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Journal Samstag, 22. März 2025 – Torpedo-Überholung an warmem Sonnentag

Sonntag, 23. März 2025

Gut und ausgeschlafen, das tat wohl. Ebenso der gemütliche Morgen mit Milchkaffee, Wasser, Schwarztee, Bloggen, Mastodonlesen, den ich sogar extra hinauszog, um nicht zu früh ins Olympiabad zu kommen, sondern erst gegen elf, wenn es im Schwimmbecken erfahrungsgemäß ruhiger wird.

Wetter nochmal sonnig und mild, ich radelte ohne Handschuhe und Mütze raus in den Norden.

Beim Schwimmen im Olympiabad teilte ich die Bahn durchgehend mit drei Torpedos in Badeanzug (zogen schneller an mir vorbei als ein Dreier-Atem), bei näherer Betrachtung (Vorlassen bei Wende) noch im Teenageralter. Ebenso durchgehend schwankte ich zwischen dem Gefühl abgrundtiefer Inferiorität und Amüsement – die drei waren genauso lang wie ich in Bewegung, nur halt mindestens doppelt so schnell und mit nur wenigen Pausen.

Weite, autoleere Straßenkreuzung, sonnenbeschienen, gegenüber ein Sandstein-Altbau, auf dieser Seite eine rote Ampel

Zurück nach Hause radelte ich sogar mit offener Jacke, daheim hängte ich meine nassen Schwimmsachen auf dem Balkon über die Holzbank. Frühstück kurz vor zwei: Birnen, das schon etwas trockene selbstgebackene Brot aß ich als Brotsuppe in süßer, warmer Milch (war mir beim Schwimmen eingfallen).

Im Briefkasten hatte überraschend schnell das neueste Buch aus meiner Bloggeria gelegen: Das mek book!

Auf einer Holztischfläche ein Taschenbuch mit „Springweg brennt Novelle Markus Pfeifer“, rechts daneben ein aufgerissener brauner Umschlag

Mek, Mequito, Markus Pfeifer hat einen Blogpost über seine Zeit als Hausbesetzer in Amsterdam zu einer Novelle ausgearbeitet und als Buch veröffentlicht, ich freue mich darauf.

Siesta – nach Langem hatte ich dafür mal wieder die nötige Bettschwere (warme Milch und Kohlenhydrate).

Am Nachmittag stand stundenlang die Balkontür offen und ließ warme Frühlingsluft aus dem sonnigen Draußen ins Wohnzimmer. Ich las die Wochenendzeitung und Internet, ignorierte den Berg Bügelwäsche. Im Sonnenuntergang turnte ich eine lange Folge Yoga-Gymnastik, leider vermiest von kreislaufwackligem Schweißausbruch.

Danach zum Aperitif Cuba libre (Cola musste weg) und libanesische Nüsschen. Zum Nachtmahl bereitete Herr Kaltmamsell aus reichlich Ernteanteil-Lauch ein Gericht, das ich aus meiner Kindheit kenne: Lauchstangen in Schinken und überbacken.

Gedeckter Tisch mit leerem Glasteller auf weißem Set, davor eine gläserne Auflaufform mit Laufstangen quer in heller Sauce und mit Käse überbacken, links daneben ein Glas Weißwein

Schmeckte ausgezeichnet (Herr Kaltmamsell hatte dünn geschnittenen italienischen Kochschninken verwendet, und davon wenig), zumal die eine Note fehlte, die ich in meiner Kindheit nicht mochte: Fondor, damals in meinem Elternhaus gern verwendet (inzwischen schon lang nicht mehr). Dazu tranken wir den Rest Gsellmann-Traminer. Nachtisch Schokolade, diesmal zu viel bis Bauchweh.

Abendunterhaltung: Im Bayerischen Fernsehen stolperte ich über die Doku
“Und ewig lockt der Stenz”
zu 40 Jahren Monaco Franze.
Das war gestern genau das Richtige, Empfehlung.

§

Wir müssen reden, mal wieder. Diesmal über Besuche beim Frauenarzt oder der Frauenärztin. Silke Jäger hat für Krautreporter recherchiert und geschrieben, denn, so in ihrer Newsletter-Einleitung:

Frauenarztbesuche werden wahrscheinlich nie zu einer entspannten Freizeitbeschäftigung. Aber muss es sich wirklich so demütigend anfühlen, wenn intime Körperstellen untersucht werden?

“Warum der Frauenarztbesuch so demütigend ist – und wie sich das ändern lässt”.

Zusätzlicher Gedanke: Auch Zahnmedizin ist ja unangenehm, sogar sprichwörtlich. Doch da gibt es schon lange kein “ist halt so” mehr, statt dessen zahlreiche intensive Bemühungen unter anderem um Angstpatient*innen, Erstbesucher*innen, das Ziel entspannender Atmosphäre, kurz: Das Unvermeidliche soll so wenig schlimm wie möglich gemacht werden. Warum sind die Bemühungen in der Gynäkologie so viel schwächer?

