Journal Samstag, 5. April 2025 – #WMDEDGT an einem Standard-Samstag

Sonntag, 6. April 2025 um 8:38

An diesem arbeitsfreien Samstag reihe ich mich ein in den Freundeskreis Tagebuchbloggen und beantworte die Monats-Fünften-Frage von Frau Brüllen: Was machst du eigentlich den ganzen Tag, #WMDEDGT.

Nicht so lang geschlafen wie erhofft, dadurch aber noch Gelegenheit für ein paar Worte mit unserem Übernachtungsgast gehabt.

Meine ersten Handgriffe galten dem Brotbacken: Schnelles Weizenmischbrot – ich habe mir vorgenommen, meine Brotbackpläne stärker nach Aufbrauchen von Mehlen auszurichten, und in diesem Brot können ganz wunderbar Restl verwendet werden. Drei Mehltüten wurden leer.

Gemütliches Bloggen, dafür zum Theaterstück, das ich am Vorabend gesehen hatte (Ionescos Die Nashörner) recherchiert. Unter anderem fand ich heraus, dass das eine Plakat dazu, dass ich vorher im Vorbeigehen gesehen hatte, tatsächlich ein Nilpferd zeigt – als ich Herrn Kaltmamsell davon erzählte, hatte ich an meiner Wahrnehmung gezweifelt (I see what you did there).

Weitere Brot-Handgriffe, dazwischen immer wieder auf den Küchen- oder großen Balkon getreten, um die Temperatur und die Frühlingsgerüche des Sonnentages zu testen.

Blick von oben in einen ovalen Gusseisentopf, darin ein gebackener Brotlaib mit aufgerissener Kruste

Diesmal formte ich das Brot länglich, ließ den Schluss bei der Stückgare oben und schnitt den Teigling im Topf längs ein – damit bitte einmal ein Brot anders aussehen möge als sonst.

Auch wenn das ein schnelles Brot ist, wurde ich bereits wepsert, weil ich raus ins herrliche Wetter wollte. Auf der Basis der Wettervorhersage (Samstag Sonne, bis 19 Grad / Sonntag 0 bis 6 Grad) hatte ich meine übliche Wochenend-Sportverteilung umgedreht (die darauf basiert, dass ich mein Krampfrisiko beim Schwimmen nach einem Lauftag für höher halte) und plante gestern einen Isarlauf ab Thalkirchen.

Kleidung fürs gestrige milde Frühlingswetter: 3/4-Laufhose, kurze Ärmel, fürs Radeln Windbreaker drüber, diesen beim Lauf eingerollt um die Körpermitte gebunden, außerdem Schirmmütze, vor allem um die Haare aus dem Gesich zu halten (das mit dem “mal ein bisschen länger” meiner kurzen Haare halte ich nicht durch, ich fühle mich völlig überwuchert und brauche sehr bald einen Friseurtermin), Sonnenbrille. Und brav sonnengecremt.

Ich radelte im Isartal zum Tierpark Hellabrunn. Noch war der Radverkehr überschaubar, keine Familienrotten inklusive winziger Radlanfängerkinder auf nicht verkehrsicheren Spielzeugradln.

Schon beim Loslaufen merkte ich, dass ich gestern nicht besonders fit war. Ich konzentrierte mich auf die Frühlingsanblicke und das herrliche Licht, kam aber nicht so richtig in Lauffröhlichkeit, fühlte mich sogar schlecht gelaunt und gereizt.

Nach zwei Dritteln meiner Strecke hörte der Spaß ganz auf: Völlig überraschend und nach vielen Monaten ohne überfiel mich eine böse Wadenverhärtung – zwar nur links, die aber schmerzhaft und sehr schnell die gesamte Beinrückseite ergreifend. Mir war die lange Abwesenheit des Problems sehr bewusst gewesen und ich hatte sie mit all meinen Yoga-Dehnungen erklärt, vor allem mit dem fast täglichen herabschauenden Hund. Tja.

