocht.

§

Endlich habe ich mir die Zeit genommen, diesen Artikel in sechs Teilen nachzulesen:
“Mein Vormieter Max Anschel”.

Durch den Eintrag auf einer Webseite findet taz-Redakteur Gereon Asmuth heraus, dass in seinem heutigen Wohnhaus einst die Familie Anschel lebte. Der Vater wurde 1944 im KZ Stutthof ermordet, Mutter und Tochter überlebten. Der 22. November 2024 ist der 80. Todestag von Max Anschel. Hier erzählt Gereon Asmuth alles, was er über die Familie herausgefunden hat: Eine Geschichte von Verrat durch Nachbar:innen. Sie zeigt auch, wie leicht heute jeder zur NS-Geschichte recherchieren kann. Und was das Wissen darüber mit einem macht.

Fand ich auf vielen Ebenen spannend: U.a. wie und mit welchen Quellen Asmuth recherchiert hat, und dass auch in der DDR die Nazi-Mentalität nach dem Krieg lange fortlebte.

Auf der verlinkten Sammelseite für die Verfolgten Europas 1933-1945, Mapping the lives, guckte ich auch nach meiner Wohnadresse: Keine Namen, das Haus wurde ja erst nach 1945 gebaut. Aber gleich ums Eck eine lange Liste.

§

Laurie Penny schreibt über
“On transphobia, memory and mourning.”

Und darin wieder kluge Gedanken:

Sex and gender are not stable ideas. What it means to be a man or a woman has changed utterly in the space of a generation. Not because of trans rights. Because of the relative success of women’s liberation, and because of the slow collapse of neoliberalism. Because women have more options now, and women’s freedom undermines the basic, brutal heteronormative bargain that has been the bedrock of capitalism: the expectation that most women, eventually, will be obliged to do the emotional, domestic and reproductive work without which society ceases to function, to do that work seamlessly and for free. A particular consensus about both gender and sex is essential to that bargain. But it turns out that that’s a bad deal for a lot of us, and a lot of us, given the option, are opting out.

Manchmal frage ich mich inzwischen, was gewesen wäre, hätte mir das Konzept non-binary beim Aufwachsen zur Verfügung gestanden. Ob ich statt zur Einstellung “ich bin eine Frau, egal ob mein Aussehen oder Verhalten zu stereotypen Erwartungen passt oder nicht” zu einem anderen Ergebnis gekommen wäre. Doch ich wurde groß in einer durch und durch binären Geschlechterwelt, in der ich mir außer männlich oder weiblich schlicht nichts vorstellen konnte.

§

Katja Berlin geht nächstes Jahr mit ihren Torten der Wahrheit deutschlandweit auf Tour, YAY!
Hier die Termine.

(Ich fand die ja schon super, als sie noch ultragenervt in einer Agentur arbeitete und sich auf Twitter abreagierte. Heute besitzt Katja Berlin drei Superyachten, fünf Satelliten im Orbit und schubst Männer, die sie fragen “kannst du denn davon leben?”, in die Arme ihrer beiden finnischen Gorillas.)

Journal Donnerstag, 21. November 2024 – Fehler machen

Freitag, 22. November 2024

Nach guter Nacht aufgewacht mit mittelstarkem Kopfweh – das ich mir als Nachwirkung des Stress’ am vorherigen Arbeitstag erklärte. Erfolgreich mit Ibu bekämpft.

Draußen wieder leichter Schneefall, auf dem Weg in die Arbeit kniff mich der Wind ein wenig in die Wangen. Doch ich genoss die kühle, frische Luft, noch fühlte ich mich nicht von bitterem Frost attackiert. Viel mehr schmerzte mich die Erkenntnis: Erst Donnerstag.

Im Büro wollte ich es eigentlich ruhig angehen lassen, Kolleginnen-Austausch ist ja auch wichtig, doch dann drängte es mich zum Abarbeiten von möglichst allem. Also packte ich dieses an, angefangen mit dem Gestehen eines mittelgroben Fehlers, auf den ich mir gekommen war. Es entspricht wohl einfach meinem Naturell, aber bislang hatte ich gute Erfahrungen mit der Gesprächseröffnung: “Ich hab’ was ausgefressen.” Weil sie resultierte in Unterstützung, im besten Fall in der Möglichkeit zum Wiedergutmachen. (Zugegebenermaßen habe ich die Alternative Vertuschen/Abwälzen/Lügen noch nie konsequent getestet.) Es hilft allerdings, wenn ich den Fehler selbst entdeckt habe.