§

The world’s first ‘sharktopus’.
Schon seit einiger Zeit bin ich ziemlich sicher, dass die eigentlichen Weltbeherrscher Oktopoden sind.1

§

Sehr, sehr gelacht: Die Deutsche Bahn spricht jetzt auch fließend HTML.

  1. Fand sie endlich Gelegenheit, ihr großes Graecum per Pluralbildung einfließen zu lassen. []

Journal Freitag, 21. März 2025 – Schöne Kleidung / Die Entdeckung der Kohlröschen

Samstag, 22. März 2025

Sehr guter und tiefer Nachtschlaf, ich hätte nach Weckerklingeln sehr gerne damit weitergemacht.

Etwas mehr Räumen als sonst: Es stand wieder Übernachtunsbesuch des Gasts auf Fortbildung in München an.

Gestern sollte es nochmal warm werden, ich führte den neuen Pulli gleich mal aus.

Ganzkörper-Spiegelselfie einer Frau mit kruzen weißen Haaren und Brille. Sie trägt eine weiße Jeans und einen orangen Pulli mit kurzen Ärmeln und V-Ausschnitt

Das Matchy-matchy mit den Schuhen habe ich von meiner Mutter und werde es wohl niemals aus dem System kriegen.
Der Hersteller des Pullis, SKFK, fand ich heraus, sitzt in Bilbao – baskische Mode! (Und dieser Rock gehört zu den Kleidungsstücken, die ich beim Radspieler nicht gekauft habe. Ich besitze wirklich, wirklich, wirklich genügend Sommerröcke.) (Allerdings kann ich aktuell nicht garantieren, dass ich diese Disziplin lange bewahre.)

Ebenfalls Premiene: Der Second-Hand-Damenjanker aus den 1970ern.

Ganzkörper-Spiegelselfie einer Frau mit kurzen, weißen Haaren und Brille. Sie trägt weiße Jeans und einen roten, zugeknöpften Wolljanker

War mit Handschuhen genau richtig für die Morgenkälte. Herrlicher Spaziergang durch die Sonne ins Büro.

Am Schreibtisch konnte ich geordnet Dinge wegarbeiten.

Modernes, hohes Bürohaus mit Fensterblenden in verschiedenen Gelbtönen vor knallblauem Himmel, darunter grauer Querbau, geschwungen, die Sonnenspiegelung der Fenster fällt auf den grauen, schattigen Pflasterboden davor

Vorgezogener Mittagscappuccino, damit die Fensterputzer in meinem Büro ihren Job machen konnten. Um das Wetter genießen zu können, schaltete ich mein sonstiges Marsch-Tempo runter auf Schlendern. Zumal sich das Ende des Sonnenscheins bereits ankündigte: Wie vorhergesagt schob sich eine immer dichtere Wolkendecke über den Himmel. Ebenfalls angekündigt: Saharastaub, hier eine Karte mit der aktuellen Lage und der Vorhersage (Regler unten auf Seite), der Samstag könnte in Südbayern arg trübe werden.

Später gab es zu Mittag Apfel und Birne (beide sehr gut), selbstgebackenes Brot.

Geordneter Arbeitsnachmittag, ich konnte pünktlich Feierabend machen.

Auf dem Heimweg spürte ich die sinkenden Temperaturen, erledigte ein paar Lebensmitteleinkäufe, darunter libanesische Nüsschen in der Landwehrstraße. Zu Hause Yoga-Gymnastik, dann war Wochenende.

Herr Kaltmamsell hing völlig erledigt von der Woche in den Seilen (Arbeit plus Soziales), wünschte sich “Alkohol und Schlafen”. Nach einer Einheit Yoga-Gymnastik rührte ich uns Negronis, die gab es mit Nüsschen. Zum Nachtmahl feierten wir einen Neuzugang in unserem Ernteanteil:

Zwei offene Handflächen, Finger zueinander, darauf je ein Miniköhlchen mit geöffneten Blättern, deren Spitzen lila

Flower Sprouts: Mini-Köhlchen, als deutsche Übersetzung gefällt mir Kohlröschen am besten. Herr Kaltmamsell garte sie mit etwas Olivenöl im Backofen, dazu gab es Couscous mit Mandelblättern und Trockenfrüchten, als Sößchen Joghurt und Rosenharissa (das so mild ist, dass man es auch unverdünnt essen kann). Als Begleitwein hatte ich eine Flasche vom abgefahrenen Traminer von Gsellmann geöffnet: Orange Farbe, intensiver Duft nach Teerosen, Würze im Mund. Sehr gutes Abendessen, die Kohlröschen darf es öfter geben. Nachtisch Schokolade.

Abendunterhaltung gleich zum Abendessen unter Verzicht auf die 20-Uhr-Tagesschau: It’s Always Fair Weather von 1955, ein spätes MGM-Musical mit meiner liebsten Tanznummer von Cyd Charisse.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/W9H5b6Dj4bE?si=c4xJceX1pNhQoo03

In der sie – daran hatte mich @Klugscheisser erst kürzlich erinnert – den schönsten Rock der Welt trägt (das Oberteil ist aber auch interessant im Schulter-Detail). Und dann die ganzen Deix-Köpf der Boxer!