Das tat so weh, dass ich nach zähnezusammengebissenen 15 Minuten erstmals deshalb das Joggen abbrach und den letzten Kilometer spazierte. Zefix.

Blick einen sonnigen Fußweg entlang, gesamt von kahlen und einem weiß blühenden Baum

Sonnenschein und blauer Himmel, vor einem Kanal ein Bankerl hinter Zaun, im Hintergrund des Kanals ein Wehr-Gebäude

Gehender Schwan vor Weiher zwischen kahlen Bäumen im Sonnenlicht

Schwan auf der Walz

Erhöhter Blick durch kahle Büsche auf ein sonniges Tal mit Fluss und einem hellen Wehr-Gebäude

Sonnenschein, breite Trampelpfadgabelung zwischen kahlen Bäumen

Sonnige, trockene Wiese, an deren Ende ein weiß blühender Baum zwischen kahlen Bäumen vor blauem Himmel

Erhöhter Blick, durch Gitter fotografiert ein sonniges Flusstal mit wenig Wasser, Pfaden entlang, ein Wehrgebäude

Schön waren die Blümelchen: Viele Buschwindröschen,

Eingerahmt von einem rostigen Gelände Blick auf sonnenbeschienenen Huflattich, rechts daneben ein Kanal, in dem sich kahle Bäume und blauer Himmel spiegeln

Huflattich-Party am Isarwerkkanal.

Beim Heimradeln hatte ich mit deutlich mehr Radverkehr zu tun, darunter viele Menschen, die offensichtlich keine Routine in Bewegung auf öffentlichen Wegen hatten (Tipp: auf dem Radweg stehend auf jemanden zu warten – eh keine brillante Idee, dabei das Radl quer über 2/3 Radweg stehend halten – saublöd).

Daheim knurrte ich beim Eingießen des ersten Glases Wasser Herr Kaltmamsell ein wenig an, der gerade in der Küche werkelte und appetitliche Bratgerüche verbreitete. Waschmaschine mit dunkler Wäsche gefüllt (inklusive eben eingeschweißelten Laufklamotten) und gestartet, geduscht und angezogen.

Halbierter Brotlaib mit heller, großporiger Krume

Frühstück kurz vor zwei war das frische Brot (eine Hälfte fror ich ein): Eine dicke Scheibe mit Butter und Zuckerrübensirup, eine Scheibe mit eben gebratenen Hühnerinnereien. Dann hatte ich überraschende Lust auf Cappuccino, ich machte Herrn Kaltmamsell und mir noch einen (mit entkoffeiniertem Espressopulver gestreckt, die Rentnerversion).

Nachmittag mit Wäscheaufhängen, Zeitunglesen bei fast durchgehend offener Balkontür.

Nach Langem mal wieder ein blöder Kreislauf-Purzelbaum: Wie seit meinen Mittdreißigern immer wieder wurde mir erst in dieser einen bestimmten Art schwindlig, gefolgt von Schweißausbruch mit Zittern, bis ich durchgeschwitzt feucht fror. Ich legte mich bei Schweißausbruch aufs Bett, bis sich das Zittern einigermaßen gelegt hatte, stand fröstelnd auf und schlüpfte in eine Wolljacke, kassierte eine zweite Runde Schwitzen und Frieren. Ich habe keinerlei Idee, wie ich diesen Ablauf (30 bis 45 Minuten) abkürzen oder gar verhindern kann.

Zu Abendessenszeit war die Kreislauf-Show vorbei. Orangenbeseitigung als Aperitif: Tequila Sunrise.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell ein Brathendl gebraten, klassisch mit Paprika etc. gewürzt (gut!), dazu gab’s aus dem Speiseföhn Sellerie- und Pastinakenstaberln, mit einem Gläschen Weißwein brauchten wir den Rest der Flasche vom Vorwochenende auf. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, Hoffnung aus Schlafreinholen.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 4. April 2025 – Die Nashörner im Volkstheater

Samstag, 5. April 2025 um 9:17

Gut geschlafen, aber immer noch Nachholbedarf.