Beim berufliche Reisebuchen hatte ich dann so viel Glück wie seit Monaten nicht (denn die Vorgaben und Einschränkungen sind zahlreich) – das interpretierte ich einfach als Belohnung.

Es blieb nur noch ein Job-Thema, vor dem ich mich den Tag über aktiv versteckte.

Mittagscappuccino im Westend: Zur kalten Luft kam auf dem Weg helles Licht, ich sah sogar ein wenig Blau am Himmel. Später gab es am Schreibtisch als Mittagessen verschiedene Äpfel und ein Stück Körnerbrot.

Geordnet emsiger Nachmittag. In dessen Verlauf zeichnete sich ab, dass mein Fehler vielleicht doch nicht so groß war, wie ich ursprünglich annahm, sondern vor allem ein technischer Schluckauf die Ursache des Schadens (ich hätte trotzdem besser aufpassen müssen).

Feierabend später als geplant. Auf dem kalten Heimweg mit ein paar Schneeflocken unternahm ich den ersten Versuch, für meine neu entdeckte alte Woll-Steppdecke einen Überzug zu kaufen – vergeblich (Woolworth war aber auch ein wilder Schuss ins Dunkle, lag halt auf dem Weg).

Yoga-Gymnastik hatte ich beim Heimkehren bereits innerlich gestrichen, denn ich wollte endlich einige Häuslichkeiten abhaken, die ich zum Teil eine Weile geschoben hatte: Blumen gießen, Blumensträuße entsorgen, Wäsche aufhängen, Schneestiefel aus dem Keller holen, Brotzeit vorbereiten, Pediküre, fürs Abendessen den Ernteanteil-Radicchio mit Balsamico-Dressing anmachen. Draußen schneite es stärker.

Dann also Abendessen, neben Salat gab es restliches Körnerbrot und Käse, Nachtisch Schokolade.

Jetzt war auch die Aufforderung des Münchner Wahlamts zum Wahlhelfen bei der nächsten Bundestagswahl eingetroffen: Nach nur einer “nicht erreichbar”-Ehrenrunde schaffte ich die Anmeldung mit Bayern-ID.

Beim Zu-Bett-Gehen sah’s vorm Haus dann so aus:

Verschneiter Park in der Nacht, davor nasse Straße, parkende Autos mit schneebdeckten Dächern

Journal Mittwoch, 20. November 2024 – Schnee, Arbeit für drei

Donnerstag, 21. November 2024

Wecker 15 Minuten früher: Ich musste zeitig in der Arbeit sein, da ich eine kleine Veranstaltung organisierte.

Blick von oben auf nächtliche Straße, in der Straßenlaterne ist Schneefall zu sehen, der sich auch auf den Autodächern abgesetzt hat

Überraschung! Eigentlich war erst für Donnerstag Schnee angekündigt, zudem war der Abend zuvor ja auffallend mild gewesen. Doch es schneite auf dem Weg in die Arbeit durchaus ernsthaft.

Verschneiter Stadtplatz in Dämmerung, im Vordergrund ein angeschneites Fahrrad an einem Baum

Georg-Freundorfer-Platz

Stadtstraße in Morgendämmerung, etwas angeschneite Autos

Bergmannstraße

Eine Folge: Ich kam vollverkrampft im Büro an, denn der Boden war rutschig und ich musste konsequent gegenhalten.

In der Arbeit ChopChop: Ich hatte jeden Handgriff durchgeplant, freundliche spontane Hilfeangebote störten eher (wobei ich durchaus mit eingeplanten helfenden Händen arbeiten kann, aber die hatten aus verschiedenen Gründen nicht zur Verfügung gestanden). Dankbar war ich allerdings für die Versicherung, dass die trotz Bestellung und Bestätigung unvollständige Ausstattung nicht schlimm war: Sonst hätte ich alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das ursprünglich Gewünschte herzuschaffen. Diese Orga beschäftigte mich bis zum Ende der Veranstaltung am frühen Nachmittag, wobei Leute zu meiner Konsternierung auch wegen meiner sonstigen Aufgaben etwas von mir wollten. Mittagessen zwischendurch: Körnerbrot, Mango mit Sojajoghurt.

Ich musste mehrfach vom 3. in den 15. Stock – dreimal ging ich zu Fuß, um mich ein wenig abzureagieren.