Der Film ist eine wundervolle Hymne auf die Liebe – auf die Liebe unter Freunden, die auch Jahrzehnte und gegensätzliche Lebensentwürfe übersteht.

§

Die gestrige Titelseite der Süddeutschen, mit nahezu identischer riesiger Meldung wie hier tagesschau.de verhalf mir zu einer Erkenntnis.

Screenshot einer Mastodon-Meldung von tagesschau.de: "Neuer Nationaltrainer Thomas Tuchel: Ganz England hofft auf seinen Erfolg

Heute steht Thomas Tuchel erstmals als Trainer des englischen Nationalteams an der Seitenlinie. Die Royals und den Bolzplatz hat er schon mal auf seiner Seite. Jetzt braucht es nur noch den WM-Titel. Von Mareike Aden.
➡️ https://www.tagesschau.de/ausland/europa/t"
Darunter ein Foto eines schlanken Manns im Freien, der ein weinrotes T-Short trägt

Wenn kein Land dabeisteht, ist es USA, wenn keine Stadt dabeisteht, ist es Berlin, und wenn keine Sportart dabeisteht, ist es Fußball.

Journal Donnerstag, 20. März 2025 – Wenig außer Sonne und offenem Mantel

Freitag, 21. März 2025

Trotz spätem Zu-Bett-Gehen recht munter aufgwacht, Zeit fürs Verbloggen des Theaterbesuchs am Vorabend erzwungen (ich musste mir mal wieder als Mantra vorbeten, dass es echt, echt, echt nicht schlimm war, eine Viertelstunde später als sonst ins Büro zu kommen).

Wie angekündigt schien herrlichste Sonne vom wolkenlosen Himmel – unter anderem auf den deutlichen Bodenfrost im Bavariapark.

Morgensonne fällt auf eine knospende Magnolie vor einer Villenwand, im Hintergrund knallblauer Himmel

Magnolien-Check

Im Büro war einiges wegzuarbeiten, doch nichts Schlimmes. Mittags ging ich raus zum Markt, weil ich Honig brauchte. Es gab sogar einen eigenen Honig-Stand (zuletzt hatte ich Honig am Metzgereistand bekommen), ich wählte Tannenhonig. Nun war es warm genug für offenen Mantel geworden.

Seitlich im Sitzen fotografierte Unterschenkel in weißen Strumpfhosen mit großen schwarzen Punkten, an den Füßen schwarze Schuhe, am oberen Ende ein Streifen roter Rock

Laune-Stütze 1 des Tages: Strumpfhose mit Punkten.

Späteres Mittagessen: Gelbe Kiwis, Quark mit Joghurt.

Etwas durcheinanderer Arbeitsnachmittag, doch die Sonne wärmte jetzt genug für länger gekipptes Fenster. Laune-Stütze 2: Mein Plan, nach Feierabend einen Pulli genauer anzusehen, der mich beim Vorbeigehen in einem Schaufenster des Radspielhauses angelacht hatte.

Eigentlich hatte ich mich darüber gefreut, dass der Theaterabend Abwechslung in eine der vielen Fünf-Tage-Arbeitswochen vor Ostern bringen würde. Doch tatsächlich hatte er mich komplett wuschig gemacht (wahrscheinlich weil mein Geist derzeit eh nicht ganz zurechnungsfähig ist): Ich kam ständig mit den Wochentagen durcheinander und damit, was gestern und was vorgestern geschehen war.

Bürotreppenhausfenster über eine sonnige Stadtlandschaft unter blauem Himmel

Nach Feierabend wunderschöner Spaziergang in die Innenstadt durch milde Luft und durch Sonnenlicht, das Richtung Untergang immer goldener wurde.

Beim Radspieler sah der Pulli nicht ganz so aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte, aber immer noch sehr schön. Und er passte, ich kaufte ihn. (Nicht aber die ebenfalls wunderschönen sonstigen Frühlingskleidungsstücke, die ich beim Umschauen auch noch entdeckte. SO diszipliniert!)

Abends musste ich mich selbst versorgen, Herr Kaltmamsell traf sich aushäusig. Nach einigem Räumen und einer Yoga-Einheit machte ich mir zum Abendessen ein großes (aufgetautes selbstgebackenes) Brot mit Avocado und Ernteanteil-Ruccola, aß außerdem das letzte Schwarzrettich-Kimchi. Nachtisch Schokolade.

§

Alters-WG fand ich für mich nie attraktiv, weil: WG wird für mich in jeder Form Horror bleiben.
Aber dann erzählte mein Vater von spanischen Freunden: In der Nähe von Madrid zogen sie im Alter mit den Freunden, die sie seit Jahrzehnten vom Wohnmobilieren kannten, in dieselbe Anlage Betreutes Wohnen / Seniorenwohnen, alle mit eigenen Wohnungen dort. Eine großartige Lösung, finde ich: Altersgerechte Unterstützung, ohne dass man sich auf lauter neue Leute einstellen muss – die man sich nicht mal aussuchen kann.