Weil abends ein Theaterbesuch zu viert anstand (also kein echtes Wochenende), zog ich gleich das Kleid dafür an, vorläufig kombiniert mit geh-freundlichen Schuhen.

Ganzkörper-Spiegelselfie einer Frau mit kurzen weißen Haaren in einem grünen Kleid in A-Schnitt, das über ihren Knien endet, sie trägt weiße Turnschuhe

Das hob schonmal meine Laune.

Wie angekündigt startete ein herrlicher Sonnentag, ich genoss den Marsch in die Arbeit.

In goldener Morgensonne vor blauem Himmel ein Sandstein-Altbau, davor unter anderem eine blühende Magnolie

Auf der Theresienwiese erste Indizien für Aufbau Frühlingsfest.

Für gestern wusste ich auswendig eigentlich nur von einer anstehenden Aufgabe, ein wenig mühsam, aber machbar. Zu der kam ich dann erst am Nachmittag, weil ich zum einen überm tumultösen Donnerstag ganz viel Kleinscheiß vergessen hatte (deshalb führe ich Listen) und weil zum anderen der eine oder andere Querschuss dazwischen kam – Assistentinnen-Alltag. Zudem nahm ich mir Zeit für ein Gespräch. Konzentration schwierig, Tempo auch.

Spaziergang zum Mittagscappuccino durch sonnige Herrlichkeit unter wolkenlosem Himmel und in kühlendem Wind.

Im Vordergrund eine dunkle Holztischplatte, darauf ein Cappuccino, im HIntergrund die flächendeckenden Glasfenster eines Cafés, draußen sitzen Menschen an Cafétischen

Mittagessen Crowdfarming-Orangen – so sauer, dass sie mich verärgerten: Ich esse sehr ungern Dinge, die mir nicht schmecken, will allerdings auch nichts Essbares wegwerfen. Also schluckte ich die Stücke schnell und fast ungekaut. Außerdem (deutlich besser) Apfel, Pumpernickel mit Butter.

Emsiger Nachmittag, pünktlicher Feierabend. Auf dem Heimweg gönnte ich mir zwei Sträuße Tulpen, um das Wohnungswohnen am Wochenende zu verschönen. Daheim war gerade noch Zeit, diese Sträuße zu versorgen, dann brach ich mit Herrn Kaltmamsell Richtung Volkstheater auf: Wir waren schon zu einem Abendessen vor Vorstellung verabredet, im angeschlossenen Restaurant Schmock.

Ganzkörper-Spiegelselfie einer Frau mit kurzen weißen Haaren in einem grünen Kleid in A-Linie, das über ihren Knien endet, an den Füßen hat sie rote Glitzer-Mary-Janes in der Hand eine dunkle, bestickte Henkeltasche

Verbrezelung des Kleides.

Schräg fotografiertes Bronzetor in Sonnenlicht, oben eine Reihe wenig stilisierter nackter Kleinkinder, darunter Jugendstil-Geometrien

Detail an der Hauner’schen Kinderklinik.

Spaziergang durch herrlichen Frühling zum Volkstheater, dort freudiges Wiedersehen mit ganz alten Bekannten (an der Uni als Kollegen kennengelernt), Austausch von Neuigkeiten (es tauchen die ersten Enkelkinder auf, leider ist es auch die Zeit von Todesmeldungen aus dem früheren Kollegenkreis).

Das Theaterstück, zu dem wir verabredet waren: Eugène Ionesco, Die Nashörner.