Erhöhter Blick auf schneematische Stadt mit Betongebäuden, im Vordergrund Schienen und eine rote S-Bahn

Erhöhter Blick auf schneematschige Stadt mit Betongebäuden in Sonne, im Vordergrund Schienen

Stark erhöhter Blick auf eine Villa und moderne Bürogebäude in der Sonne, auf manchen Flächen liegt Schnee

Stark erhöhter Blick auf Stadt mit Betongebäuden in Sonne, im Vordergrund Schienen, im Hintergrund sieht man klein die Türme der Münchner Frauenkirche

Und um Fotos vom echten Wintertag aufzunehmen (nach dem es auch roch, ich musste mehrfach ins Freie).

Den restlichen Arbeitstag brauchte ich zum Abarbeiten von Liegengebliebenem, Knobeln an einem Technikproblem (Herr Kaltmamsell musste Test-User spielen), Verschieben von Jobs auf morgen. Später Feierabend mit dem Gefühl, für drei gearbeitet zu haben (was mich kein bisschen stolz macht, isch möschte das nischt).

Eigentliche Leistung des Tages: Endlich daran gedacht, einen Friseurtermin zu holen. Außerdem hatte ich schon früh morgens für eine Theater-Verabredung gesorgt: Das Resi hat Marieluise Fleißers einzigen Roman Eine Zierde für den Verein auf die Bühne gebracht – und die Rezension in der Süddeutschen hatte mir indirekt verraten, dass die Inszenierung auf Fleißers einzigartige Sprache setzt.

Es wurde spät. Nach Feierabend ging ich über Süßigkeitenkäufe beim Aldi heim: Zu meiner Freude entdeckte ich Baumstämme in der korrekten Form, die inzwischen so rar geworden ist – ich nahm gleich vier Stück mit.

Zu Hause die Runde Yoga-Gymnastik, auf die ich mich sehr gefreut hatte und die gut tat. Währenddessen wurde die Wohnung von köstlichen Düften erfüllt: Herr Kaltmamsell hatte eine One-Pot-Pasta mit viel Knoblauch im Ofen.

Aufsicht auf weiße schwarze Pfanne mit Nudeln, Tomaten, geriebenem Käse und Basilikumblättern

Vorgegarte Auberginenstücke, sehr viel Butter – köstliches Essen (auch wenn die harten gebackenen Spitzen der Nudeln nicht so mein Fall sind) (und ganz so viel Butter, da waren wir uns einig, hätte es nicht gebraucht). Nachtisch: Süßigkeiten, muhahaharrrr. Die dunkle Lebkuchen-Schokolade von Rapunzel schmeckt mir dieses Jahr besonders gut.

Journal Montag, 18. November 2024 – Wieder so ein Montag und wer bin ich

Dienstag, 19. November 2024

Recht gute Nacht, ich konnte Angstkreisel (diese Woche enthält zwei Angst-Themen) durch inneres Wiederholen der Laufstrecke vom Samstag stoppen.

Positive Überraschung: Die Zeitung war da, sogar direkt vor der Wohnungstür (im weitesten Sinn).

Draußen nasser Boden, doch ich blieb auf dem Weg in die Arbeit trocken. Allerdings verschätzte ich mich ein weiteres Mal mit der Kreuzbarkeit der Theresienwiese: Nachdem das Oktoberfest aufgeräumt ist, die Tollwood-Zelte komplett stehen, wir außerdem bereits 18. November haben, war ich sicher gewesen, wieder Luftlinie von daheim zum Büro marschieren zu können. Doch nix: Immer noch hinderte mich ein Bauzaun daran.

Zwei Zeitungskästen an einem begrünten Platz, der eine mit dem Titel "Entdeckung in Sendling" der andere mit dem Titel "Inferno in Sendling"

Ja was jetzt.

Im Büro fing der Tag geordnet an, gewann dann aber durch die Ergebnisse eines Termins an Zugkraft. Erst spät stürzte ich hinaus auf meinen Mittagscappuccino, nach langem mal wieder von Wind durchgepustet.

Auf einem sonnenbeschienenen Fensterbrett ein Cappuccino, davor Mütze und Fingerhandschuhe

Schräg und Wintersonne, aber Sonne.

Mittagessen am Schreibtisch: Heimische Äpfel, Salat aus Ernteanteil-Kohlrabi (ich empfehle hiermit die Kombi mit Joghurt und Thymian, dass passt wunderbar) – wobei mein Bauch durchaus ein bisschen blöd schaute ob dieser Masse Rohkost. Sich aber die nächsten Stunden nicht aktiv zu protestieren traute.