§

Jetzt ist es offiziell: Unsere1 @misscaro wird Chefredakteurin der Badischen Zeitung! Ich bin schwer beeindruckt von Caro Buchheim und freue mich irre für sie.
“Das ist die künftige Chefredaktion der Badischen Zeitung”.

  1. “Wir” = Internetpeoples der ersten Stunde. []

Journal Mittwoch, 19. März 2025 – Jan-Christoph Gockel, Oh Schreck!

Donnerstag, 20. März 2025

Guter Schlaf, wie schon in den Nächten davor schien der Mond (derzeit deutlich abnehmend) vom wolkenlosen Himmel volle Kanne auf mein Bett.

Diesmal dachte ich daran, trotz strahlender Sonne die warme Winterjacke für den Marsch in die Arbeit anzuziehen: Es war wieder deutlich frostig, im Ledermantel war mir zu kalt gewesen. Weiterhin Applaus für den Frost, der hoffentlich auch weiterhin die blöden Obstbäume davon abhält vorzeitig zu blühen und sich der Gefahr später erfrorener Blüten auszusetzen – ich bin auch Natur, und diese Natur will im Sommer Kirschen, im Spätsommer und Herbst Äpfel und Zwetschgen.

Gut strukturierte Arbeit, ich bekam den Tisch leer. Raus auf einen Mittagscappuccino im Westend, es war dann doch noch warm genug für Mützen- und Handschuhlosigkeit geworden.

Backsteinkirche mit runden Formen vor knallblauem Himmel

St. Rupert

Zu Mittag gab es Hüttenkäse und die Kerne eines Granatapfels.

Überfrüher Feierabend, denn für abends hatte ich Theaterpläne. Und ich hatte wieder mit einem Termin zum Beinenthaaren sichergestellt, dass ich auch wirklich sehr früh gehen würden.

Nach der Beinkosmetik holte ich meine gekürzte Hose von der Schneiderin, kaufte noch im Vollcorner Milchprodukte und Obst.

Diesmal begleitete mich Herr Kaltmamsell in mein Theaterabo an den Kammerspielen, ich hatte ihn für Oh Schreck interessieren können, “eine Vampirkomödie von Jan-Christoph Gockel inspiriert von F. W. Murnaus ‘Nosferatu’ und dem Leben von Max Schreck”. Also servierte er Abendessen etwas früher als sonst: Es gab die restlichen Ernteanteilkarotten als Ofenfritten, außerdem Tellerlinsen und Orecchiette.

Gedeckter Tisch mit weißen Sets, im Vordergrund ein weißer, tiefer Teller, rechts darain gekochte Linsen, links gekochte Nudeln, dahinter ein Glasteller mit gebackenen Stiften violetter Karotten

Balsamico auf die Linsen, Olivenöl auf die Orecchiette, die Karottenfritten (Sorte Purple Haze) waren besonders gut geraten.

Im letzten Abendlicht unter weiterhin wolkenlosem Himmel spazierte ich mit meinem Haus-Vampirologen in die Maximilianstraße.

Blick von rechts auf eine Theaterbühne, darauf ein riesiger goldener Bilderrahmen, darin in verlaufenden roten Buchstaben "Oh Schreck!"

Der Zuschauerraum war nahezu voll besetzt, das hatte ich in den Kammerspielen schon sehr lang nicht mehr erlebt. Das Stück begann mit einem Monolog des betagten Walter Hess vom Bühnenrand, der wie in der Soliloqui vor vielen Shakespeare-Stücken das Setting erklärte: Die Menschen, die an den Kammerspielen arbeiten, sind alles Vampire, ein Regisseur von außerhalb inszeniert mit ihnen Nosferatu. Das war sehr praktisch, das musste also schonmal nicht per Handlung erklärt werden.

Und dann erlebte ich nach Langem mal wieder einen richtig schönen Kammerspiel-Abend. Ich hatte Klamauk befürchtet, doch auf der Bühne fand wirklich Lustiges statt: Mit verschiedensten Medien (das also wie immer) kamen Versatzstücke aus mehreren Jahrhunderten kultureller Verarbeitung des Vampir-Mythos zusammen, die Klammer war der Umstand, dass der Hauptdarsteller des Nosferatu-Films von 1922, Max Schreck, lange Jahre an den Münchner Kammerspielen gearbeitet hatte – und möglicherweise bis heute dort haust.