Blick auf eine Theaterbühne durch zwei Zuschauerinnen hindurch, auf der Bühne eine weiße, kahle Hausfasade, davor eine grüne Fläche

Die Inszenierung gefiel mir gut: Wie ich schön öfter am Volkstheater erlebt hatte, sangen die Schauspieler*innen im mehrstimmigen Chor, es gab vor allem am Anfang großartig choreografierte Tanzeinlagen, ich war völlig fasziniert, wie gezielt und in drei Dimensionen der Bühnenraum genutzt wurde – zum Beispiel als im rechten Drittel ein Bühnenelement hochgefahren wurde, zu einer eigenen Bühne mit Brüstung wurde: Ein Büro. Darin spielten die Büroszenen, wie Tanzszenen choreografiert, der Text dazu wie ein Chorstück inszeniert – überhaupt eine ungemein präzise Inszenierung. Musik spielte eine große Rolle, die auffallende Lücke im Medienmix: Filmprojektion, ohne die ich schon sehr lange keine Inszenierung mehr gesehen hatte (mir fehlte sie überhaupt nicht).

Überrascht und fasziniert war ich, wie gut ich den Text des Stücks kannte – ich erinnerte mich vage, dass wir in der Schule absurdes Theater durchgenommen hatten, anscheinend sehr gründlich. Und im anschließenden Gespräch mit unserer fachkundigen Theaterbegleitung kamen wir drauf, dass in den späten 1980ern, frühen 1990ern die Werke des absurden Theaters besonders häufig auf die deutschsprachigen Bühnen gebracht worden waren.

Als politisches Statement fand ich die Inszenierung nicht unbedingt angelegt (auch das gibt es heute noch), ich sah eher das Thema Wahrnehmung in Abgleich mit Fakten in Abgleich mit Mehrheitsmeinung zu Wahrnehmung, sah eher das Spannungsfeld Individuum/Gesellschaft. Es bleibt ohne eindeutige Aussage viel in der Schwebe, sowohl im Stück als auch in der Inszenierung – das gefiel mir sehr gut.

Vor allem sah ich eine ausgesprochen vergnügliche Show, zu 90 Prozent unrealistisch gespielt (passend zum Text), meist auch komisch. Bühnenbild in Weiß und Neongrün in erster Linie funktional, der Knaller der Ausstattung: Die drei lebensgroßen Nashörner, die fürs Schlussbild auf die Bühne kamen und die ich umgehend haben wollte.

Erst der Rezension in der Süddeutschen (€) entnehme ich, dass es tatsächlich zur Inszenierung Merchandise im Foyer gegeben hätte – was ja perfekt zum Inhalt des Stückes passt. Gutes Theater, Empfehlung.

Auch die Dauer des Stücks von 1 Stunde 45 Minuten begrüßte ich, so kamen wir nicht zu spät nach Hause und ins Bett.

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 3. April 2025 – Sonnenknipserei

Freitag, 4. April 2025 um 6:38

Diesmal guter Schlaf, hätte aber länger dauern dürfen als bis Weckerklingeln.

Früher Morgen mit Haushaltsorga: Ab Freitag haben wir wieder einen Übernachtungsgast, das ging mit Vorbereitungen einher. Das zweifache Um-die-Ecke-Planen hatte zur Folge, dass ich mich mal wieder mehrfach energisch erinnern musste, dass gestern ERST DONNERSTAG war.

Als ich Herrn Kaltmamsell den Milchkaffee an den Schreibtisch brachte, begrüßte er mich mit “Aye, meine Blume” und wir mussten erstmal ziemlich lachen.
(Sag mir, dass du auf die 60 zugehst, ohne zu sagen, dass du auf die 60 zugehst.)

Ein weiterer Sonnentag brach an, als Höchsttemperatur waren 17 Grad angekündigt (für März mal dazwischen ok, finde ich) – ich wagte mich in Wolljanker über Bürobluse und ohne Handschuhe aus dem Haus.

Altbaustraße im Morgenlich vor blauem Himmel,kahle Bäume mit erstem Grün

Und ich trug eine neue Hose, die meine Mutter mir geschenkt hatte – da ich das Spiegel-Selfie vergessen hatte, bat ich (vorsichtshalber noch vor Postfach-Öffnen) eine Kollegin um ein Foto, um es der Schenkerin per WhatsApp zu senden.

Im Büro ging’s mit Hochdruck los: Konzentrationsjob untermalt von Querschüssen, mal sehen, welche Fehler mir später um die Ohren fliegen werden.