Der Sonnenschein endete kurz darauf, Regen setzte ein – was ich eher hörte (Tropfen gegen Fensterscheibe) als sah, denn ich war sehr vertieft in Arbeit. Angst-Thema 1 ging in großen Schritten voran, das wird, das wird. Trotz allem Fleiß musste ich einiges auf Dienstag schieben, ich hoffe, das fliegt mir nicht um die Ohren.

Aber! Das Büro war ausreichend geheizt, ich musste zu keinem Zeitpunkt frieren.

Nach Feierabend hatte der Regen aufgehört. Ernteanteil war weggegessen (die grässlichen Schwarzwurzeln hatten wir verschenkt), ich kaufte fürs Abendessen ganz frisch ein.

Aufsicht auf eine schwarze Pfanne, darin in heller Sauce orange Kürbisstücke, Kichererbsen, Spinatblätter

Nachdem ich eine Runde Yoga-Gymnastik geturnt hatte, servierte Herr Kaltmamsell Kürbis-Kichererbsen-Spinat-Curry mit Kokosmilch. Ganz wunderbar. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen: Das aktuelle Granta 169, China ist sehr spannend, gestern las ich einen Aufsatz von Han Zhang über zeitgenössische chinesische Arbeiterliteratur – die im Gegensatz zu “boy meets girl meets tractor” (Definition einer Expertin von socialist realism) Literatur von illegalen Wanderarbeiter*innen ist:
“Picun”.

§

Sternstunden des Internets: Wie ich mal nach dem Handschreiben von Ampersands fragte (ich schreibe viel bei Besprechungen mit, da brauche ich es regelmäßig) – und aus den Antworten enorm viel lernte.

Screenshot eines Tröts: "Guten Abend, ich möchte mit Ihnen über das Ampersand sprechen. 
Weder Herr Kaltmamsell noch ich haben in der Schule gelernt es zu schreiben und stellen jetzt fest, dass wir an unterschiedlichen Stellen anfangen: Er oben, ich unten. 
Ich halte seine Schreibweise für die korrekte, er zweifelt, deshalb: Wie schreiben Sie das Ampersand mit der Hand?"

Wenn Sie auch lernen möchten: Hier die Diskussion.

§

Und dann hatte ich kürzlich eine Idee, was ich eine Sprach-KI fragen könnte und erzählte die Idee Herrn Kaltmamsell. Der bei aller Überarbeitung nichts Besseres zu tun hatte, als sie umzusetzen, was natürlich deutlich aufwändiger war, als ich abgesehen hatte. Ich wollte nämlich wissen, wie eine Sprach-KI die Autorin meines Blogs beschreiben würde – in der Annahme, dass man der KI dafür einfach nur die URL des Blogs geben müsste, und dann würde sie sich an allem bedienen, was sie unter dieser URL fände. Ja, nee. Herr Kaltmamsell musste 21 Jahre Posts manuell einfüttern. Genauer (wörtlich von ihm so beschrieben):
1. WordPress-Export > XML-Datei
2. XML-Datei > ~7200 Einzeldateien im Markdown-Format, je Blogeintrag 1 Datei
3. da die LLM-Zugangssoftware (Anything LLM) mit den vielen Dateien nicht zurechtkam, doch wieder eine Gesamtdatei daraus gemacht > 24 MB Markdown-Datei
4. diese Informationen als Wissensbasis für Llama3.1 8B genutzt

Der Prompt: “Charakterisiere die Autorin des Blogs in 5 Sätzen.”

Das Ergebnis:

Die Autorin des Blogs beschreibt sich selbst als eine Journalistin, Drehbuchautorin und Nuklearphysikerin mit einer enormen Text- und Themenproduktivität. Sie erscheint als jemand, der viele verschiedene Interessen und Fähigkeiten hat und diese auch in ihrem Blog reflektiert. Ihre Art zu schreiben und zu denken ist von Freiheitsdrang und Lebenslust geprägt, was die Autor des Blogs sehr sympathisch findet. Sie reagiert selbstsicher auf Journalistenfragen, was ihre Persönlichkeit als klarsichtig und unbefangen kennzeichnet. Die Autorin hat offenbar eine Vielzahl von Themen und Erfahrungen, die sie in ihrem Blog teilt.

Das ist leider nicht blödsinnig genug, dass ich es als Profil verwenden wollte, aber schon irgendwie schön (viel cooler als Nuklearphysikerin wird es in meinen Augen nicht).