Besonders gut gefiel mir die Umsetzung der Ansage, diesen Stummfilm auf die Bühne zu bringen: Nämlich mit fast lebensgroßen Marionetten (Michael Pietsch), die vor die Darstellenden gebunden wurden, Text hinter ihnen auf die Bühne projiziert. Auch sonst schöne Ausstattungs- und Masken-Ideen, wundervolles Schauspiel. Den Vogel schoss Katharina Bach als Kristine van Helsing ab (mal wieder eine Schauspielerin, die mir seinerzeit vom ersten Anblick an entgegenbrannte mit ihrer PRÄSENZ!): Sie trat mit einer Slapstick-Nummer auf, die in einem Wortspiel-Monolog mündete, mit einer René-Polesch-Gedächtnis-Spachkaskade.

Für eine Szene wurden die fünf Bühnenarbeiter auf die Bühne geholt, die zuvor mehr oder weniger sichtbar Bühnenbild geschoben hatten, Katharina Bach verwendete sie als Requisiten für einen weiteren wunderbar irren Monolog – und das war schon sehr rührend, diesen ganz echten Nicht-Schauspielern beim Durchhalten zuzusehen.

Herzerfrischung rundum, ich kam lächelnd aus dem Theater, ließ mir auf dem Heimweg von Herrn Kaltmamsell (“Was willst du wissen? Was willst du wissen? Komm, frag mich!”) unter anderem Publikationshintergründe zu Nosferatu erzählen.

§

Comedian John Mulaney versucht – wie so viele – ein Bild für die Weltsituation zu finden. Er nimmt: “There’s a horse loose in a hospital.”

Journal Dienstag, 18. März 2025 – Erster Lerchenlauf

Mittwoch, 19. März 2025

Ich wachte nach gutem Schlaf eine halbe Stunde zu früh fürs frühere Aufstehen auf, versuchte zumindest noch zu dösen.

Dann aber: Zackig Morgenkaffee und Fertigbloggen, darüber fast die etwas spätere Portion Milchkaffee für Herrn Kaltmamsell vergessen, Zähneputzen und Katzenwäsche, ab in die Laufbekleidung Hochwinterversion.

Spiegelselfie einer Frau in Laufkleidung: schwarze lange Hose, schwarze Jacke mit Muster, graue Mütze, Brille

Ich hatte richtig kalkuliert: Um Viertel nach sechs war es unter wolkenlosem Himmel hell genug für einen Isarlauf ohne Stolpergefahr.

Und der war herrlich: Ich lief leicht auf dem gefrorenen Boden, begegnete bis sieben kaum Menschen, hörte und sah zweimal ein Paar Schwäne im Flug – wie immer bekam ich schon beim Anblick des langen, nach vorn gereckten Halses Nackenschmerzen.

Altstadtstraße im ersten Morgenlicht

In der Pestalozzistraße einem Zeitungsboten begegnet.

Blick durch kahle Bäume hoch zu einem Altbau vor blauem Himmel, dessen Spitze von Morgensonne beschienen wird

Erste Morgensonne leckt an den Häusergiebeln.

Blick durch kahle Bäume auf Bank, Fluss, erstes Morgenlicht am blauen Himmel

Erdiger Uferweg mit gefrorenen Pfützen, im Hintergrund eine Eisenbahnbrücke, zwei weiße Kraftwerkkamine, blauer Himmel

Weite, leere Flusslandschaft mit kahlen Bäume, deren Spitzen von erster Morgensonne beleuchtet werden

Weite Flusslandschaft mit viel Fluss, im Hintergrund eine Morgensonnen-beschienene Brücke

Flauchersteg noch nicht ganz fertig.

Blick eine Holzbrücke entland in schräger Morgensonne, darauf der lange Schatten der Fotografin

Gegenlichaufnahme durch kahle Bäume, Sonne spiegelt sich auf Fluss, links eine Baustellentoilette

Vor blauem Himmel zwei weiße Kamine und rechts ein großer zylinerförmiger Tank

Herrliche Anblicke – doch diszipliniert überzog ich meine geplanten 70 Minuten nur wenig.

Zackige Morgentoilette, Tempo-Marsch in die Arbeit: 50 Minuten später als sonst saß ich am Schreibtisch.

Dort setzte ich die Zackigkeit fort, aber geplant. Ich konnte mich deutlich besser konzentrieren als am Vortag, misstraute mir nur wenig.

Zackig schaffte ich es nochmal raus in den herrlichen Sonnenschein – und die weiterhin zapfige Kälte – auf meinen Mittagscappuccino.

Auf einem Holzsims vor Fenster ein Silbertablettchen mit Cappuccino und Wasserglas, davor Blumen in Vase, vor dem Fenster sonnenbeschiene Straße mit Altbauten

Gestern auf dem Programm: Das jährliche verpflichtende Mitarbeitergespräch, mir jedesmal etwa so angenehm wie eine Wurzelbehandlung. (Deshalb erinnere ich mich am liebsten an das eine, das ein Interims-Vorgesetzter führte und in dem es ausschließlich um ihn ging und wie schwer er es hatte – die entspannteste Version. Obwohl ich gerade in diesem sogar ein Anliegen gehabt hätte.) Vor diesem Termin hatte ich folglich überhaupt keinen Mittagessensappetit, doch bis danach wäre es selbst mir zu spät geworden, vor allem wegen Schwindelgefahr. Also zwang ich mir das Gläschen Eintopf vom Vorabend und eine Mango (super) mit Sojajoghurt rein.