Erst nach zwölf kam ich raus auf einen Mittagscappuccino – nur schnell zu Nachbars, doch ich wusste, Mittagessen würde spät werden. Ich brauchte keine Jacke, draußen war es sonnig und mild.

Auf einer sonnenbeschienen weißen Tischfläche eine Tasse Cappuccino, eine kleine Vase aus hellblauem Glas

Mehr Hochdruckarbeit, zu Mittag gab es Orangen (na ja) und Pumpernickel mit Butter.

Der Nachmittag ging recht brutal weiter, es kamen Besprechungen dazu, in denen sich mehr Querschüsse ergaben.

Ergebnis: Zu eh spätem Feierabend war ich so erledigt, dass ich schier keine Energie zum Heimgehen hatte. Und das bei diesem sensationellen Wetter.

Als ich es endlich rausschaffte, freute ich mich aber doch an der Sonne, die eigentlich milde Luft durch Wind gekühlt. Direkter Weg über die Theresienwiese nach Hause.

In schräger Abendsonne vor blauem Himmel eine Altbaufassade, davor Magnolienbäume, im Vordergrund eine Figur in hellem Mantel, die sich über ein Handy beugt

Magnolienbaum von unten gegen Sonnenlicht und blauen Himmel aufgenommen

Große Magnolienparty an allen Straßen und Wegen meiner Route.

Zu Hause konnte ich Herrn Kaltmamsell gar nicht so richtig anjammern, den fand ich nämlich völlig erledigt auf dem Sofa liegend vor.

Ich wusste bereits, dass meine nächste Folge Yoga-Gymnastik eine besonders lange war (für die Adriene-Programme: 35 Minuten), darauf freute ich mich. War dann auch anstrengend und mit einer Mischung auf Kraft und Balance genau das Richtige gestern.

Während dessen kratzte Herr Kaltmamsell seine Energie zusammen und kochte ein weiteres wunderbares Abendessen: Aus dem Ernteanteil-Spinat wurde ein Gericht mit roter Paprika und Erdnussmus, serviert mit Couscous.

Auf gedecktem Tisch eine weite Pfanne mit Spinatblättern, Stücken roter Paprike und gerösteten Mandelblättern

Schmeckte wunderbar frisch. Nachtisch Fruchtgummi und Schokolade.

Sehr früh ins Bett zum Lesen, ich war SO müde.

§

Eine weitere Journalistin Ende 40 entdeckt die Wechseljahre, diesmal Stefanie de Velasco – und schreibt darüber von einem komplett anderen Planeten als meinem:
“Frauen, freut euch auf die Wechseljahre!”

These: Wie eine Frau sind durch oder nach den Wechseljahren fühlt, sagt mehr über ihr vorheriges Selbstgefühl aus als über ihr neues.

Genauso wenig wie mir heute gesagt wird, welch ein Gewinn das Ende der Reproduktivkraft, der monatlichen Blutungen, des Verhütungsstresses sein würde, das wohltuende Gefühl, nicht mehr nur ein Stück Fleisch zu sein, wenn ich mit meinen grauen Haaren und einem leichten Flaum über der Oberlippe an einer Bar stand und kurz wagte, den Blick schweifen zu lassen – plötzlich war ich ein Neutrum, einfach nur ein Mensch.

Hier ist sie wieder, die angebliche Unsichtbarkeit von Frauen jenseits der Fortpflanzbarkeit – die mir lediglich verrät, wie sehr sie sich bislang über sexuelle Attraktivität definiert hat. Nachtrag: oder definiert wurde.

De Velasco fragt:

Warum erfährt die Menopause eine solche Abwertung?

Bitte wie? Auf meinem Planeten nicht, ich würde mich gerne mit ihr über ihre offensichtlich toxische Kultur austauschen.

Hitzewallungen (…) könne man auch unter diesem Gesichtspunkt sehen, “als inneren Energieschub, der danach verlangt, gezielt genutzt zu werden”.