Draußen weiterhin herrlichster wolkenfreier Sonnenschein, aber weiterhin so kalt, dass Fensterkippen nur minutenweise drin war. Nach dem MA-Gespräch und einem weiteren Austausch war ich so durch, dass ich nur noch wenig zustande brachte.

Nach Feierabend ein Abstecher zum Verdi Süpermarket für Obst – unterwegs fand ich mich auch diesmal woanders, als ich es vorgehabt hatte. Meine Geisteskraft war offensichtlich noch nicht wieder ganz hergestellt.

Daheim Häuslichkeiten, ich fürchtete schon, dass ich keine Zeit für Yoga haben würde – nahm sie mir dann aber. Und war froh drum.

Für das Abendessen hatte wieder Herr Kaltmamsell stun-den-lang in der Küche gestanden: Aus dem Ernteanteil-Sellerum war Sellerie-Lasagne geworden. Ganz ausgezeichnet, möglicherweise so gut wie nie. Nachtisch Schokolade.

Schon Montagabend hatte ich Granta 170, Winners ausgelesen: Ja, das Thema Sport kann man literarisch attraktiv behandeln, allerdings war dieser Band eher dünn – ich hätte gern mehr davon gehabt. Nächste Lektüre Betty Smith, A Tree Grows in Brooklyn, ein US-Klassiker von 1944, auf den mich Sturmwarnung durch lobende Erwähnung gebracht hatte. Ging schonmal gut los mit der Schilderung vom Treiben der Kinder an einem typischen Samstag 1912, ich lernte neu das Wort inveigle.

§

Erst jetzt gesehen: Constanze Kurz, die verehrte ChaosComputerClub-Sprecherin, mit einem persönlich-fachlichen Nachruf auf den FDP-Bürgerrechtler (ja, liebe Kinder, die gab’s mal) Gerhard Baum auf netzpolitik.org.
“Datenschützer aus Überzeugung”.

Journal Sonntag, 16. März 2025 – Hoher Familiengeburtstag

Montag, 17. März 2025

Bei meinen Eltern gut und lang geschlafen: Das frühere Zimmer meines Bruder ist schon seit vielen Jahren das Gästezimmer (ein weiteres Bett für Gäste, Schlafsofa, steht in meinem früheren Zimmer, das meine Mutter vor allem als Arbeitszimmer nutzt).

Unter grauem Himmel Fensterblick auf den Dorfplatz einer Reihenhaussiedlung im Toskamastil mit kahlen Bäumen in düsterem Winterlicht

Ausblick aus dem Gästezimmer, das Wetter blieb düster und kühl. Ich beobachte interessiert, wie sich die Reihenhaus-Siedlung in den über 40 Jahren seit Entstehung verändert; diesmal fielen mir einige neue Hausanstriche auf, von denen ein zitronengelber und ein apricotfarbener ganz sicher nicht in das ursprüngliche Konzept mit Erdfarben des Architekten Häusler passten – aber so ist Leben.

Fertigbloggen auf dem Gästebett mit Laptop auf dem Schoß (daher der Name). Geburtstagsgratulation, Frühstückskaffeetrinken, ausführliches Plaudern mit meinem Vater. Unter anderem erfuhr ich vom Tod eines weiteren seiner Freunde, diesmal von dem sehr plötzlichen seines ältesten Freunds aus Madrider Jugendzeiten, Pedro, den ich als Kind aus gemeinsamen Urlauben in Spanien kannte – sehr traurig.

Meine Mutter frittiere währenddessen das vegane Angebot für die nachmittägliche Kaffeetafel:

Ein Servierteller mit Gebäckstreifen, die gepuderzuckert sind

Sie hatte Faworki veganisiert, ein Erbe ihrer polnischen Herkunft (die Faworki, nicht der Veganismus) (hahaha).

Fürs Mittagessen in Familie war ein Tisch im Oberhaunstädter Kastaniengarten reserviert, dorthin spazierten wir zu Fuß auf schöner Strecke: Die ehemalige Bahntrasse zum Transport von Zuckerrüben (ich bin mit dem Anblick von Zuckerrübenhaufen auf den Äckern und von Bahnwaggons voll Zuckerrüben groß geworden) ist heute ein Rad- und Fußweg.

Im Lokal war ein Tisch in einem ruhigen Nebenzimmer reserviert (so konnten sich auch die beiden Hörbehinderten an der Tafel entspannter unterhalten), wir bekamen gute Biere des benachbarten Nordbräu (für mich ein alkoholfreies Weizen) und bayerisches Essen. Mein Schäuferl dauerte zwar ein bisserl lang, aber die Bedienung war so herzlich, bemüht und ehrlich zerknirscht, dass ich das wirklich nicht übel nahm.

Ein Tellermit Schäuferl in Sauce mit zwei kleinen Kartoffelknödeln

Zudem schmeckte es sehr gut (wobei mich das sensationelle Schäuferl des fränkischen Freundes als Benchmark ja für alle Zeiten verdorben hat).

Zurück zu meinen Eltern gab es einen Autotransport für Fußlahme, wir restlichen fünf gingen zu Fuß. Mehr Plaudern.

Langer Tisch mit gedeckter Kaffeetafel für acht Personen: weißes Porzellan auf lindgrüner Tischdecke mit weißen Servietten, als Deko Primeltöpfchen, rechts an der Wand eine Kommode, darüber Spiegel, darauf unter anderem eine Tortenplatte mit Käsesahnetorte

Kaffeetafel mit rechts Käsesahne, ein weiterer Neffe stieß zu uns. Ich erfuhr mehr aus der Bruderfamilie, sah eine Bachelor-Präsentation und war sehr beeindruckt. Und ich aß ein MÄCHTIGES Stück Käsesahne.

Ereignislose Bahnfahrt zurück nach München in einem sehr vollen Regionalzug. Es war milder geworden.

Daheim einiges Räumen, der Übernachtungsgast war nachmittag eigenständig ausgeflogen. Ich überredete mich trotz vorgerückter Zeit zu Yoga-Gymnastik: Jetzt startete ich das allererste von Adrienes 30-Tage-Programmen von 2015, 30 Days of Yoga. War vermutlich wirklich eine gute Idee, denn mein Hirn wollte ständig abhauen und erwägte sogar einen Abbruch – obwohl das eine ganz normale, durchschnittlich abwechslunsgsreiche Folge ohne Besinnlichkeitsgeplapper war.

Erstaunlicherweise meldete sich Abendessen-Appetit: Ich aß Apfel, Kimchi, Butterbrot aus Selbstgebackenem. Und noch ein wenig Schokolade.

Arbeitswochenvorbereitungsräumen, mal sehen, ob die lebhafte Ablenkung am Wochenende Angstkarussels vor den Problemen verhinderte.

Journal Samstag, 15. März 2025 – Daheim-Gefühle

Sonntag, 16. März 2025

Guter Nachtschlaf, lediglich beeinträchtigt von Beinschmerzen rechts (WTF?); ich kürzte ihn ab, als ich in der letzten Schlafphase wieder den Angstpegel steigen fühlte und Arbeitsprobleme ihre Tentakeln durch das Gesamtsystem fingerten – ich nehme ihnen das übel.

Aufstehen zu einem dunkelgrauen Tag. Der Übernachtungsgast war sehr früh schon wieder auf dem Sprung, ich bloggte, räumte, trank Tee wie sonst auch an Samstagen. Abweichung vom Standardsamstag war die Einladung zu einer Geburtstagsfeier in bei Ingolstadt am Abend, davor hatte ich aber noch genügend Zeit für eine Schwimmrunde. Unruhig machte mich das Warten auf das Geburtstagsgeschenk für den Abend: Am Dienstag bestellt mit angekündigten 1-3 Tagen Lieferzeit war die Zustellung am Freitag kurzfristig widerrufen worden – ich befürchtete, mit leeren Händen dazustehen.

Zum Olympiabad nahm ich die U-Bahn, das Draußen schreckte mich mit Unwirtlichkeit und Kälte ab. Das Schwimmbecken war erstmal sehr voll, doch nach elf und meinen ersten 1.000 Metern wurde es lichter (diesen Rhythmus kenne ich bereits). Endlich mal wieder befriedigender Sport: Ich schwamm bis zum letzten meiner 3.000 Meter kraftvoll und mit Freude.

Geometrisches Muster aus den hellgrünen Glaswänden von Umkleidekabinen hintereinander, hellgelb gekachelter Boden, gegenüber eine orange Wand, darüber weiße Decke mit viereckigen Platten und eingelassenen viereckigen Leuchten in derselben Größe

Dieser Anblick des Umkleidebereichs Olympiabad ist ein Neuzugang in meiner Sammlung “Heimat” = was löst bei mir Daheim-Gefühle aus. Zum ersten Mal wurde ich mir dieses Auslösens vor vielen Jahren beim
1. Anblick von Hopfengärten (in der Holledau) durchs Zugfenster
bewusst (da war ich aber schon über 50). Dazu kamen seither:
2. Mittagsläuten
3. Der Duft frisch gebackenen Sauerteigbrots, ob in einer Bäckerei oder der eignenen Wohnung

Ich bin daheim, wo Schwimmbäder so aussehen, wo man aus dem Zugfenster Hopfengärten sieht, wo um 12 Uhr Kirchenglocken lange läuten, wo es genau so nach frischem Brot riecht (jeweils inlusive aller Umstände, die dazu nötig sind).

Ich glaube, diese Auslöser verbindet ihre Überzeitlichkeit.