Ich beglückwünsche Autorin und Zitierte, offensichtlich nie die Glutattacken dreimal pro Stunde erlebt zu haben, wie sie mich beutelten. Wo ich de Velasco allerdings recht gebe: Perimenopausale und menopausale Frauen dürften gerne auch in der Fiktion vorkommen – man könnte zumindest Doris Dörries TV-Minisserie Klimawechsel von 2010 (!) nochmal zeigen / in die Mediathek stellen.

Die Wechseljahre verlaufen so individuell wie die Pubertät, keine Frau sollte ihren Verlauf für repräsentativ halten – selbst wenn sie Journalistin ist, sogar wenn sie gynäkologischen Fachhintergrund hat. Letzthin unterhielt ich mit einer Betroffenen mit ersten Symptomen: Sie erzählte, dass sie eine Menopausen-Sprechstunde wahrgenommen habe, wie sie wohl in Großstädten angeboten werden – um ihre persönlichen Begleiterscheinungen von einer Spezialistin einordnen zu lassen und sich zu informieren. Das klang sehr vernünftig.

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 2. April 2025 – Arbeitstag mit Sonne und steigender Wärme

Donnerstag, 3. April 2025 um 6:22

Wieder eine nur mittelgute Nacht: Nach Aufwachen kurz nach eins schlief ich lange nicht wieder ein, und dann wurde ich zu früh von Phantomweckerklingeln geweckt – Wecker klingelte, doch als ich mein Handy zum Ausschalten in die Hand nahm, zeigte es 5:10 Uhr an und rührte sich nicht.

Es wurde wunderbar hell hell: Nur leicht diesiger Sonnenschein. Doch beim Verlassen des Hauses sah ich wieder Frost auf den Autoscheiben und -dächern.

Im Büro geordnetes Arbeiten, während das Wetter draußen schön blieb. Mittagscappuccino im Westenend, Rückweg mit offenem Mantel.

Nochmal eine Runde körperliche Arbeit, jetzt ist aber wieder Ruhe.

Leicht erhöhter Blick auf ein begrüntes Zwischendach mit Rasen und Büscheln Mininarzissen, dahinter ein Klaskasten, dahinter sonnenbeschienene Spitzen entfernter Hochhäuser und wolkiger Himmel

Dachgarten (die verzerrten Linien der Handyfotos machen mich noch wahnsinnig, das kriege ich in der Bearbeitung nie geradegerückt)

Zu Mittag gab es viel Karottensalat (aber nicht zu viel: nach der einen oder anderen Eskalation habe ich derzeit mal wieder dringend vor, der Überfressung entgegenzuwirken – nach der es mir ja immer schlecht geht), zwei saure, kernige Winzel-Crowdfarming-Orangen – vielleicht sind das einfach Saftorangen.

Pünktlicher Feierabend, um ein bisschen von dem herrlichen Wetter zu haben. Auf dem Heimweg war es sonnig, doch jahreszeitlich angemessen frisch. Umweg über Innenstadteinkäufe.

In der sonnendurchfluteten (weil Bäume noch kahl und kein Schutz) Wohnung Häuslichkeiten und Pediküre (gna), bevor ich eine Einheit Yoga-Gymnastik durfte – angenehm.

Herr Kaltmamsell verbrachte den Abend beruflich aushäusig, ich musste mir selbst Abendessen verschaffen – und brachte die abgelaufene Dose Erbseneintopf weg, die wir zu Pandemiezeiten als Teil der Notration beschafft hatten, für den Fall, dass wir beide gleichzeitig von Corona erwischt würden und uns mit Hausbestand behelfen müssten. Sie sah auch ein Jahr übers Mindesthaltbarkeitsdatum äußerlich perfekt aus, roch innerlich appetitlich. Schmeckte gut, jetzt sollte alle Notration aufgebraucht sein. (Jajaja, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rät zu einem ständig aktualisierten Notvorrat, aber dazu bringe ich mich einfach nicht.) Nachtisch Colorado und Schokolade.

Sehr früh ins Bett zum Lesen, ich war elend müde. Beim letzten Blick aufs Handy noch eine sehr traurige Nachricht auf instagram: Jemand hatte ihre Mutter verloren. (Auch deshalb gehe ich da nicht weg: Von manchen Menschen, denen ich in den vergangenen Jahrzehnten im Internet mal näher stand, dann wieder durch Lebensphasen entfernter, bekomme ich nur hier etwas mit – wie man halt bei Internetverbindungen Dinge mitbekommt. Mein Internet ist Menschen.)

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 1. April 2025 – Negronis und Pizza

Mittwoch, 2. April 2025 um 6:21

Einmal die Nacht aufzuwachen, z.B. für Klogang, ist völlig ok. In den vergangenen Monaten wurden regelmäßig zweimal daraus, immer noch keine echte Störung. Aber bei dreimal, wie das langsam üblich wird, habe ich nicht mehr das Gefühl, wirklich gut geschlafen zu haben.

Entsprechend müde war ich beim Wecken. Das Draußen wieder düster und kalt, auf dem Weg in die Arbeit ein paar Regentropfen.

Eine erblühende Magnolie in düsterem Licht, links davon die Wand einer hellen Villa, im Hintergrund ein modernes Bürogebäude, rechts eine ergrünende Trauerweide

Fürs Büro war ich gestern etwas zu warm angezogen – was ich nicht vorhersehen konnte: Im Schnitt zweimal im Monat bin ich nicht autark, was die Raumtemperatur angeht, wann weiß ich allerdings vorher nicht.

Das Wetter schaltete nochmal auf richtig greislich, zu meinem Mittagscappuccino jenseits des Heimeranplatzes nahm ich einen Schirm mit – und benötigte ihn auf halbem Weg.

Blick von innen auf ein bemaltes Schaufenster, unten auf der Fensterbank eine Tasse Cappuccino

Aber guter Cappuccino an Kunst.

Zurück im Büro wieder ein recht körperlicher Job, viel Hebens und Schleppens – diesmal dachte ich aber daran, den Magen dafür leer zu lassen. Erst danach Mittagessen: Selbstgebackenes Brot (auch an Tag 4 nach Backen noch saftig), vorgeschnittene Orangen – Montag war die letzte Kiste Crowdfarming-Orangen der Saison eingetroffen, diesmal mit kleinen Früchten, darin viele Kerne, Geschmack nicht sehr süß.

Nicht zu später Feierabend, ich war zum Auswärts-Abendessen mit Herrn Kaltmamsell verabredet. Kurze Drogerie-Einkäufe, daheim Brotzeitvorbereitung (nochmal Karottensalat).

Das Auswärts war eine Pizza – in einer Pizzeria-Empfehlung von auswärtigem Besuch: Pizza Studio bei der Münchner Freiheit.

Die Weine, auf die das Lokal so stolz ist, gab es nur flaschenweise (die glasweisen auf der Karte lediglich generisch bezeichnet), also bestellten wir von der Negroni-Karte beide Kirsch-Negronis.

Auf einem Tisch zwei Teller mit runden Pizzen, daneben Wassergläser, eine kleine Schüssel Salat

Gute Pizza (ich hatte eine Capricciosa), bessere Negronis.

Wir erzählten einander: Herr Kaltmamsell mir gestrige Unterrichtserlebnisse, ich berichtete, womit mein Hirn sich absurderweise letzthin beschäftigt, außerdem gestand ich meinen Osterwunsch – ein riesiges Schokoladenei von Venchi.

Als wir heimkamen, hörten wir Stimmen in der Wohnung: Der Fernseher war an. Wir waren sehr sicher, dass er beim Verlassen der Wohnung ausgeschaltet war, schließlich hatte niemand ferngesehen, und wunderten uns.

Im Bett begann ich die nächste Lektüre: Von der bislang geschätzten Sigrid Nunez The last of her kind, der Roman nahm mich mit in ein US-Frauen-College der 1960er.