Frühstück um halb zwei: Apfel, zwei Scheiben selbst gebackenes Roggenmischbrot mit Butter und Marmelade.

Kurz vor drei erlöste mich das Klingeln an der Tür: Der Packerl-Bote brachte das Geburtstagsgeschenk, ich wickelte es endlich in Geschenkpapier mit Schleife.

Nachmittag mit Zeitung- und Internetlesen. Schließlich machten Herr Kaltmamsell und ich uns mit Übernachtungsgepäck (am Sonntag wird ein weiterer Geburtstag in Ingolstadt gefeiert) auf den Weg zu Bahnhof. Ereignislose Fahrt, in Ingolstadt Nord holten meine Eltern uns ab und fuhren uns zur Party in bei Ingolstadt.

Großes Hallo, viele schöne Begegnungen, eine Rotweinentdeckung, Lauch-Käse-Suppe, rohes Gemüse mit Dips, Schokolade.

Aufsicht auf die Knie und Schuhe von drei sitzenden Menschen

Party-Situation.

Da sowohl Herr Kaltmamsell als auch ich sehr müde waren, nutzten wir die Gelegenheit, schon weit vor Mitternacht mit meinen Eltern zum Elternhaus zu fahren, wo wir übernachteten.

§

Zum fünftem Mal jährt sich der Beginn der Corona-Pandemie, die Medien sind voll davon. Doch die Berichterstattung hinterlässt bei mir den Eindruck, es hätte ausschließlich Unannehmlichkeiten unterschiedlicher Schwere durch die Schutzmaßnahmen gegeben: Vergeblich warte ich auch nur auf eine Gedenkminute für die vielen, vielen Tausenden Toten – geschweige denn auf ein Denkmal für sie.

§

Klimabilanz in Deutschland: Ausgerechnet der Wald fällt uns in den Rücken (wundert mich nach den erschreckenden Anblicken bei meinem Wanderurlaub im Frankenwald nicht).
“Vom Klimahelfer zum neuen Problembereich”.

Die Bundeswaldinventur im vergangenen Jahr hat ergeben, dass der Wald seit 2018 zum ersten Mal seit Jahrzehnten mehr CO2 abgibt, als er in der gleichen Zeit einlagern kann.

§

Die Schriftstellerin Jasmin Schreiber (@lavievagabonde) erinnerte sich vor zwei Jahren an ihre Schreib-Anfänge in einer patriarchischen Literarturwelt:
“Schreiben wie ein Mann”.

Der Satz “du bist nicht wie andere Frauen” ist kein nettes Kompliment, sondern wie Gift, weil er impliziert, dass von der Gesellschaft als “weiblich” zugeordnete Attribute negativ sind, weil er die Unterdrückung dieser Teile unserer Persönlichkeit fördert und Frauen gegeneinander ausspielt.

Der Satz suggeriert, dass es etwas Positives ist, nicht wie “andere Frauen” zu sein, denn als weiblich zugeordnete Eigenschaften werden oft mit negativen Konnotationen in Verbindung gebracht, wie z. B. übermäßig sensibel, schwach, weinerlich, zu emotional, zu pingelig, zu gestresst, zu unentspannt, dramatisch oder “crazy” zu sein. Dieses Framing ermutigt Frauen (aber auch Männer!) dazu, diese Eigenschaften zu unterdrücken, um eben nicht so nervig und simpel wie “andere Frauen” zu sein.

(Aber: Es macht mich so müde, dass Frauen, die so viel jünger sind als ich, dass sie Kathrin Passig ALS SCHULLEKTÜRE gelesen haben – und nicht in ihrem natürlichen Habitat online kurz nach geschrieben -, vor exakt derselben gesellschaftlichen Frauenfeindlichkeit stehen wie ich selbst Jahrzehnte zuvor.)

§

Kolleg*innen, die weit außerhalb Münchens und so ländlich leben, dass “es ohne Auto wirklich nicht geht”, schwärmen allesamt regelmäßig und konsequent davon. Gerne in der Variante, wie schrecklich der jüngste Stadtbesuch gewesen sei, nein, da könnten sie nicht leben, wie schön sie es daheim hätten. Umgekehrt höre ich eigentlich nie Geschichten von schwärmenden Stadtbewohner*innen. Und so frage ich mich: Warum bin eigentlich ich die mit der exorbitanten Miete und sind es nicht die auf dem wunderbaren Land?

Wie ich draufkomme: Frauke Suhr schreibt bei Krautreporter von einer ganz anderen Welt.
“Wer als Mutter aus der Großstadt rauszieht, verliert”.

Von dem Umzug erhoffte ich mir auch Entschleunigung: Am Vormittag für die Redaktion arbeiten, am Nachmittag mit den Kindern im Garten spielen. Mehr Platz haben, mehr Hilfe von den Großeltern. Vielleicht sogar ein Arbeitszimmer für mich allein. Trotzdem mussten wir am Ende viel für unser neues Leben aufgeben. Vor allem ich, als Mutter.

Den Artikel schenke ich Ihnen.