§

Schöne Dinge: Straßenlöcher mit Mosaik gefüllt.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 31. März 2025 – Mehr übers Hausbesetzen in Utrecht

Dienstag, 1. April 2025 um 6:26

Eine weitere eher unruhige Nacht, zumindest waren die Arbeitsgedanken nur da, quälten mich aber nicht.

Das Draußen düster und kalt, auf dem Weg in die Arbeit war ich froh um Handschuhe.

Diesmal hoffte ich sogar, dass bestimmte Schnittstellen am Wochenende gearbeitet haben würden, um selbst voranzukommen – war nur zum Teil so. Doch eine Lösung meines derzeit akutesten Problems zeichnete sich ab.

Regen, Hagel- und Graupelschauer. Für meinen Mittagscappuccino ging ich nur rüber zu Nachbars. Doch als ich anschließend noch zu einem Briefkasten lief, riss der Himmel auf, ich marschierte doch noch eine Runde, genoss Luft und Bewegung.

Später gab es zu Mittag selbstgebackenes Brot, Hüttenkäse.

Nachmittags wurde meine Arbeit vorübergehend physischer – ein bisschen zu kurz nach dem Essen für Mühelosigkeit.

Zahlreiche Emsigkeiten bis zum Feierabend. Auf dem Heimweg über Lebensmitteleinkäufe war es zapfig kalt.

Daheim erstmal Tüchtigkeiten: Wäsche aufhängen, Blumen gießen. Nach Yoga-Gymnastik in die Küche: Als Abendessen verwertete ich die (winzigen) Ernteanteil-Kartoffeln und servierte sie mit Chicoree in Currysahne. Nachtisch Schokolade.

Buchtitel mit Foto eines unaufgeräumtene Zimmers und der Beschriftung

Im Bett las ich Markus Pfeifers Novelle Springweg brennt aus. Ich hatte nicht nur vor vielen Jahren die ursprüngliche Geschichte vom Hausbesetzen in seinem Blog gelesen – wie so oft und bis heute beim Bloglesen gefesselt und fasziniert vom Einblick aus erster Hand in mir völlig fremde Welten (zu der erzählten Zeit, 1995, schloss ich gerade in Augsburg im allerbravsten Leben mein Studium der Englischen Literaturwissenschaft ab und träumte von einem akademischen Lebenslauf). Sondern ich hatte in den vergangenen Monaten übers Lesen von Meks Blog auch die Entstehung der Langversion mitverfolgt, zu der Mek seine freie Zeit zwischen zwei Jobs nutzte.

Jetzt also mehr Hausbesetzen, mehr Utrecht (zu dem ich nach einem Besuch vor sechs Jahren Bilder im Kopf hatte), mit dem Abstand vieler Jahre, aber weiterhin liebevoll geschildert. Es geht um die damalige Stadtpolitik, die verschiedenen Menschen und unterschiedlichen Motivationen für ein Leben ein wenig, aber gar nicht so sehr neben der Mainstream-Gesellschaft. Und um die ganz konkreten Modalitäten und Abläufe beim Hausbesetzen Mitte der 1990er in den Niederlanden. Das las ich alles sehr gerne – und da ich Meks Lebenslauf aus seinem Blog ein wenig kenne, las ich in meinem Kopf sogar einen ganzen Roman mit Nebenhandlungen mit, die aus seiner Herkunft aus einem ladinischen Tal in Südtirol bestanden, vielleicht sogar in einer Gegenwartsebene seines jetzigen Lebens als Ehemann, Hundebesitzer, Computer-/Webfachmann in Berlin.

§

Einfach so, weil ich kann und weil ich Kate McKinnon großartig finde: 5 Minuten SNL-Schnipsel mit ihr.

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https://youtu.be/eX8a-FhTDAk?si=D1M8jcvLENmn3mtl

die Kaltmamsell

Lieblings-Breviloquia* März 2025

Montag, 31. März 2025 um 17:09

Zerscht Mastodon:

Auch auf Bluesky las ich März:

* Warum Breviloqia müssen Sie im Feburar nachlesen.

die Kaltmamsell